Beiträge von PeterP





    Ich möchte hier einen Neuzugang vorstellen. Die Einspielung
    Airs et psaumes von Claude Le Jeune (1530-1600) interpretiert
    von Claudine Ansermet und Paolo Cherici. Paolo Cherici, einer
    der besten zeitgenössischen Lautenisten, mit langjähriger
    Erfahrung auf der Laute, transkribiert die Vokalpolyphonie der
    Chansons von Le Jeune wunderbar auf die Laute.


    Die Sopranistin Claudine Ansermet zählt ebenso zu den
    hervorragenden Sängerinnen, die sich auf Renaissance- und
    Frühbarockmusik spezialisiert hat. Ihre Teilnahme bei vielen
    hochkarätigen Ensembles sprechen dafür.


    Ich finde, dass ihre Stimme wunderbar zu meiner persönlichen
    Vorstellung von der Musik der Höfe Frankreichs in der Renaissance
    passt. In der französischen Schweiz geboren, dürfte sie wohl
    seit früher Kindheit Französisch sprechen. Ihre Aussprache
    bei den Airs von Le Jeune wirken für mich sehr authentisch.


    CLAUDE LE JEUNE
    Der bekennende Hugenotte Claude Le Jeune war zu seiner Zeit
    einer der angesagtesten Komponisten am französichen Hof. Er
    komponierte sowohl sakrale als auch weltliche und höfiische,
    konzertante Muski. Seine interessante Zusammenarbeit mit dem
    katholischen Hofdichter Antoine de Baif bildete einen fruchtbaren
    Nährboden für eine besondere Gattung der französischen Konzertmusik,
    deren Poesie sich besonders an die Dichtkunst der Antike orientiert.
    Der König von Frankreich war seinerzeit der Ansicht, dass die Musik
    den Umgang zwischen den Menschen untereinander verbessern würde.
    Typisch war das reimfreie Versmaß, Ausnahmen gibt es, und die
    spezielle Betonung der Silben in Zeitlängen. Diese enge
    Verbindung und geregelte Verbindung zwischen Poesie und Musik
    stellt eine Besonderheit in den französischen Chansons dar.
    Dieser Stil ist sehr auffällig und ich habe ihn eigentlich noch
    nie bei einer Interpretation von Renaissacemusik mit der
    "häuslichen" Zusammenstellung Stimme und Laute, in einer
    ähnlichen Form gehört.


    Paolo Cherici spielt die Laute sehr klar, aber zart und
    besonders gefühlvoll. Ob das nun an der Aufnahme liegt oder
    am Klangcharakter der Laute kann ich nicht sagen. Aber persönlich
    finde ich es sehr toll, weil ich das Traktieren einer Laute
    grundsätzlich weniger mag.


    Viel Vergnügen!

    Hallo zweiterbass,


    vielen, vielen Dank für diese Empfehlung! Kommt auf meinen Wunschzettel für das Christkind. Toll finde ich, dass die Gesangsklassiker ebenfalls instrumental sind / bleiben. Ich freue mich schon auf deine Bewertung bzgl. der zweiten CD. Der erste Eindruck über JPC ist gut und Jose Miguel Moreno ist ohnehin ein Garant für hochqualitatives Lautenspiel! :thumbsup: Muss eine wunderbare CD sein für gemütliche Stunden.

    hallo,


    ich bin gerade von einer mehrwöchigen reise zurück (Asturien, Galicien) und habe diese entdeckung gemacht.
    es handelt sich aber im moment nicht um eine vorstellung einer einspielung, sondern um einen besonderen
    wein. dieser wein stammt von einer der besten weissweinregionen europas und wurde zu ehren von
    martin codax kreiert. auf der vorderseite sieht man den originaltext einer strophe aus dem Cantiga d'amigo.


    auf der rückseite die spanische übersetzung. auch der korken zeigt noten und ein siegel zeigt eine alte illustration
    mit einem lautenspieler. die flasche ist so wunderbar gestaltet, der wein schmeckt sehr gut und deswegen
    dachte ich mir, dass nichts dabei wäre, wenn dieser eine beitrag nur am rande mit diesem thread zu tun hat. :whistling:


    ich habe mir ein paar einspielungen zugelegt und werde sie zu gegebener zeit vorstellen.



    grüße! peter



    BILDLINKS:



    https://www.dropbox.com/s/ofc7gsvzrjzqamf/wein01.jpg


    https://www.dropbox.com/s/312lzri5zdqs95w/wein02.jpg


    https://www.dropbox.com/s/cm0c33pwk0axg9n/Wein03.jpg


    https://www.dropbox.com/s/801kcizkkqrq2ll/Wein04.jpg

    Eine sehr gute Einspielung, aber nicht ganz günstig, ist das Spanische Album mit Nuria Rial. Nuria Rial ist eine der ganz großen Sopranistinen mit Fokus auf Renaissance- und Frühbarockmusik und zusammen mit José Miguel Moreno auf der Vihuela und der Renaissance Gitarre, hat sie ein tolles Doppelalbum veröffentlicht. Auf CD 1 sind Lieder von Alonso Mudarra, Diego Pisador, Miguel de Fuenllana, Esteban Daca, Juan Vasquez (meine größte Bewunderung für seine Musik!), Mateo Flecha, Cristobal de Morales und Enrique de Valderrabano. Auf der zweiten zu den bereits angeführten Komponisten noch Luys de Narvaez, Jacobus Arcadelt und Juan Aranes. Mir gefällt das Album so sehr, weil ich erstens lieber Duos höre anstatt größerer Ensembles mit vielen Singstimmen und weil es so einfach intim, klar und gefühlvoll ist. Die beiden Künstler sind in der Alten Musik ohnehin für ihre Kunst bekannt und dazu muss nicht viel gesagt werden.
    :whistling:

    hallo gombert!


    es wäre schön, wenn du diesen thread noch vervollständigen würdest, indem du mit elisabeth, der letzten herrscherin des hauses tudor, abschließen würdest. ich bin mir sicher, dass du viel zu erzählen hast, beispiele bringen kannst und vor allem cd empfehlungen dazu. zudem würdest du den bereits vorhandenen elisabeth thread vertiefen. das zeitalter von elisabeth ist ja kammermusikalisch eines der interessantesten und vielleicht sogar eines der wichtigsten in der musikentwicklung weltweit, ausgehend von der großen bedeutung der tanzmusik zu dieser zeit. viele komponisten zur zeit elisabeths haben tanzmusik und kirchenmusik zugleich komponiert. das bedeutende dabei war, dass kirchenmusik von den elementen der tanzmusik profitiert hat und umgekehrt ebenso.


