Vorstellung der "Dale Warland Singers"

  • Dale Warland Singers





    Biographie


    Bei den Dale Warland Singers handelt es sich um einen 40 professionelle Sänger umfassenden gemischten Chor. Beheimatet war dieser in Minneapolis bzw. St. Paul, Minnesota (USA). Das Ensemble wurde 1972 von seinem Namensgeber Dale Warland gegründet und bis zu seiner Auflösung im Jahr 2004 geleitet. In den 32 Jahren seines Bestehns gehörte der Chor zu den führenden Ensembles seiner Art in den gesamten USA und prägten die dortige Chor- und Musikszene wesentlich.


    Neben der Pflege der Chormusik von Renaisance bis ins 20. Jahrunderts bildete wie bei vielen vergleichbaren Ensembles seiner Art die Aufführung neuer Chormusik einen wesentlich Schwerpunkt der künstlerischen Arbeit. Dabei arbeiteten die Dale Warland Singers mit namhaften amerikanischen Komponisten Zusammen. Zahllose Uraufführungen von häufig speziell für das Ensemble in Auftrag gegebenen Werken waren die Folge.


    Im Jahr 2004 entschied sich Dale Warland von der Leitung des Chores zurückzutreten. Der Chor begegnete dieser Entscheidung mit der Selbstauflösung. Sein Abschiedskonzert gab das Ensemble am 30. Mai 2004.




    Auszeichnungen


    * 1992 - Erster Preisträger des "American Society of Composers, Authors and Publishers’ Margaret Hillis Achievement Award for choral excellence"
    * 1992, 1993, 1996, 1999 - ASCAP awards for Adventurous Programming
    * 2003 - Grammy-Nomination der CD "Walden Pond" für Best Choral Performance
    * 2003 - ASCAP Victor Herbert Award
    * 2003 - Sally Ordway Irvine Award for Vision
    * 2004 - Distinguished Master Artists Award der "University of South Florida"
    * 2005 - Die CD "Harvest Home" erreicht den Platz 11 der "Top Classical Albums" im Monat November
    * 2007 - Die CD "Lux Aurumque" wurde vom National Public Radio als "top ten classical album" benannt




    Klangkultur


    Auffällig ist der sehr geschlossene und in höchstem Maße homogene Klang des Chores. Dies entspricht nicht dem häufig reifebetonten und eher solistischen Klang amerikanischer Chöre mit expressiver Stimmführung und starken Vibrato. Diese Eigenschaft habe ich bereits in einer vorangegangenen Vorstellung dem Phoenix Chorale attestiert. Dieses extreme Maß an Geschlossenheit im Klang erreichen die Dale Warland Singers nicht ganz, die Abstufung ist jedoch eher klein und ist nicht als Abwertung zu verstehen. Insgesamt ist der Klang der Dale Warland Singers im vergleich etwas reifer und dadurch auch etwas voller.


    Beeindruckens ist die Kraft und Ausdauer des Chorklanges, wodurch flächige Passagen auch in extrem langsamen Tempi möglich sind. Dadurch verfügen die Dale Warland Singers über alle Fähihkeiten, auch anspruchvollste vokale Musik mit größter Souveränität zu meistern. Mit dem Klangvermögen reiht sich das Ensemble damit in den Reigen der Top-Chöre dieser Welt ein.




    Diskographie


    In den 32 Jahren ihres Bestehens bildete bei den Dale Warland Singers die Aufnahme von Werken für Tonträger und Rundfunk einen wichtigen künstlerischen Inhalt. Zahlreiche CDs sind dabei entstanden, welche hier vereinzelt besprochen werden sollen.



    A Rose in Winter



    Inhalt:
    Dale Warland - Coventry Carol
    John Tavener - Hymn to the Mother of God
    Olivier Messiaen - O sacrum convivium!
    John Paynter - The Rose
    arr. Jeffery Van - El Rorro
    Thomas Luis de Victoria - Ave Maria
    Hans Leo Hassler - Verbum caro factum est
    Trond Kverno - Ave Maris Stella
    David Carney - The Angel Gabriel
    Francis Poulenc - O magnum mysterium
    Andrzej Koszewski - Iesu parvule
    Jeffrey Van - O Be Joyful
    Healey Willan - The Three Kings
    John Tavener - The Lamb
    Sven-David Sandstrom - Agnus Dei


    Diese CD hat einen eher weihnachtlich winterlichen Charackter. Zahlreiche bekannte Werke des 20. Jh. von Tavener, Messiaen, Poulenc stehend Titeln der Renaisance gegenüber. Ich empfinde es beim hören so, dass dem Chor die moderne Tonsprache etwas besser liegt; diese Titel sind in besonders beeindruckender Weise interpretiert. Eines der Highlights ist das Agnus Dei von Sven-David Sandström, welches in einer sehr schroffen Harmonik gehalten ist. Die notierten Cluster sind derart dicht, dass weniger ein dissonanter Missklang als vielmehr ein komplexer Klangteppich entsteht. Gerade hier ist der Chor besonders gefordert, da derartige Klangstrukturen absolut einheitlich und in sich austarriert gesungen werden müssen. Das gelingt den Dale Warland Singers in beeindruckender Weise. :yes:



    Walden Pond



    Inhalt:
    I Hate and I Love (Odi Amo) (1981)
    A Toccata of Galuppi's, (1989) a rhapsody for chamber choir, harpsichord, and string quartet on a poem by Robert Browning
    Walden Pond (1996) (song cycle)


    Auf dieser CD sind ausschließlich Werke des Komponisten Dominick Argento enthalten. Die Musik ist modern gehalten, verlässt jedoch nie den tonalen Raum. Obwohl der Chor wieder einmal mit seinen Möglichkeiten brilliert, ist die CD wohl eher etwas für Sammler.



