Beiträge von Christian B.

    Die Sender haben im April 23 ihren Finanbedarf ab 2025 angemeldet und eine Erhöhung von EUR 1,55 (eine Kugel Eis kostet seit diesem Sommer in München 1,80) auf 19,91 beantragt. Das ist ungefähr ein Erhöhung von 8% innerhalb von 5 Jahren. Bei jährlichen Preissteigerung von derzeit 10%. Ich halte das für sehr angemessen und fair. Die Diskussion hier handelt in erster Linie von den Spitzengehältern des obersten Mangements. Ich finde unbedingt, dass hier eine Schranke erforderlich ist, aber man darf nicht vergessen, dass man für diesen Job ein Volljurist sein muss und auch über anderen Qualifikationen verfügen sollte. In der freien Wirtschaft ist das für einen Topjuristen ein normales Gehalt. Das Problem sind nicht diese Gehälter, aber es ist vermutlich äußerst befriedigend, den eigenen Neid mit Verachtung auszubreiten.


    Übersehen werden dabei die realen Preissteigerungen, die eben auch die Sender betreffen. Meinen Informationen zufolge wird die KEF maximal 30% der beantragten Erhöhung akzeptieren. Die Sender versuchen, das aufzufangen - und vermutlich machen sie das nicht mit der nötigen Brutalität privatwirtschaftlicher Konzerne. Die Konsequenzen sind jetzt schon absehbar: Die Dailys am Nachmittag werden eingestellt, weil sie zu teuer sind. Da werdet ihr sagen: Das braucht auch kein Mensch. Aber ich garantiere, dass dafür Formate kommen werden, die man noch weniger braucht und die nicht mal Hoffnung spenden, wie es die Dailys für ein bestimmtes Publikum dann doch getan haben. Es werden viele Menschen ihren Job verlieren - und das weil niemand auf eine Kugel Eis im Monat verzichten möchte.

    Es gibt von Geza Anda soweit ich sehe drei weitere Aufnahmen des C-Dur Konzerts, die hier genannte von der DG finde ich am wenigsten interessant und von den Ausschlägen sehr verhalten und zurückgenommen.


    Ich habe Geza Anda über seine Gesamtaufnahme der Mozart-Konzerte kennengelernt und mich dann lange Zeit nicht weiter für ihn interessiert. Was für ein Fehler! Ist er doch ein faszinierender, risikobereiter und ausdrucksstarker Pianist (die Chopin-Etüden kennt man bspw. nicht, wenn man sie nicht von ihm gehört hat). Er selber scheint mit der DG-Aufnahme auch nicht zufrieden gewesen zu sein, hat er das Konzert doch später noch einmal für RCA neu eingespielt. Meines Wissens sollten weitere Aufnahmen folgen, aber dazu kam es dann nicht mehr.


    Jedenfalls kommen in der RCA-Aufnahme die Qualitäten Andas - zumindest in meiner Erinnerung - besser zum Ausdruck: Fantasievolles, variantenreiches und ausdrucksreiches Spiel, er schält den Kern der Musik heraus und entdeckt ihn immer wieder neu und anders.


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    Lieber Johannes,


    das ist eine sehr bewegende Aufnahme und Eugen Jochums vorletztes Konzert, sein letztes in Amsterdam, das er drei Monate vor seinem Tod gab.


    Dem Beiheft der Tahra Aufnahme ist zu entnehmen, dass Eugen Jochum mit der Orchesterleistung so glücklich war, dass er den letzten Satz noch einmal wiederholen ließ.

    very interesting!

    Lieber Norbert, die Böhm-Aufnahme aus der "Great Conductor of the Century"-Serie besitze ich noch nicht, aber sie ist relativ gut verfügbar.

    Bei der Beurteilung stimme ich völlig mit Dir überein. Ich bedauere sehr, dass Böhm die NEUNTE nicht aufgenommen hat.


    Viele Grüße

    Christian

    Eine weitere sehr rare, aber immerhin teuer erhältliche Aufnahme ist Böhms Einspielung von Bruckner ACHTER in der Tonhalle Zürich.

