Beiträge von timmiju

    Heute bei Dussmann zufällig erwischt:


    Beethoven Klavierkonzerte Nr. 3 und Nr. 4, gespielt von Elly Ney und den Nürnberger Symphonikern unter Willem van Hoogstraten. Das ist eine Aufnahme aus dem Jahre 1961. Bei amazon erhältlich, etwas teurer als mein Einkauf (ohne Abbildung). Ich schätze Elly Ney trotz ihrer zweifelhaften Nähe zum NS-Regime als eine faszinierende Pianistin. Bisher besitze ich mit ihr das 5. Klavierkonzert, in dem sie trotz einiger Fehlgriffe einen fulminanten Solopart abliefert.


    Und dann als Vorbereitung für ein demnächst anstehendes Konzert mit den Berliner Philharmonikern:



    Das reicht fürs erste, meine Regale sind ohnehin rappelvoll und ich bewundere die viele Zeit (vom Geld einmal abgesehen), die so mancher Großkäufer hat, um seine Schätze genießen zu können.


    Beste Grüße aus dem herbstlich sonnigen Berlin


    :hello:


    timmiju

    Eigentlich schade, dass dieser Thread etwas vor sich hindümpelt, so dass ich mich bald auf jeder Seite selber wiederfinde, obwohl doch das Konzertangebot in den Großstädten und auch darüber hinaus wirklich sehr gut ist, weshalb es sich lohnen würde, darüber mehr zu erfahren. Aber vielleicht ist das auch dem Platz ganz unten auf der Themenübersicht geschuldet.


    Ich war glücklich darüber, endlich Nikolaus Harnoncourt mal llive in einem Konzert erleben zu dürfen und dann auch noch mit Beethoven!
    Die drei Konzerte mit den Berliner Philharmonikern waren seit langem ausverkauft.


    Auf dem Programm die Messe C-Dur op. 86 für Soli, Chor und Orchester und die 5. Sinfonie c-Moll op. 67.
    Obwohl ich seit Jahrzehnten Konzerte besuche, die Messe war bisher noch nicht dabei. Auch das Orchester hatte sie vor 25 jahren letzmalig gespielt. Sicher weil sie nicht zu Unrecht im Schatten von Beethovens Meisterwerk, der Missa Solemnis steht, obwohl das Werk den Vergleich mit ähnlichen chorsinfonischen Werken nicht zu scheuen braucht.


    Es gibt nichts Pompöses oder Weihevolles in der Messe, wenngleich sich kraftvolle Passagen mit ruhigen Abschnitten abwechseln und alles gut strukturiert wirkt. Auch das Orchester kommt gut zur Geltung, darunter das Solo-Cello und im letzten Teil kann sich der vorzügliche Solo-Hornist Stefan Dohr auszeichnen. Nicht aufdringlich aber sehr solide das Solistenquartett mit Julia Kleiter, Elisabeth von Magnus, Werner Güra und Florian Boesch. Zum vortrefflichen Gesamteindruck trug wesentlich auch der Rundfunkchor Berlin bei, den ich seit Jahren zu den führenden Konzertchören im
    deutschsprachigen Raum zähle.


    Dann Beethovens 5. Sinfonie, deren Hauptthema im Gegensatz zur Messe sogar Lieschen Müller trällern kann. Die Berliner Philharmoniker spielten in einer sehr reduzierten Streicherbesetzung, was dem Werk ob der guten Durchhörbarkeit in den einzelnen Gruppen durchaus zugute kam. Im ersten Satz, der zügig dargeboten wurde, war so gar nichts vom erdenschweren Schicksal, das da an die Pforte klopft, zu spüren. Und so ging es dann auch ganz schlackenlos weiter, mit markanten Blechbläsereinsätzen und im Finale mit schöner Piccoloflöte, die nicht bei den Holzbläsern platziert war, sondern sich neben den Trompeten befand. Ein furioser Paukenwirbel beendete die Sinfonie. Für mich erstaunlich, wie viel Neues man in dieser Aufführung eines vermeintlich "abgedroschenen " Stückes hören konnte.


    Viel Beifall und Bravos, nicht nur von mir, für den vitalen Dirigenten.


    Bis zum nächsten Mal
    grüßt aus Berlin


    :hello:


    timmiju

    Diese Thema ist eigentlich recht schwierig, denn hier stehen sich, was Konzertaufzeichnungen betrift, zwei Meinungen gegenüber, die auch nicht zusammenfinden können. Also was solls? Der eine ist dafür, der andere dagegen. Jeder hat seine Gründe. Aber da es dieses Thema nun einmal gibt, reizt es mich schon, meine Auffassung darzulegen.


    Zitat

    Wenn sich bei Takt 244 der Hornist stets den Schweiß von der Stirne wischt - so ist das ein Vorgang, der im Konzert kaum Beachtung findet - Auf DVD aufgezeichnet jedoch, fesselt dieses Ereignis unsere Aufmerksamkeit immer wieder - und lenkt uns vom eigentlichen Geschehen ab.