    Reincarnations



    Inhalt:
    Irving Fine - The Hour Glass (song cycle)
    Jacob Avshalomov - Tom o'Bedlam
    Samuel Barber - Reincarnations (song cycle)
    Ross Lee Finney - Spherical Madrigals
    Charles Ives - Psalm 90


    Die hier dargebotenen Werke verlangen vom Chor weniger ausladende und ausdauernde Klangsröme sondern eher Kammerensemble-Qualitäten. Konsequenterweise ist der Chor durch die Tontechnik auch etwas direkter mit wenig Hall abgenommen worden. Schön, wie frisch und musikant die Dale Warland Singers hier zu Werke gehen! Persönliches Highlight ist der 90. Psalm von Charles Ives. Gerade die komplexen Akkorde schillern in tausend Farben durch durch den in sich geschlossen und ausbalancierten Klang des Chores.



    Verschiedene Weihnachts-CDs sind ebenfalls erschienen, zu welche ich jedoch nichts schreiben kann, da sie (noch) nicht den Weg in meine Sammlung gefunden haben. Der Vollständigkeit halber seien sie hier erwähnt.




    Cathedral Classics



    Inhalt:
    Frank Martin - Mass for double choir
    Samuel Barber - Agnus Dei
    Gregorio Allegri - Miserere Mei, Deus
    Herbert Howells - Requiem


    Auf dieser CD hat sich der Chor den Monumenten der geistlichen Chormusik angenommen. Frank Martins Messe, Barbers berühmte Chortranskription seines Adagio for Strings und Allegris Miserere Mei gehören sicher unbestritten zu den bekanntesten und beliebtesten geistlichen Chorwerke überhaupt.


    Besonders gut gelungen ist das Agnus Dei von Barber (viel zu oft gehört, selten aber derart gut wie hier) und das Requiem von Howells. Die anderen Werke falle leider im Vergleich etwas ab. Formal extrem gut dargeboten fehlt es hier irgendwie etwas an Seele. Dennoch eine sehr empfehlenswerte CD. :yes:



    December Stillness



    Inhalt:
    Herbert Howells - Long, Long Ago
    Kryzsztof Penderecki - Izhe xeruvimy (Song of Cherubim)
    Alf Houkom - The Rune of Hospitality
    Trond Kverno - Corpus Christi Carol
    Arvo Pärt - Magnificat
    Sergei Rachmaninoff - Khvalitye imya Gospodnye (Praise the Name of the Lord)
    Marjorie Hess - The Oxen
    Igor Stravinsky - Ave Maria
    Javier Busto - Ave Maria
    Francis Poulenc - Quem vidistis pastores dicite
    Stephen Paulus - Evensong
    Steven Heitzeg - little tree


    Mit dieser CD ist eine schöne Zusammenstellung eher ruhiger und winterlicher Chorwerke gelungen. Die mehrheitlich aus dem 20. Jh. stammenden Chorwerke sind allesamt eher ruhiger und düster gehalten, eben das richtige für einen kalten Dezemberabend.



    Lux Aurumque



    Inhalt:
    Alexandre Gretchaninoff - Of Thy Mystical Supper, Op. 58, No. 7
    Howard Hanson - A Prayer of The Middle Ages
    Vytautus Miskinis - O Sacrum Convivium
    Herbert Howells - Take Him, Earth, for Cherishing
    Pavel Chesnokov - Salvation is Created
    John Rutter - Hymn to the Creator of Light
    Morten Lauridsen - O Magnum Mysterium
    Eric Whitacre - Lux Aurumque
    Franz Biebl - Ave Maria
    Alfred Schnittke - Complete this work (from Choral Concerto)
    Sergei Rachmaninoff - We Hymn Thee
    Dominick Argento - To God "In Memoriam M. B."
    Nikolai Golovanov - Otche Nash


    Diese CD kam erst nach Auflösung der Dale Warland Singers auf den Markt. Sie kann daher als Schlussstein der käuflichen Tondokumente des Chores betrachtet werden. Mehr noch, diese CD ist eine Art Vermächtnis. Der Chor aggiert auf seinem absoluten Spitzeniveau. Beeindruckend ist, wie souverän der Chor die Werke russischer Komponisten mit viel russischer Seele und der nötigen Profunz meistert. Diese CD ist meiner Ansicht nach die beste des Chores und sei uneingeschränkt und begeistert von mir empfohlen! :jubel:



    weitere CDs




    Auch zu diesen CDs kann ich leider nicht sagen. Interessant scheint mir jedoch die Einspielung der Vespers von Rachmaninov zu sein, da das Werk den Möglichkeiten des Chores gut entsprechen dürfte.




    Abschlussbemerkung


    Freunden der Chormusik bereitet das Anhören der vorgestellten Aufnahmen ungeahnte Freuden. Hat man sich etwas in die Chormusikszene eingehört, fällt schnell auf, dass nur wenige Ensembles weltweit ein chorisches Niveau erreichen, welches ungläubiges Staunen vor den technischen Möglichkeiten, aber auch auch höchsten Genuss ob der Interpretation zulassen. Diese Ebene haben die Dale Warland Singers mit Sicherheit mehr als erreicht und es macht jedesmal wieder Spaß ihnen beim Musizieren zuzuhören. :jubel: :jubel: :jubel: Und es stimt gleichzeitig traurig, dass es dieses Ausnahmeensemble leider nicht mehr gibt.. :(



    Liebe Grüße, der Thomas. :hello:


    ________________
    Quellen:
    * englischer Wikipedia-Artikel
    * http://www.libraries.uc.edu/li…s/DaleWarlandSingers.html
    * ehemalige Homepage des Chores: http://www.dalewarlandsingers.org/
    * Biographie und Diskographie bei Gothic Records