Lebendige Vergangenheit: Emmi Leisner

  • Wenn ich es richtig gesehen habe, fehlt im Forum „Die berühmte Stimme“ bisher ein Beitrag über eine der berühmtesten Altistinnen: Emmi Leisner. Die Lobeshymnen, sei es die Oper betreffend oder auch das Oratorium und das Lied, sind überwältigend.


    Eine vorzügliche Auswahl ihres Repertoires bietet die CD „Lebendige Vergangenheit“ von Preiser, Historic Recordings:



    Emmi Leisner wurde am 8. August 1885 in Flensburg geboren; der Vater war dänischer Abstammung und als Musikliebhaber Mitglied in verschiedenen Flensburger Liedertafeln, hatte beruflich aber nicht viel mit Kunst zu tun: Vater Leisner war Schiffsbauingenieur. Die musische Begabung der Emmi Leisner ist aber der Mutter zuzurechnen, denn die war eine, wie man lesen kann, gute Pianistin und auch Sängerin. Sie soll auch anspruchsvolle Klavierliteratur von Bach, Brahms oder Schumann vorzüglich wiedergegeben haben.


    Emmi Leisner hatte noch zwei Schwestern, ebenfalls musikalisch begabt; aber sie wollte schon als Zehnjährige Sängerin werden und legte Ambitionen an den Tag, die den Eltern zunächst nicht recht waren. Es half den Eltern auch nicht, daß Emmi nach der Schulzeit erst einmal nach Dänemark mußte, um hauswirtschaftliche Kenntnisse zu erwerben, denn dort kam sie mit musikalischen Menschen in Kontakt, die zu einer großen stimmlichen Weiterentwicklung führten.


    Ein Vereinskonzert, das die vorgesehene Sängerin absagen mußte, war Emmi Leisners Chance und brachte einen ersten Erfolg, der in der Flensburger Presse sofort gebührend gewürdigt wurde. Nun durfte Emmi Leisner mit dem Segen der Eltern ein Gesangsstudium bei Helene Breest in Berlin aufnehmen. Daneben studierte sie noch Kunstgeschichte und Philosophie.


    Emmi Leisner sang mehreren Chorleitern und Dirigenten vor und wurde dann von Karl Straube zu einem Konzert mit den Thomanern nach Leipzig eingeladen. Hier war der Erfolg außerordentlich und die Presse feierte sie als „Entdeckung einer großartigen Oratoriensängerin“.


    In Leipzig kam sie auch mit der Oper in Kontakt und wurde durch den damaligen Intendanten und einem Kapellmeister, die nach Frankfurt am Main wechseln wollten, in die Main-Metropole verpflichtet, wo sie die Amneris sang. Die hervorragenden Rezensionen in der Presse machte die Berliner Opernintendanz auf die junge Sängerin aufmerksam und Leisner wurde zum Vorsingen eingeladen, dem auch Graf von Hülsen beiwohnte. Es kam zu einem Vertrag und sie sang in Berlin die Amneris, Brangäne, Fricka, Dalila und, etwas später, in einer „avantgardistisch“ eingestuften „Orpheus“-Produktion die Titelpartie. In Bayreuth war sie eine denkwürdige Erda.


    1925 zog sich Emmi Leisner von der Oper zurück und widmete sich nur noch dem Oratorien- und Liedgesang - mit fulminantem internationalem Ruf. Neben den Konzerten in deutschen Städten war sie auch in Frankreich, England, Amerika, Dänemark und im Orient tätig. Hoch gelobt waren ihre „Winterreise“ und die „Vier ernsten Gesänge“, aber auch das Liedschaffen von Hans Pfitzner. Über allem aber steht noch heute das einhellige Lob der Kritiker und des Publikums ihrer Altpartien in den Werken Bachs und Händels.


    Eine weitere Doppel-CD beweist diese überragenden Fähigkeiten der Emmi Leisner, die Tamino-Werbepartner Amazon anbietet:



    1948 hatte Emmi Leisner ihren letzten Auftritt als Liedsängerin; seit 1939 lebte sie in Kampel auf der Insel Sylt. In den letzten Lebensjahren wirkte sie als Gesangspädagogin und gab ihren reichen Erfahrungsschatz an Schüler weiter. 1950 erhielt sie, als nunmehr fünfundsechszigjährige, den neu gestifteten Schleswig-Holstein-Kunstpreis. Am 12. Januar 1958 starb sie mit zweiundsiebzig Jahren.

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    MUSIKWANDERER

  • Hallo, Musikwanderer!


    Von Emmi Leisner habe ich einige Aufnahmen, aber leider auf mehrere Tonträger verteilt und lange nicht mehr gehört. Eine wunderbare Altstimme! Ich erinnere mich an eine hervorragende Dalilah. Ich werde mich gleich mal bei JPC nach diesem Sängerportrait mit Arien erkundigen.



    Gruß Wolfgang

    W.S.