    Nun das ist natürlich ein Extrembeispiel, will sagen fast ein Totschlagsargument gegen die Konzertaufzeichnungen auf DVD. Dabei ist das Wort "stets" schon eine Übertreibung, denn der Takt geht im allgemeinen so schnell vorbei, dass er sich höchstens einmal den Schweiß von der Stirn wischen kann.
    Ich gehöre hier im Thread wohl zu den wenigen, denen Konzerte auf DVD viel geben. Schließlich habe ich im Konzert auch die Augen offen und beobachte sehr genau das Geschehen auf der Bühne, denn auch die Körpersprache ist oft schon beeindruckend (Streicher!). Und wie die Bläser ihren Part gestalten, sei es der Ansatz oder z.B. mit erhobenen Instrumenten oder beim Oboisten mit aufgeblasenen Backen, das gehört einfach zum Konzerterleben dazu. Auch das Temperament der Paukisten ist sehr unterschiedlich und beeinflusst m.E. auch den musikalischen Eindruck.
    Nicht zu vergessen der erste Mann am Dirigentenpult. Ich rede nicht das Wort vom Pultstar, aber wie der Dirigent das Orchester führt, mit welchen Mitteln er welche Wirkungen erzielt, darauf möchte ich nicht verzichten.
    Ich wähle sehr genau aus, welche Konzerte mich auf DVD interessieren und welche nicht. Karajan hat große Verdienste bei der Entwicklung visueller Aufnahmen. Dabei hat er sich auch gewaltig verhoben, was die künstlichen Studioaufnahmen betrifft. Aber in Livekonzerten überzeugt er mich meistens.
    Dazu kommt auch, dass das Angebot immer noch sehr umfangreich und die Preisgestaltung schon recht moderat ist.
    Weiter finde ich die Aufnahmen mit Abbado und dem Lucerne Festival Orchestra einfach exzellent. Hier sind die besten ersten Leute aus den großen Orchestern, wie den Berliner und Wiener Philharmonikern dabei und heraus kommen großartige Aufführungen (Bruckner und Mahler).
    Danach faszinieren mich die Einspielungen mit dem West-Eastern Divan Orchestra unter Daniel Barenboim. Das sind alles junge Leute unterschiedlicher Kulturen aus Nationen, die sich feindlich gegenüberstehen und die gemeinsam, hoch engagiert, wunderbare Musik machen. Und das wiill ich einfach auch sehen.
    Ansonsten habe ich Konzerte mit Günter Wand, Carlos Kleiber, Leonard Bernstein, Otto Klemperer auf DVD. Das ist alles erste Wahl. Letztens kam noch Christian Thielemann mit Beethoven dazu, darüber gibt es einen eigenen Thread, über seine Art der Interpretation kann man sicher diskutieren, aber besser man kann diskutieren als man erträgt belangloses.


    Sicher höre ich auch sehr viel "nur" auf CD. Das Angebot ist viel größer und ich muss nicht jeden x-beliebigen Dirigenten oder Solisten leibhaftig erleben. Dazu kommt die Stimmungslage, einfach nur zuhören, natürlich hat das seinen Reiz und muss auch sein! Viel CD und ab und zu eine DVD.


    Opern sind ein anderes Thema, hier versteht man die Musik auch über die Handlung, wenn es die Regie zulässt. Doch dazu ist schon genug geschrieben worden.


    Mit den besten Grüßen aus Berlin


    :hello:


    timmiju

    Bis gestern war ich mir ja nicht so sicher, ob es nun in der DDR - mal abgesehen vom Intershop - schon CDs gab....
    Seit gestern weiß ich es,


    In der DDR gab es vieles preiswertes auf dem Kultursektor zu kaufen, aber was CDs betrifft, da waren sie völlig hinter dem Mond. Als ich 1986 von Ost-nach West-Berlin siedelte, sah ich in den einschlägigen Geschäften diese kleinen Scheiben, nicht wissend was das eigentlich ist ?( . Ich hatte ja eine riesige ETERNA-Plattensammlung, auf die ich stolz war. Nachdem die Unwissenheit weg war und ich erstmals mir eine Klassik-CD anhören konnte, war ich völlig fasziniert und überwältigt. Ich hab mich dann nach einiger Zeit schweren Herzens von meinen Vinyl-Platten getrennt. Soviel ich weiß, gab es in der DDR-Zeit keine CDs.
    Natürlich sind inzwischen viele Plattenproduktionen auf CD erschienen.


    :hello:


    timmiju

    Ich bin seit meiner Jugend ein großer Liebhaber klassischer Musik, bisher beschränkte sich das aber vor allem auf die sinfonische Musik und auch den Opernbereich, allenfalls noch Solostücke für Klavier. Auch durch das Forum bin ich aber nun auf das Klavierquintett gestoßen und habe den Zugang durch diese beiden Werke gefunden:



    Schon der Anfang des Schumann-Stückes ist beeindruckend und dazu die Vielseitigkeit der Stimmenführung, wie sie eben für die Kammermusik charakteristisch ist. Schwung, Leuchtkraft und Gemütstiefe bestimmen das ganze Werk. Hochromantisch.


    Und dann als passende Ergänzung das Brahms-Werk. Ähnlich kraftvoll und themenreich mit tragisch anmutendem Ausklang.
    Die hier vorgestellte Aufnahme ist musikalisch und klangtechnisch ein Hochgenuss.


    Ich habe mir als nächstes Quintett Schostakowitsch vorgenommen.


    Viele Grüße


    :hello:


    timmiju

    [quote='9079wolfgang','index.php?page=Thread&postID=400785#post400785']Eine solche Menge an Neuerwerbungen könnte ich mir erst nach einem mindestens 4-stelligen Lottogewinn erlauben!


    Weil das so ist, begnüge ich mich ganz bescheiden mit diesen zwei Neuerwerbungen:



    Bei dieser CD interessiert mich besonders das hier im Forum ja schon mehrfach empfohlene Brahms-Klavierquintett. Ich denke, mit Leif Ove Andsnes und den Artemis-Quartett keinen schlechten Griff getan zu haben.



    Das ist ja nun wirklich ein richtiges Schnäppi und deswegen hab ich es jetzt.


    Und nun folgt das Hören...


    Viele Grüße


    :hello:


    timmiju

    Nein, noch nicht einmal in meinem sonst so hilfreichen Nachschlagewerk, dem Neuen Ullstein-Lexikon der Musik ist er aufgeführt. Ich bin schon enttäuscht, denn ist er doch Komponist der lange Zeit fälschlicherweise Beethoven zugeschriebenen "Jenaer Sinfonie". Erst Ende der 50er Jahre (bei Wikipedia steht 1968 -?) konnte nachgewiesen werden, dass in Wirklichkeit dieses Werk von Friedrich Witt komponiert wurde (Ich habe lange Zeit eine Studienpartitur besessen, in der Beethoven als Komponist verzeichnet war). Gemeinsam mit Beethoven hat er jedenfalls das Geburtsjahr 1770.


