Heinz Kruse (1940 - 2008)

  • Eben entnehme ich diversen Aussendungen, daß Heinz Kruse gestorben ist.
    Ich glaube, für einen umfangreicheren Nachruf auf diesen hervorragenden Sänger sind andere eher prädestiniert als ich, denn ich kenne Kruse nur von zwei DVD-Aufnahmen als "Siegfried"- und "Götterdämmerungs"-Siegfried - und in dieser hinterlässt er mir einen bleibenden Eindruck als schauspielerisch ungewöhnlich begabter und stimmlich zu feinsten Nuancen fähiger Sänger: Einer der besten Siegfriede, die ich kenne.

    ...

  • Heinz Kruse habe ich Ende der 80er Jahre mehrfach an der Hamburger Staatsoper erlebt und in bester Erinnerung. Es war die Zeit, als er den Sprung vom Charaktertenor zum Heldentenor wagte. Beeindruckend sein David in den Meistersingern, wo er den Stolzing von René Kollo geradezu an die Wand sang. Dann kam der Erik in der alten Wieland-Wagner-Inszenierung und kurze Zeit später der sensationelle Siegfried, den er aus Not, da der ursprünglicgh vorgesehene Sänger kurzfristig absagte, innerhalb von sechs Wochen einstudierte. So hatte er nach Jahren als Ensemblesänger noch einige Zeit einer Weltkarriere, die dann ja krankheitsbedingt ein jähes Ende fand. Der kleine Mann hatte eine wunderbare Stimme, war ein hervorragender Schauspieler und wirkte immer sehr sympathisch. Er wird der Musikwelt des Norden (und nicht nur der) fehlen, wir hätten gern mehr von ihm gehabt.


    Gruß
    Dieter

  • Auf Tonträgern ist Heinz Kruse nur sehr spärlich vertreten. Wenn man seine Stimme hören will, muß man tief in den Plattenkisten graben. Hier wurde ich z.B. fündig:



    Ernst Krenek
    Jonny spielt auf

    Uraufführung: 10.2.1927 in Leipzig
    Libretto: Ernst Krenek
    Aufnahme: 14.–26.11.1991, Studio
    Dirigent: Lothar Zagrosek
    Gewandhausorchester Leipzig
    Chor der Oper Leipzig
    Chorleitung: Volkmar Olbrich
    Cincilla Jazzband, Jazz-Vl.: Roald Reineke, Jazz- Klavier: Andreas Korn, Vl.-Solo: Gunnar Kaltofen


    Anita: Alessandra Marc
    Beamter: Martin Petzold
    Daniello: Michael Kraus
    Hoteldirektor: Dieter Schwartner
    Jonny: Krister St. Hill
    Manager: Dieter Scholz
    Max: Heinz Kruse
    Polizist (1): Martin Petzold
    Polizist (2): Matthias Weichert
    Polizist (3): Erwin Noak
    Yvonne: Marita Posselt


    Im Internet findet man noch Hinweise auf sog. "Amsterdam Tapes (Video)". Ich kenne die zwar nicht, vermute aber, daß es sich um Mitschnitte von Aufführungen von Wagner-Opern handelt.


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Zitat

    Original von Harald Kral
    Im Internet findet man noch Hinweise auf sog. "Amsterdam Tapes (Video)". Ich kenne die zwar nicht, vermute aber, daß es sich um Mitschnitte von Aufführungen von Wagner-Opern handelt.


    Das müssten doch die DVDs mit Siegfried und Götterdämmerung aus der Nederlandse Opera sein, auf die Edwin in seinem ersten Beitrag anspielt (und die der Anlass für seinen anderen Kruse-Thread waren). 1999 mitgeschnitten, Dirigent ist Hartmut Haenchen, Regisseur Pierre Audi, Heinz Kruse singt den Siegfried.







    Viele Grüße


    Bernd

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  • Live habe ich Heinz Kruse nur ein einziges Mal gehört und gesehen: als Florestan am (damals noch) Stadtheater Mainz, das war eine seiner ersten Rollen im Heldentenorfach und er ist mir vor allem als stimmstarker Sänger in Erinnerung geblieben.


    An CDs habe ich von Kruse:


    "Johnny spielt auf" von Krenek (Max)
    "Zauberflöte" von Mozart (Monostatos)
    "Schatzgräber" von Schreker (Albi)
    "Salomé" von Strauss (4. Jude)
    "Traumgörge" von Zemlinsky (Züngl)
    "Pique Dame" von Tchaikovski (Czaplitzki)
    "Gezeichneten" von Schreker (Alviano)
    "Drei Pintos" von Weber (Don Gomez)
    "Florentinische Tragödie" von Zemlinsky (Guido Bardi)
    "Mathis, der Maler" von Hindemith (Hans Schwalb)
    und
    "Silbersee" von Weill (Severin)


    Ganz so schmal finde ich die Zahl seiner Einspielungen nicht, zumal auch einige Hauptollen darunter sind.


  • In dieser Zauberflöten Gesamtaufnahme singt Heinz Kruse den Monostatos.


