Beiträge von Bertarido

    Die Berliner Linken, die ihn gar nicht mögen, hätten das womöglich durch ihren Kultursentor zu verhindern gewusst. Doch im Ergebnis der durch Gericht angeordneten Wiederholung der Parlamentswahl im Februar sind sie gemeinsam mit den Grünen aus der Regierung gedrängt worden.

    Das ist eine sehr verkürzte Darstellung der Tatsachen. Größter Verlierer der Wahl waren weder die Grünen noch die Linke, sondern die SPD, die es dann vorgezogen hat, als Juniorpartner mit der erstarkten CDU zu koalieren statt eine weiterhin durchaus mögliche Neuauflage von Rot-Rot-Grün anzustreben.

    Es hatte sich herausgestellt, dass diese Landesregierung nicht in der Lage war, eine demokartischen Wahl zu organieren. Der Stadtstaat hatte sich vor aller Welt blamiert.

    Der politisch verantwortliche Innen-Senator für dieses Desaster war Andreas Geisel (SPD), der sich allerdings standhaft weigerte, daraus irgendwelche persönlichen Konsequenzen zu ziehen.

    Es gibt also eine Vorsehung!

    Da die SPD in Berlin immer noch mitregiert, hat die Vorsehung hier leider versagt.


    Übrigens ist das alles reine Politik und kein Thema für ein Klassikforum, aber ich habe nicht damit angefangen.

    Hinzufügungen, die (als Beispiel) um 1950 als "stilecht" durchgingen, werden später - kritisch analysiert - als solche "entlarvt", weil jeder Bearbeiter und Ergänzer seinen eignen persönlichen Stil hat, der in gewisser Weise unverwechselbar ist, wie ein Schreibstil.

    Aber so verstehe ich doch auch genau den Sinn solcher Hinzufügungen, ob es nun Kadenzen oder Variationen der niedergeschriebenen Noten sind: Es sind Momentaufnahmen, die vom Können des jeweiligen Interpreten abhängen, von seinem persönlichen Stil und natürlich auch vom "Zeitgeist".

    Reharmonisieren und das Einfügen eigenen musikalischen Materials bei Mozart? Wenn der Improvisator W.A. Mozart das tatsächlich machte, dann wird es vermutlich auf dem Niveau des Komponisten Mozart gewesen sein. Wer sonst möchte von sich behaupten, dass er etwas schreiben oder gar improvisieren kann, was auf dem Niveau Mozarts wäre? Herbert Tachezi machte so etwas bei Handel, hat sogar eine schöne eigene Fuge an einer Stelle gespielt, an der Handel nur schrieb "hier eine Fuge auf der Orgel spielen". Es klingt tatsächlich nach Handel. Nun war Tachezi ja nicht nur Continuospieler und Solist im Concentus musicus Wien, sondern auch Professor für Komposition und Improvisation. Doch das nur nebenbei.

    Ebenfalls nur nebenbei: Auch Robert Levin ist Komponist und hat neben der Komposition eigener Werke auch unvollendete Werke von Bach und Mozart vervollständigt.

    Bei Handel klingt es überzeugend, weil sein Stil und seine Art zu Komponieren dazu auffordert. Bei Mozart jedoch möchte ich an solche Dinge doch mehr als ein dickes Fragezeichen setzen. Niemand kann auf Mozarts Niveau schreiben oder improvisieren.


    Muss das also sein? Nein, auf keinen Fall. Ich finde sogar: es sollte besser nicht sein. Man sollte vielmehr aufpassen, nicht in die Falle des Verschlimmbesserns zu tappen.