    zur zeit elisabeth gab es nicht mehr diese strenge trennung wie noch zu zeiten ihres vaters, der, wie du schon angeführt hast, ein großer förderer der sakralen musik war. man kann annehmen, dass noch zu zeiten heinrichs des achten, basierend auf das hochmittelalter, drei grobe richtungen zu finden sind. die kompositorische oberliga kirchenmusik, die musik an den höfen und die musik des einfachen volkes. bei elisabeth hat aber eine art vereinigung stattgefunden, indem die verschiedenen bevölkerungsschichten etwas näher zusammengerückt sind bzw. auch neue wohlhabende schichten dazugekommen, die selbst musiziert haben, musik genossen haben
    und auch verbreitet haben. elisabeth hat aufgrund der spanischen niederlage und aufgrund ihrer weltweiten expansionen ein neues, einheitliches england geschaffen, das eben auch kulturell gesehen und innerpolitisch nicht mehr in ganzstreng getrennte lager getrennt war, mit ausnahme der kluft zwischen katholiken und den anhängern der angklikanischen kirche. dass kirchenmusik/motetten elemente in der tanzmusik (auch gesang) zu finden sind, beweisen beispielsweise große komponisten wie morley, byrd oder blankes. tanzmusik und popularmusik der renaissance und des frühbarocks waren jetzt nicht mehr nur einfache, rythmische tanzstücke, zu denen man
    "abgegangen" ist. man beachte nur dowland oder anthony holborne, die aufgrund dieser neuen kompositionstechniken, ausgehend von einer art verschmelzung der einst verschiedenen lager, kunstvolle, komplexe, polyphone popularmusik geschrieben haben.


    danke für deine sehr interessanten beiträge! :)

    Philip van Wilder war ein flämischer Komponist und vermutlich ein herausragender Lautenspieler in der Renaissance. Seit Geburtsdatum ist unbekannt und gestorben ist er Anfang-Mitte der 1550iger Jahre in London. Seit Mitte der 1520iger Jahre war er am Hof von König Heinrich VIII angestellt und soll auch ein beträchtliches, jährliches Einkommen von Heinrich, für seine Dienste, erhalten haben. Ende der 1520iger Jahre war er Mitglied der Musiker der Privy Chamber, der königlichen Privatbereiche, wo unter anderem hohe Adelige dem Königspaar ihre Dienste zur Verfügung stellen durften / mussten. 1529 erhielt Philip van Wilder die Ehre die spätere Königin Mary, Tochter von Heinrich und Katharina von Aragón, im Lautenspiel zu unterrichten sowie auch Edward VI, Sohn von Heinrich VIII und Jane Seymour. Sein knappes, erhaltenes musikalisches Werk umfasst Lieder, Kirchenmusik, Motetten, Psalmen und Solo-Lautenstücke.


    Philip van Wilder ist ein Beispiel eines Musiker zur Zeit Heinrichs, der, wie viele andere ausländische Komponisten am Hofe angestellt, nicht nur tanzorientierte Musik komponiert hat sondern auch komplexere, geistliche Werke und Psalmlieder. Philip van Wilder wurde später auch Gentlemen of the Privy Chamber, offizieller Bewohner von Englang und erhielt auch ein Wappen.



    Leider gibt es nicht viele Interpretaionen im Internet und leider habe ich, bis auf ein einziges Mal, noch kein Stück von Philip van Wilder auf einem Alte Musik Konzert hören können. Auf JPC gibt es eine Einspielung, die vielversprechend klingt. Interessant finde ich, dass es von einem Komponisten mit so einem Lebenslauf, so wenig neue Interpretationen gibt!? Vielleicht hat jemand einen Tipp hinsichtlich einer Einspielung? :whistling:



    Rückgreifend soll erwähnt werden, dass typisch für die Zeit am Hofe Heinrichs, eine Musik war, die als knapp und melodisch bezeichnet werden kann . Die Musik, die außerhalb oder am Hof Heinrichs komponiert wurde, war eine Musik, die auch außerhalb im ganzen Königreich gespielt wurde. Schon allein die Stücke, die Heinrich selbst komponiert hat, zeugen dafür, dass Heinrich einen volkstümlichen Stil bevorzugt hat, was aber nicht heißen soll, dass die Werke des Königs aus musikalischer Sicht einfältig waren, im Gegenteil. Der größte Teil der Kompositionen am Hofe waren Tanzstücke und Tänze, die auch dafür zeugen, dass die Hofkultur, zumindest in der frühen Regierungsjahren, in erster Linie auf Spaß, Freude und Feste feiern ausgerichtet war. Die meisten Tanzstücke waren melodisch einfach, akkordisch geprägt und rythmisch klar. Die teils einfache Musik des Spätmittelalters und des gewöhnlichen Volkes, wurde am Hofe Heinrichs adaptiert und neu interpretiert.


    (Anmerkung: Wäre wohl John Dowland 50 Jahre früher geboren, wäre er wohl mit seiner Musik bei Heinrich Hof-Lautenist geworden.)


    Die jungen Adeligen sowie auch Heinrich legten viel mehr Wert auf eine beschwingte Leichtigkeit in der Musik und weniger Wert auf die damalige, schon vorherrschenden, teils komplexen Kompostionstechniken des Kontrapunktes, welche beispielsweise die Gelehrten der Klöster studierten. Eine beschwingt, leichte Musik darf aber auch nicht abwertend gesehen werden, denn unter den unzähligen Arten der Tanzmusik, gibt es viele Formen der Instrumentalmusik, die auch heute sehr interessant sind, technisch anspruchsvoll zu spielen sind. Darunter wären Tanzformen wie »domp«, »basse danses«, »hornpype«, »canary«, oder »contredanse« und viele weitere Formen, die als Vorläufer bekannter, künftiger Tänze im Frühbarock und Barock gesehen werden können. Diese leichte Tanzmusik wurde zum Teil von Musikern geschaffen, die am Tudor Hof tätig waren. Bedeutende Komponisten, die zugleich hochkomplexe, geistliche Werke komponiert haben. Beispiele wären William Cornyshe oder Thomas Tallis. Viele Tanzrichtungen, die am Hofe der Tudors entstanden sind, haben Einflüsse aus Italien, Spanien und Frankreich, sind aber von Wesen stark vom englischen Typ geprägt; was ganz klar auf Heinrich VIII zurückzuführen ist. England war zur Zeit Heinrichs musikalisch aber keineswegs isoliert, denn die Musik von Komponisten (Heinrich Isaac, Johannes Ockeghem, Johannes Tinctoris, Vincenzo Capirola, Francesco da Milano, ...) am Festland, war in der Consort Musik am Hofe nicht unbekannt.

