LULLY / MOLIÈRE : Le Bourgeois Gentilhomme

  • endlich auf DVD, aber wie üblich bis jetzt nur über Frankreich zu beziehen....


    Das besondere es handelt sich um eine richtig schön altmodische Inszinierung mit den neuesten Erkenntnissen der musikalischen Praxis.
    d.h. man soll wirklich den Eindruck erhalten, die Komödie spielt in Frankreich um 1670 - so wie es auch gedacht war.
    Gottseidank, hat man sich da auf keine "Interpretationsspielchen eingelassen :D


    Die Aufführungen fanden übrigens bei Kerzenschein statt um ein möglichst authentische Aufführung zu präsentieren.
    In FRankreich außerordentlich erfolgreich!



    Wenigstens konnte ich das "Making of" bei Arte sehen, eventuell wird es dort auch gesendet...


    Das Ensemble "Le Poème Harmonique" unter Dumestre hat bisher eigentlich auschließlich aus der "Vor-Lully" Ära gespielt, Guèdron, Moulinie und Boesset, gelegentlich Renaissance Musik und Musik des italienischen Frühbarock, eines der besten Ensembles für alte Musik, meiner Meinung nach.


    Die Inszinierung ist fast wie ein Kostümfilm gehalten, was besonders uns Konservativen gut gefallen wird :D


    Untertitel gibt es sowohl in Englisch, Deutsch und Spanisch.


    Ganz wichtig:
    Das Ballett des Nations ist ebenfalls mit dabei.
    Vielzuoft werden die Komödien Molières ohne die dazugehörige musik aufgeführt, was zur Folge hat, dass das ganze Stück den Witz verliert.
    Le Bourgeois Gentilhomme - der Bürger als Edelmann - ist mit Sicherheit das beste Stück Molières:


    Mr. Jourdain, ein Neureicher, erhofft sich nichts mehr als bei den großen Tieren, dem Adel, anzukommen - dieser wiederum hat kein Geld und umschmeichelt den Bürger...
    Er will unbedingt seine Tochter mit einem verarmten Adligen verheiraten, was jedoch zu komplikationen führt, da sie natürlich einen anderen liebt.


    Schließlich erfährt Mr. Jourdain doch noch seinen Adelschlag...
    Der Liebhaber seiner Tochter verkleidete sich als Großtürke und sucht mi seinen Mannen den Unglücklichen heim, durch das kahlscheren seines Kopfes, und im wahrsten Sinne des Wortes schlägt man ihm zum Adligen.
    Lully spielte damals die Rolle des Türken, Molière Mr. Jourdain.


    Ohne die lustige Musik der Türkenposse, wäre dieses Szene nicht zu verstehen.


    Am Anfang des Stückes laufen die Vorbereitungen für ein großes Fest, auch da hat Lully einige geniale musikalische Einfälle eingebracht:
    Nicht nur einige wunderbaren Airs, allein das Ballett gehört zu seinen besten Stücken.


    Das eigentliche Ballett des Nations stellt dann diese Fest am Schluß der Komödie dar, äußerst unterhaltsam verzichtet man hier auf die "erhabenen Gestalten" und so nimmt diese Ballett schon Campras "L'Europe Galante" vorweg.

  • So nun habe ich die DVD verschlungen und ich bin vollauf begeistert.
    Das ist ein Schritt in die richtige Richtung.
    Nachdem die HIP die Musik revolutioniert hat geht es nun weiter mit dem Theater


    :jubel::jubel::jubel::jubel::jubel::jubel::jubel::jubel::jubel:


    Nicht nur die liebevoll gemachten Kostüme - nein die Einstudierung der barocken Deklamation und der entsprechenden Gestik machen diese DVD zu einem unvergesslichen Erlebnis.
    Auch die Einbindung des Tanzes mit alten Schritten ist mehr als Lobenswert!


    Möge diese Beispiel Früchte tragen und so sollen die Versuche, diese wunderbaren Kunstwerke zu modernisieren indem man sie in unpassenden Kostümen und Dekors präsentiert, mit stumpfsinnigen Choreographien beleidigt für immer hinweg gefegt und vergessen werden!



    Das hier zeigt es doch - nur so kommt man dem was die Künstler damals wollten am nächsten!