Vor einigen Tagen langte das Rezensionsexemplar eines neuen Buches bei mir ein, das in mehrfacher Hinsicht interessant ist.
Zum einen wird hier ein spezieller Bereich im Leben Beethovens thematisiert, sowohl zeitlich als auch räumlich, nämlich die Aufenthalte in Mödling 1818/1819/1820,
wo Beethoven die Sommermonate verbrachte und auch das in Mode befindliche "Eisenmineralbad" aufsuchte - in der (vergeblichen) Hoffnung, sein Gehörleiden zu bessern Unglaublich lebendig wird hier ein historisches Bild zum Leben erweckt, nicht zuletzt durch die Erwähnung bekannter (und weniger bekannter) Namen, die mit Beethoven in Verbindung standen. Das geht teilweise sehr ins Private, wo die Konflikte mit seiner Schwägerin in Bezug um die Vormundschaft über seinen Neffen Carl zur Sprache kommen, aber auch um den Umgang mit seinem Hauspersonal, ebenso wie die Selbsteinschätzung der eigenen Person und seiner Werke. Das alles wird - so paradox das klingen maf - durch Beethovens Taubheit ermöglich, weil ja die meisten seiner Gespräche in den sogenannten "Konversationsheften" festgehalten wurden - allerdings nur jener Teil den der Gesprächspartner beizutragen hatte. Beethoven war ja nur taub, aber nicht stumm: SEINE Antworten wurden deshalb auch nicht aufgezeichnet , man kann sie aber meist in groben Zügen erahnen oder zumindest dem Sinn nach rekonstruieren. Vieles wurde auch durch Zeitzeugen ergänzt. Leider fehlen einige Konversationshefte. Wo die verblieben sind - darüber gibt es teilweise Vermutungen - teilweise weiß man es. Aber ich möchte dem Inhalt des Buches nicht vorgreifen.
Es wird auch angegeben welche Werke Beethoven in Mödling schrieb, und wie da sein Tagesablauf war, ebenso sein Umgang mit Honorarforderungen, Anzahlungen und Terminen.
Weiters wird Mödling um 1818 geschildert, mit Vergleichen der jeweils gleichen Location. Der Autor, selber ein (offenbar begeisterter) Mödlinger hat hier mit akribischer Sorffalt - und was noch mehr bedeutet - mit persönlicher Begeisterung recherchiert und gearbeitet.
Es handelt sich hier um ein langjähriges Mitglied des Tamino Klassikforums, welches weniger durch die Anzahl seiner Beiträge, als durch deren Qualität aufgefallen ist.Mit Schwerpunkt Wiener Klassik, bzw 18. und 19 Jahrhundert allgemein. Deshalb ist es auch kaum verwunderlich, daß man dem Buch anmerkt, daß es mit Herzblut geschrieben ist.
Mir hat es jedenfalls zahrreiche neue Erkenntnisse gebracht, beispielsweise, wie man (hier im speziellen Falle Beethoven) von Wien nach Mödling kam und welcher Methoden sich Beethoven bediente, wenn er etwas durchsetzen wollte, wie schwierige, aber auch wie umgänglich er gelegentlich sein konnte....
Mir wurde auch klar, welches uns überlieferte Portrait vermutlich am ehesten dem Aussehen des realen Beethoven entsprach....
Für den Beethoven Freund - und nichrt nur - ist dieses 135 seitige Buch eine echte Fundgrube, auch durch zahlreiche Zitate aus den "Konversationsheften"
Da solche Ankündigungen meist schnell wieder verschwinden, wird es einen "Nachschlag" geben, sowie das Buch in einigen anderen Threads gezeigt werden.
mfg aus Wien
Alfred
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