Beiträge von MStauch

    Lieber Alfred, Liebe Forianer,


    kleine Ergänzung - wie gewünscht:


    CPO hat sich äußerste Verdienste z.B. zu den Sinfonien und der weiteren Musik Petterssons erworben, einer der großen Sinfoniker des 20. Jahrhunderts. Hier eine der vielen CPO-Aufnahmen der Pettersson-Sinfonien (z.Z. je CD 7,99 Euro)




    CPO hat sich auch für die Musik von Isang Yun eingesetzt.



    (4 CDs - 24,99 Euro). Auch hier ein wesentlicher Beitrag für die Erschließung des Repertoires des 20. Jahrhunderts.


    Beides übrigens aus meiner Sicht in keiner Weise abgelegene oder "Nischen-Komponisten". Dies ist Musik, die bleiben wird, und mit der es sich lohnt sich auseinander zu setzen.


    Mit freundlichem Gruß


    Matthias

    Bei mir haben sich die Brandenburgischen Konzerte trotz doch immer wieder mal Hörens noch nicht ganz verbraucht. Für mich hat es etwas, auch das genau Gekannte immer mal wieder in anderen Interpretationen zu hören. Allerdings auch eine "Gebrauchsmusik", ich gestehe es, die auch mal nebenher läuft, wenn Besuch da ist oder auch wenn ich beim Kochen bin.
    Hier stehen die Aufnahmen von Trevor Pinnock (mit den Orchester-Suiten, die ich auch immer noch sehr gern mag) - eine Aufnahme, die ich wegen ihrer Aufgewogenheit vielleicht unter allen am meisten schätze und auch tatsächlich am meisten höre.
    Dann noch:
    Reinhard Goebel mit Musica Antiqua (mit Eigenheiten), aber auch noch häufig gehört,
    Il Giardino Armonico (wenn ich etwas Beschleunigung brauche)
    Brüggen, Kuijkens, Bylsma, Leonhardt und
    die Harnoncourt-Aufnahme aus Anfang der 80er Jahre.


    Hier wurde auch Jeanne Lamon genannt. Die schätze ich sehr von den Händel Concerti Grossi. Wie ist diese Aufnahme einzuschätzen? Siegbert Rampe muß ich wohl auch noch näher treten.


    Mit freundlichen Grüssen


    Matthias

    Als Sammler hat man natürlich vor allem ein Darstellungsproblem gegenüber seiner Umwelt. Wenn wieder zwei große Regale randvoll sind und sich die CDs in hohen Stapeln vor den Regalen auf dem Fußboden türmen und wenn der Postbote stöhnt, weil er zu uns immer so viele Sendungen tragen muß - dann bin ich ab und zu in Erklärungsnot. Meine Familie hat sich inzwischen darauf eingestellt. Aber Nachbarn, Freunde und der Postbote noch nicht. Zum Glück bleibt es beim Belächeln. Und inzwischen gibt es ja zum Glück das Forum, man ist damit nicht mehr allein. Und offenbar gibt es einige, die es sogar noch heftiger treiben; das entlastet etwas.


    Bei mir ist das Sammeln durch das intensive Interesse an ganz bestimmten Musikstücken entstanden. Das löst das immer weitere Suchen nach der noch besseren Aufnahme aus. Und je mehr man sich mit Dirigenten und Musikern auskennt um so mehr ist interessant. Und die intensive Befassung vertieft dann das Repertoire auch immer weiter. Relativ schwer anzuhalten. Durch dieses Forum ist bei mir - wie offenbar auch bei anderen - das wieder erneut Anhören, sich nicht mehr auf die alten Eindrücke verlassen, verstärkt ausgelöst worden. Das immer wieder neu hören - bei den vielen Scheiben - ist für mich wieder wichtig geworden. Und das gefällt mir richtig gut; führt allerdings machmal auch dazu, dass ich im Forum später und manchmal gar nicht schreibe, sondern mit eigenem Hören beschäftigt bin. Ich bin auch bei wichtigem Repertoire mit den bisherigen Scheiben nicht abschließend zufrieden, kann mir immer noch Besseres vorstellen. Schon deshalb gibt es noch keine Hoffnung, dass der Prozess in absehbarer Zeit zum Stillstand kommt.


