MENOTTI, Gian Carlo: AMELIA AL BALLO

  • GIAN CARLO MENOTTI


    AMELIA AL BALLO




    Komische Oper in einem Aufzug


    Libretto: Gian Carlo Menotti



    Uraufführung: 01.04.1937, Philadelphia (in englischer Sprache)



    Personen der Handlung:


    Amelia (Sopran)
    Ihr Ehemann (Bariton)
    Ihr Liebhaber (Tenor)
    Ihre Freundin (Alt)
    Der Kommissar (Bass)
    Erste Zofe (Mezzosopran)
    Zweite Zofe (Mezzosopran)



    Der Titel ist offensichtlich beeinflusst von Giuseppe Verdis Oper "Un Ballo in Maschera", deren weibliche Hauptfigur ebenfalls Amelia heißt.



    HANDLUNG


    Amelia brennt darauf, auf einen Ball zu gehen und lässt sich gerade von ihren beiden Zofen ein Korsett anlegen. Ihre Freundin mahnt sie zur Eile. Amelias (namenloser) Ehemann soll sie zum Ball begleiten. Doch als der eintrifft, konfrontiert er Amelia damit, dass der Ball für sie ausfalle; er hat einen an Amelia adressierten, ziemlich schwülstigen Liebesbrief eines gewissen "Bubi" gefunden. Seine Frage ist klar: "Wer ist Bubi?" Amelia streitet zuerst alles ab, bis ihr einfällt, dass sie so den Besuch des Balles gefährdet. "Er wohnt direkt über uns.", meint sie trocken. "Was? Der Typ mit dem Schnurrbart?" Der Ehemann ist jetzt erst recht richtig sauer, schnappt sich seine Pistole und geht ab.


    Amelia rennt auf den Balkon, um ihren Liebhaber zu warnen. Sie rät ihm, sich abzuseilen und durch ihre Wohnung zu verschwinden. Der Liebhaber klettert zwar am Seil herunter, will aber nicht fliehen. Mit diesem aufgeblasenen Ehemann werde er schon fertig. Doch als er erfährt, dass der Ehemann eine Pistole dabei hat, ändert er plötzlich seine Meinung. Aber zur Flucht ist es jetzt schon zu spät. Der Liebhaber verkriecht sich im Zimmer. Da kommt schon der Ehemann unverrichteter Dinge zurück. Amelia will gleich weiter zum Ball, doch der Ehemann entdeckt das Seil, durchschaut das Geschehen und findet schließlich den zitternden Liebhaber in einer Ecke. Er zieht die Pistole und drückt ab.


    Doch es macht nur Klick. Die Pistole funktioniert nicht. Dumm gelaufen. "Jetzt bin ich dran.", meint der Liebhaber krempelt die Ärmel hoch und geht seinerseits auf den Ehemann los. In die Ecke gedrängt, will der nun plötzlich über die Sache reden. Und während Amelia im Hintergrund zetert, dass der Ball gleich losgehe, diskutieren die beiden Männer die Angelegenheit erst einmal in Ruhe aus. Der Liebhaber berichtet – ganz der italienische Tenor - in blumigen Worten darüber, wie er Amelia das erste Mal begegnet sei. Der Ehemann ist angesichts dieses unpassenden Gefühlsausbruchs mehr als befremdet. Amelia schäumt vor sich hin, weil sich keiner von beiden für sie und den Ball interessiert. Langsam wird die Zeit knapp.


    Irgendwann hat Amelia genug und beschließt, die Sache zu beschleunigen: Sie zerschlägt eine Vase auf dem Kopf ihres Ehemanns, so dass der ohnmächtig zusammenbricht. Dann schreit sie so laut um Hilfe, bis ein Polizeikommissar herbeigelaufen kommt: "Eine Frau, ein Mann, eine Leiche – alles klar!" Der Kommissar lässt sich nur schwer davon überzeugen, dass der Ehemann in Wirklichkeit noch atmet. Amelia behauptet nun, der Liebhaber sei zum Fenster herein und habe den Ehemann überfallen. Der Liebhaber fängt darauf hin sofort wieder an, bei Amelia Süßholz zu raspeln. "Aha, das ist ja ein ganz Cleverer!", meint der Kommissar und lässt den heftig protestierenden Liebhaber sofort verhaften.


    Doch wer begleitet nun Amelia zum Ball? Der Kommissar bietet an, als Kavalier einzuspringen. Amelia willigt ein und beide verlassen das Zimmer. Ein Chor besingt die Moral der Geschichte: Wenn sich eine Frau in den Kopf gesetzt hat, auf einen Ball zu gehen, sollte man besser nicht versuchen, sie daran zu hindern.