    Bernd Stremmel stellt sie in seiner beeindruckenden Diskographie von Bruckners ACHTER noch über die Live Aufnahme mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks (audite). Das macht mich natürlich sehr neugierig.



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    Hallo Amdir

    Dank Deiner Hilfe ist heute die CD - zu einem sehr fairen Preis, das Porto war am teuersten - aus Holland angekommen. Ich höre sie gerade, eine wunderbare Aufnahme! Bei Schumann ist es ja schwer, finde ich, den empfindsamen und überbordenden Ton zu treffen - das gelingt hier ganz ausgezeichnet und mit Eleganz! Ich bedauere nur ein wenig, dass Duchâble die nachgelassenen Etüden nicht in den Zyklus integriert hat, sondern geschlossen folgen lässt. Da die Etüden ein langer Track sind, kann man die Reihenfolge auch nicht umstellen. Aber das ist letztlich nicht so schlimm.


    Viele Grüße, Christian

    Ich habe soeben von Bernd Stremmel folgende Nachricht erhalten, ChKöhn


    „Der Pianist CHKöhn hat vollkommen recht, wenn er die falschen Tonarten bemängelt. Es ist tatsächlich Des-Dur, so habe ich es im Manuskript auch notiert, aber wohl falsch übertragen. Auch die aufeinander folgenden Orgelpunkte im 2. Satz stehen über cis nund gis. Es tut mir Leid und ärgert mich, dass ich dieses übersehen habe. Im meinem fortgeschrittenen Alter mit nachlassender Sehkraft wäre es gut, wenn ein Sachverständiger "vor der Drucklegung" sich den Text vornimmt. Wo sollte ich den finden?

    Zum 2. Satz wollte ich noch erwähnen, dass Schubert zu Beginn notiert hat: col Ped., ein Hinweis für den Interpreten, das rechte Pedal zu drücken. Anfangs meinte ich, es sei taktweise gemeint, bis ich feststellte, dass die Aufhebung des Pedals erst am Ende des A-Teils T. 42 vorgesehen ist (Peters Ausgabe). Das ist höchst ungewöhnlich, da bei dem langsamen TEmpo der Klang verschwimmen könnte. Möglich wäre allerdings auch ein Übertragungs- oder Lesefehler bei der Drucklegung. Da müsste ich Urtextausgaben zu Rate ziehen, die ich mir jedoch nicht zusätzlich kaufen wollte. Also habe ich auf diesen Hinweis verzichtet.

    Der Hinweis von CHKöhn auf das "Tod und Mädchen"-Titat ist zutreffend, mir dummerweise entgangen.

    Nochmals herzlichen Dank und Alles Gute, bleiben Sie dem Klassik-Prisma treu und kritisch


    Ihr Bernd Stremmel“

    Mir war bisher überhaupt nicht aufgefallen, dass dieser ppp-Höhepunkt am Ende der Durchführung in B-Dur steht, die Grundtonart klingt hier wie aus einer anderen Welt kommend.


    Nochmal zu Stremmel: obwohl er viele Aufnahmen berücksichtigt, fehlen doch einige. So hat er Barenboims dritte und mE interessanteste Auseinandersetzung aus dem Jahr 2014 nicht berücksichtigt. Und auch einige überaus faszinierende junge Asiaten werden ignoriert.

    Das ist genau die Stelle, die ich meine! Nach meinem Verständnis ist das noch Teil der Durchführung - die hier eben nach Innen geht („extrem weit entfernt“, wie Du schreibst) und dort ihren Höhepunkt findet. So nehme zumindest ich es wahr. Vor allem die Akkorde in der linken Hand sind natürlich nicht leicht ppp zu spielen, das gelingt nur wenigen.


    Ich werde Stremmel eine Mail schreiben und ihn auf deine Bemerkung hinweisen.

    Der diskographische Überblick mag ja gut sein, aber die Analyse ist zum Teil fehlerhaft.

