Elektra (Strauss) Hamburgische Staatsoper, 29.06.2016

  • Da konnte auch Kent Nagano nichts mehr machen, Linda Watson war als Elektra engagiert und wurde von ihm mit dem Philharmonischen Staatsorchester, vielleicht mit Absicht, häufiger zugedeckt. Gegenüber der im Oktober gesehenen Vorstellung mit gleicher Besetzung fallen die Stimmmängel von Frau Watson, die hier vor vier Jahren noch eine recht gute Isolde sang, deutlicher auf wie ein ausgeprägtes Vibrato, welches die Agamemnonszene trübte, ein entfärberter, fahler Stimmklang, mit dem keine Emotionen mehr transportiert werden konnten (Orestszene) und eine auch im Forte nicht aufblühende Stimme wurden durch die wohl noch vorhandene Stimmtechnik nicht mehr wettgemacht. Über all diese positiven Stimmeigenschaften verfügte dagegen Ricarda Merbeth als Chrysothemis, die mit klangvoller, weißgelber Stimmfarbe auch von der Strahlkraft her deutlich im Orchesterforte erkennbar blieb. Mihoko Fujimura sang eine gute Klytämnestra, ebenso war die Partie des Orest mit Wlhelm Schwinghammer gut besetzt. Der Luxuston des Abends war auf höchstens zwei bis drei Sequenzen begrenzt (Katja Pieweck als Aufseherin). Insgesamt bleibt dieser Abend als Schwachpunkt im Gedächtnis, die Partie der Elektra ist dafür doch zu wichtig. Mit einer guten Elektra wie im Februar letzten Jahres (Lise Lindstrom unter Simone Young) sind selbst eine an ihre stimmlichen Grenzen stoßende Chrysothemis und ein Totalausfall bei der Klytämnestra verschmerzbar. Das Haus war zu knapp Zweidrittel besetzt, der Beifall für eine Elektraaufführung der kürzeste je von mir wahrgenommene.

    Oper lebt von den Stimmen, Stimmenbeurteilung bleibt subjektiv