    Er hat insgesamt 23 Sinfonien komponiert, erst die letzten neun Sinfonien wurden jedoch nummeriert. Stilistisch war er eher ein konservativer Musiker, dem klassischen Erbe zugewandt. Geprägt wurde er besonders von Joseph Haydn, aber auch von Antonio Rosetti, dessen Schüler er war.


    Mir liegt folgende Einspielung mit den Sinfonien Nr. 6 a-Moll "Sinfonie turque" und Nr. 9 d-Moll vor.



    Interessant sind die türkischen Anklänge im ersten Satz und wiederkehrend im Finale der 6. Sinfonie, wo sich Pikkoloflöte, große und kleine Trommel, Triangel und Becken zusammenfinden, ähnlich wie bei Beethovens Schauspielmusik zu "Die Ruinen von Athen" oder dem türkisch anmutenden Alla-Marcia-Teil in der Neunten. Wie bei Beethoven, so steht auch die "Neunte" von Friedrich Witt in der Tonart d-Moll und wie bei Beethoven war es seine letzte Sinfonie.


    Das sind aber nur äußerliche Gemeinsamkeiten mit seinem berühmten Zeitgenossen. Witt hat krankheitsbedingt in seinen letzten Lebensjahren nichts mehr komponiert, so dass er schon bei seinem Tode im Jahre 1836 ziemlich vergessen war.


    Um so mehr ist es zu begrüßen, dass mit der o.g. Aufnahme, die auch noch ein hübsches Flötenkonzert umfasst, der Schleier der Vergessenheit gelüftet wurde.


    Ich bin gespannt auf weitere Entdeckungen.


    Mit besten Grüßen


    :hello:


    timmiju

    Passend zum trüben Herbst-Wetter war heute mal das Requiem von Verdi angesagt, das ich in einer für meine Begriffe sehr gelungenen Version besitze:



    Vortrefflich das hochkärätige Solistenensemble und auch natürlich Chor und Wiener Philharmoniker. Und der gebürtige Italiener Claudio Abbado hat die Musik von Verdi offenbar im Blute. Es gibt mit ihm noch eine Einspielung mit den Berliner Philharmonikern aus 2001, die ich nicht kenne. Ich wäre dankbar für einen Hinweis oder Empfehlung.
    Am Freitag erlebe ich das Verdi-Requiem in einer szenischen Aufführung an der Deutschen Oper Berlin. Ich bin gespannt, was mich da erwartet... :S


    Beste Grüße


    :hello:


    timmiju

    Es gibt doch wohl mehrere Sichtweisen: Ist es eine Referenzaufnahme in der Discografie des Gewandhausorchesters oder aus sämtlichen Gesamtaufnahmen die jemals eingespielt wurden? Oder die ich zufälligerweise im Schrank habe? Oder welchen persönlichen Musikgeschmack ich als Referenz heranziehe?
    Auf jeden Fall vielen Dank an timmliu. Eine Anregung zum Kauf!


    Diese Empfehlung hat ja nun wirklich viel Staub aufgewirbelt, jawohl, denn es gibt genug verstaubte Beethoven-Einspielungen. Vielleicht sollte man den Begriff "Referenz" nicht zu hoch hängen, an sich bedeutet das Wort wirklich nur "Empfehlung".
    Aber es ist nun mal der erste Beethoven mit Gewandhauskapellmeister Chailly und eben m.E. doch unverwechselbar. Wenn jemand dieser Interpretation nichts abgewinnen kann, nun gut. Es ist eine Aufnahme, die ganz bestimmt als Vergleichsaufnahme sehr gut geeignet ist und an die sich andere messen können. Deshalb gehört sie auch in diesen Thread.


    Mit besten Grüßen


    :hello:


    timmiju

    Riccardo Chailly hat sich viel Zeit gelassen, bis er nun eine Einspielung aller Beethoven-Sinfonien vorlegt. Das er dies nun mit dem Gewandhausorchester Leipzig tut, ist auch Zeichen der Wertschätzung für diesen herausragenden Klangkörper.



    Chailly bemüht sich um größtmögliche Werktreue, sowohl durch das Spielen sämtlicher Wiederholungen als auch durch Übernahme der beethovenschen Metronomangaben. Durch letztere wirkt fast alles deutlich zügiger musiziert, auch wenn, eben wegen der Wiederholungen, andere Dirigenten z.T. mit weniger Spieldauer auskommen. Es wirkt aber niemals überhastig. Chailly sieht Beethovens 9 Sinfonien quasi als ein Gesamtkunstwerk an und deshalb klingt bereits die 1. Sinfonie nicht als ein schüchterner Einstieg in die sinfonische Musikwelt, sondern schon als sehr selbstbewussten Beitrag eines großen Genies. Das Gewandhausorchester Leipzig ist hier in Hochform! Und legt damit ganz sicher eine Referenzaufnahme vor.


    Mit besten Grüßen


    :hello:


    timmiju


    Na das ist doch mal etwas anderes als Beethoven oder Bruckner! Ich habe auch diese CD und nach dem ersten Anhören war mir klar, dass Salieri eben seinem Antipoden Mozart in keiner Weise das Wasser reichen kann. So im 2. Stück meint man, die Platte habe einen Sprung, weil Akkorde stupide mehrfach nur wiederholt werden, ohne jegliche Verarbeitung. Es ist eine gefällige Frühstücksmusik, aber Mozart ist eben Salierei im Einfallsreichtum, Harmonik, Kontrapunkt haushoch überlegen. Gerade um das unter Beweis zu stellen, ist diese Einspielung vorzüglich geeignet.


    Viele Grüße


    :hello:


    timmiju

    Von Antonin Dvorak heute mal eine der wenig bekannten Sinfonien, nämlich die 4. Sinfonie in d-Moll. Wenn man sie gehört hat, dann versteht man nicht, warum Dvorak sie ursprünglich noch gar nicht als Sinfonie zählen wollte. Im Konzertsaal habe ich sie erst einmal erlebt, das war vor vielen Jahren in Göttingen, als ich dort im Orchester tätig war.