    Wer sagt, dass Levin Mozart verbessern wollte? Ich glaube nicht, dass das seine Intention war. Er hat eine These über die Aufführungspraxis zu Mozarts Lebzeiten, wonach es damals üblich war, sich bei der Aufführung von Klavierwerken nicht genau an die niedergeschriebenen Noten zu halten, sondern relativ stark zu variieren. Ob das stimmt, mögen Musikhistoriker bewerten. Immerhin hat sich Levin in seiner akademischen Laufbahn auch wissenschaftlich mit der historischen Aufführungspraxis von Klavierwerken befasst. Aber selbst wenn es so ist, wie er sagt, ist es meiner Meinung nach keineswegs die einzig richtige oder "wahrhaftige" Art und Weise, diese Werke aufzuführen. Da bin ich ganz bei ChKöhn.

    Lieber moderato,


    danke für den Hinweis, ich habe gerade 15 Blu-rays bestellt. ;(


    Drei dieser Aufnahmen habe ich bereits und kann sie allesamt empfehlen:



    Besonders die "Medea" mit der großartigen Nadja Michael in einer kongenialen Inszenierung von Warlikowski kann ich Dir ans Herz legen. Aber auch die "Lulu" ist toll. Ich habe diese Prouktion damals live in München gesehen: Alban Bergs "Lulu" an der Bayerischen Staatsoper, 29. Mai 2015 Auch die Bieito-Produktion des "Boris Godunov" habe ich in München auf der Bühne gesehen, allerdings in etwas anderer Besetzung als auf der Blu-ray und mit Petrenko am Pult statt Nagano. Die Blu-ray lohnt ebenfalls die Anschaffung.




    Ab Oktober zeigt das Brüsseler Opernhaus La Monnaie eine neue Ring-Produktion. Es dirigiert Alain Altinoglu, Regie führt Romeo Castellucci. "Das Rheingold" hat am 24.10. Premiere, u.a. mit Gabór Bretz als Wotan. "Die Walküre" folgt dann ab 21.1., mit Peter Wedd als Siegmund, Sally Matthews als Sieglinde und Ingela Brimberg als Brünnhilde.


    https://www.lamonnaiedemunt.be/en/program/2654-das-rheingold

    https://www.lamonnaiedemunt.be/en/program/2658-die-walkure


    Ich habe schon eine Karte für das "Rheingold" und plane, mir den gesamten Ring anzuschauen.

    Danke für den Bericht, der mich neugierig gemacht hat. Erstens schätze ich Thalheimer als Regisseur sehr, und den Sakralkitsch des „Parsifal“ ertrage ich nur dekonstruiert. Ich werde sehen, ob ich noch eine Karte bekomme.

    Ein schöner Thread, den ich dank Rheingolds Beitrag jetzt erst entdeckt habe. Leider stehen fast überall Platzhalter, so dass man gar nicht mehr weiß, auf welche Filme dort Bezug genommen wurde. Könnte wohl ein Moderator diesen Thread restaurieren? Dieser Beitrag kann dann gerne gelöscht werden.

    Aber das sind Feinheiten des Innenlebens einer bestimmten, hauptsächlich um sich selbst drehenden Subkultur samt ihren ganzen Eitelkeiten und Befindlichkeiten, die für einen normalen Besucher, der eine bestimmter Erwartungshaltung bei der Ankündigung eines bestimmten, namentlich bekannten Opernwerkes mitbringt, in aller Regel nicht relevant sind.

    Und warum sollte die Erwartungshaltung eines normalen oder unnormalen Besuchers von irgendeiner Relevanz bei der Erschaffung eines Theaterkunstwerks sein?

    Die Rettung des Weltklimas und der Welt ist ein Ziel, dessen Notwenigkeit und Dinglichkeit sich wohl kaum ein verantwortlicher und vernünftiger Mensch verschließen kann.

    Dann sind die meisten Politiker entweder unvernünftig oder unverantwortlich - oder beides.

    Es bestätigt die Vermutung einer vorherigen Absprache zwischen Jurowski und den merklich verwirrten Endzeitlern. Ohne Worte. Skandalös besonders die Drohung Jurowskis, das Konzert zu beenden, sollte das Publikum die Belehrung durch diese Fanatiker nicht über sich ergehen lassen.