    Der Höhepunkt der Durchführung steht nicht in Ges-Dur sondern in Des-Dur:

    Könnte es sein, dass er eine andere Stelle meint? (Vermutlich nicht - aber Ges unterscheidet sich von Des ja ‚nur’ durch ces, das hier nicht vorkommt. Aber ich bin in diesen Dingen nun wirklich kein Experte.)


    Stremml kennt die Partituren sehr gut und er weiß wovon er spricht.

    Er hat ein Buch über Beethoven und eins über Brahms herausgegeben. Ich habe mal in der Stabi reingelesen.

    Man könnte ihm eine Mail schreiben und auf den Fehler hinweisen (wenn es sich um einen handelt).


    Für mich ist der Höhepunkt der Durchführung die nach dieser Stelle kommende Passage in ppp (Stremml erwähnt sie), wobei nur die allerwenigsten Pianisten dieses ppp zu realisieren vermögen. Am besten zu hören ist es bei Horowitz (seine Aufnahme ist insgesamt aber etwas disparat).


    Es handelt sich vor allem um einen diskographischen Überblick, die Analyse ist zur Orientierung und nicht besonders lang. Aber Stremmel schaut immer in die Noten und ich schätze seine Seite sehr. Sein Beitrag zu Bruckners Achter ist erschöpfend, ich hatte an anderer Stelle schon darauf hingewiesen.


    ChKöhn Wie stellst Du hier eigentlich direkt Noten ein? Ich dachte, man kann keine eigenen Bilder/jpg-Dateien hochladen.

    Vielleicht könnte man ja auch mal die Frage stellen, was Mozart sonst noch für Märsche geschrieben hat (außer den türkischen) und wodurch sie sich auszeichnen?
    Gibt es Parallelen? Doch eher nicht, würde ich meinen.

    Ansonsten fand ich Tristans Beitrag weiter oben und auch sein klares Fazit („schlicht und ergreifend kein Marsch“) sehr schlüssig. Aber offenbar geht es hier ja auch um was anderes.

    Es hat ein bisschen Sucherei erfordert (für ein vergleichsweise bekanntes Label wie Erato ist es wirklich krass, wie schwer die Aufnahme zu finden ist), hier gibt es sie aber gebraucht zu kaufen.

    herzlichen Dank für Deine Hilfe! Da diese Seite auf holländisch angelegt ist, gestaltet sich der Erwerb etwas kompliziert, aber immerhin habe ich mich schon angemeldet und dem Verkäufer auch ein Nachricht geschrieben! Werde berichten.

    Es war ja schon von Discogs die Rede. Francois-Réne Duchâble hat Schumanns Symphonischen Etüden 1983 und 1990 aufgenommen. Bei Discogs wird nur die Aufnahme von 1983 gelistet:


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    Mich würde sehr die Einspielung von 1990 interessieren, die auf youtube eingestellt ist - eine wunderbare Aufnahme, die auch die nachgelassenen Etüden seperat enthält. Doch die youtube-Tonqualität ist schwer zu ertragen.



    Die 1990er Einspielung ist NIRGENDWO zu bekommen, auch nicht in Frankreich.

    Nur ein niedrig aufgelöstes Cover findet sich:


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    Wirklich ein Jammer.

    Dieser Thread scheint ein richtiger Rohrkrepierer zu werden.


    Einige Forianer stellen hier immer mal wieder ihre Lieblingsaufnahmen eines bestimmten Werkes vor, aufsteigend beginnend und die finale Referenzaufnahme bewusst lange hinauszögernd.


    Als Dramaturge weiß ich einen simplen, aber gekonnten Spannungsaufbau durchaus zu schätzen, als Musikliebhaber hasse ich es aber, vorzugsweise mit Aufnahmen konfrontiert zu werden, die als Download nicht erhältlich und auch sonst nur unter große Opfern zu Fantasiepreisen zu erwerben sind. Mitunter habe ich den Eindruck, dass es den Autoren solcher Beiträge durchaus recht ist, dass ihre Lieblingsaufnahme begehrt, aber von anderen nicht in Besitz genommen werden kann.


