Leipzig "Holländer", Wagner, 20.12.2008

  • Die Vorgeschichte


    Die Wogen schlugen hoch, als am 11.10.2008 in Leipzig der „Fliegende Holländer“ von Richard Wagner Premiere hatte. Schon während der Ouvertüre kam es zu lautstarken Protesten, türenschlagend verliessen Teile des Publikums den Zuschauerraum, es kam fortgesetzt zu Störungen der Aufführung.


    Direkt nach der Premiere schmiss der Holländer-Sänger hin, der Dirigent distanzierte sich in einem Interview von der Inszenierung, das konservative Publikum schäumte, der „Wagner-Verband-Leipzig“ (auch kein Hort progressiver Kräfte) forderte, man möge die Aufführung nur noch konzertant anbieten (distanzierte sich allerdings auch von Äusserungen aus dem Publikum, dass diese „Holländer“-Inszenierung „entartete Kunst“ sei), ein Provinzkulturpolitiker versuchte politisches Kapital aus dem Premierendesaster zu ziehen und forderte – naklar – den Rücktritt des Intendanten und die „Leipziger Volkszeitung“ verzichtete auf eine seriöse Berichterstattung und heizte die Stimmung ordentlich an – da wurde dann schon auch mal die Unwahrheit verbreitet. So behauptete die „LVZ“, es seien gegen Ende der Oper rund 5 Minuten Musik einfach gestrichen worden. Falsch: Leipzig spielt den „Holländer“ ohne „Erlösungsschluss“ – aber die Unterstellung, hier sei Wagners Werk verstümmelt worden, liest sich natürlich effektvoller, gerade dann, wenn auch dank der Berichterstattung der „LVZ“ der Leser und die Leserin dem Regisseur jede Untat zutrauen.


    Was war passiert? Eigentlich nichts, was diese Aufregung in irgendeiner Form rechtfertigen würde. Der knapp 30-jährige Regisseur Michael von zur Mühlen hat eine Inszenierung des „Fliegenden Holländer“ vorgelegt, die versucht, das Stück aus heutiger Sicht heraus neu zu befragen und die Diskussion über diese Arbeit kann eigentlich nur lauten: ist ihm das geglückt? Von zur Mühlen hat Musikwissenschaften, Philosophie und Regie in Berlin studiert, konnte Erfahrungen als Regie-Assistent von Joachim Schloemer, Achim Freyer und Peter Konwitschny sammeln (so war er u. a. an der Produktion des „Aeneas in Karthago“ von Kraus in Stuttgart beteiligt, die Konwitschny krankheitsbedingt abgeben musste) und inszenierte neben anderen Werken Stücke wie Hindemiths „Hin und zurück“ oder Teile aus Hartmanns „Wachsfigurenkabinett“ in Off-Produktionen. Überregionale Beachtung fand die Inszenierung von Puccinis „La Bohème“ durch Michael von zur Mühlen am Stadttheater Heidelberg in der vergangenen Spielzeit.


    Ein wenig zum Verhängnis wurde von zur Mühlen ein Video, das während der „Holländer“-Ouvertüre eingespielt wurde und das einen Kampf zwischen Kampfhunden und eine Schlachthaus-Szene zeigte. Ebenfalls auf wenig Gegenliebe stiess ein Stripperin, die sich auch durch den Zuschauerraum bewegte, was zu einem späteren Zeitpunkt auch Senta tun wird.


    Jedenfalls reagierte die Leipziger Oper auf den teilweise groteske Züge annehmenden Protest gegen die „Holländer“-Aufführung chaotisch. Die zweite Aufführung wurde abgesetzt, von zur Mühlen wurde unterstellt, er habe das inkriminierte Video nach der Generalprobe ohne Wissen der Intendanz eingewechselt – und der Regisseur wurde für diesen Regelverstoss von seinen Aufgaben entbunden.


    Jetzt tat die Oper Leipzig etwas, was hochproblematisch ist: sie entfernte nicht nur das oben beschriebene Video aus der Inszenierung, sie griff in die Inszenierung von Michael von zur Mühlen ein und veränderte wesentliche Teile von dessen Inszenierung – manche Szene verliert damit ihren Sinn.


