Cosi fan tutte - Essen, 29.12.2010

  • Gestern Abend ging die Wiederaufnahme der "Cosi" über die Bühne des Aaltos und konnte insgesamt einen großen Erfolg verbuchen. 1999 hatte die Inszenierung von Johannes Schaaf Premiere. Wieviel von seiner Personenführung bei der szenischen Einstudierung durch Wolfgang Gruber übrig geblieben ist, weiß man nicht, aber dennoch ist es eine sehenswerte Produktion. Gerade Bühne und Kostüme durch Kathrin-Susann Brose steuern viel dazu bei, das viel gescholtene Libretto zwischen Sein und Schein anzusiedeln.
    Durch seitliche Fotos und den Hintergrund wird Neapel angedeutet, der Schachbrettboden symbolisiert das logische Experiment Alfonsos. Im ersten Akt wird noch die Komödie verkörpert. Die Verkleidung der Herren ist nicht zu übertrieben. Zum Finae bricht der Boden auf, zeigt kurz den Rückzugsraum der Frauen "im Keller", und schafft auch zeitlich einen genialen Anschluss zum zweiten Akt, der so "nahtlos" anschließt. Wenn sich die beiden Frauen entschlossen haben, sich auf einen Flirt mit den Herren einzulassen, kehrt man zurück auf die Hauptbühne, die sich jetzt barocker und sinnlicher gestaltet. Die weiblichen Chormitglieder tragen rot gewandetete Frauenfiguren vor sich her, hiter die sich stellen können und sie aber auch wieder verlassen können, so das der kopflose Torso auf der Bühne zurückbleibt. Zum Ende hin wandelt sicvh nach und nach die Bühne zurück zur alten und neuen Realität. Der schöne Bühnenhorizont verblasst, die Häuserfasse von Neapel schiebt schich wieder hinein, die schöne Illusion ist beendet. Was bleibt ist, ist die Abrechnung der Männer, die Ernüchterung der Frauen, wenn ihre Geliebten bei Alfonso ihre Wettschulden bezahlen. Ein Happy End sieht anders aus. Insgesamt eine musikalische Inszenierung, manachmal hätte ich mir die Personenführung noch etwas zugespitzer vorstellen können.
    Glücklich wurde man insgesamt mit der musikalischen Umsetzung: Stefan Soltesz dirigiert wundervoll flott und doch differenzierend. gerade Fiordiligi lässt er viel Spielraum. Die Finali sind spannend und mitreißend musiziert. Die Essener Philharmoniker sind zwar nicht fehlerfrei, aber odch sehr engagiert bei der Sache und stellen mal wieder zufrieden. Die ersten Bravo-Rufe gibt es schon nach der Pause. Die Sänger sind so ziemlich alle aus dem Haus besetzt. Peter Bording (Guglielmo) ist zwar (glaube ich) kein komplettes Ensemblemitglied, aber immer wieder hier und war ein solider, wenn auch nicht völlig überzeugender Guglielmo, den er in der höhe sehr gut und der Tiefe nicht immer hörbar packte. Andreas Herrmann hatte keinen guten Abend. Zwar schaffte er es, sich als Ferrando im zweiten Akt zu steigern, klang aber sehr unsauber, die Koloraturen wurde nie von der Kehle und vom Zwerchfell gepackt, zudem wollte sich selten wirklich tenoraler Schmelz einstellen. Vielleicht war er indisponiert. Bester des Herrenterzettes war Heiko Trinsinger als Professor Alfonso, der seinen Zynismus nie in den Vordergund stellte und der Rolle viele Facetten abgewann.
    Noch besser war es um die Damen bestellt. Christina Clarks stimme bleibt für mich zwar immer noch fast zu klein für das Essener Haus, aber sie war wirklich Despina, die flott über die Bühne wirbelte. Mit dem Timbre Liana Aleksanyan hatte ich so meine Probleme, die Stimme hatte in den Höhen doch einige Schärfen. dennoch bewältigte sie ihre beiden schweren arien mehr als achtbar und mit großer Emotion. Besonders harmonisch war der Zusammenklang mit Michaela Selinger als Dorabella, die ein wirklich wunderschönes Timbre vorweisen konnte und die Rolle auch technisch sehr sauber sang.
    Unterm Strich also eine geglückte Wiederaufnahme.