Marin Marais - und noch ein Meister im Dienste des Sonnenkönigs

  • Wenn Ex-Tamino-User Ulli meint, es wäre in Marais Stücken "nichts los" dann wird man schwerlich widersprechen können, ausgenommen Musikhistoriker vielleicht und Musikkenner, die auch dieses Zeitalter spezialisier sind, aber die Werke haben doch einige Meriten,
    Un damit sind wir auch schon wieder beim Zeitgeschmack: Mariin Marais lebte von 1656 - 1728. In dieser Zeit galt er als (fast) konkurrenzloser Interpret auf der Gambe. Und das Publikum war hingerissen, Unsere auf Tempo und Dynynik ausgerichtete Zeit steht in denkbar großen Kontrast zu jener Zei, als Marais seine Werke schrieb.
    Es bedarf nun einiger Hörsitzungen, bis man sich an die oft getragen- melancholischen Werke gewöhnt hat und man sich "integriert" hat. Die Musik ist eher kontemplativer Natur - das sollte man akzeptieren, wenn man sich damit auseinandersetzt.


    Das Urteil, Marais' Musik für Gambe sei "leer", kann ich beim besten Willen nicht nachvollziehen. Es ist wunderschöne Musik, die Alfred hier wohl zu Recht als kontemplativ charakterisiert hat. Es ist sicher keine Musik voller Dramatik, aber das ist zum Beispiel Lautenmusik von Dowland auch nicht. Ich kenne die BRILLIANT-Box nicht, kann aber die Einspielung von Jordi Savall sehr empfehlen, der sich ja sehr intensiv mit Marais befasst und viel zu seiner Wiederentdeckung beigetragen hat:


    Auch diese Platte ist wunderschön - Werke für Gambe und Laute mit dem Dreamteam Hille Perl und Lee Santana:




    Wie in diesem Thread schon mehrfach erwähnt, hat Marais auch einige exzellente Opern geschrieben, die leider sehr selten szenisch aufgeführt werden. In diesem Jahr kann man sich aber wieder einmal auf eine freuen: die Opéra Comique in Paris bringt eine Neuproduktion von "Alcione" heraus, die niemand anderes als Jordi Savall dirigieren wird: http://www.opera-comique.com/en/seasons/2017-season/alcione Mit der Alcione-Premiere am 26.4. wird übrigens auch das Haus nach zweijähriger Renovierung wiedereröffnet.


    Im Juni läuft diese Produktion dann auch noch ein paar Mal an der Opéra Royal in Versailles, die einen vielleicht noch besseren Rahmen dafür bietet.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.