    Gleichzeitig betont die Oper Leipzig, sie setze sich für die „Freiheit der Kunst“ ein, weil sie den „Holländer“ weiter im Programm behält. Das ist, ich möchte diese Wertung hier vorwegnehmen, eine Schande. Da gibt ein Opernhaus dem Druck von verschiedenster Seite nach und lässt ihren Regisseur voll im Regen stehen. Die ganze Probenzeit über hat die Intendanz des Hauses gegen die Inszenierung von von zur Mühlen keinerlei Einwände gehabt und knickt dann voll weg, weil das Stück nicht so angenommen wird, wie man sich das möglicherweise erhofft hat und weil deutliche, oftmals unsachliche Kritik geäussert wird.


    Um das hier klar zu sagen: Michael von zur Mühlen hat seine Inszenierung zur Premierenreife gebracht – deshalb soll sie auch dem Publikum in der von ihm vorgesehenen Form zur Diskussion vorgestellt werden und natürlich verdient der Regisseur, dass die Oper Leipzig sich schützend und solidarisch hinter ihn stellt und ihn gegen die teilweise ungerechtfertigten Angriffe verteidigt.


    Seine Inszenierung gegen seinen Willen zu verändern, ist Zensur – und Zensur ist das Gegenteil von der „Freiheit der Kunst“. Jetzt behauptet die Oper Leipzig etwas unklar, es habe mit von zur Mühlen nach der Premiere „Gespräche“ gegeben. Offen bleibt, ob zum Inhalt dieser Gespräche auch die szenischen Veränderungen gehören. Eine Mitarbeiterin der „Holländer“-Produktion sagt auf der Web-Side „Nachtkritik“, ihr sei bekannt, dass die szenischen Veränderungen mit Michael von zur Mühlen nicht abgesprochen seien und unterstellt der Oper Leipzig, in dieser Frage die Unwahrheit zu sagen.


    Bemerkenswert, dass so etwas an einem Haus passiert, das Peter Konwitschny als Chefregisseur beschäftigt. Konwitschny hat – anlässlich der Veränderung seiner Inszenierung der „Csárdásfürstin“ in Dresden – gerichtlich feststellen lassen, dass dieser Eingriff in seine Inszenierung unzulässig ist. Dresden musste die von Konwitschny vorgesehene Fassung spielen. Liegt der Unterschied zu Leipzig nur darin, das Konwitschny ein erfahrener, etablierter Regisseur ist und Michael von zur Mühlen als noch junger Mann fürchten muss, keine Engagements mehr zu erhalten, wenn er sich gerichtlich gegen die Zurichtung seiner „Holländer“-Inszenierung wehren würde?


    Die Aufführung


    Die Bühne ist von Anfang an offen. Sie wird von einer halbhohen Holzwand begrenzt, über der rechts hinten eine Leinwand zu sehen ist. Auf der Bühne eine angedeutete Miniaturstadt, die vor allem aus Hochhäusern besteht, die sich von innen beleuchten lassen. Diese Stadt ist gesichtslos, beliebig und austauschbar. Über die Leinwand flimmert eine Autofahrt in hoher Geschwindigkeit, sodass die vielfarbigen Lichter der Strasse und der Fahrzeuge wie Spuren über die Leinwand gezogen werden. Ein wogendes Grossstadtmeer, über dem die Musik der „Holländer“-Ouvertüre von Richard Wagner liegt. Das Video wechselt und nun sieht man eine Art Endzeitsituation – in karger Landschaft erkennt man Tiere, Menschen wird man in diesen Bildern vergebens suchen.


    Mit dem Stückbeginn bevölkert sich die Bühne: eine dürftigst bekleidete Tänzerin weht durch die Strassen um die Hochhäuser herum, der knuffige Steuermann und Daland sind zu erkennen, begleitet von ihrer Mannschaft. Sie alle tragen die Anzüge der Banken- und Dienstleistungsbranche – auf der Videoleinwand sieht man den Sender „Bloomberg“ und verschiedene Börsennotierungen.


    Die Männer ziehen sofort ihr Oberhemd aus (sie lassen die Hemden an der Rampe liegen) und benutzen ihre Krawatten, um sich damit zu geisseln.