    Eine schöne Einspielung gibt es mit Otmar Suitner, übrigens auch eine Gesamtbox aller Dvorak-Sinfonien.



    Viele Grüße


    :hello:


    timmiju

    Zum Deutschen Symphonie-Orchester habe ich eine sehr persönliche Beziehung. Deshalb bin ich gespannt auf den designierten neuen Chefdirigenten Tugan Sokhiev, den ich in der Philharmonie im Jubiläums-Konzert 65 Jahre Deutsches Symphonie-Orchester Berlin erstmals im November erleben werde.


    Sehr geprägt wurde das damalige RSO unter Ferenc Fricsay, mit dem ich folgende Einspielung besitze:



    Gerade im Liszt-Jahr möchte ich hier auch eine Aufnahme mit dem Dirigenten Eliahu Inbal nennen, die ich ausgezeichnet finde einschließlich des Tenorsolisten Jianyi Zhang.



    Herausragend fand ich die Jahre unter Riccardo Chailly mit beeindruckenden Bruckner- und Mahler-Aufführungen:



    Weitere von mir geschätzte Aufnahmen wurden schon genannt, bzw. überlasse ich noch anderen.


    Viele Grüße aus Berlin


    :hello:


    timmiju

    Schon vor Jahren wurde das 2. zu meinem Lieblingsklavierkonzert von Tschaikowsky.



    Hallo lieber Garaguly, schön, wieder von dir hier etwas zu lesen. Ich mag das 2. Klavierkonzert von Tschaikowsky auch sehr und höre es in letzter Zeit öfter als das b-Moll -Konzert. Deshalb ist es gut, hier über verschiedene Aufnahmen zu diskutieren. Schade, dass es im Konzertsaal ganz selten auf dem Programm ist. Ich habe nur diese Einspielung und bin eigentlich sehr zufrieden:



    1. Satz 20:28
    2. Satz 13:53
    3. Satz 7:18


    Ich kann mir schwerlich viel langsamere Tempi vorstellen.


    Herzliche Grüße


    :hello:


    timmiju


    Hallo timmiju,


    ich hoffe, Du beziehst das mit dem "zumüllen" nicht auf mich - fühle mich aber schon ein wenig angesprochen, da ich momentan der einzige bin, der hier täglich seine 3-4 Postings einstellt.


    Garaguly


    Lieber Garaguly, danke für deine freundliche Replik. So ganz unrecht hast du mit deiner Vermutung nicht, denn du schreibst natürlich schon sehr viel und nicht nur ich bin hier erstaunt, wieviel Zeit du mit dem Musikhören verbringen kannst und das hier uns auch allen mitteilst. Ich will dich aber nicht verletzen, du kannst von mir aus gerne weiter posten, ich wollte nur sagen, dass ich mit meinen Beiträgen auch nach Möglichkeit zugleich eine Empfehlung (oder auch nicht) aussprechen will. Darüber ist hier auch schon diskutiert worden, ob das sein muss oder nicht, ich will das aber nicht erneut thematisieren.


    Und da komme ich nun zu einer weiteren CD, ich habe gestern das c-Moll Klavierkonzert von Mozart mit Clara Haskil hier lobend erwähnt und habe mir heute mal zum Vergleich das selbige angehört und noch eins dazu und zwar mit Glenn Gould.



    Auch diese Mozart-Aufnahme ist akzeptabel, Gould spielt hier den 1. und 3. Satz deutlich zupackender und derber, den 2. Satz dagegen schon gefühlvoll. Insgesamt 2 Minuten länger als Haskil, die für mich die interessanteren Kadenzen spielt. Abstriche mache ich auch bei der Aufnahmequalität, der Klang ist etwas dumpf und hallig. Als Kontrastprogramm ist hier noch das Schönberg-Konzert, das ich nicht bewerten kann, da die Musik aus dem Jahre 1942 mir wenig zusagt.


    Mit besten Grüßen


    :hello:


    timmiju

    Vorweggenommen: Ich poste nicht jedes Mal, wenn ich irgendein klassisches Stück höre, auch deshalb nicht, um diesen Thread nicht zuzumüllen. Aber wenn, dann wenn ich wirklich etwas empfehlen kann.
    Clara Haskil ist eigentlich eine ganz Große unter den Pianistinnen, leider hat sich ihre Karriere so plötzlich beendet, so dass wir uns nur an den wenigen hinterlassenen Aufnahmen erfreuen können.


    Dazu zählt ganz ohne Zweifel diese:



    Ich habe das d-Moll-Konzert auch mit Barenboim, Clara Haskil überzeugt mich aber deutlich mehr, in der Art ihres Ausdrucks und der Selbstverständlichkeit ihres Spieles, das durchgängig voll überzeugt, auch in den Kadenzen (eigene und von Nikita Magaloff).
    Sehr souverän auch im zweiten Mozartschen Moll-Konzert mit einem hochdramatischen Beginn und wieder sehr einfühlsamen Solopart. Eine gute Aufnahmetechnik, in der auch die Orchesterbegleitung unter Igor Markevich sehr engagiert wirkt.


    Mit vielen Grüßen


    :hello:


    timmiju

    Nun ist er verstorben und es gibt endlich eine DVD mit Musik unter siner Stabführung.



    Die 4. Schumann-Sinfonie ist schon immer meine Lieblingssinfonie von Schumann. Um so mehr erfreute es mich, sie nun unter Kurt Sanderling, über den ich schon woanders geschrieben habe, zu erleben. Etwa 2 Minuten schneller als in meiner Bernstein -DVD überzeugte mich besonders der Übergang zum 4. Satz, so leise beginnend, dass man die ersten Geigen kaum hört, einfach großartig!


