Gestern, 5 Tage nach der Premiere, konnte man die neue Inszenierung von Wagners „Das Rheingold“ live auf LaScala TV sehen. Mein Abo ermöglichte dies und hier sind die Eindrucke.
Die Welt hat gerade wieder zusammengefunden, nachdem Barbies und Oppenheimers gleichzeitiger Kinostart das Publikum zum positionieren gezwungen hat, und nun bringen „zwei Häuser (…) - gleich an Würdigkeit“ mit nur 24 Stunden Abstand „Das Rheingold“ auf die Bühne. Musikalisch auf Augenhöhe und sehr unterschiedlich im Regie-Ansatz. Während Tobias Kratzer an der Bayerischen Staatsoper den RT-Fans gerecht wird, bekommen die Besucher der Mailänder Scala eine Inszenierung, die als „gepflegte Langweile“ oder „Rückfall in die 60er“ von den Kritikern bezeichnet wird. Nun gut, das Orchester spielt Wagners „Rheingold“, die Sänger singen den dazugehörigen Text und die Regie macht nichts anderes als ziemlich die gleiche Geschichte zu erzählen. David McVickar versucht mit dieser Inszenierung mit Sicherheit nicht die Opernwelt zu revolutionieren, bietet allerdings ein schönes Opern-Erlebnis, und zwar sehr a lá Scala: mit einem minimalistischen Bühnenbild, prächtigen, etwas grotesken Kostümen und reichlich Symbolik, die teilweise das Schauspiel ersetz, was das ganze leider etwas statisch wirken lässt.
Ich muss zugeben — sehr beeindruckt war ich an diesem Abend nicht, aber auch bei weitem nicht enttäuscht, wie anscheinend manch anderer Liebhaber dieser Oper. Aber vor allem bin ich froh gewesen, nicht mit Ekel und bloßer, sinnloser Provokation konfrontiert gewesen zu sein - die „gepflegte Langweilige“ des Mailänder Rheingolds war im Endeffekt ein sehr wohltuendes Erlebnis.
Der Applaus zum Schluss fiel eher dezent aus (so weit, wie ich das bei einer Live-Übertragung überhaupt beurteilen konnte), lediglich Ólafur Sigurdarson als Alberich wurde ausdrücklich vom Publikum gelobt. Ich hätte an dem Abend auch einige „Bravi“ mehr der Dirigentin Simone Young und Michael Volle für seinen Wotan gewidmet. In Erinnerung blieb auch Freias verzweifelter Hilferuf (performt von Olga Bezsmertna), der wahrhaftig das Potenzial gehabt hätte, den Gatten ihrer Schwester zum erwachen zu bringen. Viel zu wollig-warm und fast väterlich fürsorglich klang für mich in der Fasolt-RolleJongmin Park, dessen Stimme ich ansonsten sehr schätze.
Die weiteren Teile stehen 2025 und 2026 an und werden genauso wie der Vorabend abwechselnd von Simone Young und Alexander Soddy dirigiert. Was mich angeht, hat die erste Vorstellung bei mir nicht den Reiz ausgelöst dort hinzufahren, doch die Übertragung werde ich auf jeden Fall anhören wollen.