Raymond Chandler: Der große Schlaf (The Big Sleep, 1939)

  • Chandlers (1888-1959) Roman führt die Figur des Privatdetektiv Philip Marlowe zum ersten Mal ein.


    Handlung:

    Philipp Marlowe, der eine Privatdetektei in Los Angeles führt, wird zu dem alten General und Ölmillionär Sternwood auf dessen Anwesen gerufen. Der greise General hat einen höflich formulierten Erpressungsbrief eines Buchhändlers erhalten, der sich um Spielschulden der älteren Tochter, Vivian Sternwood, dreht. Obwohl die Summe für den Millionär eher eine Bagatelle ist, möchte der alte Herr nicht zahlen und beauftragt Marlowe, die Hintergründe der Erpressung zu ermitteln und diese zu unterbinden. Außerdem macht er sich Sorgen um seinen verschwundenen Schwiegersohn Rusty Regan. Seine jüngere Tochter Carmen begegnet Marlowe ebenso wie Vivian auf dem Anwesen. Beide machen auf ihn einen starken, aber auch etwas abstoßenden Eindruck.

    Marlowe findet heraus, dass der Erpresser ein pornografischer Buchhändler ist, den er kurze später in einem Ferienhaus vorfindet, wo er gerade ermordet worden ist. Carmen ist dort auch, völlig zugefixt und in eindeutiger Pose. Kurze Zeit später wird Vivian mit einem Foto Carmens in genau diesem Zustand erpresst.

    Bei seinen Ermittlungen blättert Marlowe wie in einem Buch immer weitere Abgründe auf. Seine Nachforschungen führen ihn in die finstersten Winkel von Los Angeles und zu einigen Polizeibehörden, bei denen er gut vernetzt ist und die ihrerseits zum Teil korrupte Beziehungen zur Unterwelt unterhalten. Zahlreiche Schießereien und andere Gewalteinwirkungen führen zu ebenso vielen Leichen, einmal auch unter direkter Mitwirkung von Marlowe, der natürlich ebenfalls mehrmals in lebensgefährliche Situationen gerät.

    Die Auflösung ist schmerzlich, wird dem alten General jedoch vorenthalten, denn er soll unbelastet in den „Großen Schlaf“ hinübergleiten, in den ihm schon zahlreiche Banditen während der Romanhandlung vorangegangen sind.


    Meine Meinung:

    Der Roman ist elegant geschrieben, benutzt gekonnt Metaphern und Vergleiche, passt die Satzstrukturen dem Ausgesagten an und stellt die gesellschaftlichen Verstrickungen und das Elend der in die Stricke der Halb- und Unterwelt Geratenenen plastisch und gut nachvollziehbar dar.

    Marlowe hebt sich als Vorbild des beziehungsunfähigen einsamen und gewitzt überlegenen Ermittlers von den Zehntausenden seiner bisherigen literarischen Nachfolger relativ angenehm ab. Dennoch fällt dieser zum Klischee ausgewälzte Charakter auch auf sein Vorbild zurück. Glaubwürdig wirkt er nur in seiner Zeit, den End-Dreißiger Jahren. Heute sagt er mir zumindest nicht mehr viel.