    Danach Mahlers Lied von der Erde, vom Komponisten als Sinfonie bezeichnet, hier kommt Sanderling auch als vorzüglicher Mahler-Interpret zu Ehren. Sehr gut beide Solisten, die sich, obwohl Deutsch nicht ihre Muttersprache ist, gut verständlich und ausdrucksstark präsentieren. Die Aufnahme mit dem BBC Philharmonic Orchestra ist ein Mitschnitt aus den Proms aus dem Jahre 1988. Kleines Manko ist für mich die Kameraführung, die zwar gut die wesentlichen Momente festhält, ich habe aber leider nicht gesehen, wer die Harfen spielt und auch, wenn schon mal die Mandoline besetzt ist, auch diesen Spieler.


    Viele Grüße


    :hello:


    timmiju

    Ich war gestern Abend in der Berliner Philharmonie um, man glaubt es kaum, meine allererste Live-Aufführung von Mahlers Achter zu erleben, dirigiert von einem der großen Mahlerdirigent unserer Tage, Sir Simon Rattle.
    Rattle erwies sich einmal mehr als der Meister des Live-Konzertes. Ich konnte ihn ja jetzt innerhalb von 12 Tagen zum zweiten Mal live erleben, davor mit der Siebten. Er trieb sein Berliner Orchester, aber auch die beteiligten drei Chöre (die Hauptchöre mit ca. 160 Sängern und den Knabenchor nochmal mit ca. 80 Sängern, zu Höchstleistungen an. (Ich hatte vor dem Konzert noch Gelegenheit, den Knaben beim Einsingen in einem Zelt hinter der Philahrmonie zu lauschen).
    Ich hatte auch gestern wieder den Eindruck, dass das Publikum anders über Rattle denkt als mancher selbsternannte Experte unter den Taminos.


    Willi :rolleyes:


    Ich möchte keinen Essig in den Wein geben, aber nicht nur selbst ernannte Experten unter den Taminos sondern auch sowohl der Rezensent des "Tagesspiegel" als auch der der "Berliner Zeitung" urteilen völlig anders über diese Aufführung. Da ist zum einen von ohrenbetäubendem Lärm die Rede, weiter Ulrich Amling im "Tagesspiegel": "Mit den Schlussversen von „Faust II“ soll sich eine reinigende Himmelfahrt durch Liebe vollziehen – leider sind die Solisten dagegen. Kaum dessen bewusst, was sie singen, lassen sie sich von Rattle zu karikierendem Operngestus hinreißen. Einzig Nathalie Stutzmann hält dagegen. ...Mahlers Achte bleibt auch beim Musikfest musikalische Utopie, von seinem Glaubensbekenntnis bleibt ein Klingeln in den Ohren zurück. Im Programmheft liegt dazu die passende Ankündigung: Am 25. September geben die 12 Cellisten ein Benefizkonzert zugunsten der Deutschen Tinnitus- Stiftung." Peter Uehling schreibt in der "Berliner Zeitung": "Simon Rattle am Pult wirkte fahrig bis aggressiv, seine Gestik animiert Sänger und Musiker zu bisweilen unkontrollierter Klangabgabe. Die Solisten stellen im Kampf ums Hörbarwerden jeglichen Gestaltungsehrgeiz ein und immerhin: Gelegentlich dringen ihre Stimmen sogar durch"...... usw.


    So ist es und ich kenne es, wenn man begeistert aus einem Konzert kommt und dann in der Zeitung einen Verriss liest. Man denkt, man war woanders.
    Ich habe das Konzert nicht erlebt und stelle nur mal diese ganz verschiedenen Positionen in den Raum, es wäre ja schön, wenn jemand anders unter den Taminos in diesem Konzert war und seine Eindrücke schildern könnte.


    Herzliche Grüße


    :hello:


    timmiju

    Wilhelm Kienzls "Der Evangelimann", einst viel gespielt und oft gehört,
    ist fast völlig an unseren Bühnen in Vergessenheit geraten. "
    LG, Bernward



    Hallo Bernward,


    ich habe auch diese DVD und stimme dir in allem zu. Eigentlich eine großartige Opernaufnahme, ich kannte daraus auch nur die von dir genannte Szene, die in meiner Jugendzeit einen Stammplatz in den Wunschkonzerten hatte, jaja es war der Kalte Krieg. Wahrscheinlich eignet sich das Thema nicht für eine heutzutage übliche verfremdete Regietheaterproduktion. Ich glaube, die Oper wird wohl ewig in der Versenkung bleiben. Wenngleich Opernhandlungen im allgemeinen konstruiert und unglaubwürdig sind, so ist der "Evangelimann" wohl am schwersten dem heutigen Publikum vermittelbar.
    Also erfreuen wir uns weiterhin dieser vortrefflichen Einspielung.


    Viele Grüße


    :hello:


    timmiju

    Ich bin eigentlich kein absoluter Purist, in Grenzen akzeptiere ich auch Aufführungen, die sich abseits von der Vorgabe von Zeit und Raum befinden. Weil für mich die Musik das Wichtigste an einer Oper ist, natürlich soll es irgendwie alles auch passen. Ich wohne nach langjähriger Abwesenheit jetzt etwa 3 1/2 Jahre wieder in Berlin und habe da noch nicht so viel Abscheuliches erlebt, entweder weil ich vorher wusste, wohin ich gehe, oder weil zwar Abstriche beim Bühnenbild gemacht werden (häufig wohl auch aus Kostengründen) dafür die Kostüme immer noch sich im zeitnahen Raum bewegt haben.


    Es soll hier sicher um Empfehlungen für wirklich traditionelle Inszenierungen geben, die das widerspiegeln, was sich der Komponist vorgestellt hat.
    Berlin kann sich glücklich schätzen, über drei Opernhäuser zu verfügen, die auch teilweise die gleiche Oper auf dem Programm haben, was den Vorteil des Vergleiches hat.


    Die Staatsoper spielt wegen Umbaus vorläufig und das bleibt leider die nächsten Jahre so, im Schiller-Theater. Das ist nun mal deutlich kleiner, auch von der Platzzahl, weshalb sich Einschränkungen im Repertoire ergeben. Dennoch versucht man sich hier an einer neuen "Ring"-Einstudierung, bis jetzt gibt es erst das "Rheingold", das ich aber nach den mir vorliegenden Rezensionen hier nicht empfehlen kann.
    Auf dem Spielplan befindet sich weiterhin "L'Elisir d'Amore", in der im März Rolando Villazon besetzt ist. Eine akzeptable Aufführung mit ansehnlichen Kostümen, die sich nicht immer völlig an die Originalvorlage hält, aber wenigstens nichts Abartiges hat. Ich freue mich auf einen erneuten Besuch dieser Aufführung im März. Sonst kann ich im Moment an der Staatsoper nichts empfehlen, was in diesen Thread passt.


    Vom Umbau der Staatsoper profitiert insbesondere die Deutsche Oper Berlin, zumal sie sich in der gleichen Straße befindet und eine über eine ungleich größere Bühne und Platzkapazität verfügt.



    Zwar hat die Intendantenzeit von Frau Harms einige sehr suspekte Inszenierungen hinterlassen, von der es eine Ausnahme gibt, auf die ich gleich komme, andererseits halten sich zum Glück noch einige Produktionen aus der Zeit von Götz Friedrich.


    Ich beginne mit einer Inszenierung von Katharina Thalbach, die mich angesichts der Flut absurdester Auswüchse des Regietheaters doch positiv verblüfft hat. Es ist der Barbier von Sevilla. Keine streng traditionelle Aufführung, aber überzeugend. Hier ist wirklich viel los, ein kunterbuntes Bühnenbild und alle Darsteller in vortrefflicher Kostümierung. Wenn ich den Beginn schildere, dann hört sich das völlig daneben an, es fügt sich aber alles passend in das Ganze und überzeugt pur. Es kommen nacheinander auf die Bühne: Ein echtes Kind, ein echter englischer Roadster, der begegnet einem echten Traktor mit einem riesigen Anhänger und die Fahrer müssen sich einigen, wer durchfahren darf. Und schon lacht das Publikum. Und wer einen Schreck bekommt, dass alles so abseits vom guten Rossini ist, wird schnell eines besseren belehrt, denn der große Anhänger des Traktors öffnet sich zu einer Bühne auf der Bühne, auf der dann das Stück spielt, und zwar so lebendig und überschwänglich, wie man das sonst gar nicht vom subventionierten Theater kennt. Eine Inszenierung, die ein volles Haus garantiert. Der "Barbier" entstand vor rund 200 Jahren zum Ende der römischen Karnevalssaison und diesem Unterhaltungssanspruch wird diese Oper hier voll gerecht. Man könnte sich vorstellen, dass es Rossini, lebte er heute, gefallen würde. Ich ziehe diese Aufführung der damals ungemein modern empfundenen Ruth-Berghaus -Produktion der Staatsoper aus den siebziger(!) Jahren eindeutig vor.


    Ansonsten will ich hier nennen: Lucia di Lammermoor (R: Filiippe Sanjust, 1980)
    Der Rosenkavalier (R: Götz Friedrich, 1993)
    La Boheme (R: Götz Friedrich 1988 ).


    Man kann sich ja Ausschnitte dieser Opern auf der Homepage ansehen.


    Das dritte Opernhaus in Berlin ist die Komische Oper, die nach wie vor alles in deutscher Sprache bringt, wenn auch oft in eigenwilliger Übersetzung.
    Nach Walter Felsenstein hat sich dieses Haus völlig dem Regietheater mit allen obskuren Ausreißern ergeben. Das einzige Nennenswerte, das hier passt, wäre Pique Dame, wo das Bühnenbild recht zeitlos wirkt, aber ansonsten alles noch stimmig ist. In dieser Spielzeit aber nicht auf dem Programm.

    Das ist nicht viel, zeigt aber, es gibt doch noch das eine oder andere. Leider viel zu wenig. Ich bin schon froh, wenn der Charakter des Werkes nicht verstümmelt ist.


    Viele Grüße aus der deutschen Hauptstadt


    :hello:


    timmiju

    Im Gedenken an den am Sonntag kurz vor seinem 99. Geburtstag verstorbenen Kurt Sanderling zwei Werke von Alexander Borodin:



    Sehr überzeugende Wiedergabe und auch technisch, die Aufnahme ist von 1961, makellos!


    Ob ich diese Sinfonie einmal in meinem Leben im Konzertsaal erleben werde??


    Mit Grüßen aus Berlin


    :hello:


    timmiju

    Wenn jemand auf das 100. Lebensjahr zugeht, erwartet man es jeden Tag. Dennoch bin ich erschüttert. Ich habe mit Kurt Sanderling in der Jugendzeit den Zugang zur klassischen Musikwelt gefunden. Mir sind viele Konzerte, die ich unter seiner Leitung erleben durfte, in guter Erinnerung geblieben. Es war jedes Mal einzigartig und Maßstäbe setzend. Sanderling war nicht der Pultstar, der sich selbst in Szene setzen wollte, sondern er war immer Diener der Musik. In diesem Sinne ist der Titel des Buches von Ulrich Roloff-Momin "Andere machten Geschichte - ich machte Musik" zu verstehen. Der Lebensweg von Sanderling: als Jude aus Deutschland vertrieben, dann in der Sowjetunion sehr schnell neben Mrawinski Dirigent der Leningrader Philharmonie - dann Rückkehr nach Deutschland , aber in den Ostteil Berlins als Chef des Berliner Sinfonie-Orchesters, wo er sich als genialer Orchestererzieher verstand und diesen Klangkörper auf internationales Niveau führte- schließlich schon in fortgeschrittenem Alter der Zugang zu den großen Orchestern der Welt. Man kann es als Schicksal sehen, dass diese Entwicklung sich vorbei an den einschlägigen Plattenfirmen vollzog und er nicht die Aufmerksamkeit fand, die andere wegen der besseren Ausgangsbedingungen hatten. Er hat sehr frühzeitig sein Konzertpublikum mit Gustav Mahler vertraut gemacht, als Mahler-Aufführungen in Westeuropa noch eine Ausnahme darstellten. Die russische Musik hatte er quasi im Blut und deshalb war ich von seinen Tschaikowsky-Interpretationen begeistert. Mit Schostakowitsch gut befreundet, konnte er sich in das Wesen seiner Musik und ihrer Hintergründigkeit hineinversetzen, was sich dann in Konzerten und beispielhaften Aufnahmen widerspiegelte. Er erhielt 1994 das Große Bundesverdienstkreuz am Bande, Königin Elizabeth II. ernannte Kurt Sanderling im Jahre 2002 zum Commander of the British Empire.


