Dr. Pingel´s Chorbuch

  • Tallis, Lamentationes Ieremiae, nur Männer, Teil I


    Michael Müller und ich stimmen in einem überein, dass abgesehen von den üblichen Verdächtigen (King´s Singers, Tallis Scholars, The Sixteen usw.) zwei Vocal Consorts aus England die absolute Weltspitze darstellen: VOCES8 (hat hier dank Michael Müller einen eigenen thread) und "Tenebrae" unter Nigel Short. Die Lamentationes von Tallis gehören zu meinen meist gesungenen und meist gehörten Musiken überhaupt. Da ist man elektrisiert, wenn da eine neue, perfekte Aufnahme erklingt. Der Reiz dieser Aufnahme ist der, dass sie wahrscheinlich dem Originalklang am nächsten kommt, weil nur Männer singen.




    Der Mensch, vom Weibe geboren, lebt eine kurze Zeit und ist voll Unruhe. Er geht auf wie eine Blume, flieht wie ein Schatten und bleibt nicht (Hiob 14).

  • Tallis, Lamentationes, Tenebrae, Teil II




    Der Mensch, vom Weibe geboren, lebt eine kurze Zeit und ist voll Unruhe. Er geht auf wie eine Blume, flieht wie ein Schatten und bleibt nicht (Hiob 14).

  • Geoff Poole - Wymondham Chants - Blessed Jesu - The King´s Singers


    Dieses Stück ist insofern eine Anmaßung, ich habe es nie selber gesungen. Frecherweise rechne ich es hierhin mit der Begründung, dass ich es gerne gesungen hätte. Chorsängern ist meist die moderne amerikanische, britische und skandinavische Chorliteratur die liebste, weil sie trotz ihrer Modernität die alte Harmonik kaum verlässt. Einer dieser Komponisten ist G. Poole, der das obige Stück 1970 für die King´s Singers geschrieben hat. Anklänge an alte Musik und moderne Stilelemente mischen sich hier gut. Auf der CD mit dem Titel "Wymondham Chants" (nach einer Abtei-Ruine in Norfolk) sind noch weitere Stücke, auch von anderen Komponisten. Dieses Stück ist aber das eindrucksvollste.


    Der Mensch, vom Weibe geboren, lebt eine kurze Zeit und ist voll Unruhe. Er geht auf wie eine Blume, flieht wie ein Schatten und bleibt nicht (Hiob 14).

  • Eric Whitacre - Allelujah


    Dieser Eric ist ein anderes Kaliber als Roger, aber das können wir lassen. Er ist ein erfolgreicher amerikanischer Komponist, der tonal schreibt, was nicht heißt, dass die Stücke leicht zu singen sind. Das oben genannte Stück ist wieder zu Recht in dieser Rubrik; wir waren alle sehr angetan, als wir das aufgeführt haben. Auf YT gibt es eine Fülle von guten Aufnahmen, z.B. von den Whitacre Singers. Hier haben wir den Fall, dass ein guter Komponist ein sehr gutes Ensemble hat, während John Rutter nur einen sehr guten Chor hat (meint auch Michael Müller).

    Der Text ist einfach: nur "Hallelujah" und "Amen". Die Aufnahme, die ich ausgewählt habe, hat den Vorzug, dass die Noten mitlaufen. Da aber sieht man dann, dass ein einzelner Sänger sämtliche Stimmen singt, vom hohen Solo-Sopran bis zum Solo-Bariton. Das ist wohl eher in digitalen Zeiten möglich, trotzdem muss man es können und es muss auch gut sein. Beides trifft zu.


    Der Mensch, vom Weibe geboren, lebt eine kurze Zeit und ist voll Unruhe. Er geht auf wie eine Blume, flieht wie ein Schatten und bleibt nicht (Hiob 14).

  • Melchior Franck Fünf Hoheliedmotetten



    In meiner Chorkarriere gibt es einige Fixpunkte, die ich immer wieder hören und singen kann, was nicht für alle Musik gilt. Das sind z.B. die Lamentationes Ieremiae von Tallis, die Exequien von Schütz, die Missa Papae Marcelli von Palestrina und nicht zuletzt die Hoheliedmotetten von Melchior Franck.

    Hier stelle ich den 5. Satz vor: "Du bist aller Dinge schön, meine Freundin". Einen Text drucke ich nicht ab, weil ich finde, dass man sich vielleicht mal das schönste Buch der Bibel insgesamt ansehen sollte und nicht dabei denken, die Braut mit Jesus oder sogar (horribile dictu) mit der Kirche zu identifizieren.

    Ich habe lange gesucht, um eine schöne Aufnahme zu finden. Laienhafte (=laute) Chöre oder größere Chöre können diesem Werk nicht gerecht werden. Aber auch die Mode, Franck oder Schütz bei fünf- oder sechsstimmigen Werken die einzeln mit einer Stimme zu besetzen, führt nur zu dem Ergebnis, dass man jede einzelne Stimme hört, aber kein Gesamtklang zustande kommt. Es gibt Vokalensembles, die das können, z.B. Voces8, das aber auch nicht immer.

