Beiträge von Traubi

    Hallo,


    Lang, lang ist es her, seit ich hier den letzten Beitrag verfasst habe.

    Noch viel länger ist es her, dass ich diesen Thread eröffnet habe.

    Ich denke es ist an der Zeit, den Staub von diesem Thread und meinem Account zu pusten und die Debatte zu befeuern.


    Ich bin nach Jahren des Studiums (und ich studiere nach wie vor) mittlerweile an einer Mittelschule in Wien gelandet, wo ich das Vergnügen habe, Deutsch und Geschichte zu unterrichten.

    Die 10 - 16 jährigen sind weit von klassischer Musik entfernt, was vielleicht daran liegt, dass die Kinder zum Teil aus Ländern kommen, wo der Zugang zu Musik und vor allem zur klassischen Musik sehr eingeschränkt ist.

    In den älteren Jahrgängen wird deutscher Rap gehört :untertauch:

    Die Begründungen dafür, sich nicht mit dieser Musik zu beschäftigen sind interessant.

    Die SchülerInnen kommentieren, ihnen würde diese Musik nicht gefallen, weitaus häufiger merkt man jedoch, dass viele von ihnen jedoch noch nie etwas davon gehört haben.

    Schwierig wird es für viele Kinder und Jugendliche vor allem da, wo sie sich konzentrieren müssen.

    Zudem sind die Stoffe der Oper oftmals zu lange für den Unterricht, bei zwei Einheiten Musik in der Woche ist es nun einmal schwer, eine Oper mit 2 Stunden zu hören und zu bearbeiten.

    Da ich ab und an Musik suppliere, versuche ich den Kindern einfach Klangeindrücke zu Musikrichtungen geben, nicht nur aus der klassischen Musik, sondern auch von Jazz, Swing, Soul und dergleichen mehr, das sind in der Hoffnung, das in ein paar Jahren, wenn die geistige Reife doch etwas gewachsen ist, diese Eindrücke dazu führen, dass die SchülerInnen ihren Horizont erweitern.

    Ich bin auch Klassenvorstand (in Deutschland nennt man das glaube ich Klassenlehrer) und war vor kurzem mit den Kindern in der Kinderoper "Pinocchio".

    Für die Kinder (10-11 Jahre alt) war das großartig, der Besuch hat doch großen Eindruck bei vielen hinterlassen!


    Interessant war für mich, dass das Vorurteil aller Altersstufen unserer Schule darin bestand, dass die Oper und klassische Musik etwas sei, dass nur "reichen" Leuten zustünde, Kinder keinen Zugang hätten, man teure Kleidung anhaben müsste und die Oper und Institutionen klassischer Musik generell etwas seien, das "Leute wie sie" dort gar nicht hinein dürften.

    Traurig eigentlich, das Kinder so etwas glauben :/


    Ich hoffe mal, den Kleinen meiner Klasse etwas die "Furcht" vor Oper und Co. durch den Besuch genommen zu Vielleicht wird ein Schüler/eine Schülerin ja sogar ein mal Tamino?:saint:


    LG. Stefan

    Mit der CD ist das so eine Sache.
    Ich mag die CD-Boxen mit den schönen Motiven drauf, die Schuber mit den Begleitheften, ach ich bleibe den CDs treu!
    Aber und das muss ich auch sagen, ich habe vor kurzem eine Soundbox für den Fernseher bekommen, die einen Sound erzeugt, bei dem kein Radio mithalten kann, weswegen ich jetzt auch zunehmend streame, vor allem natürlich auf Youtube, da auch dort schöne Aufnahmen zu finden sind. Und mit der Soundbox dröhnt dann die ganze Bude bei Wagner kann ich euch sagen ;)

    Hallo liebe Taminos,


    Endlich finde ich wieder einmal die Zeit in das schöne Forum zu schauen und auch selbst wieder einmal einen Beitrag zu verfassen.
    Nach einem wilden Semester, voller Proseminararbeiten, Praktika und zu verfassenden Bachelorarbeiten, möchte ich meine zum Teil freie Zeit im Juli nutzen, um euch meine Eindrücke von den Seefestspielen in Mörbisch mitzuteilen. Dieses Jahr stand die Operette "Gräfin Mariza auf dem Programm.
    Ich habe mich schon das ganze Semester, weil ich wusste, das ich mit meiner Tante zur Premiere gehen würde, darauf gefreut und ich wurde nicht enttäuscht.
    Die wunderbare Kulisse mit dem See im Hintergrund und dem Sternenhimmel über uns, eine russische Bekannte kam dann auch noch mit, fanden wir uns auf unseren Sitzplätzen ein.
    Ins Auge gestochen, ist natürlich sofort das Bühnenbild, mit der größten Geige der Welt, die sich während des Stücks entfaltete und den Blick auf die Innenräume des Schlosses von Gräfin Mariza freigab. Das Bühnenbild, die Kostüme, es war wunderbar, einfach so, wie man es sich eigentlich vorstellt. Ungarische Trachten auf der Bühne und ein Schloss, dass auch ausgesehen hat wie ein Schloss. Das ist ja leider eine Seltenheit, in der Staatsoper und anderen Opernhäusern wird man, so meine bescheidene Sichtweise, ja zunehmend mit den kaum anzusehenden Regieideen "kreativer" Köpfe belästigt und von Schönheit ist dann auf der Bühne nichts mehr zu sehen (Parsifal in der Pathologie oder sonstiger Unsinn), ich mags halt gerne klassisch, so wies im Libretto steht und das vom Komponisten auch vorgesehen war.
    Doch wie gesagt, ganz anders ist das in Mörbisch. Das Schloss darf einfach ein Schloss sein, die Gräfin einfach eine Gräfin, der Fürst einfach ein Fürst und auch die Kostümbildner haben nicht plötzlich gemeint, das Stück in irgend eine andere Zeit transferieren zu müssen, nein, ungarische Trachten, der (vermeintliche) Verwalter trug einen Anzug wie man ihn sich eben bei einem Verwalter vorstellt und das Schloss war einfach ein Schloss. Ach, ich träume noch immer von dem Bühnenbild und den tollen Kostümen, dazu noch die Wasserspiele und das Feuerwerk.
    Gesanglich und musikalisch ist die Operette von Emmerich Kálmán schon von Grund auf ein, na sagen wir Knüller, ein Ohrwurm jagt in dieser Operette den nächsten.
    Vida Mikneviciute gab eine tolle Mariza, beeindruckend auch, dass sie wie viele der Schauspieler gut den ungarischen Akzent machen konnte, was einfach noch mehr in das Gesamtbild passte.
    Horst Lamnek als Fürst Populescu war außerordentlich unterhaltsam, sein rumänisch/ungarischer Akzent sehr überzeugend, ebenso Baron Zsupàn der von Christoph Filler sehr unterhaltsam gespielt wurde.
    Graf Tassilo, von Roman Payer bei der Premiere gesungen, gab den stattlichen (vermeintlichen) Verwalter und überzeugte mit seinem Gesang, vor allem seine Körpersprache war sehr gut, man hatte den Eindruck eines selbstischeren Mannes, der es eben auf sich nimmt als Verwalter zu dienen um seiner Schwester die Hochzeit zu finanzieren, von Anfang an, einfach eine beeindruckende Darbietung.
    Die meisten Lacher bekam gegen Ende natürlich Penizek, der Diener von Fürstin Bozena Cuddenstein, es war wirklich zum schießen :-D
    Der einzige Punkt, der vielleicht etwas zu kritisieren ist, war, das die Soundanlage am Anfang sehr gehallt und die Musik etwas hölzern geklungen hat, was dann aber mit voranschreiten der Operette abnahm.