    Untertitel des Konzertes im Flötenhof / Bayern: Das kulturelle und musische Leben bei Hofe im Spätmittelalter und Renaissance


    Am Freitag bin ich extra von Wien zum Konzertsaal Flötenhof in Ebenhofen / Bayern, um die Sopranistin Valeria Mignaco und den Lautenisten Alfonso Marin spielen zu hören. Die beiden Musiker haben sich schon während ihres Studiums mit der Musik der Renaissance und des Frühbarocks auseinandergesetzt und das mit großem Erfolg. Der Verein Flötenhof wird von Christina und Herbert Paetzold geführt und im Rahmen der Vereintätigkeit treten seit 30 Jahren schon hochrangige Musiker der Alten Musik auf. Ich war ganz verwundert, als ich im Konzertsaal das Plakat gesehen, wo alle bisherigen Ensembles, die jemals aufgetreten sind, verzeichnet sind. Christina Paetzold ist Flötistin, Lehrerin und Mitglied von so einigen namhaften Ensembles für Alte Musik und zu den Paetzold Flöten muss man nicht viel sagen.


    Das Konzert hat in einem kleinen Rahmen stattgefunden und war einfach top und ergreifend! Das Konzert war in zwei Teile aufgeteilt, zu je 45 Minuten mit Pause. Im ersten Teil wurden Stücke der Renaissance aufgeführt. Werke von Komponisten wie Josquin des Prez, Adrian Le Roy, Claudin de Sermisy, Philip van Wilder und ein paar anonyme Komponisten. Im zweiten Teile wurden Lieder von Clemens non Papa, Pierre Guédron, Antoine Boesset, Du Bailly, Robert Ballard, ..., also Werke des Frühbarocks, gespielt. Das Repertoire von Valeria Mignaco ist vielfältig, ihre Performance großartig. Mich hat bisher keine Sopranistin mit so einem Repertoire an Alter Musik mehr ergriffen als sie. Sie schafft es auch einen positiven Kontakt zum Publikum aufzubauen und es scheint so, als wäre die Musik der Renaissance ihre große Leidenschaft. Während der Lieder wird immer Hintergrundwissen vermittelt und die Bedeutungen und die Inhalte der Lieder oft erklärt. Valeria Mignaco beherrscht die Kunst, sich zu 100 % in die Aussagen hineinzuversetzen und lebt die Lieder förmlich. Alfonso Marin auf der Laute ist für mich technisch ebenso einer von den ganz Großen. Seine gefühlvolle und doch bunte Intonation muss man gehört haben. Beide Musiker sind obendrein sehr locker und sehr sympathisch. Auf jeden Fall war das Konzert die 5 Stunden Fahrt wert!


    Der zweite Teil war natürlich ebenso gelungen, jedoch mag ich persönlich lieber die Lieder der Renaissance als die Übergangszeit zum Barock. Die Laute nimmt mehr Begleitungscharakter ein und tritt leicht in den Hintergrund, was bei den Liedern der Renaissance anders zu sein scheint. Das Akkordspiel tritt vermehrt auf und diese klassischen Soloeinlagen der Renaissance fehlen zum Teil.


    Freunde der Alten Musik und im speziellen der Renaissancemusik sollten auf jeden Fall regelmäßig die Website des Flötenhofs besuchen. Würde ich in der Nähe von München wohnen, wäre ich wohl Mitglied im Verein :)


    Interessant auch für Wochenendausflügler ist, dass die Paetzolds im Flötenhof auch noch eine Pension, eine Flötenwerkstatt im kleinen Rahmen haben und einen Musikhandel. Herr Paetzold ist mittlerweile schon im Ruhestand, aber das Handwerken an Flöten, Geigen, Lauten, Rebecs, ... kann er wohl nicht ganz lassen.

    @ moderato: danke für den tipp. muss ich mir wohl zulegen. schon wieder eine neue cd :S


    dass mit der laute ist so eine sache. ich habe in der zwischenzeit eine rebec gebaut, weil
    die einfacher ist. die rebec hat auch reine darmsaiten, was das stimmen sehr erschwert.


    bei der laute habe ich bereits die decke aus tiroler fichte ziemlich fertig und arbeite
    (zeichnerisch) derzeit an der rosette. wirbelkasten und steg sind fertig, also grob fertig. der
    korpus bzw. die muschel ist noch nicht einmal im ansatz fertig. ich habe die genauen maße
    vom kunsthistorischen museum in wien, aber mich noch nicht herangewagt. ich weiß
    nicht genau, wie ich die späne zusammenfüge und erste versuche sind leider daneben gegangen.
    ich werde mir demnächt ein buch kaufen, wo der arbeitsprozess genau beschrieben ist.


    ich hoffe, dass ich sie dieses jahr endlich fertigstellen kann. es happert wie immer nur an
    der zeit. am esstisch arbeiten ist auch nicht so das wahre, die familienmitglieder freut es
    auch nicht unbedingt, wenn holzstaub durch die gegend fliegt. der knochenleim riecht
    auch nicht wie ein rosenduft. :D


    noch viel arbeit, aber mal sehen!

    hallo,


    ich möchte einen neuzugang vorstellen, den ich als sehr gelungen empfinde.


