Ich freue mich sehr, dass das Thema vielleicht doch nicht zu banal war, ich habe die Berichte und Erfahrungen sehr gern gelesen und mir ist deutlich geworden, dass man zunächst von den unterschiedlichen Gewohnheiten hinsichtlich des Spazierengehens ausgehen müsste, das habe ich natürlich nicht berücksichtigt. Meine Spaziergänge mit Musik finden alleine statt, alles andere würde ich als grob unhöflich empfinden, und üblicherweise spaziere ich abseits der Straßen. Eine Ausnahme ist der Weg zur Arbeit, auf dem ich mir zur Gewohnheit gemacht habe, in der Nähe der Straßen die Kopfhörer kurz abzusetzen.
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moderato: Die Sinne Hören, Riechen, Sehen, das Wärmeempfinden auf der Haut lassen die Umwelt um mich erleben. Keine Musik höre ich dabei auf Tonträgern. Das Laufen belebt mir die Gedanken.
Bertarido: Musik würde mich von der Erfahrung der Natur ablenken, und umgekehrt könnte ich mich auch nicht auf die Musik konzentrieren, wenn ich mit offenen anderen Sinnen spazieren gehe oder wandere.
Es ist nicht so, dass ich die Natur als unzureichend empfinde, aber die Wahrnehmung desselben Waldstückes ohne Musik und dann mit den Waldszenen von Schumann ist eine interessante Erfahrung gewesen und mit einer Siebten von Beethoven am Sonntagmorgen in die Sonne zu spazieren auch. Interessant ist, dass ich die von Euch beschriebene Wahrhemung beim Joggen erlebe und nicht missen möchte (da höre ich keine Musik).
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Rheingold1876: Ich erinnere mich, wie ich auf der Pincio-Terrasse über der Piazza del Popolo in Rom stand, von der man die ganze Stadt vor sich hat, Pfitzners "Palestrina" hören musste: "Da liegt mein Rom!"
Das würde ich persönlich gar nicht als Kitsch bezeichnen, warum auch. Es war Dir ein Bedürfnis und Du hast es genossen, das allein zählt.
Ich würde mich auch nicht als multitaskingfähig bezeichnen, aber es ergänzen sich Wahrnehmung von Gesehenem und Gehörtem, daher empfinde ich es auch nicht als ein „weniger einlassen“ auf die Musik, wenn es unterwegs passiert. Mir Ostflanke, dass sie anders gedacht war, aber interessant ist, dass sie für mich auch funktioniert, wenn sie gänzlich aus dem Zusammenhang des eigentlich vorgesehenen Hörerlebnisses herausgerissen wird. Und an trüben Tagen hatten und haben die Sinfonien von Haydn für mich etwas ungemein Tröstliches, auf das ich nicht warten möchte, bis ich abends nach Hause komme, wenngleich ich dafür bei der Qualität des Hörens ein paar Abstriche machen muss.
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Stimmenliebhaber: Manchmal geht es mir so, dass mir unwillkürlich wieder einfällt, was ich auf einem bestimmten Spazierweg gehört habe, wenn ich diesen Weg ein zweites Mal gehe.
Das finde ich besonders interessant, mir geht es ähnlich und manche Strecken bemesse ich wirklich anhand von Musik. Genau das heißt ja, dass solche Verbindungen ganz automatisch hergestellt werden, wenn man sie zulässt.
Auch wenn ich nicht auf alle interessanten Gedanken eingehen konnte, danke ich sehr für die Erfahrungen. Abendliche Grüße, JLang