    Herzliche Grüße an alle Leidensgenossen


    Matthias

    Sehr schwer zu sagen bei der großen Zahl, aber ich nenne mal eine Aufnahme, auf die ich immer wieder zurück komme:



    Doch aus dem letzten Jahr wirklich eine meiner liebsten.


    Gruß


    Matthias

    Liebe Forianer,


    ein schwieriger thread, weil er so umfassend ist. In der Philosophie- und Musikgeschichte gibt es von Platon bis in die allerneueste Zeit eine intensive Debatte, was Musik ist, an der sich Komponisten, Philosophen, Literaten beteiligt haben (interessante Beiträge etwa von Wagner, Schopenhauer, Kierkegaard, Hegel, Hanslick, Adorno u.s.w. - u.s.f.). Einen interessanten und sehr anregenden Überblick (Nachlesen könnte man ohne Ende) und umfassende Literaturhinweise findet man im Historischen Wörterbuch der Philosophie Band 6, S. 242 ff. - 16 Spalten, Basel 1984. Der thread hat jedenfalls für mich dazu geführt, dass ich den Artikel noch einmal durchgesehen habe - und wieder angeregt wurde. Das reicht von der Musik als Teil der Ausbildung des Geistes (Platon), über die Sphärenmusik der Planeten (Kepler) zur "geheimen arithmetischen Übung des unbewußt zählenden Geistes" (Leibniz) und zur Kunstästhetik des 18. Jahrhunderts (die Instrumentalmusik als die "letzte Spitze der Freiheit, indem sie .... die abstrakte Innerlichkeit, das abstrakte "Sichselbstvernehmen" ausdrückt" aber in dieser Freiheit der Subjektivität auch immer bedroht ist, leer und inhaltslos zu werden; Hegel). Dann im 19. Jahrhundert vor allem die Auseinandersetzung um absolute Musik oder Programmusik und der Streit um außermusikalische Inhalte und Bezüge der Musik. Im 20. Jahrhundert Definitionsversuche von den "Tonempfindungen" und dann von den "Tonvorstellungen", die in der Phantasie des Künstlers und des Hörers den Sinnzusammenhang der Musik schaffen.


    Man kann die Frage aber auch rein subjektiv angehen, vielleicht ist dies für diesen thread der interessante Weg. Die bisherigen Äußerungen regen mich zu zwei Bemerkungen an, was Musik nicht ist bzw. nach meiner Meinung nicht sein sollte.
    Musik ist nicht Sprache. Sprache ist immer die Abstraktion sinnlicher Eindrücke, Gewißheiten und Wahrnehmungen in Begrifflichkeit. Die Musik bezieht ihre Kraft und ihre Wirkung gerade daraus, dass sie nicht abstrahiert, sondern direkt sinnlich anspricht. Deshalb ja auch unsere direkte sinnlich-emotionale Reaktion auf Musik (mitunter schwer beschreibbare Anziehung oder auch Ablehnung). Dabei werden natürlich allgemeine musikalische Formen verwandt, eine Annäherung an Sprache (Klangrede, Klangsprache) ist mir jedoch suspekt, weil etwas wesentliches der Musik abhanden kommt.
    Das zweite, was ich hier zunächst ansprechen möchte, ist die Benutzung, die Instrumentalisierung von Musik für persönliche oder allgemeine Zwecke. Die Musik ist wie die Kunst nach meiner Überzeugung in ihren Kunstwerken für sich da. Wir können diese Ergebnisse schöpferischer menschlicher Tätigkeit zur Kenntnis nehmen, uns mit ihnen auseinandersetzen. Wenn sie dazu nachhaltig anregt und wir an ihr auch nach Jahrzehnten oder gar nach Jahrhunderten nicht vorbei kommen, ist es große Kunst - Klassik oder, wenn der Abstand etwas kürzer ist, auch moderne Klassik. Nach meiner Überzeugung ist es nicht die erste Aufgabe von Musik oder Kunst uns zu gefallen. Schon diesen Zweck zu verfolgen, würde wohl dazu führen, dass keine wirklichen Kunstwerke entstehen. Van Gogh und Picasso hätte es wohl kaum gegeben. Das mit dem Nichtgefallen trifft naturgemäß die aktuelle Kunst. Nichtgegenständliche Malerei ist noch Anfang des 20. Jahrhunderts scharf abgelehnt worden, heute sind Klee, Matisse und Picasso Allgemeingut. Die Wahrnehmungs- und Rezeptionsfähigkeiten oder vielleicht auch nur -gewohnheiten ändern sich. Sonst würde es ja wohl auch keine Fortentwicklung geben, sondern irgendwann nur Erstarrung. Die Form drängt nach Herausbildung bestimmter Stufen immer über sich hinaus. Abwege und Werke, die letztlich nicht gültig bleiben, gibt es natürlich zu Hauf. Das stellt sich aber immer erst durch die Zeit heraus. Kunst darf keine Rücksicht nehmen (oder gezielt Zwecke verfolgen), dann ist es keine. Alles meine höchstpersönliche Meinung.