    »john dowland / lachrimae«.


    auf der cd sind lautenlieder und solostück gemischt aufgezeichnet, die zu den
    bekanntesten ohrwürmern von dowland zählen. ich glaube, dass die produzenten
    vorher die »clicks« der dowland lieder auf youtube analysiert haben :) und
    dementsprechend ausgewählt haben.


    thomas dunford, der junge, aufstrebende lautenist der gegenwart zupft
    die laute wunderbar, teils sanft gefühlvoll und teils flott mit esprit. das tolle an der
    aufzeichnung ist, dass die lautenlieder nicht wie meistens durch solostimme
    mit lautenbegleitung zu hören sind sondern, dass die lieder vierstimmig
    gesungen werden.


    eine aufführungspraxis, die gerade in der renaissance und vor allem bei
    john dowland erst / einst üblich war. als großer dowland fan bin ich von
    dieser cd wirklich begeistert, da alle bisherigen alben lediglich auf laute und
    solostimme begrenzt sind. ich finde, dass die sänger sehr gut harmonieren
    und der gesang der stimmen gut ausbalanciert sind. auch die laute
    verschwindet nicht hinter einen stimmenvorhang. ab und zu hab ich
    das gefühl, dass die männliche basstimme nicht immer gut dazu passt bzw.
    sich ins stimmengefüge gut eingliedert. wobei ich dazu sagen muss,
    dass ich dbzgl. wenig ahnung habe.


    besonders interessant ist, dass track nr. 14 »the frog galliard« ist;
    eine bekannte galliarde von dowland und ein eher peppiges tanzlied
    und track nr. 15 das sehr traurige und bekannte lautenlied
    »now, o now, i needs must part«, dessen kern gerade auf


    »the frog galliard« basiert.



    laute = thomas dunford
    sopran = ruby hughes, die junge, talentierte, englische sopranistin, die
    schon in vielen renommierten ensembles gesungen hat, wie z,b auch
    unter der leitung von daniel reuss oder capella amsterdam.


    tenor = paul agnew, ebenso ein bekannter tenor mit vielen aufzeichnungen.
    tenor = reinoud van mechelen
    bass = alain buet


    ich glaube, dass die einspielung relativ neu ist und ins regal von jedem
    dowland fan gehört.


    viel vergnügen!



    hallo zweiterbass,


    danke für deine sicht auf die lieder. etwas hintergrundinformation und passend, ein zitat aus "die musikwelt des mittelalters"
    von bernhard morbach.


    die cantigas de amigo repräsentieren eine besondere gattung der lyrik, deren ursprünge in der arabischen dichtkunst
    zu suchen sind. es sind "frauenlieder", gedichtet und gesungen von einem mann! er (martin codax) hat sich zur aufgabe
    gemacht, die gefühle einer geliebten auszudrücken, die ihrem freund, der in der ferne weilt, voller sehnsucht entgegen
    singt. ... die übertragung der cantigas de amigo in moderne notation gestaltet sich sehr problematisch, besonders wenn
    man sich entscheidert, die melodien mit einer bestimmten taktart zu "synchronisieren". das bedeutet, dass die interpretation
    in keinem fall als historisch einwandfrei gesehen werden kann.


    dass die oud hart angeschlagen wird, finde ich persönlich nicht uninteressant. eventuell eine bezug zum orient des
    interpreten und zugleich ein kontrast zur eher weicheren spieltechnik der laute.


    liebe grüße, peter

    hallo zweiterbass,


    dass mit dem meeresrauschen hat mich anfangs auch irritiert. hat etwas von diesen meditationsklängen, leider. vielleicht haben sie das meeresrauschen mit instrumenten produziert, wäre dann wieder toll. :)


    ich war auch schon öfter in santiago de compostela und gegend und ebenso nicht als pilger. mich fasziniert die gegend sehr. gerne würde ich einmal irland bereisen, nur war mir das immer zu teuer und galicien kostet halt die hälfte und soll landschaftlich ähnlich sein. wie du schon bemerkt hast, ist die musik in galicien der irischen musik sehr ähnlich. immerhin gibt es eine verwandschaft zu irland. die kelten waren in galicien stark vertreten. die teils sehr gut erhaltenen castros (keltensiedlungen), darunter die tollste castro de barona, zeugen von der keltischen vergangenheit im äußersten nw von spanien.


    ich freue mich auf eine analyse von dir :)


    liebe grüße, peter

    Ich wünsche allen Taminos und Taminas frohe Weihnachten und bis bald im neuen Jahr!
    Bald kommt das Christkind und ich hoffe, dass es bei JPC Musik für mich dabei hat. :)


    Grüße, PeterP


    Zitat

    Ich bin mir nicht sicher, ob es die hier abgebildete Doppel CD tatsächlich noch gibt - im jpc Angebot scheint sie noch auf - aber was will das schon besagen.


    Hallo Alfred, Danke für den Tipp! Hab mir die CD gerade über JPC zugelegt. Die weihnachtliche Zeit ist jetzt auch perfekt dafür geeignet um mittelalterliche Musik zu genießen. :thumbsup: Schöne Weihnachten! Peter

    Hallo,


    eine empfehlenswerte CD mit einem lustigen Titel. TANZMUSIK / Disco um 1600.



    Es handelt sich hierbei um einen Sampler mit verschiedenen Instrumentalwerken diverser
    Komponisten (Praetorius, Holborne, Susato, Mainerio, Haussmann, Widmann, ...) der
    Renaissance. Die Tanzstücke mit ganz schön Esprit werden von hochkarätigen Ensembles
    interpretiert.


    Eine CD, die man sich gern einmal im Auto anhört, als Tafelmusik nutzt oder einfach
    zwischendurch einlegt, während man sich vorstellt, man wäre am Hofe der Tudors und
    würde dem tanzenden Adel zusehen.


    Die Interpretationen sind meiner Meinung nach top, aber eine moderne Perfektion in der
    historischen Aufführung ist hörbar. Ob das jetzt historisch korrekt ist, wird man
    wohl nie erfahren, aber was solls. Ganz faszinierend finde ich bei einigen Stücken das
    stark hörbare Krummhorn. Das Instrument klingt für mich einfach nur roh, hat aber
    Witz. Das Krummhorn soll ja seinerzeit ein trendiges Instrument gewesen sein und ich
    finde schade, dass es praktisch ausgestorben ist; vermutlich wegen seines geringen
    Tonumfanges.


    Bei knapp 8 Euro inklusive Versandkosten kann man nichts verhauen. 40 Stücke gibt es
    auf der CD, wobei klarerweise manche Melodien nicht einmal eine Minute dauern, was
    wiederum zeigt, dass diese Stücke eine Kernmelodien bilden, die damals sehr verziert
    wurden.


