Beiträge von sagitt

    Sagitt meint:


    Und Leon Fleisher sollte nicht vergessen werden. Nach Jahrzehnten der Lähmung seiner rechten Hand, konnte er, dank Botox wieder spielen. Die herrliche Aufnahme heißt: two hands. Und eines der Stücke ist die Schubert-Sonate. Fleisher spielt mit der Demut seiner eigenen Lebenserfahrung dieses Werk und gestaltet es tiefsinnig und demütig. Seine Aufnahme gehört in jedem Falle in die Spitzengruppe.

    Sagitt meint:


    Eindeutig das " Fenice".Gardiner hatte gute Sänger, den hervorragenden Chor und seine Jahrzehnte lange Erfahrung mit Monteverdi. Trotzdem fehlte mir ein wenig die unbedingte Begeisterung, die seinerzeit Harnoncourt in Zürich hatte. Mir war die Wiedergabe von Gardiner etwas zu glatt. Und am Rande eine ganze Kleinigkeit: Orfeo wird in den Himmel aufgenommen. Bei Ponelle ist es so inszeniert, dass er seine Trauer um den Verlust nicht loslassen kann, sondern die Aufnahme als Stern eher widerwillig hinnimmt. In der Inszenierung gestern strahlte Orfeo. Das ist für mich weniger überzeugend.


    Trotz teilweise sehr üppiger Bilder bleibt die Inszenierung von Ponelle für mich der Maßstab (selbst wenn Huttenlocher den Orfeo singt)..

    Sagitt meint:


    Man sollte nicht die Erwartung haben, dass ein großer Künstler, eine große Künstlerin menschlich in ähnlichen Regionen beheimatet ist. Ich habe mehrfach die schmerzhafte Erfahrung gemacht, dass Künstler, die ich sehr schätzte, ja verehrte, menschlich einfach enttäuschend sind.


    Die Stimme vonKathleen Battle habe ich immer außerordentlich geschätzt. Ein wunderbar lyrischer Sopran. Eine große Könnerin dazu, wie perfekt sie in deutscher Sprache singen konnte, ohne diese zu beherrschen. Das kann man an Schubertliedern überprüfen. Ihr Hirt auf dem Felsen ist für mich nach wie vor eine der schönsten Interpretationen.

    Sagitt meint:


    in der Tat gibt es sehr wenige Aufnahmen von dieser Pianistin, auch bei YouTube wird man nicht sehr fündig. Wie komme ich also zu meinem Urteil? Sie hat ganz wunderbar die Inventionen von Bach eingespielt, transparent, herrlicher Anschlag, ohne irgendwelche Mätzchen, erkennbar in Demut vor der Komposition. Das hat mir außerordentlich gut gefallen.


    Wahrscheinlich ist die nicht Medien- gängig genug, dass heute noch weitere Aufnahmen erscheinen. In meinen Augen ist sie eine ganz besondere Pianistin. Man höre ihren Bach und bilde sich ein eigenes Urteil.

    Lieber Willi


    Bernius hatte einen sehr guten Chor und die Aufnahmen sind technisch besser als diejenigen von Rademann.Als sie langer Zeit erschienen,war ich,so meine Erinnerung,ganz angetan,aber die Konkurrenz war auch nicht so groß. Etwa die sinfoniae sacrae waren farbiger als cantus cölln.
    Aber dann kam Haller mit seiner chapelle rhenane und der ist nach wie vor mein Favorit (aber sehr umstritten).Bei youtube kann man Proben genießen.


    Beste Grüße


    Hans

    Keine Bange. Ich neige wenig zu Eskalationen, weil ich mir eigentlich nicht die Schuhe anziehe, die mir hingestellt werden. Mit Schütz gibt es ein gewisses Problem, an dem ich als Schütz Fan durchaus leide.
    Schütz war ja nie besonders marktgängig, aber seitdem Rademann die Gesamtausgabe vorlegt (an sich ja höchst verdienstvoll), scheint der Impuls, Schütz vorzulegen, praktisch erlahmt. Die so spannende chapelle rhenane mit Benoit Haller hat leider in den letzten Jahren von Schütz allem Anschein nach Abstand genommen. Zu Rademann vermag ich wenig zu schreiben. Er hat sehr ordentliche Musiker, aber nach meinem Geschmack ist sein Schütz nicht. Das Erregende dieser Musik kommt bei ihm für mich nicht ausreichend deutlich heraus. Dadurch besteht die Gefahr, dass ich wegen einer gewissen Eintönigkeit so einen Zyklus wie den Schwanengesang gar nicht zu Ende höre.

    Sagitt meint: ist schon seltsam, wie Menschen reagieren. Einerseits leben wir in einem Zeitalter von Autonomie und Selbst – Verwirklichung, andererseits kann man nicht leugnen, dass auch heute noch Höchstleistungen vor allem unter Druck vollbracht werden. Zu Zeiten von Toscanini und Karajan konnte man das nachvollziehen, heute ist es schon rätselhaft.Currentzis, der so spannende Ergebnisse vorlegt, ist für Künstler sicher kein freundlicher Mitmensch. Einige sind bei ihm ausgestiegen, wie Simone Kermes, andere mussten bei Konflikten mit ihm klein beigegeben (so zu sehen in einer Dokumentation über die delikate da Ponte-Opern). Dirigate von "netten"Dirigenten können sehr gut sein, ich kenne aber eigentlich keine exeptionellen. Ein einziges Beispiel will mir einfallen: der Rom – Zyklus der Beethoven – Sinfonien von Abbado dirigiert. Er war zu dem Zeitpunkt nicht mehr Chef der Berliner Philharmoniker, hatte einer Krebserkrankung gehabt und beim gewinnt den Eindruck, die Berliner wollen ihm nachträglich ihre große Verehrung für ihn zeigen. Dadurch entstand ein ganz besonders intensives musizieren. Ein weiteres Beispiel habe ich allerdings nicht zur Verfügung.

    Meine erste CD,1981, war nozze di figaro, dirigiert von Solti.
    Ich weiß nicht mehr, wie viele Freunde ich mit dieser CD davon überzeugen konnte, sich dem neuen Medium zuzuwenden?
    Auch nach Jahrzehnten auch nach Jahrzehnten finde ich diese Aufnahme nach wie vor hörenswert.

    Sagitt zitiert: "Wer die Einspielungen der Da-Ponte-Opern Wolfgang Amadeus Mozarts, also "Le nozze di Figaro", aufgenommen 2012, "Così fan tutte" von 2013 und "Don Giovanni" (2016) hört, kommt aus dem Staunen und manchmal auch aus dem Kopfschütteln nicht heraus. So wunderbar vielschichtig und elektrisierend unter Strom gesetzt das erotische Verwirrspiel der "Schule der Liebenden" ist, so kalt, kühn und manchmal unfrei klingt sein "Don Giovanni" teilweise, trotz vieler faszinierender Momente, die manches in ganz neuem Licht erscheinen lassen." Süddeutsche von Samstag,den 10.6.2017


    und "Es gibt wohl keinen Dirigenten der jüngeren Generation, an dem sich die Geister - Musikliebhaber wie Kritiker - so scheiden wie an Teodor Currentzis. Einerseits wird der 45-Jährige als "Blender" verachtet, der in CD-Booklets immer wieder betont, dass seine Sicht die einzig selig machende sei, aber mehr Porzellan zerbricht als er Preziosen zum Leuchten bringt. Andererseits vergöttert man den gebürtigen Griechen, der in Russland ausgebildet wurde, als "Messias", der Konventionen aufbricht und neue musikalische Wahrheiten nicht nur entdeckt, sondern sie auch lautstark verkündet. "


    Ich kenne Currentzis schon seit langem und es gab bisher keine einzige Aufnahme, die sich mindestens vier hörenswert gefunden hätte. Es ist schon mutig, nach Jahrzehnten hervorragender Wiedergaben von Mozart – Opern davon neu – Produktion vorzulegen. In allen Fällen ist es ihm gelungen, etwas wirklich Un-Erhörtes zu präsentieren. Wenn ich es vergleiche mit der Serie von Nezét Seguin, kann dieser sich nicht von vergangenen Produktionen absetzen, wohl aber Currentzis. Das ist als solches kein Qualitätsmerkmal, aber man hört wieder auf Werke, die man seit Jahrzehnten zu kennen glaubt und dies finde ich sehr spannend. Experten werden Currentzis viele Fehler nachweisen können, aber, ist eine beeindruckende Produktion davon wirklich abhängig? Ich vergötterte ihn nicht (weil ich Musiker generell nicht vergötterte), aber er ist derzeit der kühnste, der am Dirigentenpult steht.

    Sagitt meint:


    So unsinnig ich die Rankings finde, möchte ich darauf drei PianistInnen hinweisen, die einen exquisiten Anschlag haben und durchaus in der Liga einer Pires oder Haskil spielen, leider aber wenig Mozart veröffentlicht haben.


    a) Alena Cherny, in der Schweiz ansässig und durch den Film Apapassionata bekannt geworden


    b) Simone Dinnerstein aus den USA. Ihr gelingt sehr, Mozart mit der notwendigen Demut zu spielen


    c) Sebastian Knauer, er als Bach – Interpret bekannt geworden, aber ebenfalls mit exquisiten Anschlag

    Sagitt meint: auch ich danke für den Hinweis. Vielleicht habe ich diesen Film früher schon einmal gesehen, bin dessen aber nicht sicher. Es war in jedem Falle nochmals eine Bereicherung, diesen Film zu sehen.


    Die Konkurrenz zu Elisabeth Schwarzkopf wurde zwar angesprochen, aber die Dimension nicht gänzlich entwickelt. Trotz aller Erfolge war Lisa della Casa schlicht neidisch auf die Karriere der Schwarzkopf und rechnete dies dem Umstand zu, dass der Mann der Schwarzkopf Walter Legge war, mit seinen großen Einflussmöglichkeiten.

    Wo lief das Porträt denn?


    Mich interessiert dies, weil über Jahrzehnte Frau della Casa fast jeden Kontakt mit der Außenwelt verweigert hat (möglicherweise durch ihre eigene Krankheit bedingt) zu haben etwa Bedienstete des Restaurants in Gottlieben, direkt neben dem Schloss gelegen, indem sie Teile des Jahres verbrachte) sie über viele Jahre nicht ein einziges Mal gesehen.


    Anfragen für ein Interview ließ sie ablehnen.. Wenn man die Hintergründe nicht kannte, wusste man nicht, dass er mit dem Ehemann gesprochen hatte (der hieß Debeljevic).

    Sagitt meint: Lortie hat einen wunderbaren Anschlag, der die Läufe zum jeu perlé macht. Zum dramatischen Beethoven allerdings hat der weniger Beziehung. Die Gesamtaufnahme der Beethovensonaten ist deswegen nicht empfehlenswert. Aber op. 28, 31 Nr.2 zweiter Satz, 81a sind schon sehr gut interpretiert.