    An dieser Stelle breche ist erst einmal ab. Vielleicht regt schon das zu einem weiteren Austausch an.


    Mit freundlichen Grüßen


    Matthias

    Ich habe vor zwei Tagen auch gerade die Afanassiev-Aufnahme der Brahms Balladen erhalten. Ich habe mich nach erstem Hineinhören noch nicht mit der Aufnahme anfreunden können. Kann die Einspielungen von Gould und Katchen in meiner Wertschätzung - bis jetzt - nicht überholen. Wie ist die Aufnahme von Sokolov?


    Gruß


    Matthias

    Da kann ich helfen:


    Bei Virgin gibt es gerade eine 5 CD-Box, mit der Corboz umfangreich dokumentiert wird (habe ich für sehr wenig Geld gekauft, ich glaube bei 2**1, bin aber nicht mehr sicher). Enthalten sind:
    Bach h-moll Messe und die drei Requien von Mozart, Brahms und Faure (Vocalensemble Lausanne und Kammerorchester Genf, Aufnahmen aus den Jahren 1989 bis 1996).


    Die Marienvesper mit Corboz habe ich kürzlich in einer Billigaufnahme gekauft. Ferner habe ich kürzlich von ihm noch gesehen eine Gesamtaufnahme Selva morale e spirituale von Monteverdi (habe ich probegehört, hat mir aber - zu meiner eigenen Überraschung - nicht gefallen).


    Mit herzlichen Grüßen


    Matthias

    Ein Nachtrag noch zu Afanassiev:


    Ich habe gerade eine Besprechung seiner Einspielung der frühen Beethoven-Klavierkonzerte in der Zeitschrift Gramophone gelesen. Dort wird diese Aufnahme kritisiert, weil Afanassiev die Musik praktisch buchstabiert. Das ist eine Umschreibung, die eine Kritik an dieser Aufnahme in der Tat trägt. Es wird zur Klaviermusik immer wieder vertreten, dass wesentlich der Fluss des Spiels ist.


    Diesen Fluss des Spiels strapaziert Afanassiev auch bei den Schubert-Sonaten bis zum äußerst Möglichen, mit hohem Risiko - aber nach meinem Eindruck bei der Denon-Aufnahme auch mit großem Ertrag, weil Strukturen deutlich werden, die sonst nicht zu hören sind. Die Einspielung ist also äußerst gewöhnungsbedürftig, aber im Ergebnis sehr spannend, wenn man sich auf das veränderte Hörerlebnis einläßt. Diese Spielweise kann allerdings auch zum Scheitern des Ausdrucks führen, was sich vielleicht bei den frühen Beethoven Konzerten zeigt.


    Also risikoreich, grenzgängerisch - aber IMO ein wesentlicher Beitrag zur Interpretation dieser Musik. Das ist mir durch den Beitrag in Gramophone noch einmal deutlich geworden. Man muß diese Interpretation nicht mögen, vielleicht ist sie sogar exaltiert. Aber sie drückt eine Seite dieser Musik aus,. die man sonst nicht hört.Andere Aufnahme sind deshalb unbedingt nötig neben Afanassiev.