    Viel Vergnügen! Peter


    Liebe Taminos,


    ich möchte heute einen Neuzugang in meiner Sammlung Alter Musik vorstellen.


    Cantiga d'amigo von Martin Codax, eine besondere, einzigartige Form
    galicisch-portugiesischer, mittelalterlich-höfischer Lieder. Die Kunst der
    höfischen Lieder, ursprünglich gedichtet und komponiert von Troubadouren
    aus Südfrankreich, hat sich bekanntlich im Mittelalter über Nordfrankreich
    ausgebreitet und dann in ganz Europa. Aufgrund der Nähe zu Frankreich, der Pilgerwege
    nach Santiago de Compostela und weil viele Troubadoure wegen der Albingenser-Kreuzzüge
    nach Spanien geflohen sind, erreichte die Tradition der Troubadoure auch Spanien.


    Erhaltene Manuskripte, wie das Vindel oder das Sharrer Manuskript, geben einen
    Einblick in die höfische Dichtkunst des mittellalterlichen Galiciens und Portugals,
    die damals vereinte Regionen waren. Das Vindel Manuskript ist nur noch in Form
    eines einzelnen Blattes erhalten und beinhaltet die sieben Lieder mit Musikbegleitung
    von Martin Codax. Vier weitere und umfangreichere Manuskripte aus dieser Zeit
    geben einen Einblick, welche Instrumente damals verwendet wurden und dienen zugleich
    auch als Orientierung, wie die Musik früher gespielt wurde. Neben dem Gesang hört man
    Flöten, Mittelalter Fiedel, Cister, Oud (keine Laute) und ganz wichtig Trommelwerk.


    Hier ein Link zum Manuskript:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Martim_Codax


    Für mich ist diese Interpretation weniger eine Musik, die man nicht nur in den CD Player
    legt und genießt, sondern vielmehr ein Stück Musikgeschichte. Die Nähe


    Spaniens und Portugals zum arabischen Kulturkreis erkennt man Stil des Klanges der Instrumente,
    der Gesang ist leidvoll und traurig. Der wunderschöne Gesang erinnert mich ein wenig
    an den portugiesischen Fado, den ich in Lissabon ein paar Mal erleben durfte.


    In den Cantiga d'amigo geht es um ein junges Mädchen, das sich nach ihrem Geliebten sehnt,
    sitzend am Atlantik bei Vigo, wo sie auch dessen Rückkehr erwartet.


    Die Interpretation kann als "frei" bezeichnet werden, da man heute nicht mehr genau weiß,
    wie die Musiker damals ein Lied verziert haben. Man muss also den erfahrenen Musikern des
    Ensembles Fin Amor, die sich diesem Genre widmen, vertrauen und sich frei von Vorurteilen
    in das Mittelalter zurückversetzen lassen. Das Problem der nicht aufgezeichneten, musikalischen
    Ornamentik begleitet uns ja ohnehin auch in der Renaissance oder im Barock.



    Viel Vergnügen! :)



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    Zitat aus dem Booklet:
    The Vindel Manuscript is interesting in more ways than one. It not only provides us with
    one of the few known musical scores of cantigas de amigo, but by presenting them together,
    it also contributes to the notion of a cylce, which, if true, would be the first example in
    the history of music.



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    Zitat aus Wikipedia (http://de.wikipedia.org/wiki/Cantiga_de_amigo)
    Die inhaltlichen und formalen Elemente dieser Liedform, Wiederholungen und Parallelismen,
    sind von äußerster Schlichtheit. Die Strophen sind dreizeilig und oft unterscheidet sich ein
    Vers vom anderen nur in einem Wort. Die quälende Frage kehrt in der dritten Zeile als
    Kehrreim wieder und verstärkt so den Ausdruck unerfüllter Sehnsucht.


    Typisch für diese Dichtungsgattung ist die strophische Form des Leixa-pren:


    „Dem Leixa-pren als Prozess strophischer Artikulation kommt eine außerordentliche Bedeutung
    in der parallelistischen Konstruktion der galaeco-portugiesischen Schule zu, besonders in der
    stärker der volkstümlichen Tradition verbundenen Cantiga de amigo. Normalerweise operiert es
    auf einem Distichon mit Refrainzeile. Die zweite Strophe wiederholt den Text der ersten,
    außer den Reimwörtern, aufgrund einer Veränderung der Wortstellung oder durch synonymische
    Ersetzung; die dritte Strophe beginnt mit der Wiederholung des zweiten Verses der ersten und
    endet mit einem darauf reimenden neu geschaffenen, die vierte Strophe nimmt dieselbe Operation
    mit dem zweiten Vers der zweiten vor, und so fort, maximal acht Strophen lang, wobei jede
    Strophe sich auf den Refrain öffnet.“


    – Roman Jakobson: Poesie der Grammatik und Grammatik der Poesie. Sämtliche Gedichtanalysen.


    Diese formalen poetischen Kunstgriffe verleihen den sprachlich schlichten Cantigas de amigo
    ihre starke magisch-suggestive Wirkung.

    Ich persönlich finde, dass dieses Handy-Getue langsam extreme Ausmaße annimmt und, dass die Konzertveranstalter die Besucher nochmals darauf hinweisen sollten.


    Hier drei witzige Situationen auf youtube, wo ein Mobilfunktelefon stört. Das erste Video finde ich extrem lustig und der Musiker hat sehr genial reagiert. Hätte Zacharias ebenso tun können :D




    Na gut, so betrachtet :whistling:


