Beiträge von lohengrins

    Wir waren auch da.

    Mit Regietheater habe ich keine Probleme, mit Bieito auch nicht. Es hat mich gleichwohl nicht überzeugt.

    Zum einen muss ich wohl einräumen, dass mir der "Lohengrin" die am wenigsten liebe Wagner-Oper ist. Ich hatte den "Lohengrin" lange nicht mehr live gesehen, aber der Eindruck hat sich - nicht mal bei der Inszenierung - geändert. Zunächst also das Problem mit dem Werk an sich. Und ich fand, dass Soddy gerade im ersten Aufzug viel Tschingderassabumm geliefert hat. Ich fragte mich, wo er denn noch hinsteigern will, wenn er so früh schon alles gibt/geben lässt. Überhaupt war mir das Orchester eher zu laut, vielleicht saß ich aber im ersten Rang links auch falsch, weil zu direkt über dem Orchester.

    Wir waren am 21. April in der Aufführung. Vogt konnten wir auch hören. Den mag ich ohnehin, ich finde auch, dass seine Stimme etwas nachgedunkelt ist und wärmer wird, was eine gute Sache ist. Dazu seine absolute Sicherheit in den Tönen, seine Textverständlichkeit - sehr, sehr gut. Darstellerisch berührte er mich hier eher nicht, aber das mag an Rolle und Inszenierung liegen. Camilla Nylund, die wir als Elsa hörten, hatte in etwa die Ausstrahlung einer Rauhfasertapete, ist aber auch vom Typ her schwerlich noch die Unschuld von Brabant. Sie konnte allerhöchstens auf der Bühne herumirren, wenn sie uns nicht frontal ansang. Letzteres gelang ihr namentlich in den leiseren Passagen gut, in der Spitze ist sie eben keine Lise Davidsen. Groissböck machte es gut, schien mir aber ein wenig mit der Regie zu fremdeln, seine Krankheit (Alkoholismus?) wirkte seltsam aufgesetzt. Koch war im ersten Aufzug gut, dann hatte ich das Gefühl, dass er abbaute. Prudenskaya war immerhin sehr lebendig, darstellerisch für mich am überzeugendsten, stimmlich in Ordnung. Kutnys Heerrufer ist tatsächlich eine wichtige Rolle zugekommen. Stimmlich überzeugte er mich weniger, darstellerisch schon, er sprühte Funken. Das Aufschminken des Clownsgesichts fand ich einerseits gelungen, andererseits assoziierte ich den "Joker" damit - solche Querverweise können gelingen, hier blieb ich außen vor.

    Ja, die Inszenierung. Die Personenführung empfand ich als hölzern. Das Bühnenbild ging mir als dauernde Probebühne (oder was auch immer) auf die Nerven, weil es mich nicht ins Spiel zog (aber auch nichts als V-Effekt durchging). Effekte wie ins Publikum gerichtete Scheinwerfer sind nun auch nicht neu. Kinderlosigkeit als Kern des Dramas zu sehen, finde ich interessant. Mir wird das aber nicht dadurch nähergebracht, dass man eine Babypuppe von links nach rechts wirft (Ortrud). Die Videos fand ich als Ergänzung zum Bühnengeschehen auch in diesem Zusammenhang noch am gelungensten. Der Käfig, stimmt, den fand ich zunächst durchaus stimmig, auch für Elsa in der Ehe. Warum dann Heinrich später ebenfalls dort rein musste ... nein, das weiß ich auch nicht.

    Insgesamt ein wenig erfreulicher Opernabend. Aber das mag zum Gutteil an mir liegen. Bis zum nächsten "Lohengrin" lasse ich besser wieder einiges an Zeit ins Land gehen.

    In Vorbereitung auf heute Abend (Staatsoper):



    Heute Abend dann Klaus Florian Vogt als Lohengrin, Camilla Nylund als Elsa, Günther Groissböck als König Heinrich, Marina Prudenskaya als Ortrud, Wolfgang Koch als Telramund. Am Pult Alexander Soddy.

    Zudem ist es - glaube ich - meine erste Calixto-Bieito-Inszenierung. Bin gespannt und vorfreudig!