    Der Steuermann hat ganz massiv unkeusche Gedanken, wenn er von seinem Mädchen singt – auch kein Wunder: die Tänzerin hat sich derweil ihres Oberteils entledigt und schafft es tatsächlich, unter ihrem knappen Slip ein noch etwas kleineres Kleidungsstück zu verbergen (ursprünglich war die Tänzerin an dieser Stelle wohl nackt – es wäre die konsequentere Lösung). Der Steuermann hält sich ein steil nach oben gebogenes Rohr vor den Schritt und die Tänzerin vollführt an dem Teil so eine Art Unterleibsgymnastik (dem Vernehmen nach blies sie ursprünglich dieses Rohr, auch das wäre sicher ehrlicher gewesen, als diese etwas verklemmte Eurythmie). In die Spitze des Rohres steckt der Steuermann immer wieder Geldscheine. Nicht nur an dieser Stelle, auch später wird immer wieder der Warenwert eine Rolle spielen, alles ist käuflich in dieser Welt, auch die Frauen (die, wie im Falle von Senta, auch schon mal verkauft werden).


    Auftritt Holländer: er betritt die Bühne als abgetakelter Popstar – im weissen Anzug mit auberginefarbigem Hemd, den Mikrofonständer quer über die Schulter gelegt, die Arme wie am Kreuz darüber gehängt. Die Tänzerin reicht ihm schwarze Engelsflügel, kitschig wirkt das, wie eine Inszenierung - ritualisiert, schon oft wiederholt.


    Der Holländer schleppt später ein goldenes Kalb auf die Bühne, krempelt sich den Ärmel hoch und entnimmt dem Symboltier rektal jene Geldscheine, mit denen Senta vom Vater verkauft werden wird.


    Aus der Proszeniumstür rechts kommen die Frauen, sie tragen moderne, schicke Kleidung und werden sich lange Zöpfe überstreifen, wenn sie zu Mädchen mutieren. Frau Mary hält sich an einem Sekt fest und die Frauen packen rohes Fleisch aus, dass sie mit grossen Messern genüsslich zerteilen und von dem sie auch schon mal ein Stückchen probieren.


    Senta kommt durch den Zuschauerraum, sie ist eine Aussenseiterin, eine, die nicht akzeptiert ist: leicht spöttisch wird sie von Frau Mary beäugt. Während ihrer Ballade wird Senta die Hemden der Männer aus dem ersten Akt in einen Eimer mit Blut tauchen und sich auch selbst mit diesem Blut beschmieren.


    Erik tritt auf: brauner Anzug, braune Schuhe, dicke Brille, ein Hemd mit psychedelischem rot-weiss Muster – ein Typ von gestern, nicht nur modisch. Er räumt auf und packt die Hemden in einen grossen Sack.


    Von rechts wird eine Duschkabine hereingefahren, Senta duscht etwas, Erik ist verzweifelt – Abgang der Duschkabine. Hier wird besonders eklatant deutlich, wie eine Szene durch den Eingriff der Oper Leipzig schlichtweg kaputtgemacht wird: die Szene läuft genauso ab, wie ich sie in den ersten beiden Sätzen dieses Absatzes beschrieben habe – das ist eine völlig sinnentleerte Aktion, in dieser Form ohne Kohärenz zur Bühnensituation, schlichtweg überflüssig.


    Ursprünglich lief die Szene wie folgt ab (ich beziehe mich hier auf die Darstellung, wie sie in der „Nachtkritik“ zu lesen ist): es muss wohl eine Interaktion zwischen Erik und Senta gegeben haben, die deutlich gemacht hat, dass zwischen diesen beiden Menschen eine Beziehung bestand, die hier, an diesem Punkt, zu Ende geht. Zuerst steht Erik vor der Dusche, bevor er selbst, die Kabine betritt, um unter dem Wasserstrahl so etwas wie einen klaren Kopf zu bekommen. Senta wird den nassen Erik dann liebevoll abtrocknen, während sie vom Holländer singt. Hier haben diese beiden Menschen, die Liebende waren (sind?) etwas miteinander zu tun, es besteht grundsätzliche Zärtlichkeit, ein Umgang miteinander, der überhaupt erst klar macht, dass sich da in der Beziehung der beiden zueinander etwas verändert hat. Davon ist nichts, absolut nichts mehr in der in Leipzig gezeigten Version zu sehen.