    Wie war das dann in den Kneippen und Spelunken, die diversen Collegia musica usw.
    Gemeinsames Musizieren, wo sich Musiker, Studenten und Amateure gemischt haben
    a la Jam Session wie man heute sagt und in der Mitte saß der alte Bach. Umringt vom
    einfachen Volk, manch runtergekommener Edelmann und die leichten Mädchen usw. :D

    da ist schon was wahres dran. hängt dann eben auch von der art der musik ab. ich glaube, dass es in diesem beitrag weniger um hochanspruchsvolle konzertante klassik und opern geht, sondern eher um die etwas "leichtere" kammermusik im bereich alte musik / barockmusik. für mich hätte es den vorteil, dass ich neben einem lokalbesuch meine bevorzugte musik hören kann und, dass die klassische musik, ich verwende jetzt den üblichen überbegriff, wieder einem breiten publikum zugänglich gemacht werden würde. es gäbe keinen eintritt, der wirt übernimmt die kosten für das publikum. das publikum kommt dann auf den geschmack und besucht künftig professionelle veranstaltungen, was wiederum den veranstaltern zugute kommen würde. aus näheren quellen weiß ich, dass die veranstalter klassischer musik ohnehin oft verluste machen und ohne staatliche subventionen und sponsoren gäbe es viele klassische veranstaltungen nicht. das interesse ist nicht da, die kosten teilweise zu hoch, das breite publikum kennt die schönheit der musik abseits der popularmusik nicht.

    hallo,


    nachdem ich den ganz unten angefügten beitrag am online portal der renommierten englischen zeitung
    the guardian gelesen habe, ist mir wieder eingefallen, dass ich einmal im english pub ein konzert erlebt
    habe. das trio hat irische instrumentalmusik aus dem 17. jhdt gespielt, während des regulären schankbetriebes.


    jetzt habe ich diesen artikel gelesen und bin eigentlich von dieser neuen und doch uralten konzertform
    begeistert und würde mich sehr freuen, wenn auch hier dieses konzept einzug finden würde; so wie es halt
    ursprünglich war. für mich hat es den vorteil, ein konzert nicht mehr in einem konzertsaal erleben zu müssen,
    wo man eingeengt sitzt, die wahl der bekleidung wird leichter, man kann sich mit dem anderen unterhalten
    und genießt neben bier / wein / mineralwasser wunderschöne musik. und, man zahlt nicht mehr unsummen
    an konzertveranstalter. :)


    was wären die nachteile? ich kann keine sehen, höchstens, dass die akkustik ab und zu nicht optimal ist.
    warum ist diese form der musikalischen treibens untergegangen. im barock war es doch noch ganz üblich.
    bach und co haben doch noch ihr bier getrunken und daneben öffentlich musiziert.


    der kurze beitrag:


    http://www.theguardian.com/mus…/classical-music-in-a-pub


    grüße!

    Hallo,


    ich habe ein paar Videos auf Youtube entdeckt, die mich in ihrer Aufführung sehr begeistern.
    Schade, dass man auf youtube zwar immer wieder tolle Aufnahmen findet, jedoch keine
    Einspielungen.


    Die Violinistin ist Maria Lazareva, Solistin der Moskauer Philharmonie und vermutlich Kopf des
    Moskow Chamber Ensembles Eccellente.


    Meiner bescheidenen Ansicht nach, ist Maria Lazareva eine von den ganz großen Geigerinnen.
    Ihre warme, sanfte und technisch präzise Spielweise ist leicht zu erkennen, ganz zu schweigen
    von der außergewöhnlich perfekten Haltung. Toll ist, dass sie neben ihrer Arbeit als Violonistin
    auch Komponistin ist.


    Anscheinend gab es mit Eccellente auch Einspielungen von Corelli, Vivaldi, Albinoni, Bach, Marcello.



    Ich würde mir sehr gerne diverse Tonträger zulegen, nur kann ich überhaupt nichts finden.
    Hat jemand eine Ahnung, wo man diverse Einspielungen finden kann. Ich konnte leider nirgendwo
    CD´s finden.



    Ich habe diesen Thread aufgrund der Youtube Video ins Alte Musik Forum gestellt.


    Ich finde, dass Pasttime with good company von Heinrich VIII sehr interessant verziert wurde,
    ebenso Greensleeves. Man kann sich so schön in die Renaissance zurückversetzen und sich gut
    vorstellen, wie die Musiker / Komponisten damals live permanent verziert haben und nie streng
    runtergespielt haben.




    Danke für den Beitrag! Dank Frans Brüggen spiele ich seit langer Zeit Blockflöte und für mich gibt es NIEMANDEN, der sein Spiel bis heute jemals erreicht hat. Allein wie er Jacob van Eycks Kompositionen spielt, ein gefühlvoller Traum. Frans Brüggen spielt mit höchster technischer Präzision, aber so gefühlvoll, sanft, leichtfüßig und mit perfekter rythmischer Harmonie.


    Zitat

    Dann jedoch, begann er zu dirigieren. Irgendwann hat er, so las ich (glaube ich mich zu erinnern), mit seinem Vorleben als Flötist radikal gebrochen und seine kostbaren Flöten abgestossen - ich hätt`s wohl nicht so gemacht...
    Wenn ich mich an einen Artikel im Netz recht erinnere, nervt es ihn sogar etwas, wenn er heute immer noch "auf dieses Blockflötending" angesprochen wird.


    In einem Interview habe ich gelesen, dass die Blockflöte noch immer seine größte Liebe ist, nur spielt er sie nicht mehr.

    hallo,


    danke für die antworten, es sind sehr interessante betrachtungen angeführt worden. bezugnehmend auf den letzten beitrag, möchte ich UNBEDINGT etwas anfügen. ich wollte nie, und bin auch nicht der meinung, eine derartig radikale behauptung in einer frage stellen. meine frage fällt eher ins philosophische oder psychologische und ist eigentlich "viel lärm um nichts". mich interessiert einfach nur, wie unterschiedlich das musikempfinden von verschiedenen menschen sein muss, die verschiedene voraussetzungen mitbringen, aber ein musikstück hören / sehen. meine frau z.b hat noch nie ein musikinstrument gespielt, aber ich glaube, dass sie musik vielleicht teilweise intensiver (sie liebt bach über alles) erlebt als ich und das, obwohl ich seit jahrzehnten selbst musik mache. sie hört schiefe töne bei aufführungen eher als ich und tanzt beim kochen zu den brandenburgischen konzerten :love: ich würde halt sehr gern in sie hineinsehen können und ihr empfinden mit meinem vergleichen können. und, wenn nicht meine frau zum vergleich dann ein profimusiker wie mein musiklehrer oder halbprofi und dann wiederum mit einem amusikalischen menschen.