    Endlich ist auch die meines Wissens erste DVD mit Musik unter seiner Leitung auf dem Markt:



    Es ist zu hoffen, dass noch nicht veröffentlichte oder vergessene Einspielungen folgen werden.


    Ich bin wirklich sehr traurig.


    :hello:

    Zuerst aus meiner Box mit dem Royal Philharmonic Orchestra Beethovens 7. Sinfonie unter Barry Wordsworth:



    Eine unsentimentale Darbietung mit hörbar starker Orchesterbesetzung, wie Karajan ohne die üblichen Wiederholungen.
    Ich habe diese Box in anderer Ausführung und anderem Preis erworben. Neben den 9 Sinfonien (+ Fragment der 10.) sind auch einige Ouvertüren und andere Stücke enthalten.


    Und als historische Aufnnahme aus dem Jahre 1944 (!) Bruckners 9. Sinfonie unter Wilhelm Furtwängler:



    Das ist Furtwängler in Reinkultur, sehr schroff die Ausbrüche im 1. Satz, dann der schaurige Beginn des Scherzos, anschließend vermeint man, sich in einer Schlacht zu befinden, das Finale dann ein sehr ruhiges Abschiednehmen. Dauer etwas unter einer Stunde, das sind immer noch zwanzig Minuten weniger als bei meinem Spitzenreiter Celibidache.
    Musikalisch ausgezeichnet, aber Abstriche durch technisch flache Wiedergabe müssen hingenommen werden.


    :hello:


    timmiju


    Dies merkte man vor allem nach der Pause, als er die beinahe 50 Minuten dauernde, mit allen Wiederholungen ausgestattete Erste Brahms hochdramatisch, aber auch im Finale mit allem Glanz und Schwung vortrug. Es ist sicherlich von allen Aufnahmen der Ersten Brahms, die ich besitze, mit die beste, noch besser auch als seine Live-Aufnahme aus dem gleichen Jahr aus der Hamburger Musikhalle, ebenfalls mit dem NDR- Sinfonieorchester. Aber vielleicht liegt es ja auch daran, dass diese Aufnahme als DVD-Video vorliegt.


    An der 1. Brahms-Sinfonie kann man eigentlich nicht viel falsch machen, eine sehr gute Aufnahme gibt es auch mit dem von mir hoch geschätzten West-Eastern Divan Orchestra:



    Auch rund 50 Minuten lang und nicht nur hörens- sondern auch sehenswert!


    :hello:


    timmiju

    Staatskaelle Dresden, Christian Thielemann, Anton Bruckner: Symphonie Nr. 8 c-moll, 06. 09. 2011, Philharmonie Essen


    Ich habe selten so gut gehört, was in den zweiten Geigen passierte, sowohl die ersten Geigen als auch die zweiten Geigen legten ein berückendes Pianissimo an den Tag: überhaupt, das ganze Orchester, alle Instrumentengruppen, folgten jeder noch so kleinen Geste Thielemanns auf dem Fuße. Das legte Strukturen frei und erzeugte Wohlklang im besten Sinne. Er trieb aber auch sein Orchester zu den großen Steigerungen gnadenlos an.


    Ich war beim Gastspiel der Staatskapelle Dresden mit dem designierten Chefdirigenten Thielemann in Berlin und kann das hier Gesagte nur voll unterstreichen. Hier gab es keinen Bruckner, sondern als Hauptwerk die 1. Sinfonie von Johannes Brahms. Das ist ja nunmal ein Werk, das man wirklich meint zu kennen und wenn man dann doch noch Neues entdeckt, um so großartiger. Faszinierend immer wieder die Spannung, die Thielemann aufbaut und wenn das wunderschöne Gesangsthema im Finale mit einer noch nicht gehörten Leichtigkeit erklingt, einfach gut! Ich hab ja mit ihm auch schon Beethoven erlebt, aber diese Aufführung zeigt mir, dass Thielemann die romantische Musik einschl. der Spätromantik einfach besser liegt (weil er Beethoven auch wie Brahms dirigiert). Vorzüglich die Streicher aber auch keine Abstriche bei den Bläsern, sehr gut z.B. der Solohornist und beide Flöten.
    Eingeleitet wurde das Konzert (es gab kein modernes Alibi-Stück auf dem Programm :) ) mit zwei mir unbekannten Werken von Busoni und Pfitzner. Zuerst von Busoni die Nocturne Symphonique aus dem Jahre 1914. Ein durchgängig ruhiges Stück, was einen Schwebezustand vermittelte und ein Gefühl des Überirdischen. Die Überraschung des Abends: Nach dem Ende verkündete Thielemann dem Publikum, zum besseren Verstehen würde man das gerade gespielte Stück sofort wiederholen. Na ja, so was soll ja auch mal Günter Wand gemacht haben, aber irgendwie hatte Thielemann nicht unrecht, beim zweiten Hören erschloss sich die Musik in der Tat viel besser.
    Als Solokonzert spielte Tzimon Barto das Klavierkonzert von Hans Pfitzner (1922). Ich habe Pfitzners Violinkonzert auf CD, das Klavierkonzert gibt es im Handel wohl nur in einer Pfitzner-Gesamtausgabe. Das Konzert hat vier Sätze, die ziemlich pausenlos aneinandergereiht sind und dauerte etwa 40 Minuten. Ein schwieriges Werk für das Hörverständnis, mit einigen schönen Motiven und auch Höhepunkten. Der Solist , der einen recht akkordreichen Part hatte, spielte vom Blatt und musste zusehen beim Umblättern, sich nicht zu verheddern. Ob man diese Musik nun braucht oder nicht - eigentlich sollte man das auch zweimal hören, um sich ein Urteil zu bilden.
    Das ist nun bei der abschließenden Zugabe nicht nötig, bei Wagners Vorspiel zum 3. Akt des "Lohengrin" ist Thielemann nun wieder voll in seinem Element.
    Ich hatte den Eindruck einer Aufbruchsstimmung bei den Musikern der Staatskapelle, die sicher in der künftigen Zusammenarbeit mit Christian Thielemann einen Aufschwung und weitere Entdeckungen und Wiederentdeckungen erwarten können.