    Bei Sibelius war doch noch was. Genau, Rattle hatte sich mit seinen (damals seinen) Berlinern an eine Gesamtaufnahme der Symphonien gewagt:



    Hier läuft gerade meine Lieblingssymphonie aus dem Hause Sibelius: die 4. Klingt klasse, lässt mich aber irgendwie unbeteiligt. Mal weiterhören.

    Naja, eins will ich den LP-Freunden schon zugute halten: Freude an der Unvernunft. Denn zweifelsohne ist es vernünftiger, weil bequemer und klanglich zumindest in den allermeisten Fällen (und bei geringerem finanziellem Aufwand) lohnender, modernere Abspielmöglichkeiten zu wählen.

    Es ist schon eine schöne Sache, nicht immer vernünftig zu sein, sich Unvernunft zu gönnen. Und es können kleine Dinge sein, die erfreuen: Ich gönnte mir letztens einen Anzug englischer Fabrikation, und zu meiner Freude gab es im Hosenschlitz statt eines praktischen Reißverschlusses - Knöpfe. Wunderbar, weniger praktisch zwar, aber wunderbar.

    Gerade in Zeiten, in denen (Selbst-)Optimierung ein Muss geworden ist, ergibt es Sinn, auszuscheren, auch zu entschleunigen.

    Dies gesagt, bin ich trotzdem überzeugter Streamer, der sich zuletzt lediglich einen CD-Transporter gönnte, um beispielsweise kleine Label wie Bastille Musique zu unterstützen und alte CDs zu hören, die noch nicht gerippt wurden. Aber eine LP, die käme mir nicht mehr ins Haus. Schon allein, weil meine Abhörkette nicht größer werden soll. Und: Weil LPs mir einfach zu unpraktisch sind;)

    Wenn man wie ich Lehrer ist

    Darauf wäre ich nicht gekommen.;)

    Skeptisch zu sein ohne dass ein Grund für die Skepsis vorliegt ist unvernünftig und sogar schädlich.

    Naja - der Grund wäre hier, dass man kein Messinstrument ist. Du sagst ja selbst, dass es eine "Tagesform" gibt. Oder wie Thomas schreibt:

    Es hängt wahrscheinlich damit zusammen, dass wir nicht absolut Musik hören können und in das Hören immer etwas Anderes hineinspielt, Erinnerungen meinethalben.

    Finde ich auch.

    Ich habe mich nie von Verkäufern beeinflussen lassen sondern umgekehrt haben mich schon Verkäufer um Rat gefragt, weil ich in solchen Dingen unbestechlich bin.

    Vielleicht bist du doch ein Messinstrument.

    Du wirst nun sagen, dass dich das alles nicht berührt, weil du ja so erfahren bist. Und ab da drehen wir uns notwendig im Kreis.

    qed

    Hallo Norbert!

    Der Trick ist, auf der linken Seite auf der jpc-Homepage nach der Suche "Auch nicht erhältliche Artikel anzeigen" anzuklicken und dann findest Du die Aufnahme.

    Komisch, eben den Trick hatte ich ja angewendet. So hatte ich die Cover-Bilder überhaupt gefunden. Aber wie verlinke ich dann? Ich hatte mit "Bildadresse kopieren" gearbeitet.

    (Entschuldigung für den Exkurs.)

    Lustig, die gibt es auch schon nicht mehr regulär bei jpc:


    0028947798828.jpg


    Hier läuft sie dank Qobuz dennoch. Es "flasht" mich allerdings nicht. Es erinnert mich an "früher", was irgendwie wohlig ist, aber es bewegt mich kaum. Mag an der Aufnahme liegen. Mag an der Musik liegen. Leider überzeugt mich schon der Klang der Aufnahme nicht (es gibt ohnehin nur wenige Aufnahmen mit Thielemann, die in der Hinsicht zufriedenstellen), was es insgesamt nicht besser macht.


    Jetzt lieber weiter mit:



    Friedhelm Döhl. Auf eine merkwürdige Weise beruhigend, dass es dieses Album sehr wohl noch gibt bei jpc. Döhl, der sich selbst als Romantiker bezeichnete, hat als Professor, zuletzt in Lübeck, viel für die Neue Musik getan. Nicht zuletzt hat er eben selbst für mein Empfinden starke Werke geschaffen, in denen er sich auf die Suche nach einer Sprache für die Musik machte, eine neue Sprache, die es nach der Aufgabe der Tonalität zu finden galt. Interessant und weiterführend ist die Homepage Döhls.

    Problematisch wird es nur, wenn die Nixhörer meinen, sich eine höhere Autorität verschaffen zu müssen, indem sie die Tatsache, dass sie nix hören, damit begründen, dass sie "wissenschaftlich" hören und alle Anderen Suggestionisten und Verleugner wissenschaftlicher Erkenntnisse seien.

    Nein. Problematisch wird es auch dann, wenn ein (was ist das Gegenteil eines "Nixhörers"?), sagen wir mal, "Goldohr" (statt "Holzohr", um in den gebräuchlicheren Bezeichnungen zu bleiben) Dinge hört oder zu hören glaubt, die sich eben nur zwischen seinen Ohren manifestieren, und der dann diese höhere Subjektivität zur "höheren Autorität" (v)erklärt. So kann man dann schlichtweg alles begründen - und alles Anderslautende aus dem Weg räumen.

    Das Einzige, was ich wagte anzumerken, war doch, dass ich es vernünftig finde, sich selbst gegenüber skeptisch zu sein. Weil die eigene Wahrnehmung eben auch äußeren Einflüssen unterliegt. Man nehme nur die "Tagesform", die doch in fast allen Bereichen ihre Wirkung hat. Es gibt ja auch geschickte Verkäufer, die bestimmte Gedanken/Wahrnehmungen in dich einpflanzen. Es gibt Hörräume voller Lautsprecher, in denen all die Membranen ein Hörumfeld schaffen, das man in den eigenen vier Wänden nie erleben wird. Und dann haben wir noch die von der Industrie eingeimpfte Grundüberzeugung, dass das Teurere auch das Bessere sein muss.

    Du wirst nun sagen, dass dich das alles nicht berührt, weil du ja so erfahren bist. Und ab da drehen wir uns notwendig im Kreis.

    Es gibt genug andere Menschen, die meine Erfahrungen auch gemacht haben oder ganz ähnliche.

    Geht mir ebenso. Entschuldige, aber das sagt jetzt auch nicht allzu viel aus, nicht wahr? Und ehrlich gesagt geht es deinerseits immer so weiter. Ich habe nicht das Gefühl, dass du auf meine Sätze eingehst. Und im Übrigen übertreibst du, unterstellst mir Dinge, die ich so überhaupt nicht geschrieben habe. Das ist albern. So bringt das nix.

    Liebäugelte damit, im Mai ein Konzert des DSO zu besuchen. Lili Boulanger, Henri Dutilleux - viel Vorfreude. Und dann die Symphonie fantastique, die ich kaum kenne. Soeben angehört



    Nun werden wir wohl doch nicht hingehen. Mit dem Berlioz kann ich nicht viel anfangen.

    Da ich ein "alter Hase" bin

    Darüber kann ich mit meinem Erfahrungsschatz im Hintergrund nur den Kopf schütteln.

    Erst kommt die Erfahrung

    weiß ich aus Erfahrung,

    Na dann.

    Das dauernde Abstellen auf die eigene Erfahrung sagt zwar nicht, dass die anderen Diskussionsteilnehmer nicht über das selbe Maß an Erfahrung verfügen, oder sogar über mehr - aber ich glaube nicht, dass dich das anzufechten vermag.


    wegen des herrschenden Zeitgeistes der naiven Wissenschaftsgläubigkeit und des damit verbundenen "Erklärungswahns"

    Stimmt. Lass uns die Welt erfühlen.


    kenne ich die beliebte immer wieder sehr suggestive Verwendung der Suggestions-Unterstellung. ^^

    Ich habe das selbst erlebt.


    Ich bin mir selbst gegenüber einfach auch mal skeptisch. Und zudem davon überzeugt, dass die Skrupel von Leuten, die etwas verkaufen wollen, durchaus gering ausfallen können.

    Ich spüre das dringende Bedürfnis, mehr neue Musik zu hören. Warum auch immer. Aber ich habe das Gefühl, so wenig davon zu kennen, so viel zu verpassen.