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    Aber das Spielen eines Musikinstruments kann den eigenen musikalischen Horizont erweitern, vertiefen und ergänzen.


    ganz klar


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    ich glaube, man kann diese Frage nicht sinnvoll beantworten, weil Musik hören, empfinden, sich von ihr emotional tief bewegen lassen, eine so individuelle Angelegenheit ist, dass ein "Über-einen-Kamm-scheren-Urteil" zu falschen Annahmen kommt.


    für mich eine der wichtigsten antworten, was meine threadfrage als "viel lärm um nichts" auszeichnet. selbst wenn man musiziert, gäbe es doch wieder gewaltige unterschiede. beispielsweise zwischen mir und meinen nachbarn, die schon die doppelte zeit jazz spielen oder mein musiklehrer, der neben dem privatunterricht am konservatorium ausbildet und wieder einen unterschied zwischen ihm und einem virtuosen.


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    Um zu beurteilen, ob jemand gut spielt oder nicht, reicht meine Hörerfahrung aus - zumal, wenn es wirklich darauf ankäme, ein Instrument spielen zu können, um es zu verstehen, jeder Musiker auch nur ein kleiner Teilexperte wäre - ein Trompeter könnte nicht beurteilen, ob ein Bassist ordentlich spielt, ein Gitarrist müßte bei Klarinette passen, ein Pianist bei Geige etc.


    das hat auch was interessantes!!! meine frau kann aber, als dritte und nicht musizierende person, sehr wohl beurteilen, ob der geiger mit gefühl und harmonie spielt und einen perfekten rythmus hat und ebenso ob der trompeter eindrucksvoll das blut zum kochen bringen kann. glenn gould soll doch von der halben musikwelt missverstanden worden sein :whistling:


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    Muß man selbst Koch sein, um mit Genuß zu essen? Muß man Bier brauen oder Wein machen können, um verschiedene Geschmacksnuancen zu unterscheiden? Ich meine nein! Im Gegenteil - es besteht die Gefahr, bestimmte Vorurteile zu nähren, wenn man sich eindeutig auf bestimmte Geschmacksrichtungen festlegt.


    Das trifft es ja eben auch!


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    das mit der Begabung für Einfühlungsvermögen ist so eine Sache, es kommt darauf an, ich was man sich einfühlen soll - in einen Pkw-Fahrer ist relativ einfach, weil viele Menschen darin Erfahrung haben, in einen Sachverständigen für Forensik z. B. dürfte ungleich schwerer sein - oder???


    das ist schon klar, wobei wir ja von musik reden und ich denke, dass musik machen / erleben in uns allen menschen steckt. von kindheit an und dann wird es entweder ausgeprägter oder es verschwindet. aber irgendwo wird es schon noch ein bisschen gespeichert sein. beim einen mehr, beim anderen ganz wenig. kidner singen und tanzen sehr gern und unaufgefordert, einfach weil ihnen danach ist. zumindest kenne ich fast nur solche kinder.


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    es ist überhaupt nicht nötig, selbst musizieren zu können um Musik hören zu können, finde ich.


    das sehe ich genauso!


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    an muss es nicht, aber es hilft. Ich kann bis heute mit Klaviermusik (außer Schubert und Brahms) nicht viel anfangen und bin auch nicht in der Lage, zu entscheiden, ob da ein guter oder nicht so guter Pianist am Werke ist. Bei der Chormusik ist das anders. Ich singe seit 30 Jahren in Kammerchören, da gewinnt man doch einen tiefen Einblick in die Musik. Für einen Nur-Hörer ist z.B. die Polyphonie (Josquin, Palestrina, Tallis, Victoria) oft schwer zu hören. Aber wenn man das mal gesungen hat und die Strukturen versteht, ist es nicht mehr schwer.


    mir geht es auch so und bezieht sich beim mir sehr auf alte musik mit laute. dass ich da vielleicht mehr fühle als meine frau hat mit dem großen interesse und der leidenschaft für alte musik an sich zu tun und weil ich eben auch sehr viel alte musik selbst spiele. und ich sooft wie möglich alte musik konzerte besuche.


    Zitat

    Der Musikhörer ist mit dergleichen nicht belastet, sucht sich seinen Künstler aus - und genießt. Perfektionisten, die sich an kleinen Fehlern stoßen, haben zudem noch die Möglichkeit, aufgezeichnete Musik zu hören, wo alle Fehler durch Schnitte ausgemerzt wurden.


    auch eine wichtige aussage! die kleinen fehler machen aber die musik für mich persönlich so menschlich schön und greifbar.



    Zitat


    Letztlich hilft mir die jahrzehntelange Beschäftigung mit der Instrumentenkunde auch, die Orchesterinstrumente in Orchesterstücken und in allen anderen Werken, in denen das Orchester beteiligt ist, besser zu verstehen und ihren harmonischen Zusammenklang zu begreifen.


    das ist eine schöne bereicherung, wenn man sich mit instrumenten auseinandersetzt oder sie gar baut. die schönste und beste flöte von mir ist meine selbstgebaute. der bau der laute, die mensurbestimmung, die stimmung, ... sensibilisieren mein gehör, wenn ich eine laute höre (bilde ich mir ein :whistling: :D )


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    Muss derjenige, der nicht Klavier spielen kann, in einem Dialog über Klaviermusik besser schweigen und ihn denjenigen überlassen, die dieses Instrument zu spielen vermögen und darauf auch immer einmal dezent hinweisen?


    ich habe nur ein zitat herausgenommen. so habe ich das gar nicht gemeint. mich interessiert nur, wie unterschiedlich das musikempfinden bei verschiedenen menschen mit unterschiedlichen zugängen sein muss. dabei ich habe genügend andere zugänge / voraussetzungen vergessen, beispielsweise den unterschied von kulturkreisen / gesellschaften. es heißt für mich in keinem fall, dass der eine die musik besser / richtig versteht / empfindet als der andere. ich würde gern eine art auswertung sehen, wenn zig verschiedene menschen mit den unterschiedlichen zugängen z.b eine bach fuge hören und dann alle zusammen darüber reden.


