Ich möchte hier einen Neuzugang vorstellen. Die Einspielung
Airs et psaumes von Claude Le Jeune (1530-1600) interpretiert
von Claudine Ansermet und Paolo Cherici. Paolo Cherici, einer
der besten zeitgenössischen Lautenisten, mit langjähriger
Erfahrung auf der Laute, transkribiert die Vokalpolyphonie der
Chansons von Le Jeune wunderbar auf die Laute.
Die Sopranistin Claudine Ansermet zählt ebenso zu den
hervorragenden Sängerinnen, die sich auf Renaissance- und
Frühbarockmusik spezialisiert hat. Ihre Teilnahme bei vielen
hochkarätigen Ensembles sprechen dafür.
Ich finde, dass ihre Stimme wunderbar zu meiner persönlichen
Vorstellung von der Musik der Höfe Frankreichs in der Renaissance
passt. In der französischen Schweiz geboren, dürfte sie wohl
seit früher Kindheit Französisch sprechen. Ihre Aussprache
bei den Airs von Le Jeune wirken für mich sehr authentisch.
CLAUDE LE JEUNE
Der bekennende Hugenotte Claude Le Jeune war zu seiner Zeit
einer der angesagtesten Komponisten am französichen Hof. Er
komponierte sowohl sakrale als auch weltliche und höfiische,
konzertante Muski. Seine interessante Zusammenarbeit mit dem
katholischen Hofdichter Antoine de Baif bildete einen fruchtbaren
Nährboden für eine besondere Gattung der französischen Konzertmusik,
deren Poesie sich besonders an die Dichtkunst der Antike orientiert.
Der König von Frankreich war seinerzeit der Ansicht, dass die Musik
den Umgang zwischen den Menschen untereinander verbessern würde.
Typisch war das reimfreie Versmaß, Ausnahmen gibt es, und die
spezielle Betonung der Silben in Zeitlängen. Diese enge
Verbindung und geregelte Verbindung zwischen Poesie und Musik
stellt eine Besonderheit in den französischen Chansons dar.
Dieser Stil ist sehr auffällig und ich habe ihn eigentlich noch
nie bei einer Interpretation von Renaissacemusik mit der
"häuslichen" Zusammenstellung Stimme und Laute, in einer
ähnlichen Form gehört.
Paolo Cherici spielt die Laute sehr klar, aber zart und
besonders gefühlvoll. Ob das nun an der Aufnahme liegt oder
am Klangcharakter der Laute kann ich nicht sagen. Aber persönlich
finde ich es sehr toll, weil ich das Traktieren einer Laute
grundsätzlich weniger mag.
Viel Vergnügen!