    Mit freundlichem Gruß


    Matthias

    Kleiner Nachtrag zu Shostakovich:


    Er ist nicht nur krank gewesen, sondern hat Jahrzehnte in unmittelbarer Lebensgefahr und Bedrohung unter Stalins Regime gelebt. Auch das mag sein Gesicht gezeichnet haben. Mich schreckt dieses Bild jedenfalls nicht ab. Er hat jede Nacht befürchten müssen, abgeholt und liquidiert zu werden. Das ist in seiner Umgebung häufiges Schicksal von Intellektuellen gewesen und eindringlich in der Biographie von Krzystof Meyer, Lübbe Verlag 1995, geschildert; gestorben ist er letztlich an Krebs.


    Auch zu den Liedern finden sich in dieser Biographie interessante Hinweise (etwa Seite 518 ff.) insbesondere auch zu der hier von Uwe erwähnten Suite nach Worten von Michelangelo. Sie besteht aus elf Sätzen, die sich auf elf Sonette stützen und sie weist starke biographische Züge auf. Der Zyklus umspannt das Leben, beginnt mit Wahrheit/Morgen und endet mit Nacht, dem Tod. Einzelheiten bei Meyer. ich gehe davon aus, dass dieser Zyklus auch in der Reihe der Complete Songs noch erscheinen wird.


    Mit freundlichen Grüssen


    Matthias

    Liebe Forianer,


    zum Thema klassische Musik und Film:


    Ich habe vor bald 30 Jahren den Film von Ken Russell "Mahler" gesehen, der - wenn ich mich recht erinnere - eine enge Verbindung versucht zwischen der Musik, ihrer Umsetzung in Bilder und biographischen Stationen im Leben Mahlers. Das muss natürlich immer ein äußerst heikles Unterfangen sein. Aber immerhin hat es mich damals doch sehr beeindruckt. Ich würde gern diesen uralten Eindruck noch einmal überprüfen und versuche deshalb schon seit Jahren diesen Film wieder aufzutreiben. Es gab ihn mal ganz kurz in englischer Originalfassung; als ich mich dann - nach kurzer Zeit zur Bestellung entschlossen habe - war er schon wieder nicht mehr lieferbar. Das ist vielleicht zum Thema Film und Musik ein interessantes, wenn sicher auch problematisches Produkt. Programmusik ist die Musik Mahlers nicht, deshalb ist es immer heikel, direkte Zusammenhänge, sei es auch nur durch Bilder herzustellen.
    Einen weiteren Film von Ken Russell soll es im übrigen zu Tschaikowski geben. Den habe ich aber bisher weder gesehen noch gesucht.


    Vielleicht hat jemand diese Ken-Russell-Filme gesehen.


    Mit freundlichen Grüssen


    Matthias

    Lieber Uwe,


    Kuznetsov habe ich bereits gehört auf den ersten sechs Stücken der zweiten CD. Die Stimme ist ein wunderbarer schwarzer russischer Bass. Diese Stimme und die teils satirischen und doch russisch ausdrucksstarken Stücke sind großer Genuss. Der erste Zyklus sind Romancen nach Worten aus dem Krokodil-Magazin (op 121), der zweite Zyklus auf dieser CD Four Poems of Captain Lebyadkin (op 146) - zum Teil Erstaufnahmen auf CD.


    Zwei Zyklen auf der ersten CD sind ebenfalls mit Kuznetsov. Vier Monologe nach Puschkin (op 91) und fünf Lieder nach Dolmatovsky (op 98 ).
    Die Michelangelo-Lieder sind auf diesen beiden CDs noch nicht enthalten. Wenn die ersten beiden CDs halten, was der erste Eindruck vermittelt, werde ich die nächsten beiden wohl auch noch brauchen.
    Am Wochenende werde ich in Ruhe weiterhören.


    Mit herzlichen Grüssen


    Matthias

    Habe es gewagt, die folgenden zwei Aufnahmen zu kaufen und nach erstem Hören ein Treffer:





    Der Shostakovich-thread ist ja noch um die Aufnahmen mit Gesang zu ergänzen (siehe den Eröffnungsbeitrag). Die Aufnahmen erfordern aber erst einmal Hineinhören - und es gibt bereits zwei weitere.


    Mit freundlichen Grüßen


    Matthias

    Die Welte-Mignon Piano Rolls von Mahler besitze ich ebenfalls.


    Ich war zunächst äußerst skeptisch beim Bestellen, wurde aber durch die auch klangtechnische Qualität der Aufnahmen positiv überrascht.


    Und noch wesentlich überraschender war für mich, mit welcher Geschwindigkeit Mahler den 1. Satz der 5. Sinfonie anging. Sehr ungewöhnlich und kaum in heutigen Interpretationen zu finden. Gäbe es doch mehr solcher frühen Aufnahmen. Unser Verständnis einiger Stücke würde sich wohl noch verändern können. Also ich kann nach dieser Erfahrung nur zuraten Piano-Rolls zu versuchen.


    Mit freundlichen Grüßen


    Matthias

    @ Thorsten


    Bei aller Vorsicht bei Empfehlungen:


    Der Penguin-Guide nennt die Haitink-Aufnahme ja auch erst an dritter Stelle. Vor meinem Nachschlagen wollte ich auf Rattle und Klemperer hinweisen, und siehe:
    Die Rattle-Aufnahme steht beim Penguin-Guide mit zwei Auszeichnungen an erster Stelle, sofort gefolgt von der Klemperer-Aufnahme mit Schwarzkopf, die hier auch im Forum mit großen Recht immer wieder hervorgehoben wird (interessant ist auch die zweite Klemperer-Aufnahme mit J. Baker). Also diese beiden sind mit allem Recht hervorzuheben. Und wenn man zum Gegencheck in den Gramophone Classical Guide sieht, steht auch dort Rattle mit Auszeichnung an erster Stelle. Diese beiden Guides unterscheiden sich oft gewaltig in ihren Vorschlägen, es gibt auch Empfehlungen, die wenig nachvollziehbar sind. Aber hier volle Übereinstimmung und nach Hören der Rattle-Aufnahme: sie ist wirklich empfehlenswert. Eine interessante Information erhält man durch die Guides oft, Einseitigkeiten gibt es natürlich auch, wie im übrigen bei jedem von uns auch.


    Mit freundlichen Grüssen


    Matthias

    @ Kurt Friedl


    Es gab von Afanasiev eine Aufnahme der Schubert-Sonaten D 958, D 959 und D 960 auf zwei CDs (Aufnahme März 1997 Großer Sendesaal Landesfunkhaus Hannover) herausgebracht von Denon1998.


    Ich habe diese Aufnahme sofort nach Ankündigung des Erscheinens bestellt, habe etwa ein 3/4 Jahr warten müssen und sie dann bekommen. Ich kann die Faszination von Kurt Friedl verstehen. Ich bin auch sehr froh diese Aufnahme zu haben und habe sie ja auch hier im Forum bereits genannt. Bei ECM ist ja nur D 960 erschienen. Insbesondere der 2. Satz von D 959 ist wirklich bemerkenswert von Afanasiev gespielt. Habe gestern die Aufnahme von Andnes noch einmal angehört, auch das hat meinen Eindruck nicht gemindert.


    Ich habe aber seit meiner Bestellung 1998/99 nie wieder gesehen, das die Aufnahme der drei letzten Sonaten von Afanasiev noch irgendwo lieferbar wäre. Das ist wirklich schade. Man muss diese Interpretation nicht mögen, aber man wird sie nicht so schnell vergessen, wenn man sie mal gehört hat.


    Viele Grüße


    Matthias

    Nach dem Beitrag von Thorsten habe ich die Kubelik- und die Bruno Walter-Aufnahme noch einmal gehört und gerade läuft zum Vergleich die Leinsdorf-Aufnahme (Boston 1962).


    Als Beitrag zur Diskographie dieser Sinfonie:


    Ich habe neben den genannten Aufnahmen
    Bernstein mit NY-Ph 1966 und Bernstein mit Concertgebouw Orch 1987, Solti Chicago 1984, Mitropoulos 1940, Horenstein mit LSO und VSO 1958 und 1969, Barbirolli Halle 1957, Scherchen Wien 1955, Inbal aus der Gesamtaufnahme, Kondrashin mit NDR SO 1981, Chailly mit Concertgebouw Orch 1996.


    Unter diesen ist IMO keine so weit herausgehoben, dass ich das weitere Vergleichshören zu dieser Sinfonie beenden könnte.


    Ich habe Anfang der 70er Jahre begonnen mit der 1. Bernstein-Aufnahme, habe dann in den 80er meistens die Solti-Aufnahme gehört. Diese Aufnahme hat in der Expressivität, in der Deutlichkeit und in ihrer Eindringlichkeit Vorteile gegenüber den meisten anderen Aufnahmen. Das ist für das erste Hören dieser Sinfonie von Vorteil. Gerade das kehrt sich später dann aber zum Nachteil, weil die Details, die Widersprüchlichkeit und die Fragilität von vielen Stellen in den Hintergrund tritt. Sie ist vielleicht überdeutlich, überprägnant - trotzdem immer wieder schön anzuhören Ähnlich geht es mir übrigens mit der Aufnahme der 6. Mahler von Solti. In ihrem Ausdruck und der Heftigkeit kaum zu übertreffen, aber andere Aufnahme zeigen noch ganz andere Seiten dieser Sinfonie. Das fehlt etwas bei Solti, die möchte ich denn auch hören.


    Und in dieser Hinsicht liegen die Stärken IMO in den Aufnahmen von Leinsdorf und nach erneutem Hören auch von Kubelik. Unter Mahler-Exegeten wird übrigens auch Mitropoulos sehr hoch gehandelt. klangtechnisch nicht mehr sehr gut, aber musikalisch.


    Seit Jahren suche ich die Aufnahme von Mackerras, die nicht mehr lieferbar ist, aber vom Penguin-Guide weit nach oben gesetzt wurde. Vielleicht hat die jemand.


    Soweit auf die Schnelle - muß jetzt los


    Freundliche Grüße


    Matthias


    Nachtrag nach der Rückkehr vom Essen:


    Die Gielenaufnahme der 1. Sinfonie habe ich bisher nicht erworben und gehört. Michael Gielen hat in seinem im Ganzen interessanten Buch "Mahler im Gespräch - die zehn Sinfonien" (Metzler Stuttgart 2002)aus der Sicht des Dirigenten sich eingehend zu den Sinfonien erklärt. Daraus ergibt sich leider, dass er gegen die 1. Sinfonie deutliche Vorbehalte hat, er hat sie auch als letzte für die Gesamtaufnahme eingespielt. Das hat mich bisher abgehalten, Gielen für die 1. Sinfonie näher in Betracht zu ziehen. Zu Tennstedt habe ich einige durchwachsene Kritiken gehört und bin ihm deshalb bei Mahler noch nicht nähergetreten. Ich schrecke auch eher vom Erwerb von Gesamtaufnahmen zurück. Solti habe ich ab 1985 nach und nach erworben (es gab damals noch keine Gesamtaufnahmen) und Bernstein DG mußte einfach sein.


    Noch ein Wort zu den Anklängen in der 1. Sinfonie. Darauf hat Thorsten angespielt. Mahler greift Alltagsklänge auf. Aufgewachsen in Kalischt und Iglau an der Grenze zwischen Böhmen und Mähren sind Klänge böhmischer und jiddischer Musik und auch von Militärmusik in den Sinfonien enthalten (Iglau war Garnisonsstandort), in anderen Sinfonien auch bis zu einem Posthorn - andererseits z.B. aber auch Herdenglocken aus den Alpen. Mahlers Musik auf die böhmisch-mährischen Ursprünge zurückführen zu wollen, führt meines Erachtens in die Irre. Alltagsklänge kommen vor in jeder Hinsicht, auch besonders solche aus der Jugend. Das Entscheidende ist aber die Verarbeitung und Entwicklung sublimer sinfonischer Formen und Übergänge aus solchen einzelnen Klängen.