    Insofern hier (wieder):



    Puccini-selige Arien gibt es hier - natürlich - nicht (die gibt es ja auch schon). Luke Bedford schildert in 16 Szenen nach einer wahren Begebenheit eine Geschichte über Liebe und Betrug, über eine Frau, die von einem Mann/Hochstapler betrogen wird. Jede Szene hat ihre eigene Klangfarbe. Die reicht dann von geräuschhaft bis melodiös. Der Gesang ist nah am Sprechgesang, am Rezitativ. Die drei Sänger der Opera Factory Freiburg, die acht Musiker der Holst-Sinfonietta plus Dirigent Klaus Simon schaffen ein naturgemäß gut durchörbares, spannendes Drama voller (Fein-)Dynamik.

    Ja, die gute alte Autosuggestion. Nur zur Sicherheit: Ich behaupte auch nicht, dass unglaublich teure Plattenspieler unglaubliche Klang-Vorteile bringen, weiß aber, dass in der "Szene" genau so argumentiert wird. Insofern unbedingt empfehlenswert: YouTube-Videos des Hifi-Händlers "PhonoPhono" aus Berlin (Link zu den Videos auf der Homepage).

    Ich hörte mal einen Podcast von Darko Audio zu Hifi-Mythen, unter anderem Kabelklang. Da wurde gesagt, dass teure LS-Kabel durchaus einen Effekt haben können: Sie heben die Höhen an, was den Eindruck von mehr Brillanz erzeugt - auf die Dauer aber fürchterlich nerven könne.

    Auch der MDR kann Schlagzeilen in eigener Sache: So gibt Klaus Brinkbäumer (Ex-Spiegel-Chefredakteur) seinen Posten als Programmdirektor in Leipzig auf. Er übernehme "neue Aufgaben", teilt der MDR mit. So weit, so unspektakulär. Was der MDR so allerdings nicht schreibt, schreibt "Übermedien": Brinkbäumer gibt seinen Posten auf - nicht aber seinen Vertrag. Er wird sich künftig also wieder mehr seinen journalistischen (Lieblings-)Themen widmen, statt vorwiegend in Konferenzen zu sitzen - dafür aber offenbar die bisherigen Konditionen einstreichen. Jungejunge.

    Es geht bei der Platte aus meiner Sichtweise überhaupt nicht um einen klanglichen Vorteil.

    Aus deiner Sicht vielleicht nicht. Aber anders ist für mein Empfinden nicht zu erklären, dass für Plattenspieler durchaus astronomische Summer eingefordert werden. Gerade in diesem Bereich wird meinem Eindruck nach ein teils schon absurder Aufwand betrieben. Ich gehe davon aus, dass jemand, der den Gegenwert eines Autos oder Hauses in seine "Abhöre" investiert, sich davon irgendeinen nicht nur ästhetischen, sondern auch akustischen Mehrwert verspricht.

    Ich höre jetzt einfach das Konzert vom Sonnabend nach:



    daraus: Le Tombeau resplendissant (Das erleuchtete Grabmal). Früher Messiaen, der in teils schroffen Akkorden den (frühen) Tod seiner Mutter in Musik setzt. Für ihn auch der Abschied von der eigenen Jugend. Es handelt sich um eine symphonische Tondichtung, bezogen auf einen eigenen Text. Ihm selbst, so ist dem Programmheft zu entnehmen, war dies wohl etwas zu persönlich: Nach der Uraufführung im Jahr 1933 zog er das Werk zurück, erst 1984 kam es zu einer zweiten Aufführung. Auch ohne diesen Hintergrund erkennt man gut das Schwanken zwischen Wut und Trauer, Ruhe und wieder aufwallendem Zorn. Die vier Sätze wechseln von schnell zu langsam, wieder zu schnell und abschließend zu langsam (oder von heftig zu ruhig).



    Wie im Konzert mit Vilde Frang, die ich zuvor nicht auf der Bühne erlebt hatte. Der Name war mit zuletzt bei der "Blindverkostung" des RBB begegnet; dort war sie ziemlich runtergeputzt worden (so à la hochgejubelt). Als überschätzt resp. "schlecht" empfand ich nichts an ihrem Auftritt. Sie hat das sehr souverän gemacht, ich habe ihr und dem Orchester gern zugehört. Bei Strawinsky habe ich ohnehin (zumeist) das Gefühl, sehr gut unterhalten zu werden. Vieles ist so spielerisch und durchdacht, ohne gewollt zu erscheinen. Wie er hier mit dem Vorbild Barock umgeht, mag ich sehr. Wenn man manchmal glaubt, einer launigen Militärkapelle zu lauschen, wird wenig später etwas Strenges, an Bach Erinnerndes aufklingen, um dann fast collagenhaft ein romantisch wirkendes Thema aufzugreifen. Wie gesagt, ich mag das sehr.


