KELEMEN, Milko: DER BELAGERUNGSZUSTAND

  • Milko Kelemen (1924-2018):
    DER BELAGERUNGSZUSTAND

    Oper in zwei Akten nach dem gleichnamigen Bühnenstück von Albert Camus

    in der Übersetzung von Guido G. Meister

    Libretto von Joachim Hess und dem Komponisten

    Uraufführung am 13. Januar 1970 im Opernhaus Hamburg.


    Personen der Handlung:
    Die Pest (Bariton)

    Sekretärin (Alt oder Mezzosopran)

    Diego (Tenor)

    Victoria (lyrischer Sopran)

    Nada (hoher Sopran)

    Richter (Bariton)

    Die Frau des Richters (Mezzosopran)

    Der Gouverneur (Bass)

    Die Stadträte 1 und 2 (hoher Bariton und Tenor)

    Der Fischer (Bass)

    Der Offizier (Tenor)

    Der Pfarrer (Tenor)

    Großer Mann (Bariton)

    Betende Frau (Sopran).

    Ort und Zeit: in einer imaginären Stadt in der Gegenwart.


    Erster Akt.
    Ein Komet rast auf die Erde zu und die Bewohner einer Stadt befürchten ein Ende der Welt. Nada, der Säufer aus Geringschätzung aller Dinge, ist überzeugt, dass man den Kometen als eine Warnung auffassen sollte. Ganz anderer Meinung ist der Offizier, der Nadas Aussagen als eine große Lüge darstellt, die zudem gegen den Willen des Gouverneurs verstoße.


    Eine große Volksmenge tritt auf den großen Platz mitten in der Stadt - und bejubelt die Gaben des Sommers, ist aber auch bemüht, die Erscheinung des Kometen und seine Begleitumstände zu vergessen. Unter den Menschenmassen sind auch das Liebespaar Diego und Victoria.


    Während sie mit der Masse Mensch den Sommer hochleben lassen, fällt neben ihnen ganz plötzlich ein Mann zu Boden. Unerwartet schnell ist ein Arzt zur Stelle und Diego betätigt sich als eine Art Hilfssanitäter. Weil der Arzt nichts sagt, fühlt sich Diego bemüßigt, ihn um Auskunft über den Toten zu bitten - und die ist nichts für schwache Nerven: der Mann starb an der Pest. Alle, die in der Nähe standen und das gehört haben, geraten in Panik und versuchen, sich aus dem Staube zu machen, was aber angesichts der Menschenmassen nicht einfach ist - zumal immer mehr Leute tot zu Boden sinken, ein klares Zeichen für eine Epidemie.


    Während Diego immer noch als Sanitäter dem Arzt hilft, beide aber bisher noch keine Anzeichen einer Ansteckung aufweisen, zeigt sich Victoria entsetzt, als sie bemerkt, dass Diego eine Schutzmaske trägt.


    Aus der Menge lösen sich die Pest und eine Sekretärin, die den Gouverneur verhaften lassen und die personifizierte Pest dessen Platz einnimmt. Damit ist die Herrschaft der Pest vollzogen, niemand kann sich hier entziehen und auf Anweisung des Tyrannen Pest werden die Stadttore geschlossen, und der Belagerungszustand ist akut.


    Zweiter Akt.
    Die Pest hat sich als Diktator in der Stadt festgesetzt und lässt jeden Einwohner registrieren. Der Einzige, der sich daran nicht beteiligen muss, ist Nada, der Trunkenbold. Er wird zu einem Beamten ernannt, und nennt sich „Nichts“.


    Das Volk hat sich in Angst und auch Misstrauen geflüchtet, wird apathisch und lässt alles mit sich machen. Der Einzige, der es wagt, sich dem Diktator Pest entgegenzustellen, ist Diego. Als der Tyrann Pest der Polizei einen Wink gibt, flieht Diego, aber die Pest befiehlt, ihn zu zeichnen und das Bild als das eines gesuchten Verbrechers überall zu verteilen.


    Diego ist in das Haus der Richters geflüchtet und findet hier zu seiner Freude Victoria wieder. Allerdings ist der Richter nicht gerade erbaut davon, weil er befürchtet, angesteckt zu werden. Diego wird folglich des Hauses verwiesen und mit ihm sucht auch Victoria das Weite.


    Aber als eine Art deus ex machina tritt des Richters Sekretärin auf und will ihn halten. Diego aber hat Angst davor, alleine sterben zu müssen und umarmt Victoria, die aber keinerlei Angst, sich anzustecken, zeigt, und sogar ihr Hand auf Diegos Male legt. Ihre Liebe überwindet offensichtlich jede Angst, auch vor der ansteckenden Krankheit. Doch Diego hat damit seine Probleme - er flieht und steht plötzlich der Sekretärin gegenüber., die mit einem kleinen Heft spielt.

    Diegos zorniges Verhalten imponiert der Sekretärin und sie entschließt sich, Diego das Geheimnis des Systems preiszugeben: es habe, sagt sie, immer genügt, dass ein Mensch die Angst überwinde, um die „Maschine“ zu Stehen zu bringen. Da Diego bisher keinerlei Angst gezeigt hat, kann die Sekretärin den Auftrag, ihm das dritte, tödliche Mal zuzufügen, nicht ausführen.


    Diego tritt nun auch der Pest furchtlos gegenüber. Eine andere Person taucht auf und entwendet der Sekretärin das kleine Heft, blättert lesend darin und streicht plötzlich mit einem Kugelschreiber einen der dort aufgeführten Namen aus. Dadurch wird der Betreffende am Leben bleiben und ein anderer stirbt für ihn. Diego gelingt es, dieses Heft in die Hand zu bekommen und er versucht, Namen zu streichen und es dann zu zerstören.


    Die Pest spielt nun einen letzten Trumpf aus: die sterbende Victoria. Die bietet der Pest sich selbst als Tausch für das ihre an. Die Pest hält dagegen mit dem Angebot, dass beide das Leben behalten dürfen, wenn sie die Stadt verlassen und der Pest überlassen. Das aber lehnt Diego ab. Das sieht nun nach einem Opfer für Victoria und das Stadtvolk aus. Als die Sekretärin das kleine und lädierte Büchlein wieder an sich nimmt, stellt sie fest, dass Diegos Name gestrichen ist. Indem sie ihn ansieht, fällt er tot um, Victoria aber wird im gleichen Moment gesund und bricht über Diegos Leiche zusammen.


    Unbemerkt haben sich Tyrann Pest und seine Sekretärin entfernt - für heute. Werden sie wiederkommen..?

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    MUSIKWANDERER