Vladimir Martynov ist ein 1946 in Moskau geborener Komponist, der ähnlich wie Arvo Pärt als Serialist begann, um dann nach dem Studium mittelalterlicher Musik und der Theologie bei einer völlig anderen Musik zu landen. Bei wikipedia gibt es nur einen Eintrag in englischer Sprache.
Das Titelstück "Come in!" ist mit folgendem Text versehen.
Vor langer Zeit sagte einmal ein herumwandernder Weiser zu seinem Schüler: "Versuche in das Innere deines Herzens zu gelangen. Dort findest Du den heiligen Raum des Himmels. Herz und Himmel sind beide eins und haben denselben Eingang. Die Stufen, die zum ewigen Paradies führen, sind in dir, verborgen in deiner Seele."
Und es ist wahr:
Unser ganzes Leben ist ein einziges Bemühen diesen geheimnisvollen Eingang zu finden. All unser Tun ist nichts anderes als ein demütiges Klopfen an diese verborgene Tür. Wir hoffen mit all unserer Sehnsucht, dass unser Klopfen eines Tages beantwortet wird und eine innere Stimmen sagt:
tritt ein!
Denn es steht geschrieben: " Klopfet an und es wird Euch aufgetan."
Bei diesem Stück handelt es sich um ein sechssätziges Konzert für Violine, Kammerorchester und Celesta. Die sechs 3-6 minütigen Sätze sind stimmungsmäßig alle ziemlich ähnlich und alle durchzieht eine immer wiederkehrende simple aber sehr effektvolle Tonfolge auf der Celesta. Die Geige umspielt diese Tonfolge in allen erdenkbaren Varianten bis in die höchsten Tonlagen. Die Musik ist so tonal fixiert, wie vermutlich kaum etwas in den letzten 200 Jahren geschriebenes. Auch Hörer, die Andre Rieu für den bedeutendsten lebenden Geiger halten, dürften mit diesem Stück keine Probleme haben.
Man kann das als Esoterik-Kitsch abtun, aber irgendwie spricht es mich - ähnlich wie die Chorwerke von Morten Lauridsen - an. Muss jeder selbst herausfinden, ob das was für ihn ist. Tatiana Grindenko spielt den himmlischen Violinpart wahrlich himmlisch und wird vom Ensemble op. posthum begleitet.