    Alles in allem, kann ich nur jedem empfehlen, nach Mörbisch zu fahren und sich das Ganze selbst anzusehen, euch erwartet ein Abend mit toller Kulinarik, an einem schönen See mit einer wahnsinnig schönen Operette, hinreißend und ja, ich denke das ist das perfekte Wort, liebevoll inszeniert!


    Lg. Stefan


    Die gößte Geige der Welt - Gräfin Mariza

    Traubi, lies Dir mal den Text der Urfassung der "Carmen" mit den gesprochenen Dialogen durch. Den gibt es irgendwo im Netz. Sogar in deutscher Übersetzung. Darin enthalten sind viele Informationen, die die übliche Fassung übergeht - die aber zum Verständnis der spannenden Geschichte beitragen.


    Das werde ich auf jeden Fall tun lieber Rheingold.
    Ich finde die Aussage des Intendanten auch sehr zweifelhaft, mir wäre gar nicht aufgefallen, dass ich bisher daheim auf dem Wohnzimmersofa, wenn ich mir die Aufnahme mit einem Tee in der Hand angehört hätte, auf Grund des Frauenmordes begeistert gewesen wäre. :thumbdown: Ist ja schon sehr nah an der Grenze zur Lächerlichkeit, diese Begründung und eine Beleidigung des Publikums möchte ich fast sagen.
    Die Begründung finde ich eigentlich schlimmer als die Umsetzung bzw. Umformung des "Drehbuchs", das fällt für mich noch unter künstlerische Freiheit die ja hier auch schon von dir angesprochen wurde....

    Durch die sozialen Medien wurde ich auf eine Begebenheit in Florenz aufmerksam.
    In der von Opernregisseur Leo Muscato inszenierten Bizet-Oper "Carmen" wird am 7. Jänner nicht etwa die Namensgeberin der Oper sterben, sondern Don Jose.
    Die Anweisung erhielt er vom Intendanten Christiano Chiarot. der das folgender Maßen begründet: "In einer Zeit, in der die Plage der Frauenmorde akut ist, wie kann man bei der Ermordung einer Frau klatschen?"


    http://www.kleinezeitung.at/ku…euem-moerderischen-Finale


    Meine Frage ist: Carmens Tod ist doch eigentlich das Kernelement der Oper, kann man das so einfach umschreiben? In Italien sind Frauenmorde ein großes Problem (siehe Frauenmorde)
    und die Verknüpfung des Themas mit der Oper von Bizet finde ich interessant (wenn man im Zusammenhang mit Frauenmorden überhaupt das Wort "interessant" verwenden sollte)
    Ich bin irgendwie gespalten, einerseits mag ich es nicht wenn man an einem fertigen Opernstoff herum doktert andererseits kann ich mich sehr für Idee des Intendanten dieses Thema zu einem Thema der Oper zu machen anfreunden...
    Was halten denn die Taminos davon?


    Lg. Stefan

    Hallo liebe Taminos,


    Gestern hatte ich das Vergnügen eine bearbeitete und gekürzte Version von Pierangelo Valtinoni "Pinocchio" in der Volksoper Wien zu sehen und zu hören.
    Die Inszenierung und die Musik sind nicht so, wie wir das aus der klassischen Oper kennen, die Melodien erinnerten eher an eine Musicalaufführung.
    Es wurde in der Aufführung an der Volksoper sehr viel von Kindern gesungen, der hauseigene Kinderchor der Volksoper stemmte in dieser Vorführung neben der souveränen Juliette Khalil (Pinocchio) und Martina Dorak (Die Fee) einen Hauptteil der musikalischen Unterhaltung. Erstaunlich war für mich, wie viele Kinder und jugendliche generell an dem Stück beteiligt waren, was dem Stück noch mehr Herzlichkeit und Wärme verliehen hat und es wäre interessant zu wissen, ob da nicht vielleicht unter den Kinder schon der nächste Jonas Kaufmann seinen Einstand auf den Brettern die die Welt bedeuten gegeben hat ;)
    Ein großes Kompliment muss man der Regie (Philipp Krenn) und dem Bühnenbildner Nikolaus Webern machen. Projektionen und Animationen die die realen Sängerinnen und Sänger integrieren, haben sicher nicht nur den Kinder großen Spaß gemacht sondern auch vielen Erwachsenen, die dem Stück beiwohnten.
    Generell war es ein Freude so viele junge Gesichter in der Oper zu sehen und nicht der einzige unter 40 zu sein :D;)
    Die Aufführung war auf keinen Fall etwas für den ernsthaften Wagnerianer, eher etwas für Kinder und jung Gebliebene :-)
    Wenn also jemand eine liebevolle und warmherzige Inszenierung des Pinocchio sehen möchte oder seine Kinder oder/und Enkelkinder an die Oper heranführen möchte ist er gut beraten die Volksoper zu besuchen! :jubel:


