Wie schrieb doch Gerald Moore so schön: "Bin ich zu laut?"
Für mich interessant, dass stets das Hammerklavier als zu leise wahrgenommen wird, dagegen selten ein Begleitensemble als zu laut.
Mein Kritikpunkt bei allen Einspielungen der Mozart- oder auch Beethoven- Konzerte mit "alten" Instrumenten.
Beinahe bin ich versucht, hier einen anderen Thread zu Hilfe zu nehmen, nämlich den der Sozialisation durch Karajan.
In Bezug auf Claviere scheint das ähnlich zu sein. Woraufhin mich die Frage beschäftigte, woher kommt, dass im Allgemeinen ja nun beinahe alle historischen Instrumente mehr oder weniger gleichberechtigt goutiert werden heutzutage- nur Hammerklaviere eben nicht.
Immerhin ist es dem Thread hier zu verdanken, dass ich mal wieder einiges an Aufnahmen heraussuchte und hörte.
Unter anderem die "Mondschein" mit Lubimov und ich dort wiederfand, wovon Gombert schrieb.
Die "Winterreise" mit Haefliger und Demus und sehr angenehm fand, das Haefliger nicht forcieren muss um in Balance zum Clavier zu stehen.
Mozarts KV 456 mit Bezuidenhout, Les Arts Florissant unter Jonathan Cohen bei youtube, wobei Cohen hier eben auch so sensibel abgestimmt mehr als nur begleitet, dass das Clavier eben sowohl als Continuoinstrument fungieren kann, als auch als brillierender Solist.
Und nicht zuletzt dachte ich an, jetzt nicht korrekt zitierte, Sätze des "alten" Bach, der doch 1747 in Berlin Silbermannsche Hammerflügel bespielte und sich nun- nach ersten Kritiken vor allem wegen ihrer Schwergängigkeit - lobend äußerte.
Woraufhin ich mir das von Glockenton genannte Ricercar auf eben jenem Silbermannschen Flügel wieder anhörte und es dort sehr gut aufgehoben fand. Und fand eben auch wieder, dass ich BWV 1079 eben nicht als transzendentes Werk begreife, sondern als Verbindung des gelehrten Stils und des galanten, wie Friedrich II. ihn ja so schätzte.
Und ohne darauf rumreiten zu wollen, lieber Glockenton, ich wäre Dir gern gefolgt und hätte anhand eines konkreten Beispiels gern weiterdiskutiert, verbietet sich mir aber zu Schubert, zu Brendel und Badura-Skoda ebenso.
Einen Gegenvorschlag könnte ich ja unterbreiten: Schuberts Impromptus, meinetwegen auch mit Brendel oder Schiff einerseits, andererseits dann vielleicht doch lieber Lubimov statt Badura- Skoda.
Was nun die Sozialisation angeht: als ich begann, Musik zu hören, begegneten mir auch zunächst Konwitschny, Masur, Suitner, Böhm, Karajan ..... und endlich, mit 20, erstand ich die "Eroica" mit Szell und fand dort, was ich sonst vermisste.
Nicht unähnlich dem, was mir in der Klavierliteratur ähnlich widerfuhr, der ich doch mit Gilels und Richter aufwuchs, beide noch immer schätze, aber das, was ich in vielen Werken der Wiener Klassik suchte, sozusagen "im inneren Ohr" hörte, erst annähernd fand mit diversen Hammerflügeln oder auch noch Cembali, letztere besonders bei Haydn und Mozart.
Einen Schlusssatz zu formulieren, fällt mir schwer und kann nur subjektiv ausfallen. Unser heutiges Instrumentarium war und ist für mich kein absoluter Richtwert der Ästethik. Mir fällt leichter, die jeweilige Musik in Einklang zu bringen mit dem Instrumentarium, das der Komponist zur Verfügung hatte. Oder aber, wie z.B. bei der "Winterreise", Versuchen zu folgen, sie tatsächlich mit heutigen Mitteln zu interpretieren und schätze Zenders "komponierte Interpretation" durchaus sehr.
Erhebe aber ganz sicher nicht den Anspruch von "so und nicht anders". Ein restaurierter Rembrandt bleibt für mich ein Original, eine Stradivari eine solche, auch wenn sie nicht mit Darmsaiten bespannt ist wie ursprünglich- habe also ziemliche Bauchschmerzen, immer wieder, damit: auf einem Hammerflügel könne man nicht erreichen, was vom Komponisten "gewollt" war.
Herzliche Grüße,
Mike
P.S.: NICHT von meinem i-phone gesendet 