SALMHOFER, Franz: IWAN TARASSENKO

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    Franz Salmhofer [1900-1975]
    Iwan Tarrassenko


    Oper in einem Akt und einem Vorspiel


    deutsch gesungen
    Libretto vom Komponisten
    Uraufführung 1938 in Wien


    Charaktere:
    Iwan Sergewitsch Tarassenko, Dorfschmied – Bariton
    Fedja Besrodnyi, ein junger Bauer – Tenor
    Nadja, seine Braut – Sopran
    Exzellenz Burulbasch, der Dorfrichter – Bass
    Alexej Bassawrjuk, Polizeiunteroffizier – Bassbariton
    Kalennik, Unteroffizier – Bariton
    Der Pope – Bass
    Katjas Mutter – Alt
    Katja - Krämerin
    Kolja, Soldat – Tenor
    Zwei Adjutanten – Tenöre
    Patrouillenführer – Bass
    Soldat – Bass
    Stretzko, Knecht – Bass
    Gritzko – Knecht – Tenor


    Das Geschehen spielt um 1870 in einem kleinen Dorf des Gouvernements Poltava



    HANDLUNG


    Fedja und Nadja sind einander versprochen und wollen am kommenden Tag Hochzeit feiern.
    Der junge Bauer unterbricht seine Gartenarbeit, weil sein Mädchen in den Arm genommen werden möchte.


    Über der beabsichtigten Vermählung steht kein guter Stern, denn Alexej Bassawrjuk, seines Ranges Polizeiunteroffizier, der Fedja wegen seines niedrigen Standes verachtet, stellt dem schönen Mädchen seit geraumer Zeit nach, ohne erhört zu werden. Die beiden Rivalen geraten in Streit und Nadja flüchtet ins Haus. Der Ordnungshüter folgt ihr und versucht, dem Mädchen Gewalt anzutun. Nadja ruft um Hilfe, Fedja ringt den Unhold nieder und macht dem Leben Bassawrjuks ein Ende. Dabei geht es nicht ohne Lärm ab. Eine Patrouille kommt hinzu, stößt auf die frische Leiche und Fedja wird abgeführt. Bevor er das Haus verlässt, rät er Nadja zur Flucht.


    Das Geschehen spricht sich im Dorf schnell herum. Ein anderes junges Paar, Kolja und Katja bieten der Verlassenen ihre Hilfe an. Nadja hat die ganze Nacht geweint. Der Dorfschmied Tarassenko ist ebenfalls tief betrübt, denn er ist ein heimlicher Verehrer Nadjas und glaubt, ohne ihre Liebe nicht länger leben zu können.


    Die ersten Gäste treffen ein und erfahren von Nadja, dass die Hochzeit nicht stattfindet, weil der Bräutigam abgeführt wurde. Dem Popen kann Nadja den Hergang der Tat erzählen und ihr Herz erleichtern, weil er als Geistlicher an seine Schweigepflicht gebunden ist.


    Fedja leugnet auf der Wache seine Tat, ohne damit das Blatt zu wenden. Er soll erschossen werden, falls der wahre Mörder sich nicht unverzüglich meldet. Schließlich braucht die Polizei einen Schuldigen. Eine ordentliche Gerichtsverhandlung hält man nicht für nötig. Die Sache ist klar und ein Schnellverfahren erfüllt seinen Zweck genau so gut. Nadja ist außer sich und versucht, die Bauern gegen die Polizei aufzuhetzen. Man will sie nun ebenfalls festnehmen, doch Tarassenko leistet heftigen Widerstand und gibt dem Mädchen Schutz. Der Dorfschmied erklärt ihr seine Liebe, doch Nadja kann sich nicht entschließen, Fedja untreu zu werden. Falls der Bräutigam erschossen wird, will auch sie nicht mehr länger leben.


    Fedja wird zur Exekution geführt und singt zuvor seine schönste Arie: 'Nadja, arme süße Nadja' Anschließend hat Tarassenko seinen großen Auftritt, bezichtigt sich selbst als Mörder und stürzt sich mutig in den gezückten Säbel des Unteroffiziers Kalennik. Nun gibt Fedja seine Tat zu, weil er aus Gewissensgründen nicht zulassen kann, dass ein anderer für seine Tat als schuldig angesehen wird.


    Inzwischen ist auch Richter Burulbasch, der dienstlich verreist war, wieder zur Stelle und kann nun eine ordentliche Gerichtsverhandlung aufziehen. Das Volk bittet den Hüter der Gesetze um Gnade und führt mildernde Umstände an. Schließlich befand Fedja sich in Notwehrsituation, seine Braut vor dem Übergriff der Staatsgewalt verteidigen zu müssen. Damit nun die Polizei wegen des Verdachts, massiv gegen die Gesetze verstoßen zu haben, nicht selbst in Misskredit gerät, wird dem Antrag der Bevölkerung stattgegeben und der Täter bekommt Bewährung. Fedja ist wieder frei und die Hochzeit mit Nadja kann stattfinden.


    Anmerkung:


    Im Theater an der Wien fanden Paul Schoeffler, Helge Rosvaenge und Ljuba Welitsch mit der Darstellung
    der Protagonisten überwältigenden Anklang. Ein dauerhafter Erfolg war der Oper jedoch nicht beschieden
    und verschwand schnell wieder vom Spielplan. Bis heute gibt es keine Tonaufzeichnung des interessanten Werkes.


    Franz Salmhofer war in den Jahren nach dem zweiten Weltkrieg Direktor der Wiener Staatsoper und leitete die Volksoper bis 1963. Bei Franz Schreker hatte er Komposition studiert und pflegte in seinen Werken einen nachromantischen Stil.


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