    Kürzlich ist dies geschehen hier im Forum bei einer Besprechung von Liszts Sonate. Das finale Objekt der Begierde ist dementsprechend rar und nur bei einem entlegenen Anbieter zu erwerben zu einem Preis, für den ich fast ein halbes Jahr ein Familienabo bei Spotify bekomme:



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    Liebe Forianer,


    die Kataloge von Qobuz, Spotify und anderen wachsen ständig, auf amazon gibt es einen unüberschaubaren Marktplatz, auf dem vergriffene CDs feilgeboten werden, Labels wie Warner pflegen ihren Backkatalog, ebay und ebay Kleinanzeigen sind eine Fundgrube. Man sollte meinen, dass in unserer Zeit wirklich jede Aufnahme als CD oder Download verfügbar ist.


    Aber ist das wirklich so? Als ich letztes Jahr meine CD-Sammlung über ebay Kleinanzeigen verkauft habe, war ich überrascht, dass Sammler für einige Aufnahmen sehr hohe Summen boten. Ich habe dann schnell herausgefunden, dass die nachgefragten Aufnahmen tatsächlich nicht lieferbar und vergriffen sind. Aber letztlich habe ich meine Sammlung komplett verkauft und konnte einzelne Interessenten, trotz hoher Angebote, bis auf eine Ausnahme nicht berücksichtigen.


    Hier möchte ich Euch die Möglichkeit gebe, auf CDs hinzuweisen, die nicht verfügbar sind.


    Beginnen möchte ich mit einer Kuriosität. Nikolai Demidenko hat kürzlich seine Karriere beendet. Auf seiner Homepage findet sich ein Hinweis auf eine Einspielung von Schumanns Carnaval und Faschingsschwank. Da Demidenko ein hervorragender Schumann-Pianist ist, habe ich mich sehr bemüht, an diese Aufnahme heranzukommen.


    Aber es gibt sie nicht.

    Nirgendwo. Auch das Label "BEHEMOTH & Murr" ist nicht ermittelbar.

    Ein Scherz, ein Verwirrspiel, eine falsche Fährte?

    "Murr" könnte ein Hinweis sein.

    Aber ich weiß es nicht.


    Es erinnert mich ein bisschen an den unbekannten Roman von Umberto Eco, der kürzlich in einer Bücherei aufgetaucht ist. Aber Eco hat dieses Buch nie geschrieben und stilistisch wird es seinem Stil nicht gerecht. Würde Eco noch leben, wäre das eine Geschichte ganz nach seinem Geschmack.


    Aber Demidenko hat den Carnaval gespielt, das wissen wir.


    Ich freue mich über Hinweise auf vergriffene, nicht verfügbare, seltene und möglichersweise inexistente Aufnahmen, Schallplatten und CDs.


    https://www.demidenko.net/portfolio-item/shumann/


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    Viele Grüße

    Christian

    Teilnehmer werden auch bei erheblichen technischen und/oder musikalischen Schwächen mit ersten Preisen überschüttet, der Leistungsgedanke wurde und wird immer mehr durch eine vermeintliche "Motivation" ersetzt (wobei in der Regel ein erster Preis nicht besonders motivierend wirkt, wenn alle anderen Teilnehmer ihn auch bekommen haben). Das hat inzwischen vor allem auf Regionalebene, teilweise auch bei den Landeswettbewerben absurde Ausmaße angenommen, wenn z.B. in ausnahmslos alle Teilnehmer einer Kategorie bzw. Altersgruppe mit ersten Preisen bedacht werden.

    Diese Praxis fand ich bei meinem Besuch von Jugend musiziert ebenfalls sehr merkwürdig, alledings war ich nur bei einer Preisverleihung der jüngsten Altersstufe anwesend und bin davon ausgegagen, dass es bei den älteren Teilnehmern strenger gehandhabt wird. Die besten Teilnehmer haben allerdings auch in dieser Altersstufe einen Sonderpreis erhalten, so dass sich doch wieder eine gewisse Rangliste ergeben hat, obwohl alle einen 'ersten Preis' erhalten haben. Aber ich kann verstehen, dass du diese Praxis falsch findest. Dennoch finde ich es sehr gut, dass es diesen Wettbewerb gibt - es gibt ja in Deutschland nicht so viele davon.