    Es ist natürlich klar, dass mir unsere eigene Aufnahme im Kopf ist und ich natürlich eine ähnliche Interpretation bevorzuge. Da half mir eine von mir erfundene alte Regel: amerikanische Studentenchöre. So auch hier. Ich weiß aber nicht, aus welcher Uni sie stammen.



    Der Mensch, vom Weibe geboren, lebt eine kurze Zeit und ist voll Unruhe. Er geht auf wie eine Blume, flieht wie ein Schatten und bleibt nicht (Hiob 14).

  • Missa Papae Marcelli - Dresdner Kammerchor






    Leider nur drei Sätze, aber immerhin beide Agnus Dei, was zum Schönsten gehört, das ich je gesungen habe.


    Der Mensch, vom Weibe geboren, lebt eine kurze Zeit und ist voll Unruhe. Er geht auf wie eine Blume, flieht wie ein Schatten und bleibt nicht (Hiob 14).

  • Brahms Geistliches Lied (op.30, 1865)


    Text: Paul Fleming (1609-1640)

    Für vier Stimmen und Orgel (oder Klavier)


    Lass dich nur nichts dauern/ mit Trauern, /sei stille! / Wie Gott es fügt, / so sei vergnügt / mein Wille.

    Was willst du heute sorgen/ auf morgen? / Der Eine / steht allem für, / der gibt auch dir / das Deine.

    Sei nur in allem Handel / ohn Wandel, / steh feste! / Was Gott beschleußt, / das ist und heißt / das Beste.



    Es singt einer der besten Chöre im Westen, Chorwerk Ruhr, aufgenommen 2021 in der Essener Philharmonie.

    Als wir dieses Werk gesungen haben, war ich besonders beeindruckt vom "AMEN", das sich von den tiefen Stimmen nach oben und ins forte aufbaut und dann wieder versinkt.

    Der Mensch, vom Weibe geboren, lebt eine kurze Zeit und ist voll Unruhe. Er geht auf wie eine Blume, flieht wie ein Schatten und bleibt nicht (Hiob 14).

  • Schütz Canticum Simeonis (Teil 3 der Musikalischen Exequien)


    Ich habe die Exequien oft gesungen, Tenor 1 oder 2. Vor jeder Aufführung haben wir uns gestritten, wer heute Tenor 1 oder wer Tenor 2 singt. Das war natürlich eher ein kleines Ritual; auch nicht ernst gemeint, denn beide Tenorstimmen sind außerordentlich schön.

    Der 3. Teil der Exequien schien uns immer etwas trocken, sowohl bei uns als auch bei anderen Ensembles. Gerade habe ich nun die perfekte Interpretation gefunden, die diesen Eindruck einer gewissen Sprödigkeit wunderbar widerlegt.

    Ich empfehle, hier das YT-Original anzuklicken, da gibt es den Text und einige Erklärungen.




    Der Mensch, vom Weibe geboren, lebt eine kurze Zeit und ist voll Unruhe. Er geht auf wie eine Blume, flieht wie ein Schatten und bleibt nicht (Hiob 14).

  • Play it again, Byrd Ensemble


    Eine weitere Aufnahme von Byrds "Ne irascaris, Domine" und "Civitas sancti". Wieder amerikanische Qualität.



    Der Mensch, vom Weibe geboren, lebt eine kurze Zeit und ist voll Unruhe. Er geht auf wie eine Blume, flieht wie ein Schatten und bleibt nicht (Hiob 14).

  • Komm, Jesu - Motette von Bach


    Diese Motette mochte ich sehr, weil sie leicht zu singen ist, im doppelten Sinn: von den Noten und von dem schwingenden Rhythmus.

    Ich habe hier die Versionen unseren rasantesten Ensembles aufgeführt: Voces8 (erweitert) und Tenebrae. Ich will hier nicht kommentieren, ich bin gespannt auf euer Urteil. Das könnt ihr abgeben in den entsprechenden threads von Michael Müller - Voces8 oder Tenebrae.





    Nun, mein Favorit ist hier Voces8. Sie haben sich für Bach verstärkt. Ich bin ja schon bei Schütz ein Gegner von Bestzungen 1 zu 1; das gelingt sehr selten, Voces8 und Tenebrae kann man sich da anhören, ansonsten treten die Mängel bei den einzelnen Stimmen gnadenlos hervor. Bei Bach halte ich überhaupt nichts davon, daher klingt "Komm, Jesu" bei tenebrae zu bemüht.

    Der Mensch, vom Weibe geboren, lebt eine kurze Zeit und ist voll Unruhe. Er geht auf wie eine Blume, flieht wie ein Schatten und bleibt nicht (Hiob 14).

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