    Nach der Pause



    Ciel d'Hiver (Winterhimmel) von Kaija Saariaho. Die finnische Komponistin starb im vergangenen Juni. Das Stück ist herausgelöst aus "Orion" (dort der zweiten von drei Sätzen). Dies geschah, so hieß es im Einführungsvortrag des RBB-Musikjournalisten Jens Lehmann, um es eher in Konzerte einpassen zu können (bekanntes Konzertabend-Motto: erst mal was Modernes, dann vorsichtshalber Mahler oder anderes klassisches Repertoire). So kam es aber laut Lehmann auch der Intention Lintus nahe, der Konzerte gern dazu nutze, dem Publikum Modernes nahezubringen. Ciel d'Hiver ist ein ruhig-fließendes, manchmal glitzerndes Stück, das automatisch an den titelgebenden Winterhimmel (mit Polarlichtern) oder den Weltraum (mit hin und wieder aufblitzenden Sternen) denken lässt. Atmosphärisch sehr dicht, spannend. Wie auch die anderen Stücke des Abends von den Berliner Philharmonikern großartig umgesetzt.



    Wenn schon finnischer Dirigent, dann Sibelius. Das muss wohl so. Hier aber - für mich - zum Glück. Ich habe Sibelius erst vor kurzer Zeit für mich entdeckt. Am Konzertabend also die 7. Und damit der "Zielpunkt" seines symphonischen Schaffens, wie es im Programmheft heißt. Dort wird auch eine Fluss-Metapher zur 7., die von Sibelius selbst stammt, aufgegriffen: "Der Fluss besteht aus zahlreichen Zuflüssen, die alle ihren Weg suchen [...] und die den Fluss bilden, bevor er breit und majestätisch dem Meer entgegenflutet. Der Strom des Wassers formt den Fluss: Er gleicht dem Strom der musikalischen Ideen, und das Flussbett, das er bildet, wäre der symphonischen Form gleichzusetzen." Das leuchtet mir unmittelbar ein.


    Der Abend gehörte zum Debüt-Programm Lintus bei den BPhil. Es ging darum, Musik bekannter zu machen. Mit Visitenkarten, wie Lehmann in seiner Einführung sagte, denn die Stücke waren im Höchstfall 25 Minuten lang. Lehmann griff auch einen Begriff auf, der sich etwas ausformulierter auch im Programmheft findet und für den ganzen Abend passte: Korvat auki (Ohren auf, auf finnisch). Und was so etwas bedeutet wie: Hört unvoreingenommen Musik, löst euch von Traditionen. Oder in einem längeren Zitat Saariahos aus dem Programmheft: "Es ist wie beim Essen eines Kuchens. Wenn du kein Konditor bist, analysierst du die Bestandteile des Kuchens nicht. Er schmeckt dir oder er schmeckt dir nicht. Und genau so wünsche ich mir, dass die Leute meine Musik hören."

    Das Concerto for Group and Orchestra hat was besseres verdient!

    Nein, der Ordner "Zeitgenössische Musik" hat Besseres verdient.


    Wem das genannte "Concerto" gefällt, möge glücklich werden damit. Für mich ist es - vielleicht wirklich der erste - unselige Versuch des sogenannten Crossover. Ich hatte bei Vorhaben der vorliegenden Konstellation immer das böse Gefühl, dass beide Seiten sich davon einen Wahrnehmungs-Vorteil erhoffen: Die "Klassiker", dass sie auch modern seien (wobei die zur Verfügung gestellte Musik üblicherweise auch im Pop-/Rock-Zusammenhang weit davon entfernt ist, "modern" zu sein); die "Rocker", dass sie sehr viel komplexer und tiefgründiger seien, als ihnen üblicherweise attestiert wird. Vergebliche Müh auf beiden Seiten - für mein Empfinden.