MAYR, Johann Simon: DAVID IN SPELUNCA ENGADDI

  • Johann Simon (Giovanni Simone) Mayr (1763-1845):
    DAVID IN SPELUNCA ENGADDI

    (David in der Höhle von En Gedi)
    Oratorium in zwei Teilen für Soli, Chor und Orchester

    Libretto von Giuseppe Maria Foppa nach biblischer Vorlage

    Originalsprache: Lateinisch (Übersetzung von Foppa ins Italienische)


    Entstehung 1795; Uraufführung im Ospedale die Mendicanti in Venedig.


    Personen der Handlung:

    David, Schäfer, Sohn des Jesse aus Bethlehem (Mezzosopran)

    Saul, erster König in Israel (Sopran)

    Michal (Michol), seine Tochter (Sopran)

    Jonathan (Jonathas), Sauls Sohn (Sopran)

    Asbner, Kommandeur der königlichen Garde (Sopran)

    Chor (Sopran, Alt, Tenor, Bass)


    Biblische Vorlage (1. Samuel, 14 bis 23).

    14 Der Geist des HERRN aber wich von Saul, und ein böser Geist vom HERRN verstörte ihn.

    15 Da sprachen die Knechte Sauls zu ihm: Siehe, ein böser Geist von Gott verstört dich.

    16 Unser Herr befehle nun seinen Knechten, die vor ihm stehen, dass sie einen Mann suchen, der auf der Harfe gut spielen kann, damit, wenn der böse Geist Gottes über dich kommt, er mit seiner Hand darauf spiele, und es besser mit dir werde.

    17 Da sprach Saul zu seinen Knechten: Seht nach einem Mann, der des Saitenspiels kundig ist, und bringt ihn zu mir.

    18 Da antwortete einer der jungen Männer und sprach: Ich habe gesehen einen Sohn Isais, des Bethlehemiters, der ist des Saitenspiels kundig, ein tapferer Mann und tüchtig zum Kampf, verständig in seinen Reden und schön, und der HERR ist mit ihm.

    19 Da sandte Saul Boten zu Isai und ließ ihm sagen: Sende deinen Sohn David zu mir, der bei den Schafen ist.

    20 Da nahm Isai einen Esel und Brot und einen Schlauch Wein und ein Ziegenböcklein und sandte es Saul durch seinen Sohn David.

    21 So kam David zu Saul und diente ihm. Und Saul gewann ihn sehr lieb, und er wurde sein Waffenträger.

    22 Und Saul sandte zu Isai und ließ ihm sagen: Lass David mir dienen, denn er hat Gnade gefunden vor meinen Augen.

    23 Wenn nun der Geist Gottes über Saul kam, nahm David die Harfe und spielte darauf mit seiner Hand. So erquickte sich Saul, und es ward besser mit ihm, und der böse Geist wich von ihm.


    Erster Teil.

    David hat gegen die Philister gekämpft und - was niemand erwartet hat - tatsächlich den hünenhaften Goliath besiegt, weswegen ihn die Israeliten auch bejubelten, die Philister aber so geschockt waren, dass sie das Schlachtfeld räumten. Das Jubelgeschrei seines Volkes für Davids Sieg gefällt König Saul nicht, er ist einfach nur neidisch auf den Hirtensohn aus Bethlehem, der im übrigen sein Hofmusiker ist, weil er die Harfe zu spielen weiß.


    Sauls Heerführer Abner, der aus langen Jahren bei König Saul ahnt, dass der Hofmusiker David in Gefahr schwebt, weil Saul in der Sicherstellung seiner Macht unberechenbar ist, dieser Abner versucht, seinen König zu besänftigen.


    David aber tritt, von Sauls Kindern Jonathan und Michal angekündigt, ahnungslos, aber durchaus demutsvoll, vor den König. Saul kann seine Missgunst vor David nur schlecht verstecken und zögert, David den versprochenen Preis für seine Heldentat zuzuerkennen, nämlich ihm seine Tochter Michal zur Frau zu geben. In einer Arie (Vade superbe o fortis, Gehe du, Tapferer) äußert er sich triumphierend über David.


    Der reagiert über das Verhalten des Königs nicht nur verwundert, sondern versteht auch nicht, warum Saul ihm nicht geliebte Michal als Ehefrau anvertrauen will.


    Jonathan überbringt unterdessen seiner Schwester Michal die Aufforderung des Vaters, sie möge sich in den Palast begeben.