    Die Begegnung Holländer-Senta und der Aktschluss besteht aus schlechtester Opernkonvention: man steht und singt. Spannender ist da schon die Video-Einspielung zu dieser Szene: ein Mann und eine Frau, beide nackt, laufen zuerst immer wieder aneinander vorbei, sie berühren sich dabei auch an den Händen. Später werden sie dann frontal (und auch immer wieder) gegeneinander stossen und eben nicht mehr aneinander vorbeikommen, sondern wieder in die Richtung zurückgehen, aus der sie gekommen sind.


    Zu Beginn des dritten Aktes dreht sich die Bühne. Die Holzrückwand verengt jetzt nach vorne gedreht den Bühnenraum auf ein schmales Band. Die Männer postieren sich davor, die Frauen legen sich beischlafbereit auf den Rücken an die Rampe. Der Steuermann – eine Art Poppeye-Karikatur mit ausgestellten Matrosenhosen, Matrosenmütze, Pfeife und zu engem Muscle-Shirt – bedient sich bei den bereitliegenden Frauen.


    Die Bühne dreht sich erneut und gibt wieder den Blick auf das Grossstadtpanorama frei. Aus der Gruppe der Männer schälen sich einzelne heraus, sie entledigen sich ihrer Hemden und streifen dann auch die Hosen ab, schnell wird klar, dass es sich um Gespenster handelt, um Zombies, immer mehr bevölkern die Bühne, alle nackt, bis auf die identischen, weissen Undershorts. Die Zombies haben Ölkanister dabei und schütten sich das dunkle Öl über den Kopf. Die Videoleinwand im Hintergrund vermerkt dazu fallende Ölpreise.


    Die Zombies, niemand anders, als die Mannschaft des Holländers, zerstören die Häuser auf der Bühne und schichten sie zu einem Scheiterhaufen auf. Sie stürzen von der Bühne und auf der Leinwand sieht man sie, wie sie zuerst durch das Leipziger Opernhaus rennen, wie sie dann auf den Vorplatz des Opernhauses laufen und dann schliesslich in einem Kaufhaus in der Nähe des Theaters ankommen, später dann auch im Leipziger Hauptbahnhof. Überall hinterlassen sie eine Spur der Zerstörung. Vor dem Opernhaus brennt ein PKW komplett aus – die Lebensmittelabteilung des Kaufhauses wird zum Schlachtfeld.


    Als Brautpaar betreten der Holländer und Senta die Szene, gefolgt von Erik, alle drei mit dem Champagnerglas in der Hand. Es kommt, szenisch uninteressant, zum bekannten Showdown, die drei Männer Erik, Holländer und Daland gehen ab – die verzweifelte Senta erschiesst sich alleingeblieben selbst.


    Über weite Strecken ist die Aufführung nur eines: sterbenslangweilig. Vor allem der auffällige Mangel an einer wie-auch-immer gearteten Personenführung macht das Zuschauen zu einer zähen Angelegenheit. Michael von zur Mühlen dafür verantwortlich zu machen, wäre hochgradig unfair – tatsächlich lässt sich seine Leistung nicht mehr seriös bewerten.


    Was zu sehen ist, ist Stückwerk – nichts passt richtig zusammen und bleibt merkwürdig isoliert. Der Einstieg ins Stück ist noch vielversprechend, der ist gar nicht so weit weg von dem, was Calixto Bieito in Stuttgart ungleich stringenter in Szene gesetzt hat – nämlich das Zusammenbrechen unserer Finanzwelten als eine Form des Untergangs dieser Gesellschaft.


    Auch das Ende ist interessant, wird aber in den beiden Akten davor nicht vorbereitet. Der Gewaltexzess zum Schluss baut nicht auf einer Stückentwicklung auf und seine Aussage wird damit eher behauptet, als dass er eine logische Konsequenz bestimmter Entwicklungen wäre.


    Ein dicker Problempunkt der Aufführung in Leipzig ist die zentrale Rolle des Holländers, hier verkörpert von Wolfgang Brendel. Brendel verfügt immer noch über einen klangvollen Bariton, den er allerdings in einem enervierenden Dauerforte einsetzt – Zwischentöne oder gar so was wie Gestaltung der Gesangspartie fehlt vollständig. Brendel wirkt völlig unbeteiligt und exekutiert seine Rolle absolut lieblos und desinteressiert. Eine Katastrophe sein darstellerisches Unvermögen – Brendel kommt mit zwei Gesichtsausdrücken und ebenso vielen Handbewegungen aus, oft unfreiwillig komisch, z. B., wenn der Sänger dann visionär seinen Blick in eine imaginäre Ferne richtet.