    Viele Grüße


    :hello:


    timmiju

    Heute vormittag mal als Einstimmung auf das Wochenende nach langer Zeit mal wieder diese CD (die ich in anderem Cover habe) :



    Interessant die Kopplung der oft gespielten Reformationssymphonie mit der 1. Symphonie. Wenn man sich das hier so schwungvoll dargeboten anhört, muss man bedauern, dieses Werk so selten angeboten zu bekommen.


    Herzliche Grüße


    :hello:


    timmiju

    Meine Anerkennung für dieses anspruchsvolle Thema! Alle bisherigen Beiträge sind sehr fundierte und substanzielle Meinungsäußerungen, die dem Taminoforum gut zu Gesicht stehen. Ansonsten bin ich eigentlich nicht für eine Zensurenvergabe.
    Hier wurde gesagt, dass "zeitgenössische Musik" mehr oder weniger niemandem wirklich gefällt. Das ist sehr deutlich und trifft wie man sagen kann, des Pudels Kern. Aber was ist "zeitgenössisch"? Und ist es Anachronismus, wenn man sich nur für die so genannte "klassische" Musik interessiert? Denn im engeren Sinne bedeutet Anachronismus eine veraltete Einstellung, deshalb möchte ich das nicht so übernehmen.


    Das Problem liegt für mich ganz einfach im Verhältnis Tonalität - Atonalität. Das menschliche Ohr ist empfänglicher für Musik die tonalen Ursprungs ist, also auf Tonarten basiert. Töne und Akkorde werden auf einen Zentralton, der wiederum Ausganspunkt einer Tonleiter ist, bezogen. Bei der Atonalität gibt es kein Zentrum, sondern alle 12 Töne stehen gleichberechtigt nebeneinander. Und da fängt das Unverständnis in der Aufnahme durch den Hörer an. Man wächst mit tonaler Musik auf, es gibt keine atonalen Kinderlieder. Und auch die ersten Hörerfahrungen mit der "E-Musik" sind im allgemeinen sehr tonal. Atonale Musik gibt es spätestens seit Arnold Schönberg und seinen Fünf Orchesterstücken, die bereits im Jahre 1912 uraufgeführt wurden. Das ist ja nun nicht zeitgenössisch. Danach ist sehr viel komponiert worden, Tonales, Atonales und Mischformen. Wobei je mehr man sich der Gegenwart nähert, wirklich tonale Musik von den Jetztkomponisten verpönt wird. Auch wenn Ausnahmen die Regel bestätigen, so habe ich jetzt im Eröffnungskonzert des Musikfestes Berlin ein Rihm-Stück erlebt, das spätromantische Züge aufwies. Aber im großen und ganzen ist es so, dass eben die zeitgenössische Musik wegen der Abkehr von den Grundlagen der Tonalität beim Gros der Musikhörer nicht ankommen kann. Allerdings wundere mich oft bei Konzertbesuchen über den Beifall des Publikums bei Musik, die sich anhört, als wenn man zwanzig Katzen auf den Schwanz tritt. Vielleicht aber gilt der Applaus den Musikern, die es ja nicht leicht haben, auch die kompliziertesten Taktwechsel und Rhythmensprünge zu bewältigen.


    In Erwartung weiterer Meinungsäußerungen zu dieser Thematik
    mit besten Grüßen


    :hello:

    Ganz oben auf meiner persönlichen "Sabber"-Liste


    Der "tschechische" Beethoven mit Kletzki



    Diese Aufnahme steht auch noch auf meiner Wunschliste, nicht zuletzt wegen der interessanten Solistenbesetzung bei der "Neunten". Das wäre dann eine weitere Beethoven-Gesamtaufnahme, aber da kann ich, glaube ich, nie genug bekommen, solange es etwas Neues zu entdecken gibt. Und das ist sicher bei der neuesten Chailly-Edition der Fall, über die im aktuellen "Rondo"-Heft eine sehr interessante Besprechung erschien (so z.B. die Zugrundelegung der beethovenschen Metronomangaben):



    Mal sehen, ob sich preislich bis zum Erscheinungstermin noch etwas bewegt.


    :hello:

    Ich finde es gut, neben allgemeinen Betrachtungen über Interpreten aus der damaligen DDR sich speziell den Sänger/innen zuzuwenden. Inzwischen fehlt wohl kaum ein Name, der hier noch zu nennen wäre. Hinweisen möchte ich noch auf eine CD, mit einer wunderhübschen Einspielung des Salon Pitzelberger von Offenbach, einfach köstlich! Dabei ist mit einer Paraderolle der hier zu Recht erwähnte Reiner Süß, der im Fernsehfunk sogar eine eigene Sendung hatte: "Da liegt Musike drin", die er immer mit seiner sonoren Stimme eröffnete: "Seid gegrüßt, alle miteinander". Außerdem auf der CD Renate Hoff und Harald Neukirch sowie der für komische Rollen prädestinierte Schauspieler Gerd E. Schäfer. Ich habe diese Aufführung auch selbst erlebt und ab und zu lege ich mir immer wieder gerne die CD zur Erinnerung auf.



    :hello: