Gordon Sherwood (1929-2013)

  • Gordon Sherwood wurde 1929 in Evanston, Illinois geboren. Seine Lebensgeschichte ist sicher eine der ungewöhnlicheren eines Komponisten des 20. Jahrhunderts.


    Sein Musikstudium absolvierte Gordon Sherwood gegen den Wunsch des Vaters, der für seinen Sohn eine militärische Laufbahn vorgesehen hatte. 1957 gewann er für den 3. und 4. Satz seiner ersten Sinfonie den Ersten Preis beim 12. George Gershwin-Gedächtniswettbewerb und wurde mit diesen beiden Sätzen in der New Yorker Carnegie Hall von den New Yorker Philharmonikern unter Dimitri Mitropoulos uraufgeführt. Die komplette Uraufführung fand 45 Jahre später, 2002, in Deutschland statt. Seine musikalische Ausbildung setzte Sherwood in Tanglewood bei Aaron Copland fort. Ein Fulbright-Stipendium führte ihn 1959 nach Hamburg, wo er bei Philipp Jarnach Komposition studierte. Er schloss seine Ausbildung an der Accademia di Santa Cecilia in Rom bei Goffredo Petrassi ab. Bis hier klingt es noch recht normal.


    Danach begann er ein unstetes Leben, das ihn durch die halbe Welt führte: Im Libanon war er Bar-Pianist, in Ägypten Filmkomponist, ein längerer Aufenthalt in Kenia, wo er u.a. einen Universitätsabschluss in Kisuaheli erwarb. schloss sich an. Es folgten mehrere Aufenthalte in Indien, Japan und Lateinamerika. In den 1980er Jahren strandete er mittellos in Paris und bestritt für viele Jahre seinen Lebensunterhalt als Bettler, ohne sein kompositorisches Schaffen aufzugeben. Gordon Sherwood lebte zuletzt in einer diakonischen Einrichtung in Herzogsägmühle/Bayern, wo er weiterhin komponierte. Am 1. Juli 2006 fand in der Herzogsägmühle die Welturaufführung von vier seiner Klavierwerke, gespielt von Masha Dimitrieva, statt.



    Gordon Sherwood war seit 1959 mit der Sängerin Ruth Sherwood verheiratet, lebte aber seit Anfang der 1980er Jahre von ihr getrennt. Gordon Sherwood verstarb am 2. Mai 2013 in Schongau.


    Gordon Sherwoods Werkverzeichnis weist zurzeit 143 Einträge auf, von denen die meisten auf die Veröffentlichung warten. Das Œuvre umfasst Kammermusik, Orchesterwerke, Instrumentalmusik sowie Vokalmusik. (gekürzt übernommen aus wikipedia)


    Hier findet man weitere Informationen über Leben und vor allem Werk des Komponisten.

  • Die einzige CD mit Musik von Gordon Sherwood zog ich kürzlich aus meinem viel zu großen Stapel an ungehörten CDs, diese stand sicher 4-5 Jahre dort und war immer noch versiegelt.


    Die erste Symphonie ist viersätzig und knapp 20 Minuten lang. Es handelt sich um das preisgekrönte Erstlingswerk, dessen beiden letzten Sätze von Mitropoulos in New York uraufgeführt wurden. Die Musik der ersten Symphonie ist deutlich erkennbar von Paul Hindemith beeinflusst, man könnte es sicher weniger versierten Hörern als ein Werk dieses Komponisten verkaufen. Die Tonsprache ist also gemäßigt modern und eher düster. Ich ordne das dann unter "Age of Anxiety" Musik ein. Aber das Werk ist sehr hörenswert, wäre es von Hindemith, wäre es wohl eines seiner bekannteren.
    Das Spiel des Bayerischen Landesjugendorchester (Sherwood lebte zum Zeitpunkt der Aufnahme ja in Bayern) ist ansprechend und cpo "Allzweckwaffe" Werner Andreas Albert setzt sich mit Nachdruck für dieses Werk ein. cpo führt die CD nicht mehr im Programm, aber über den Marktplatz beim anderen Werbepartner ist die CD noch relativ günstig zu erwerben. Ich gebe meine nicht weiter.