BWV 13: Meine Seufzer, meine Tränen
Kantate zum 2. Sonntag nach Epiphanias (Leipzig, 20. Januar 1726)
Lesungen:
Epistel: Röm. 12,6-16 (Wir haben mancherlei Gaben, Lebensregeln)
Evangelium: Joh. 2,1-11 (Die Hochzeit zu Kana)
Sechs Sätze, Aufführungsdauer: ca. 21 Minuten
Textdichter: Georg Christian Lehms (1684-1717); Dichtung aus dem Jahr 1711
Choräle: Nr. 3 Johann Heermann (1636); Nr. 6 Paul Fleming (1641)
Besetzung:
Soli: Sopran, Alt, Tenor, Bass; Coro: SATB; Blockflöte I + II, Oboe da caccia, Violino solo, Violino I/II, Viola, Continuo
1. Aria Tenor, Blockflöte I + II, Oboe da caccia, Continuo
Meine Seufzer, meine Tränen
Können nicht zu zählen sein.
Wenn sich täglich Wehmut findet
Und der Jammer nicht verschwindet,
Ach! so muss uns diese Pein
Schon den Weg zum Tode bahnen.
2. Recitativo Alt, Continuo
Mein liebster Gott lässt mich
Annoch vergebens rufen
Und mir in meinem Weinen
Noch keinen Trost erscheinen.
Die Stunde lässet sich
Zwar wohl von ferne sehen,
Allein ich muss doch noch vergebens flehen.
3. Choral Alt, Blockflöte I + II, Oboe da caccia, Streicher, Continuo
Der Gott, der mir hat versprochen
Seinen Beistand jederzeit,
Der lässt sich vergebens suchen
Itzt in meiner Traurigkeit.
Ach! Will er denn für und für
Grausam zürnen über mir,
Kann und will er sich der Armen
Itzt nicht wie vorhin erbarmen?
4. Recitativo Sopran, Continuo
Mein Kummer nimmet zu
Und raubt mir alle Ruh.
Mein Jammerkrug ist ganz
Mit Tränen angefüllet,
Und diese Not wird nicht gestillet,
So mich ganz unempfindlich macht.
Der Sorgen Kummernacht
Drückt mein beklemmtes Herz darnieder,
Drum sing ich lauter Jammerlieder.
Doch, Seele, nein,
Sei nur getrost in deiner Pein:
Gott kann den Wermutsaft
Gar leicht in Freudenwein verkehren
Und dir alsdenn viel tausend Lust gewähren.
5. Aria Bass, Blockflöte I + II, Violino solo, Continuo
Ächzen und erbärmlich Weinen
Hilft der Sorgen Krankheit nicht.
Aber wer gen Himmel siehet
Und sich da um Trost bemühet,
Dem kann leicht sein Freudenlicht
In der Trauerbrust erscheinen.
6. Choral SATB, Blockflöte I + II, Oboe da caccia, Streicher, Continuo
So sei nun, Seele, deine
Und traue dem alleine,
Der dich erschaffen hat.
Es gehe, wie es gehe,
Dein Vater in der Höhe,
Der weiß zu allen Sachen Rat.
Auch diese Kantate enthält wiederum dieselben textlichen Bezüge wie die anderen Kantaten zum 2. Sonntag nach Epiphanias. Siehe dazu das zur Kantate BWV 155 zur Hochzeit zu Kana bereits geschriebene.
Die Eingangsarie (in d-moll) bekommt durch die Verwendung (bzw. Kombination) von 2 Blockflöten und einer Oboe da caccia einen ganz besonderen Charakter - trauernd, herb - schwer zu beschreiben. Ich mag Bachs Verwendung von Blockflöten immer ganz besonders! Völlig zu Unrecht belächelte Instrumente, diese kleinen Holzröhrchen
Den Choral Nr. 3, der nur vom Alt zu singen ist, kann entweder von der Solistin oder den Chorstimmen übernommen werden. Hier hat bestimmt jeder Dirigent seine persönlichen Vorstellungen, wie er/ sie es lieber hören möchte...
Einen ebenfalls ungewöhnlichen Klangeffekt erzielt Bach in der Arie Nr. 5, wo er die beiden Blockflöten mit einer Solovioline kombiniert - und zwar konsequent unisono, also stets in gemeinsamer Stimmführung!
Also nix mit virtuosen Solo-Violinläufen und dergleichen! :]
Auf so eine Idee muss man erstmal kommen.
Diese "Blockflöten-Violine" klingt wirklich ungewöhnlich und verfehlt als Gegenstimme zum Solo-Bass ihre Wirkung nicht.