    Die Senta von Mlada Khudoley verfügt immerhin über einige Strahlkraft bei den etwas harten Spitzentönen, bleibt aber ansonsten ihrer Partie viel an Intensität, an Genauigkeit und Durchhaltevermögen schuldig – auch sie ist darstellerisch vor allem eins: hilflos.


    Schwach der Bass James Moellenhoff als Daland, sympathisch in der Darstellung der Steuermann des stimmlich etwas dünnen Dan Karlström, überzeugend die Mary von Susan Maclean.


    Als Gast sang Thomas Piffka den Erik – man wird ihm die Unbeholfenheit in der Darstellung nicht zum Vorwurf machen können, stimmlich blieb Piffka eher schwach.


    Leopold Hager dirigierte einen uninteressanten, verwaschenen, wenig konturierten Wagner, lustlos hörte sich das an – erst gegen Ende gewann das Dirigat etwas an Fahrt.


    Insgesamt gut der Chor, das hat man an anderen Häusern schon schlechter gehört.


    Vielleicht noch ein Satz zur Statisterie: der blonde Zombie aus der ersten Reihe sollte vielleicht zeitweise aufs Solarium verzichten – rotbraun gebrannte Haut passt nicht zur verkörperten Rolle – echt stylish ist für einen Zombie nur fahl-weisse Haut, wie sie die anderen Geisterwesen überzeugend zur Schau gestellt haben.


    Die Nachbereitung


    Im Anschluss an die Aufführung gab es ein „Publikumsgespräch“, das der Produktionsdramaturg Christian Geltinger moderierte. Dem entglitt die Gesprächsführung nicht nur recht schnell, er machte selbst auch eine eher schlechte Figur.


    Auf die Anmerkung, dass es schön gewesen wäre, wenn die Aufführung übertitelt worden wäre, wusste der Dramaturg zu entgegnen, dass das Publikum möglicherweise irritiert gewesen wäre, wenn der Text zur Szene nicht so richtig gepasst hätte... Wie bitte? Zum gleichen Thema merkte der Dramaturg an, dass diese Inszenierung sehr bild- und metaphernreich sei und das Publikum durch die Texteinblendungen eventuell abgelenkt worden wäre. Ich habe schon viele „bild- und metaphernreiche“ Aufführungen gesehen – der Leipziger „Holländer“ gehört da gewiss nicht dazu.


    Auf die Umstände nach der Premiere des „Holländer“ und die szenischen Veränderungen angesprochen, blieb der Dramaturg mehr als wage und glaubte dann, doch noch dem Auditorium mitteilen zu müssen, wie „das am Theater so zugeht“, um dann doch nur, vom Thema ablenkend, über die Arbeit der Spielleitung wenig aufschlussreiches mitzuteilen, wenn für die Vorstellung am Nachmittag ein Gast in die Inszenierung eingearbeitet werden muss.


    Ganz am Ende bemerkte Geltinger dann noch, dass er das Leipziger Publikum gegen den Vorwurf, provinziell zu sein, in Schutz nehmen sollte – dieser Vorwurf wurde ziemlich unverhüllt im Laufe des „Publikumsgespräches“ geäussert.


    Die Leitung der Leipziger Oper ist durch ihr Verhalten in Sachen „Holländer“ selbstverschuldet in einer Sackgasse gelandet, anders lässt sich das kaum bewerten.

  • Lieber Alviano,


    danke sehr für die ausführliche Schilderung dieses "Holländers" und ich muß sagen, auch mir würde so eine Inszenierung viel zu weit gehen, was ich selber in einer Oper sehen möchte. Ich liebe moderne Inszenierungen, habe auch nichts gegen komplett neue und manchmal etwas "sinnentstellte" Regieführungen (ich denke da an den wunderbaren Lohengrin von Konwitschny, der in einem Klassenzimmer spielt). Aber wenn es nur noch um völlig abgedrehte Methoden geht, welches den Regisseur in ein gewisses Rampenlicht beamen soll, dann finde ich das einfach in gewisser Weise höcht "unfair" dem Werk an sich und auch dem zahlenden Publikum gegenüber.


    Nur: Warum lassen die Direktionen solche Inszenierungen zu ? Der Typ in Leipzig schnallt auch gar nix, wie es scheint :faint: