Garaguly
Pfitzner's "Von Deutscher Seele" beruht auf Gedichten von Eichendorff - und wurde 1922 komponiert.
Es ist ein traumhaft schönes Werk - für mich eigentlich sein Meisterwerk - aber dies ist nur meine schamlose persönliche Meinung.
Viele Andere finde es zu süßlich oder gar zu opulent...
https://www.rondomagazin.de/kritiken.php?kritiken_id=1679
Die bisher schönste Platteneinspielung ist diejenige Joseph Keilberths (DGG, 1966) - so was gibt es einfach nicht mehr.
Pfitzner betrachtete es als eine Art "geistige Erholung" von den Schrecken des Ersten Weltkriegs.
Er hatte sich bereits um die 1900er Jahrhundertwende als Antisemit geoutet; "Von Deutscher Seele" komponierte er immerhin ein Jahrzehnt vor Hitlers Machtergreifung - dies sollte man aber getrennt betrachten.
Was soll also an diesem Werk problematisch sein? Und warum das ganze Theater um Pfitzner, wenn Richard Wagner (der seinen Antisemitismus sogar in Buchform verewigt hatte) nach wie vor undiskutabel weltweit zelebriert wird?
Und wie steht es mit Richard Strauss?
Solange ein musikalisches Werk keine abwegige Politpropaganda enthält, sollte man es nicht verbannen - oder, wie es oft durch Neid oder Antipathie passiert, es einfach schlecht finden, was auch viele Musikwissenschaftler und -Kritiker oft tun.
Aber eben, auch sonst als Person war Pfitzner ein besonders schwieriger Fall...
https://www.rodoni.ch/busoni/r…03/files/pfitznernzz.html
https://www.srf.ch/kultur/musi…remit-der-hitler-verehrte
Hier noch spezialisiertere, empfehlenswerte Literatur:
https://www.perlentaucher.de/b…-nationalsozialismus.html
https://www.amazon.de/Deutsche…Historische/dp/3487139979
Da fällt mir der in Bratislava geborene Franz Schmidt ein, der ja auch mit den Nazis sympathisierte und für sie 1940 eine pompöse, propagandistische Kantate geschrieben hatte - mit dem Titel "Deutsche Auferstehung". Dazu war er angeblich von der Parteileitung gezwungen worden, weil er es abgelehnt hatte - vor allem auch, weil in der triumphalen Schlussfuge "Sieg Heil" gesungen wurde... Doch Schmidt starb bevor er das Werk vollenden konnte, so dass es von Robert Wagner orchestriert werden musste. Es wird erzählt, dass das Werk den Nazis nicht gefiel.
Es waren übrigens die Nazis die die Uraufführung seines großartigen Chorwerks "Das Buch mit sieben Siegeln" ermöglicht hatten. Doch Schmidt war sicher ein sympathischerer und naiverer Charakter als Pfitzner - und angeblich kein Antisemit.
Als ich 1987 zum ersten Mal in Bratislava dirigierte, lief ich eines Tages zufälligerweise an Schmidts Geburtshaus vorbei. Dass es sich um dieses Gebäude handelte erfuhr ich durch eine größere Gedenktafel aus Stein, die sich von der Fassade gelöst und sich an einer Kante ins Gras hineingebohrt hatte. Es sah aus wie ein schräger Grabstein...