    Hier noch ein paar Bilder des gestrigen Abends:





    Die immer bessere HD-Fernsehqualität offenbart auch, dass das Wiener-Konzert im Klassiksaal aller Klassiksäle einen für mich doch bemerkenswerten hohen japanischen (?)-Anteil im Publikum hatte. Für die geht wohl an Lebenstraum in Erfüllung, den sie sich mit Hilfe von gut gefüllten Konten realisieren können. Ich wüsste einmal gerne, ob man im Durchschnitt der Bevölkerung in Japan unsere klassische Musik mehr schätzt als in unseren "Herkunftsländern". Das nehme ich aufgrund gewisser Zeitungsartikel wie diesem hier an, aber Zahlen liegen mir darüber natürlich nicht vor.Wenn es so wäre, dann wäre es traurig genug, aber es wunderte mich nicht.


    Hallo Glockenton,


    Ich finden den Anteil an asiatischen Besuchern gar nicht so bemerkenswert :) . Da ich oft Gast auf den Stehplätzen der Staats- und Volksoper bin und auch zu den Käufern günstigerer Tickets des Musikervereins zähle, sehe ich das sehr oft. Gerade in meiner Generation trifft man oftmals nur asiatische Gleichgesinnte aus Japan oder Südkorea. Auf den Stehplätzen der Staatsoper bin ich schon des öfteren in einer japanischen Reisegruppe oder in einer Gruppe asiatischer Mitbürger gestanden.
    Das Asiaten vermehrt die Oper oder ein Konzert besuchen beschränkt sich aber nicht nur auf die Konzertklassiker wie das Neujahrskonzert. Ich war gestern bei der Aufführung des Pinocchio in der Volksoper und muss sagen auch da sind mir sehr viele asiatische Gesichter aufgefallen.

    Also ich saß um 10:45 vor dem Fernseher und habe mir das gesamte Konzert inklusive der Vorberichterstattung angesehen.
    Als Strauss-Fan gehört für mich das Neujahrskonzert ohnehin zu einem der Pflichttermine des Jahres :-) Besonders gut gefallen mir immer die Balletteinlagen, davon hätte ich mir noch mehr gewünscht. Hr. Schmidts Beobachtungen fand ich interessant, ich habe darauf gar nicht so geachtet.
    Hier kann man es auch auf Oe1 nachhören:


    NeujahrskonzertOe1

    Hallo und einen guten Samstagabend liebe Taminos,


    Ich stöbere immer wieder bei den Aufnahmen von Nachwuchsbewerben und so bin ich vor ein paar Monaten auf eine Künstlerin gestoßen, die mir sehr gut gefällt:
    Anne-Luise Kramb, sie ist 17 Jahre alt und studiert an der Kronberg Academy bei Antje Weithaas.
    Aufmerksam geworden bin ich auf sie durch The Violin Channel



    Hier habt ihr eine kleine Biographie von ihr:


    Anne-Luise Kramb/Kronberg Academy


    Und hier ein paar Kostproben ihres Könnens:





    Was ist eigentlich werk-treu oder werk-gerecht?


    Mit dieser überaus spannenden Frage möchte ich mich im folgenden etwas auseinandersetzen, danke übrigens dem Ersteller des Threads!
    Ich spreche hier jetzt mal als junger Mensch, als Student der noch nicht alles gesehen hat, die Welt der Oper und des Konzerts noch entdeckt wie ein Pilgervater der erst vor kurzem (drei Jahren) Neuland betreten hat. Ich habe noch nicht so viel gehört wie die Taminos und ich habe auch nicht den selben Wortschatz und die Bildung derer die hier vor mir kommentiert haben deswegen will ich auf den Grundsatzstreit der hier, wenn auch mit feiner Klinge geführt nicht eingehen da ich auch nicht so recht weiß wo ich stehe.
    Ich mag an der Oper die Schönheit des Gesangs und ja auch die Schönheit der Darstellung.


    Hier möchte ich kurz auf das zurück greifen was 9079wolfgang geschrieben hat:
    Wenn ich, wie schon mehrmals hier als Beispiel angeführt wurde, in der Oper "Ein Maskenball" schon auf einem ersten Foto Männer mit heruntergelassener Hose und BILD-Zeitung lesend auf Aborten sitzend sehe, kann ich mir sofort ein Urteil bilden. Dazu brauche ich keinen extrem hohen Intelligenz-Grad!


    Ich mag Verdis Un Ballo in maschera sehr gerne und kann mir nicht schöneres Vorstellen, als das was Verdi für den ersten Akt geplant hat. Paläste, Maskenbälle was will man mehr?
    Dann möchte ich ehrlich gesagt nicht sehen, wie Männer auf dem Klo mit der Bildzeitung in der Hand dasitzen, das finde ich irgendwie falsch, Klos haben finde ich auf der Opernbühne einfach nichts verloren, ich verstehe auch nicht ganz was man sich davon erwartet, wenn man so etwas in das Werk hinein interpretiert? Und ist es dann noch ein Verdi? Für mich nicht.
    Das heißt nicht, dass ich es jetzt komplett ablehnen würde, Veränderungen vorzunehmen. Warum nicht die Oper in die heutige Zeit versetzen? Durchaus machbar und mal was anderes!
    Ist es dann noch werkgetreu? Nein sicher nicht, aber trotzdem passend wie ich finde.