    Ich habe sie noch als 3er LP.


    Liebe Grüße Peter. :hello:

  • Live gesehen habe ich Heinz Kruse einmal in Hamburg, er sang die Hexe in "Hänsel und Gretel", das muß ca 10 Jahre her sein.


    Auf CD habe ich ausser den von Alviano genannten noch ein paar Aufnahmen, bei denen er kleine und kleinste Rollen sang, z. B. Lortzings "Undine", da singt er den Veit, den falschen Gehilfen in "Der Zar läßt sich photographieren", u.a., dann noch den Roderich in "Schwarzer Peter" und den Peter Munk in "Das kalte Herz". Auf der DVD "Orpheus in der Unterwelt" aus Hamburg 1971 singt er den Eros.


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Lieber Harald!


    Da hat er in Wien, als Hexe, ja sehr gute "Mitstreiter" gehabt:


    Kms. Karl Dönch, Adolf Dallapozza und Heinz Zednik der sich auch schon aus dem "Opernleben" verabschiedet hat.


    Alle drei haben in der Volksoper die Hexe gesungen und gespielt.


    Liebe Grüße Peter aus Wien. :hello: :hello:

  • Lieber Peter,


    hier in Düsseldorf wird die Hexe traditionsgemäß auch immer von einem Tenor gesungen. Wir hatten hier alternierend Helmut Pampuch (inzwischen leider verstorben), Horst Hiestermann und Udo Holdorf. (sorry, OT)


    LG


    Harald :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

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  • Lieber Harald!


    bei uns singt die Hexe einmal ein Mann, ein anderes Mal ein Sängerin, letzthin war es Mara Zampieri, aber zum Großteil Dallapozza und Zednik, wenn sie sich, aus der wohlverdienten Pension, wiederum dem Publikum zeigen wollen.


    Liebe Grüße und schönen Sonntag, Peter aus Wien. :hello: :hello:

  • Zitat

    Original von oper337
    Lieber Harald!


    bei uns singt die Hexe einmal ein Mann, ein anderes Mal ein Sängerin, letzthin war es Mara Zampieri, aber zum Großteil Dallapozza und Zednik, wenn sie sich, aus der wohlverdienten Pension, wiederum dem Publikum zeigen wollen.


    Liebe Grüße und schönen Sonntag, Peter aus Wien. :hello: :hello:


    Lieber Peter,


    bist Du Dir sicher, dass dieser doch gewichtige Beitrag hier an dieser Stelle richtig platziert ist? Ich zweifle...

  • Lieber Alviano!


    Hat damit natürlich nichts zu tun entschuldige bitte, etwas abgeschweift, dafür



    Zemlinsky wird ja ganz vergessen, zumindest in Wien.


    Lieb Grüße Peter aus Wien.

  • Lieber Peter,


    gut, bleiben wir kurz bei der "florentinischen Tragödie" von Alexander von Zemlinsky. Wie gefällt Dir Kruse in dieser Einspielung? Ist er vom Stimmtyp her als Guido Bardi rollendeckend besetzt? Bietet sie ihm Deiner Meinung nach hinreichend Gelegenheit, auch dramatischere Farben beizusteuern? Wie würdest Du Heinz Kruse im Vergleich zu den Konkurrenzsängern Kenneth Riegel und David Kuebler, die ebenfalls die "florentinische Tragödie" eingespielt haben, einschätzen? Wäre die CD eine Empfehlung, wenn jemand den Tenor Heinz Kruse nicht kennt und diesen Umstanmd gerne ändern möchte?

  • Lieber Alviano!


    Da ich nur diese eine Einspielung besitze und kenne, kann ich über die anderen Interpreten nichts sagen,


    aber er gefällt mir als Guido Bardi und ich finde ihn, über CD, eigentlich passend für diese Rolle.


    Um Zemlinsky und auch Heinz Kruse kennen zu lernen, wäre es schon eine Empfehlung wert, diese Aufnahme zu besitzen.


    Liebe Grüße Peter aus Wien. :hello: :hello:

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  • Der kaum eine Stunde dauernde Einakter "Eine florentinische Tragödie" von Alexander von Zemlinsky ist ein Dreipersonenstück (das auf Oscar Wilde zurückgeht) und schildert - naheliegend - eine Dreiecksgeschichte, allerdings mit einem unvermuteten Ausgang.


    Die weiter oben angesprochene Gesamtaufnahme unter der Leitung von Riccardo Chailly und mit dem "Königlichen Concertgebouw Orchester" ist tatsächlich eine hörenswerte Einspielung: sie klingt tontechnisch sehr gut und Riccardo Chailly lässt das Orchester aufblühen und glühen, so dass man einen sehr guten Eindruck von Zemlinskys Musik und seiner durchaus eigenen Musiksprache gewinnen kann.