    Michal nimmt von David Abschied, geht aber nicht, ohne dass sich beide in einem Duett ihrer Liebe versichern. Auch Jonathan gibt David zu verstehen, dass er ihn mag (Ah cor meum tu vide o chare; Sieh mein Herz, Lieber, mit süßem Band an dich gekettet).


    Im Königspalast ist Saul wieder in eine Raserei verfallen. David wirft sich ihm zu Füßen und bittet den Herrscher, ihm die versprochene Michal zur Frau zugeben. Saul ist jedoch entschlossen, seinen Harfenisten zu täuschen und will ihm nicht Michal, sondern die ältere Tochter Merab zur Frau geben. David reagiert natürlich enttäuscht und auch verzweifelt; er lässt sich herab, den König erneut um die Frau zu bitten, die er liebt.


    Im Finale des ersten Teils versuchen alle bisher an der Handlung beteiligten Personen ganz vergeblich, Saul umzustimmen. Im Grunde genommen bleibt allen nur, die Situation, die man unheilvoll nennen kann, zu kommentieren (Vos furiae lacerate cor meum in tanto angore; Ihr Furien, zerreißt mein Herz).


    Zweiter Teil.
    Michal muss man sich zu Beginn dieses Teils auf der Szene denken, die in einer Arie (Sponsum dona pater chare; Lieber Vater, gib den Bräutigam deiner armen, leidenden Tochter!) um ihren geliebten David bangt. Ihr Vater Saul hat zunächst abgelehnt, sie mit David, seinem Hofmusiker, zu verbinden. Später tut so, als wolle er ihren sehnlichsten Wunsch erfüllen, hat aber tatsächlich längst im Sinn, David zu töten.


    Michal ist in einer so freudigen Stimmung, dass sie den Berater ihres Vaters, Phalti, nach David fragt. Der kommentiert die (angeblich) glückliche Wendung mit der Arie Gaudete o sponsi amanters - Freut euch, ihr liebenden Verlobten.


    Man muss sich nun einen Szenenwechsel vorstellen. David trifft sich mit Sauls Kindern Jonathan und Michal und dabei erfährt er mit Entsetzen von Jonathan, dass Saul den Tod seines Harfenisten angeordnet hat. Das ist der Grund für eine Horrorvision bei David. Er dominiert das Terzett, indem er sein Schicksal, das Hoffnungslosigkeit ausdrückt, breit ausmalt: Eine blutige Hand schreibt schreckliche Zeichen, die Tod und Grauen bedeuten, an eine weiße Wand. Das nötigt den Geschwistern Jonathan und Michal Treueschwüre ab, die David besänftigen sollen. In gemeinsames Gespräch kommt zu dem Ergebnis, dass sie die Flucht ergreifen sollten und die soll zur geheimnisvollen Höhle von En Gedi führen.


    Ein neues Szenenbild malt dem Hörer die Ankunft Davids mit seinem Gefolge erschöpft in der Höhle von En Gedi. Von Ferne hört man aber, dass sie verfolgt wurden und dass jene Verfolger nicht allzu weit weg sind. Tatsächlich betritt Saul kurz nach einer vom Chor begleiteten Arie Davids die Höhle. Allerdings hat den König die stramme Verfolgung Davids ermüdet und er sucht hier den Schlaf zu finden: offensichtlich wissen er und seine Begleitung nicht, dass auch der Gesuchte mit seinem Gefolge sich in der Höhle von En Gedi aufhalten.


    Davids Begleitung fordert ihn auf, König Saul zu töten, doch David denkt nicht daran - er will Saul schonen. Zum Beweis seiner Ergebenheit schneidet er vom Mantel des Schlafenden ein Zipfelstück ab, greift zur Harfe und bringt Saul ein Musikstück, das ihn aufweckt. Saul aber ist, als er aufwacht, durch Davids untergebenes Handeln nicht befriedigt, sondern eher aufgebracht. Auch der Treuebeweis mit dem Zipfelstück des Mantels überzeugt ihn nicht.

    An dieser Stelle steht ein Streitduett zwischen Saul und David Ah quaeso serenum / Rebellis ab vade (O bitte, zeige versöhnt ein heiteres Herz / Gehe weg, Rebell), das keine Klärung, kein Einvernehmen erreicht. Erst Jonathan und Michal, deren Flehen das Herz Sauls erweichen lässt, bringen den König zum Einlenken. Ein nur kurzer Jubelchor beendet das Oratorium Oh qual grato mormorio / O welch liebliches Rauschen.


    © Manfred Rückert

    Quelle:


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