    Uri Caine hat etwa versucht, auf seiner CD "Urlicht" (Winter & Winter 1997) den 3. Satz der 1. Sinfonie als allein jüdisch-böhmische Musik zu rekonstruieren. Sehr faszinierend, wenn man das das erste Mal hört (inzwischen mag ich es nicht mehr hören). Aber zugleich wird beim Hören des Originals deutlich, dass Mahler in seinen sinfonischen Formen meilenweit von dieser anderen musikalischen Welt entfernt ist. Es sind nicht viel mehr als Zitate und Fingerzeige. Ich vermag diese Musik Caines nicht mehr als einen wesentlichen Beitrag zu Mahler zu empfinden. Man muss das nicht gehört haben, wenn man sich für Mahler interessiert.
    Und das zeigt für mich deutlich, dass es mit dem Rückführen auf die "Wurzeln" nicht getan ist. Das gilt vielleicht auch für viele andere Komponisten aus diesem geografischen Bereich. Aber bemerkenswert ist doch, wie nachhaltig die Klänge der Jugend und Herkunft fortgewirkt haben.
    Bei Mahler gibt es aber eben auch viele andere "Anklänge" und Zitate, die dann zu entwickelteren Formen weiter verarbeitet werden. So beginnt der 4. ursprünglich als Todtenmarsch bezeichnete Satz mit dem auf die Note genau wiedergegebenen Lied "Bruder Martin, schläfst Du schon" (zu den Einzelheiten Floros, Gustav Mahler, die Sinfonien Band III, Seite 35 ff.). Das interessante ist nur, was daraus gestaltet wird. Das ist die musikalische Form, die wir in Gestalt der Sinfonie vor uns haben.
    Und noch ein Wort zu Alfreds Erstbeitrag in dem thread. Eine Aufnahme mit dem Blumine-Satz habe ich gar nicht (vielleicht ein Mangel?). Mahler hat an seinen Sinfonien oft gestrichen und umgearbeitet, zumeist um die Instrumentierung zu ändern, nachdem er die Stücke bei Aufführungen gehört hatte. Ursprünglich handelte es sich bei dem Bluminesatz um Begleitmusik, die Mahler zu einem Versepos komponiert hatte und die er selbst für zu sentimental hielt. Warum er diese Musik überhaupt eingefügt hat, ist unklar. Er hat dann diesen serenadenartigen Satz wegen zu großer Ähnlichkeit mit den Tonarten der beiden benachbarten Sätze (er war als 2. Satz eingefügt) seit der Berliner Premiere der Sinfonie 1896 gestrichen. Die Erstausgabe der Sinfonie erschien 1899 ohne den Blumine-Satz. Ob die Wieder-Einfügung dann noch Sinn macht, ist die Frage.
    Ich habe bis jetzt ganz gut ohne gelebt, muß aber auch gestehen, dass ich besonders den 3. und den 4. Satz der 1. Sinfonie mag. Und den Anfang des 1. Satzes, wenn dieser langsam und fast flirrend gespielt ist (da lassen sich einige Dirigenten etwas entgehen).


    Soweit für heute:


    Matthias

    @BBB


    Da Händel bisher überhaupt nicht vorkam, war ein vorsichtiger Versuch wohl angezeigt. Threads mit 0 Antworten gibt es schon Etliche. Vielleicht gibt es auch noch ganz andere "Referenzen" und Präferenzen. Bin im übrigen gespannt auf weitere threads zu Händel aus Berlin.


    Aber in jedem Fall schon jetzt herzlichen Dank für die vielen Anregungen.


    Gruß


    Matthias

    Liebe Forianer,


    Händel kommt im Forum Vokalmusik bisher bis auf eine Nachfrage zu Arien nicht vor. Deshalb möchte ich diesen Thread zu seinem Messias oder vielleicht besser Messiah eröffnen. Ein Stück, das wohl nicht Kirchenmusik im strengen Sinne ist, der Librettist hat es konzipiert als "Grand Musical Intertainment" und das ist es vielleicht auch in gutem Sinne.


    ich habe mich in dieser dunklen Zeit immer wieder an der Aufnahme von William Christie erfreut, mit dem kürzlich erworbenen Mc Creesh habe ich mich nicht anfreunden können. Da mir dieses wunderbare Stück Chormusik nach einem Life-Ereignis in London vor einigen Jahren noch mehr ans Herz gewachsen ist, würde ich doch gern Eure Favourites hören. Alternativen und neu zu Entdeckendes gibt es ja wohl in großer Zahl. Also: Was sind Eure liebsten Aufnahmen, was würdet Ihr zum Wieder- und Wiederhören empfehlen?


    Vielleicht auch: was verbindet Ihr mit dieser Musik?


    Mit herzlichen Grüssen


    Matthias