    Es ist ein typisches "Bariton-Stück", von den drei Gesangspartien ist die Bariton-Partie (es ist die Rolle des betrogenen Ehemanns) nicht nur die dankbarste, sondern auch die umfangreichste, Tenor- und Mezzosopran haben es da merklich schwerer, sich gesanglich zu profilieren. Albert Dohmen macht das anständig, aber nicht in jedem Punkt überzeugend. Iris Vermillion in der Rolle der Ehefrau hat kaum mehr als Stichworte zu liefern, bringt aber ihren dunkel-gefärbten Mezzosopran gewinnend ein (sie singt als Ergänzung dieser CD noch Lieder von Alma Mahler-Werfel).


    Der Tenor bewegt sich über weite Strecken im rezitativischen Bereich, Wortdeutlichkeit ist hier eine unabdingbare Qualität. Die Lage orientiert sich eher an der unteren Linie des Tonspektrums, ausladende Höhe wird nicht gefordert und auch ariose Momente bleiben fragmentarisch.


    Heinz Kruse bemüht sich stark um die Wortdeutlichkeit, hat auch keine Mühe mit den tieferen Passagen und bietet eine ansprechende Leistung. Um seine Qualitäten kennenzulernen, taugt eine solche Partie (die auch gut mit einem Charaktertenor besetzt werden könnte) logischerweise nicht, zusammengenommen sind das vielleicht etwa 10 Minuten Gesang.


    Ich würde eher den "Johnny" von Krenek empfehlen - da ist Heinz Kruse bestens bei Stimme, schafft die Klippen der Rolle ordentlich, da gewinnt man einen recht guten Eindruck von seinem Tenor.

  • Als "Neuer" blättere ich in älteren Threads und mußte lesen, daß Heinz Kruse verstorben ist. Traurig.


    Ich konnte ihn erleben in der Semperoper als Kaiser in der Frau ohne Schatten. Dirigiert hatte der ebenfalls leider verstorbene Sinopoli. Unvergeßlich!!


    Viele Grüße von La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Heute ist Heinz Kruses Geburtstag, zu dem ich diese Gesamtaufnahme des Rings ausgesucht habe, in der er den Siegfried singt:




    Heinz Kruse wäre heute 75 Jahre alt geworden.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Heinz Kruse wäre heute 75 Jahre alt geworden.

    Es ist in der Tat sehr traurig, dass dieser tolle Sänger und sympatische Mensch (ich war mal nach einem konzertanten "Fidelio" in Meißen mit Klaus König als Florestan, den Heinz Kruse, der gerade eine "Tristan"-Serie in Dresden hatte, besuchte, mit Kruse einen trinken) viel zu früh von uns gegangn ist. Im Sommer 2000 hatte er bei einem "Götterdämmerungs"-Gastspiel in Sydney einen schlimmen Schlaganfall, dem schon andere vorangegangen waren. Wlaschiha, der den Alberich sang, fand ihn dort ohnmächtig in der Hotell-Lobby. Kruses Sprachzentrum war danach leider so beschädigt, dass er seine Karriere vorzeitig beenden musste. Dann sah ich ihn noch einmal im Dezember 2006 bei der Deutschen Erstaufführung des Musicals "Heidi" von Stephen Keeeling am Anhaltischen Theater Dessau wieder, zu der er angereist war, weil seine Tochter Svenja darin die Titelpartie sang. Er erkannte mich sogar wieder und wie unterhielten uns sehr nett - es war eine mich sehr berührende Wiederbegegnung. Anderthalb Jahre später war er tot...


    Ich habe übrigens einen ganz tollen Pedrillo-Mitschnitt aus der Hamburgischen Staatsoper, da ist er wirklich gigantisch, tolle Arie in viel Humor in den Dialogen.


    Eine Bitte an die Moderatoren zum Rubriktitel: Ja, Heinz Kruse ist gestorben, aber nicht jetzt, sondern bereits 2008. Kann man also vielleicht das Wort "gestorben" wegnehmen oder durch die Lebensdaten (1940 - 2008) ersetzen?


    Vielen Dank!


    (Sonst denkt man nämlich, er sei jetzt gestorben.)

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Kann man also vielleicht das Wort "gestorben" wegnehmen oder durch die Lebensdaten (1940 - 2008) ersetzen?


    Ja, lieber Stimmenliebhaber. Normalerweise mache ich das schon immer, wenn mir so etwas auffällt. Genau so, wie ich versuche, Tippfehler in den Erinnerungen zu korrigieren. Aber manchmal bin ich nicht schnell genug oder übersehe auch mal was...

    Einer acht´s - der andere betracht´s - der dritte verlacht´s - was macht´s ?
    (Spruch über der Eingangstür des Rathauses zu Wernigerode)

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  • Jedenfalls Danke, dass du es geändert hast.


    Und auch Dank an Willi, dass er daran erinnert hat, dass Heinz Kruse heute 75 geworden wäre. Ich hätte das sonst nicht auf dem Schirm gehabt.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Da nicht für, lieber Stimmenliebhaber, ich hatte Siegfried Lorenz auch auf dem Schirm, wollte dir aber in diesem Fall den Vortritt lassen, da ich ja weiß, dass dir Siegfired Lorenz viel bedeutet. :D


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).