    Wenn ich lese "Neuinterpretation" wird man mich vermutlich eher nicht in der Oper finden oder eine betreffende DVD wird wieder in das Regal der Bücherei zurückwandern, aber hier kommt dann mal meine Jugend ins Spiel. Ich habe vieles noch nicht gesehen, kann mich also glücklich der fantastischen Idee Verdis oder Wagners ohne groß darüber nach zu denken hingeben und mich in ihre erschaffenen Welten flüchten bzw. begeben. Daher bin ich was Veränderungen angeht bei Opern sehr kritisch und bin dann schon mal pingeliger, ich mags einfach oppulent, historisch, klassisch oder wie immer man es auch nennen will. Vielleicht, in 10-20 Jahren, reicht mir das dann aber nicht mehr und ich möchte etwas neues in Stücken entdecken weil das was einst schön und toll für mich daran war, nun nur noch eine schöne Gewohnheit ist und langsam langweilig wird?


    Aber noch ein Punkt fällt mir ein, der mir wichtig ist. Ist es nicht zwangsläufig einfach so, dass Regisseure einfach an den Stoffen herumdoktern müssen um einfach irgend etwas neues zu schaffen? Opern die heute noch komponiert werden sind schon vom Inhalt oft langweilig (zumindest was ich so bis jetzt gesehen habe) und das kann dann die Musik manchmal auch nicht mehr retten.
    Vernünftige neue Opern werden ja nicht mehr wirklich komponiert, also schraubt und bastelt und quetscht man an den Alten herum, auf das sie noch einmal eine neue Deutung ausspucken manchmal geht das schief, manchmal nicht.


    Ich würde als Junger mal die Forderung an die Regisseure und großen Dirigenten erheben: Neue Stoffe braucht die Oper! Warum nicht wie Verdi Anregungen direkt aus der Literatur nehmen, eine Herr der Ringe Oper komponieren? In 80 Tagen um die Welt vertonen? Es gibt noch so viel was zur Oper werden könnte!
    Stattdessen arbeitet man sich an Wagner und Co ab, genug Fantasie scheint ja vorhanden zu sein, warum wird also nicht gleich etwas neues geschaffen anstatt etwas altes zwangsweise neu zu erschaffen?

    Hallo liebe Taminos,


    Nachdem ich am Freitag das Vergnügen hatte Mörbisch zu besuchen, ging es gestern Abend für mich zur Vorpremiere in St. Margarethen und ich durfte den neuen "Rigoletto" sehen.
    Begonnen hat der Abend mit regionalen Schmankerln (Snacks, für die Deutschen hier :D ) und regionalem Wein. Dermaßen gestärkt konnte ich vor der Show noch meinen Backstagepass nutzen und hinter die Bühe gehen, was mir ein Autogramm von Rigoletto Davide Damiani und Graf Monterone Clemens Unterreiner eingebracht hat (ich glaube die beiden mussten schon lange keine Autogramme mehr schreiben), Clemens Unterreiner ist übrigens ein sehr sympathischer Typ mit einer tollen Stimme, ich hoffe er bekommt bald größere Rollen als die des Grafen.
    Nachdem ich im Backstagebereich alles abfotografiert hatte ging es endlich zu unseren Plätzen, leider waren uns die Wettergötter nicht gewogen, denn es regnete in den ersten 15-20 Minuten doch recht ordentlich und der Regenschutz musste seine Pflicht tun.
    Das Bühnenbild von Philippe Arlaud bestand aus einer gewaltigen roten Treppe, unglaublichen Lichtspielen die ich mit der Kamera gar nicht alle einfangen konnte, am besten seht ihr euch die Fotos weiter unten an.
    Auch wenn es modern inszeniert war und ich im Normalfall den traditionelleren Inszenierungen zugeneigt bin, muss ich sagen war die Inszenierung von Arlaud durchdacht und überaus schön anzusehen. Nur das viele Rot in den Kostümen hätte man vielleicht etwas diversifizieren können, ein wenig Abwechslung hätte gut getan. Links auf der Bühne befindet sich eine Installation die den Fluch darstellen soll unter dem Rigoletto zu leiden hat, am Ende sinkt dabei auch ein Stein hinab der sich dann auf die Leiche von Gilda senkt.
    Unvergessen auch als Riogelleto über seine Rache singt und wie er es allen heimzahlen wird, während die Bühne mit Feuern hell erleuchtet wird, unglaublich! Interessante Anekdote nebenbei.
    Rigolettos Haus wurde durch reine Muskelkraft auf die Bühne geradelt, versteckt hinter der Bühne saßen 5 Herren die kräftig dafür in die Pedale treten mussten (ich glaube Foto 3, das mit den Fahrradsätteln)
    Nun aber zum gesanglichen/musikalischen. Wenn man den Rigoletto live hört bekommt man eine Ahnung wieso dieser eine der meistgespielten italienischen Opern ist, einfach grandios und mitreißend. Anja Bihlmaier lieferte einen fehlerfreien Abend als musikalische Leiterin ab, Verdis Musik tat ihr übriges.
    Jesus Leon als Herzog von Mantua war ein sehr schwachbrüstiger Bariton (oder ein wirklich schlechter Tenor), bei den verspielten Melodien durchaus in Ordnung aber sonst deutlich schwächer als seine Kollegen auf der Bühne und bei La donna è mobile fehlte ganz deutlich die Kraft und auch das Gefühl, ich hätte lieber Clemens Unterreiner gesehen der wirklich eine überaus kräftige und schöne Stimme vorzuweisen hatte welche aber leider viel zu kurz als Graf Monterone auf der Bühne war.
    Tatiana Larina als Gilda war wirklich fabelhaft, jung kräftig schön, immer genau richtig zur Musik und perfekt harmonierend mit ihrem Vater Rigoletto Davide Damiani der manchmal etwas angestrengt wirkte aber einen sehr guten Job auf der Bühne machte, man hätte sich am liebsten mit ihm gemeinsam am Herzog gerächt!
    Auch der Sparafucile Leon Stoker war gut gewählt, seine Stimme hatte gestern etwas dunkles und unheilvolles, dass man nicht greifen aber sehr wohl spüren konnte.


    Alles in allem kann ich den Taminos nur empfehlen dieses Jahr nach St. Margarethen zu kommen!
















    Hallo liebe Taminos,


    Letzten Freitag durfte ich zu den Seefestspielen in Mörbisch reisen, ein Vergnügen auf das ich mich seit geraumer Zeit freute. Auf dem Programm stand "Der Vogelhändler"
    Das Wetter war mal sonnig, mal stürmisch und so hoffte ich, dass mir das Wetter keinen Strich durch die Rechnung machen würde.
    Zum Glück hielt das Wetter und ich saß trocken in Reihe 20 nicht weit weg von der Politprominenz die sich am Freitag Abend zur Premiere begeben hatte.
    Es empfing mich ein buntes Bühnenbild mit Kuckucksuhr, herzroten Häuschen und grasgrünen Tannen, also eine ordentliche Ladung Kitsch. Ich habe nichts gegen Kitsch, ich mags in Oper und Operette gerne opulent und ausladend und all das bot mir das Bühnenbild von Philipp Schlößmann.
    Zu beginn gleich, gab es eine kleine technische Panne, Paul Schweinester als Adam hatte mit einem nicht funktionierendem Mikro zu kämpfen, das bei seinem ersten Lied erst in der Mitte der Bühne funktionierte. Vielleicht lag es an dieser Panne, das Schweinester länger brauchte um zu einer guten Form aufzulaufen, zu anfangs war er jedenfalls sehr undeutlich und stimmlich auch etwas schwachbrüstig, gerade ein Anfang erschien es mir ein wenig als würden Schweinester und die Musik mit einander um die akustische Vorherrschaft in Mörbisch singen, ein Duell, dass die Musik vor allem am Anfang öfter gewann.
    Gut gesungen haben Cornelia Zink (Kurfürstin Marie), jung und knackig im Ton Sieglinde Feldhofer als Christl, Philipp Kapeller als Stanislaus den man stimmlich aber nicht so recht ein zu ordnen vermochte und der immer wieder für Lacher sorgende Horst Lamnek (Weps) sowie Wolfgang Dosch und Gerhard Ernst als Professoren/duo/parodie, das/die ganz schön Laune machte/n.
    Trotz dem überaus opulenten Bühnenbiild mit Romantik und Wasserspielen (einfach der Wahnsinn), gelang es nicht immer zu verbergen, dass der Inszenierung etwas an Schwung fehlte.
    Lamnek als Weps tat zwar sein Bestes, aber irgendwie waren doch einige Rohrkrepierer dabei. Ich hatte auch das Gefühl, dass man sich nicht so recht entscheiden konnte, ob man jetzt humoristisch sein wollte oder etwas ernster mit mehr Schmachten und Romantik....
    Alles in allem ein gelungener Abend sodass ich Mörbisch auch dieses Jahr weiterempfehlen kann, aber dennoch etwas schleppend stellenweise und "Der Vogelhändler" kann nicht wirklich mit "Victoria und ihr Husar" von 2016 mithalten!


    Hier noch ein paar Bilder von dem Abend:









    Ja lieber Gregor, du triffst den Nagel auf den Kopf. Dort wo die Tenöre Spitzenfassungen singen konnte der Bariton nicht mehr was etwas schade war, da man immer auf etwas gewartet hat, das nie kommen würde. Dafür war Tezier an langsameren und leiseren Stellen vielleicht etwas einfühlsamer als es ein Tenor hätte sein können...
    Was meinst du? Ist die Einfühlsamkeit in dieser Oper vielleicht mehr Wert als Kraft? Oder könnte ein Tenor das ebenso einfühlsam?

    Hallo liebe Taminos,


    Nun zum nächsten Bericht aus der Oper vom Forenjüngling :D
    Wagner und ich, ja gefallen hat er mir ja schon immer, aber nicht mehr also Puccini oder Mozart zum Beispiel. Aber das gestern, ja ich sags jetzt einfach mal so, war eine Offenbarung.
    Ich habe von Wagner bisher nur den Lohengrin, eine meiner Lieblingsopern live gesehen und war damals schon leicht entrückt aber das gestern war schon ziemlich, wie soll ich sagen, krass!
    Vielleicht gab es in der Vergangenheit bessere Parsifal-Aufführungen, mag sein, aber dann sollte ich wohl lieber keinen mehr besuchen, sonst bin ich als Herzpatient da drin ernsthaft gefährdet. Manch einer mag diese Schilderung als leicht übertrieben empfinden, aber ich bitte die Taminos darum, sich zu erinnern, wie euer erster Parsifal war und mit welcher Wucht euch Wagners Musik damals getroffen hat!


    Ehrlich gesagt ging ich ja leicht skeptisch hin, auf Grund der Bilder die ich in der Zeitung und auf der Website gesehen habe. Da spielte der Parsifal doch tatsächlich in einem Krankenhaus bzw. in der Pathologie. Eine seltsam anmutende Erscheinung, stelle ich mir doch die strahlenden Ritter vor, den Wald und die Gralsburg.
    Das hat mich im ersten Akt etwas gestört, vor allem weil im Gesang des Öfteren auf den Wald hingewiesen wird. Wenn dann besagte Person im Arztkittel im Krankenzimmer steht, ist das etwas befremdlich. Wenn man außerdem jeden Tag mit der U6 fährt ist es etwas merkwürdig, Otto Wagners Stil auf der Opernbühne zu sehen, aber naja wems gefällt.
    Der erste Akt ging rasant vorbei und dank meiner Tamino-Erziehung weiß ich natürlich, dass nach dem ersten Akt nicht applaudiert wird. Wobei ich gestehe mir damit reichlich schwer getan zu haben. Christopher Ventris war ein beeindruckend jugendlich klingender Parsifal, der eine sehr helle Stimme hat. Für mich eine ideale Besetzung wenn ihr mich fragt!
    Gerald Finley als Amfortas war auch große Klasse, sein Gesang war die perfekte Mischung aus Schmerz, Qual und Kraft. Aber auch hier störte mich etwas seine Kostümierung.
    Ich möchte an dieser Stelle fragen, wieso macht man sowas?
    Naja wie dem auch sei, der erste Akt war schnell vorbei und Wagners Musik hatte auch die Zweifel hinsichtlich der Kostümierung und des Bühnenbildes weg geschwemmt.
    Ich kann das Gefühl nach diesem ersten Akt gar nicht beschreiben, es war irgendwie eine Art Glückseligkeit diese Musik gehört zu haben, sie hat in mir etwas ausgelöst, nicht nur blanke Begeisterung, nein, sie hat irgend etwas eingerissen, emotionale Mauern, geistige Mauern.....Ich weiß nicht so recht wie ich das mit Worten beschreiben soll, sind diese doch ein ungenügendes Instrument in diesem Fall!


    Nach der Pause ging es dann (hinunter?!) in die Pathologie mit Jochen Schmeckenbecher als Klingsor der mit blutiger Schürze die Leichen erweckte, bezaubernde rothaarige Damen die den Parsifal zu bezirzen versuchen, allerdings finde ich das rückblickend gesehen etwas schade, da die Leichentische und das drum herum die Stimmung etwas geschmälert haben. Ich habe dann einfach meine Augen geschlossen und Wagners Musik genossen, wie erhebend das doch war! Ein wenig wurde ich mit dem Bühnenbild allerdings vor der Pause doch versöhnt, als die Kundrie das Leichentuch wegzieht und Parsifal seine tote Mutter erblicken muss, ist das ein dramatischer Höhepunkt. Zu diesem Zeitpunkt fiel mir das Bühnenbild nicht mehr soo stark ins Auge und nach der Pause merkte ich bereits das Hr. Wagners Musik etwas mit mir geschafft, angestellt hatte, ich war tief beeindruckt und aß fiebrig mein Weckerl beim Buffet ohne eine Wort zu verlieren, so beschäftigt war ich mit den musikalischen Eindrücken die ich gesammelt hatte!
    Nina Stemme als Kundrie war manchmal etwas undeutlich aber sehr kräftig, ich denke diese Rolle ist aber sehr schwer zu singen weswegen ich ihr die leichte Undeutlichkeit nicht ankreiden will!
    Jetzt springen wir mal zum Ende vor, was hat den Regisseur veranlasst das Gehirn mitten auf die Bühne zu stellen im Finale? Ich finde das reichlich unappetitlich! (Zur Erklärung, Amfortas Wunde befand sich an diesem Abend am Kopf, deswegen war immer wieder ein Riesengehirn auf der Bühne).
    Ehrlich gesagt würde ich gerne einmal mit dem Herren sprechen und ihn fragen was zum Geier das denn sollte? Ich meine gut ich weiß, worauf er hinaus wollte aber das muss doch nicht sein!
    Jetzt aber zum Dirigenten Semyon Bychkov. Ihm ist es wohl zu verdanken, dass ich endgültig zu den Wagnerianern zähle. Das Ende des letzten Aktes, ich habe es ja schon ein paar Mal auf CD gehört, aber das war einfach unglaublich. Nicht nur die Figuren erlangten Erlösung, auch ich in diesem Moment. Man fühlte sich selbst wie erlöst. Es war wie ein Rauschzustand, ein solches Gefühl hatte ich noch nie. Wie kraftvoll das Orchester auch immer wieder spielte, die Staatsoper bebte zeitweise, da bleibt mir nur zu sagen, ein Hoch auf den großen Meister Wagner und ein weiteres Hoch auf Semyon Bychkov!
    Beim Applaus war ich dann außer Rand und Band, da habe ich wohl die alte Dame links neben mir in Angst und Schrecken versetzt. Ich rief lautstark Bravo und keine Ahnung was sonst noch und klatschte wie ein Berserker. Einer Dame vor mir ging es aber ähnlich, sie lehnte sich so weit über die Gallerie, dass ich befürchtete sie würde hinunter aufs Parkett fliegen. Ihr Mann der während der Oper mit dirigiert hatte, als würde er im Orchestergraben stehen war bemüht sie zurück zu halten. Auf unserer Seiter der Gallerie war also alles und jeder aus dem Häuschen!



    Lg. euer Traubi
    Ps. hier wieder der Link zur Seite auf der Staatsoper: https://www.wiener-staatsoper.…event/963141047-parsifal/

    Hallo liebe Taminos,


    Ich bin euch einiges an Beiträgen schuldig geblieben, so auch meine letzten zwei Opernbesuche: Werther von Jules Massenet und Wagners Parsifal den ich noch in einem anderen Beitrag ansprechen werde.
    Jetzt aber erst einmal zu dem Franzosen und seinem Werther. Da ich mich noch immer auf einer Entdeckungsreise durch die Welt der klassischen Musik und Opern befinde, wusste ich noch nichts von einer Oper namens Werther.
    Eine Freundin meiner Oma, die mich in kultureller Hinsicht etwas fördert wies mich darauf hin und lud mich in die Wiener Staatsoper ein
    Wir hatten Plätze auf der Gallerie, mittlerweile sind mir die am liebsten (neben einer Loge mit der Angebeteten), denn dort kann man alles wunderbar überblicken und auch das Orchester gut sehen. Wir reservierten uns für die Pause einen Tisch und etwas zu essen, daraufhin betrat ich zum ersten Mal die Terrasse der Oper. Obwohl ich mittlerweile schon einige Male in der Staatsoper war und die Aussicht des Stehplatzes genoss, hatte ich noch keine Ahnung von der Terrasse der Staatsoper von der man einen herrlichen Blick genießen kann.
    Aber nun zur Oper. Ich ging ohne Erwartungen hinein, schließlich hatte ich von Massenet noch nie etwas gehört, hatte also nur vom Inhalt Ahnung aber keine Vorstellung von der Musik.
    Ich wurde nicht enttäuscht, schon alleine die Overtüre war ganz große Klasse! Ludovic Tezier gab den Werther, ein frischer Bariton! Ich wurde darauf hin gewiesen, dass im Normalfall ein Tenor eingesetzt wird und ich muss ehrlich gesagt bemerken, dass das der Oper wohl besser getan hätte. Ich hätte mir mehrmals einen Kraftvollen Tenor gewunschen, der noch mehr Kraft und Leidenschaft hätte ausstrahlen können. Allerdings war Tezier sehr bemüht Gefühl zu zeigen und er verlieh dem Werther eine größere Verletzlichkeit als es vielleicht ein Tenor gekonnt hätte. Also vergesst das was ich über den Tenor gesagt habe haha.
    Vor allem das Ende von Tezier bzw. Werther berührte mich nicht nur aus visuellen Gründen.
    Das führt mich auch gleich zu einer Bitte an die erfahren Taminos, könnt ihr mir gute Vergleichsaufnahmen nennen?


    So, weiter geht's, wo war ich? Achja, Tezier. Kommen wir vielleicht gleich zu seinem Gegenüber, Charlotte die von Sophie Koch gesungen wurde. Fabelhaft! Die Frau singt ganz wunderbar, deutlich (was auf französisch finde ich wohl sehr schwer ist) und klingt auch sehr jung. Das sie gut aussieht verstärkt den Effekt den sie hat noch, wobei ich darauf nicht zu sehr eingehen will, schließlich ist die Frau doch so viel mehr als ihr Aussehen.
    Erwähnenswert ist vielleicht noch, Adrian Eröd, der dem Albert ein passendes Gesicht und eine passende Stimme gegeben hat. Alleine seine Körpersprache war sehr passend und ich war wohl nicht der einzige der dem Fiesling für seine Taten gegenüber Werther eins auf die F***** hauen wollte, insofern hat er also seinen Auftrag perfekt erfüllt.
    Der Dirigent Chaslin führte das Orchester toll durch die Oper und sorgte gemeinsam mit dem Sänger dafür, dass ich am nächsten Tag in die Bücherei eilte um mir den Werther auszuborgen.
    Allerdings möchte ich noch einmal bemerken, dass mir der Vergleich mit anderen Vorführungen fehlt!


    Das ein oder andere Fazit aus diesem Abend: Ich habe noch so viel zu entdecken und freue mich darauf, dass in der Wiener Staatsoper zu tun. Außerdem habe ich für mich den Entschluss gefasst niemals an einen Ort zu ziehen der kein mit der Wiener Staatsoper zu vergleichendes Opernhaus hat. Des Weiteren fiel mir auf, was für charmante junge Damen beim Buffet arbeiten und ich fand den ersten Platzanweiser der mich schon mit Namen kennt.
    Langsam aber sicher werde ich also zum Stammgast,


    Lg. Traubi


    Ps. Hier der Link zu ein paar Bildern und der Besetzungsliste: https://www.wiener-staatsoper.…/event/963140760-werther/

    Lutgra, ich beneide dich für deine Liaison mit einer Ballerina :-)
    Ich würde mich freuen demnächst einen eigenen Thread über das von dir besuchte Ballett "Krabat" zu lesen! :)



    Das finde ich wunderbar und erfrischend, lieber Traubi, dass Du endlich mal den bei Tamino völlig eingeschlafenen Ballett-Thread belebst. Ich bin auch ein großer Ballett-Liebhaber!
    Schöne Grüße Holger

    Ja das war auch meine Motivation, ich würde ihn gerne noch weiter beleben und aufwerten, vielleicht hilft Lutgra ja auch bald mit einem weiteren Thread über "Krabat mit :-)



    Hallo, Traubi!


    Ich höre zwar sehr gerne Ballettmusik, aber der Tanz selber ist so meine Sache nicht. Aber da meine jüngste Tochter mehr als ich dachte Leidenschaft für das Ballett zeigt, befasse ich mich daher nun öfter damit. Es scheint auch keine kurzfristige Neulust zu sein, da sie Anfang April 2 Auftritte in dem Ballett "Dornröschen" von Tschaikowski zu tanzen hat. Gestern war sie ganz begeistert von der Ballettmusik aus "Faust" von Gounod, die ich ihr vorspielte. Na, dann werde ich mich nicht nur mit der Musik selbst beschäftigen müssen.

    Wie schön das deine Tochter Interesse am Ballett hat, ich hoffe sie hat noch weiter viel Freude damit. Sollte sie es sich antun und eine professionelle Ballerina werden (was ihr angesichts der Artikel oben und der Fotografien von Volkova nicht zu raten ist) hoffe ich sie einmal live zu sehen, vielleicht tanzt sie ja dann auch schon in einer besseren Ballett-Welt als der heutigen?


    Ein frommer und naiver Wunsch, ich weiß,


    Lg. Traubi

    Hallo liebe Taminos,


    Vor kurzem stöberte ich in der Bibliothek nach einer Oper in englischer Sprache, nach einer durch und durch englischen Oper und wurde in Sullivans Oper fündig.
    Ich interessierte mich schon länger mal für "englisches" bzw. "amerikanisches" angeregt durch meinen eigenen Thread über das Schaffen von Frauen in der Musik und durch
    den Thread "amerikanische Symphonien."
    Ich habe mir die Oper sofort ausgeborgt, auch wenn ich noch nicht wusste ob diese Aufnahme gut ist oder nicht oder gar wer Sullivan ist, denn Walter Sotts Erzählung von "Ivanhoe" war schon als Kind eine meiner liebsten Geschichten und ich habe das Buch noch immer in meinem Bücherregal.
    Die Aufnahme die ich mir angehört habe ist diese:



    Ein kleines Zitat von Sullivan aus einem Interview mit dem San Francisco Chronicle, bevor er wirklich mit der Arbeit an der Oper "Ivanhoe" begann, veranschaulicht was Sullivan dafür im Kopf hatte:


    Die Oper der Zukunft ist ein Kompromiss. Ich habe darüber nachgedacht, daran gearbeitet und mich abgemüht, davon geträumt. Nicht die französische Schule, mit ihren überzierten, grellen Melodien, ihrem strahlenden Licht und Schatten, ihrer theatralischen Wirkung und ihrer Effekthascherei, nicht die Wagnersche Schule mit ihrer Düsternis und ihren wuchtigen, ohrenbetäubenden Gesängen, mit ihrem Mystizismus und ihren unwirklichen Empfindungen, nicht die italienische Schule mit ihren fantastischen Melodien und Fiorituren und weiterhergeholten Effekten. Es soll ein Kompromiss zwischen diesen dreien werden - eine At ekletische Schule, eine Auswahl der Vorzüge der jeweiligen Tradition. Ich selbst werde den Versuch unternehmen, in dieser Schule eine große Oper zu schreiben....Ja es wird ein historisches Werk und es ist der Traum meines Lebens. Ich glaube nicht an Oper über Götter und Mythen. Das ist der Fehler der deutschen Schule. Das ist metaphysische Musik - das ist Philosophie. Was wir wollen sind Handlungen, die Figuren aus Fleisch und Blut hervorbringen, mit menschlichen Gefühlen und menschlichen Leidenschaften. Musik sollte das Herz ansprechen und nicht den Kopf...


    Nachdem ich das Beiheft über die Oper gelesen hatte, war ich spätestens mit dem letzten Satz dieses Zitats Feuer und Flamme diese Oper in den CD-Player zu schmeißen.
    Ich habe das dann auch vor etwa vier Stunden getan und mir das Werk angehört.
    Vielleicht bemerke ich es nur weil es im Beiheft stand und darauf hingewiesen wurde, ich glaube aber nicht, man konnte einen deutlichen Unterschied zischen "Ivanhoe" und den kontinentalen Opern erkennen.
    Die Musik und der Gesang bildeten eine wesentlich harmonischere Einheit was vielleicht auch auf die gute und freundliche Zusammenarbeit zwischen Julian Sturgis (der übrigens ein bekannter von Henry James war) und Sullivan zurück zu führen ist, arbeiteten die beiden doch wesentlich harmonischer zusammen als Gilbert und Sullivan zuvor.
    Besonders gefallen mir die englischen Chöre die in der Oper immer wieder in Erscheinung treten und ich bin geneigt ganz frech zu behaupten, dass es keine bessere Sprache für Chorgesang gibt als Englisch ;)
    Bei Wanger - Opern sind meine Gefühle immer eine Mischung aus ergriffen und erschlagen, einer gewissen Grundstimmung die sich durch die ganze Oper zieht und die einen den CD-Player nach dem Ende ermattet abdrehen lässt. Das soll jetzt nicht als Kritik an Wagner verstanden werden, ich möchte einen Unterschied aufzeigen.
    Bei Sullivan ist das irgendwie anders. Er und Sturgis fangen durch Musik und Libretto immer wieder verschiedenen Stimmungen ein und schaffen es eine Szene musikalisch und sprachlich als einzelnes zu behandeln ohne dem großen Ganzen zu schaden.
    Gut gefallen hat mir vor allem die erste Szene mit Ivanhoe und Rowena als die beiden alleine sind aber Rowena noch nicht ahnt wer da vor ihr steht.
    Eine wunderbar warmherzige Szene! Ebenso gut hat die Oper auch die Heiterkeit rüber gebracht, wie z.B. im ersten Akt in der Konversation zwischen Bruder Tuck und Prinz John.
    Einzigartige Interpreten, allesamt Engländer verstärken diese Authentizität der Effekte von Sullivan und dem einzigartigen Libretto von Sturgis noch.
    Irgendwie geht von der Musik Sullivans eine gewisse, wohlige Wärme aus die einen beim Hören ergreift und welche bsp. Stephen Gadd als Prinz John und Toby Spence als Ivanhoe einfangen. :)
    Wie gerne hätte ich die Erstaufführung damals gesehen, es soll ja reichlich opulent inszeniert worden sein und für volles Haus gesorgt haben (leider war das Management durch Carte unfähig und die opernüblichen wirtschaftlichen Schwierigkeiten kamen hinzu, was zur Absetzung in der nächsten Saison führte)


    Würde mich freuen wenn es noch weitere tolle Aufnahmen gibt, die ihr empfehlen könntet oder andere Taminos noch etwas zu der Aufnahme oder der Oper "Ivanhoe" von Sullivan als solches zu sagen haben.



    Lg. Traubi


    Ps. Hier kann mehr über Arthur Sullivan und seine Werke nachgelesen werden: http://www.sullivansociety.org.uk/biography.php