    Jurowski hat dafür meine volle Unterstützung! Und das Publikum wird die vierminütige Unterbrechung wahrscheinlich ohne bleibende Schäden überstanden haben. :baeh01:

    Vorher hatte niemand auf den Artikel hingewiesen. Da hätten wir uns das Hin und Her und Orakeln ersparen können. Aber Perikles war fit.


    Ich habe ihn im Pressespiegel eingestellt, damit alle ihn lesen können. Finde ihn auch gut. Danke Dir für Deine Rückmeldung.

    Der FAZ-Artikel von Kesting wurde bereits heute morgen von HolgerB an genau der richtigen Stelle verlinkt: Fonoforum im Aufwind?

    Ich finde, wenn es ums Theater geht, sollte auf der Bühne schon etwas passieren. Sonst kann man sie ja weglassen. Und da sich bekanntlich in körperlichen Bewegungen ausdrückt, was im Inneren der Menschen vorgeht, gibt es auch bei diesem Stück, das an komplexen Vorgängen sehr reich ist, genug Material für eine reiche und bewegte Bühnenaktion. Es ist zwar einfacher, es bei einigen großräumigen Arrangements zu belassen (die übrigens wenig erzählten), erhellend oder theatralisch interessant ist das aber nicht.

    Ein Blick oder eine Geste, ein Hin- oder Abwenden, können mehr über Gefühle und Beziehungen aussagen als eine bewegte Bühnenaktion. Ich finde auch keineswegs, dass sich immer in körperlichen Bewegungen ausdrückt, was im Innern der Menschen vorgeht. Ich bin übrigens geradezu allergisch gegen Inszenierungen, bei denen immer irgendetwas auf der Bühne passieren muss und noch bei der herzzerreißendsten Arie jemand unmotiviert von links nach rechts über die Bühne läuft, weil der Regisseur es offenbar nicht erträgt, dass ein paar Minuten einfach nur ein Mensch auf der Bühne steht und singend seinen Gefühlen Ausdruck gibt. Aber so etwas meintest Du sicher nicht, denn da ist die Bewegung eben gerade kein Ausdruck von inneren Vorgängen.


    Um zu Heiner Müllers "Tristan" zurückzukommen: Ich nehme diese Diskussion zum Anlass, mir die DVD in den nächsten Tagen wieder einmal anzuschauen, das letzte Mal ist schon ein paar Jahre her.

    Darüber hinaus ist denkbar, dass Wolfgang Wagner seiner eigenen Vorgängerinszenierung, die ja für Fernsehen und Video aufgezeichnet wurde, keine Konkurrenz machen wollte.

    Das wäre auch meine Vermutung. Was sehr schade ist, weil die Wolfgang Wagner-Inszenierung nach meiner Meinung nicht unbedingt für die Ewigkeit hätte festgehalten werden müssen.

    Danke für das Suchen! Ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, dass diese Produktion nicht mitgeschnitten wurde, zumal der damalige Publikumsliebling und Frauenschwarm Peter Hofmann die Titelrolle sang. Und die Bayreuther Produktionen liefen doch damals auch im Fernsehen.

    Lieber Orfeo,


    ich fand es immer sehr schade, dass die Parsifal-Inszenierung von Götz Friedrich niemals auf DVD oder Bluray erschienen ist, während beide Wolfgang Wagner-Inszenierungen veröffentlich wurden. Weißt Du, ob die Friedrich-Inszenierung irgendwo in den Tiefen des Internets zu finden ist?

    Sehr bedauerlich, auch wenn ich dieses Magazin schon lange nicht mehr regelmäßig gelesen haben. Zu Beginn meiner Beschäftigung mit klassischer Musik hatte ich es abonniert, besonders der CD-Besprechungen wegen. Ich hoffe, dass dieser Schatz weiterhin zugänglich bleiben wird.