    Zitat

    "Können die Menschen, die zwar Partituren lesen können, aber selbst nicht Musik machen, keinen Rythmus in sich tragen, dann auch die Musik richtig verstehen?"


    mit diesem satz habe ich aber etwas anderes gemeint. wenn jemand nicht musiziert / tanzt / singt usw. weiß er "vermutlich" (da steckt die frage) nicht, dass noten und notenwerte nicht immer so streng gespielt werden, wie am papier stehend. notenwerte, autstärken, geschwindigkeiten usw. variieren minimalst, die musik fängt zu leben an und ein harmonischer rythmus hält das ganze zusammen. deswegen habe ich den rythmus eingebracht. spielt jetzt ein orchester, ein ensemble, ... ein stück aber dann leicht abweichend, anders interpretiert, kommt es zu einem konflikt mit dem zuhörer und seiner partitur. ich hoffe, ich habe mich verständlich ausgedrückt. :S


    liebe grüße!

    Danke für Eure Meinungen! Ihr habt aber alle praktische Erfahrungen, interessant!


    Ich habe einmal von professionellen Musiker (Klassik) erfahren, dass die Meinungen der
    "Laien" und "Masse" wichtiger sind und näher gehen, als die Meinungen der Musikkritiker.


    Zitat

    Es schadet nicht, wenn man selbst musizieren kann, um Musik zu erleben.


    Das denke ich auch, schon allein deswegen um ein Gespür dafür zu bekommen, wie
    schwer die Arbeit der Musiker ist!


    Zitat

    Als Kind hatte ich meiner Mutter mal eine Freude mit einer selbsteingespielten Musikcassette machen wollen.
    Ich hörte mir nur die ersten zwanzig Sekunden des eingespielten 2 minütigen Stückes für Blockflöte an, dannach habe ich diese Idee dann ganz schnell wieder verworfen.


    Das kenne ich auch. Ich selbst spiele Flöte und Ukulele (Laute folgt, wenn sie fertig ist) und ich kann meine Tonbandaufnahmen
    auch nicht hören, obwohl ich das Spiel persönlich manchmal als gut empfinde. Meine Lehrer meinen
    auch öfter, "Na bitte, das war jetzt richtig gut!"


    Und wieder kenne ich eine begnadete, rein professionelle Sopranistin (Klassik), die ihren aufgenommenen Gesang
    nicht selbst hören kann. Sie verweigert Aufnahmen anzuhören, weil sie der Meinung ist, dass es einfach nicht
    gut ist, obwohl die Masse begeistert ist.


    @ zeiterbass: es zählt die Begabung sich hineinzufühlen zu können, unabhänig davon, ob man selbst Musik macht oder nicht????

    Hallo Taminos,


    zunächst möchte ich sagen, dass ich dieses Forum sehr gern habe und ich Dank vieler Threads neue Komponisten und Einspielungen entdeckt habe und ich mich auch oft nur durch Threads treiben lasse und mich die teilweise witzigen oder trockenen, ausführlichen oder einsilbrigen, rechthaberischen oder lehrbaren, arroganten oder bescheidenen, rüpelhaften oder manierlichen, usw oder usw, Beiträge unterhalten. Ich hoffe, dass Forum bleibt so wie es ist! Zu meiner Frage, aus reinem Interesse.


    Wer von Euch musiziert oder singt auch selbst; egal ob professionell, halbprofessionell oder im privaten Kreis? Und wenn ja, welches Instrument?


    In diesem Forum werden sehr viele Anregungen / Tipps geliefert, aber auch Musikkritik betrieben. Musik ist meiner Meinung nach sehr lebendig und Rythmus und Harmonie dabei essentiell. Jemand, der weder musiziert noch singt, kein Rythmusgefühl in sich trägt und auch, selbst in den eigenen vier Wänden, nicht aus sich herausgehen kann, MUSS doch Musik und in unserem Fall Alte Musik / Klassik, anders wahrnehmen als wie jemand, der zumindest eine der vorher genannten Dinge lebt. Musik wirkt meiner Ansicht nach dann am besten, wenn man sie spürt, sie haptisch über ein Instrument spürt, sie beim eigenen Gesang spürt oder sich selbst beim Tanz hineinsinken lässt. Es gibt auch Musiker, professionelle Musiker, die technisch in der Oberliga sind, aber beim Gefühl, beim Leben / Erleben der Musik happert es.


    In der Oper gibt es Menschen mit Partituren in der Hand, dann gibt es Menschen, die nur so gut wie möglich die Bühne sehen wollen und dann gibt es Menschen, denen die hinterste Ecke reicht, Hauptsache sie können der Musik lauschen und wenn möglich gehen sie auch mit. Hat einmal eine alte Dame hinter mir in der Loge gemacht. Ich wollte mit ihr Sitzplatz tauschen, aber sie lehnte ab. Aber, jeder von diesen Menschen muss doch die Musik anders empfinden, oder nicht?
    Können die Menschen, die zwar Partituren lesen können, aber selbst nicht Musik machen, keinen Rythmus in sich tragen, dann auch die Musik richtig verstehen?



    Eine Freundin von mir spielt wunderbar die kleine Geige in einem Orchester, nur würde sie selbst nie eine CD oder Platte kaufen. Ich glaube sie hat ein paar CD´s, wobei die Hälfte davon Popularmusik ist. Sie meint, dass sie Musik lieber selbst macht, als nur zu hören. Vergleichbar mit Menschen, die gern hobbymäßig Fußball spielen, sich aber selten bsi nie Fußball im Fernsehen ansehen. Auch ein interessanter Ansatz.


    In diesem Forum gibt es soviele Mitglieder, die sich untereinander austauschen, aber wenn bei Jedem der Zugang zur Musik, aus den oben genannten Gründen, verschieden ist, wird es interessant, wenn darüber gefachsimpelt wird. Muss ein Musikkritiker auch zwingend selbst musizieren können?


    Gruß, Peter

    hallo,


    ich weiß nicht, ob ich jetzt im richtigen forum bin, aber ich habe mir gedacht, dass das thema hier noch am ehesten dazu passt.


    anscheinend wird gerade an einem film gearbeitet und zur zeit gibt es nur diesen trailer. die thematik ist sehr interessant und sollte gerade unserer gesellschaft etwas zu denken geben, hinsichtlich konsum usw. auch sieht man, dass nicht der preis von musikinstrumenten entscheidend ist, sondern die leidenschaft mit der auf einem musikinstrument gespielt wird.


    hier der trailer auf youtube



    hier der facebook link um regelmäßige infos zu bekommen


    https://www.facebook.com/landfillharmonicmovie


    ich hoffe, dass eine derartige doku bald zu sehen ist! :)