    Noch einmal kurz zu dem oben erwähnten Buch von Malcolm Gladwell: Dieser hat untersucht, warum Asiaten u.a. bei mathematischen und musikalischen Wettbewerben weltweit besser abschneiden und er hat dafür viele Statistiken ausgewertet. Eine Ergebnis seiner Untersuchung war, dass es im asiatsichen Kulturraum keine lange Sommerferien wie in Europa gibt - der Nachteil von langen Ferien ist, dass die erworbenen Kenntnisse wieder verloren gehen, wenn keine Instanzen (bspw. Eltern) dem entgegen wirken. Die langen Sommerferien im europäischen Raum haben ihren Ursprung ja in der Erntezeit im Sommer, bei der alle helfen mussten. Beim Reisanbeau gibt es dergleichen nicht, es wird mehrmals im Jahr geerntet und demzufolge sind die Ferien dort wesentlich kürzer. In der Folge führt dies laut Gladwell in asiatischen Kulturen zu weniger Urlaub und einer insgesamt größeren Disziplin beim Erlernen neuer Fähigkeiten. Hört sich kurios an, ist in Gladwells Argumentation aber schlüssig dargelegt.



    Viele Grüße

    Christian

    Die angekündigte Bruce Liu-Aufnahme habe ich oben noch eingefügt.


    Ich kenne die Biografien der genannten Pianisten nicht. Entscheidend ist meines Erachtens auch gar nicht die Staatsbrügerschaft, sondern der Kulturkreis. Und was Üben und Ausdauer betrifft, sind die asiatischen Kulturen den europäischen überlegen. Malcolm Gladwell hat dazu ein spannendes und lesenswertes Buch geschrieben (es hängt kurioserweise auch mit dem Reisanbau zusammen und den dort nicht vorhandenen langen Sommerferien). Aber für die hohe Qualität der asiatischen Musiker gibt es sicher auch viele andere Gründe. Die Vorträge der aisatischen Musiker bei Jugend Musiziert wirkten durch die Bank ausgereifter, sowohl technisch als auch musikalisch.


    Warum geht für dich Jugend Musiziert in die falsche Richtung?

    Ich war nur Zuhörer und von der Qualität der Vorträge sehr begeistert. Es hat großen Spaß gemacht, den Jugendlichen zuzuhören.

    Mehr weiß ich darüber nicht, aber es schien mir ein sinnvoller Wettbewerb zu sein.


    Von welcher grundsätzlichen Ausrichtung sprichst du?


    Viele Grüße

    Christian

    Nun, in Asien schaut es sehr gut aus, vor allem in China, Taiwan, Japan und Korea. Fast alle großen deutschen bzw. europäischen Orchester machen regelmäßig und mit großem Erfolg Asien-Tourneen und spielen in ausverkauften Sälen, und auch umgekehrt werden die einheimischen Orchester und Solisten (oft in Deutschland, Frankreich oder den USA ausgebildet) immer besser; letztere sind inzwischen in den Preisträgerlisten sämtlicher großer Wettbewerbe in der Überzahl. Allein in China wurden in den vergangenen Jahrzehnten mehr als 200 hochklassige Konzertsäle gebaut, das Publikum ist im Durchschnitt viel jünger als in Deutschland. Rund 40 Millionen Menschen lernen dort Klavierspielen (dazu gabe es vor einiger Zeit auf Arte einen sehr informativen Film). Kurt Masur hat schon vor 12 Jahren, als er hier in Detmold unser Hochschulorchester dirigierte, einen Film von seiner letzten Asien-Tournee vorgeführt und die Begeisterung tausender jüngerer Menschen als Anlass für die Warnung genommen, dass, wenn hierzulande nichts geschieht, die Zukunft der europäischen Musik eher dort sein könnte.

    Nicht nur das asiatische Publikum ist neugierig und aufgeschlossen, auch die Interpreten werden immer interessanter. So kommen die aufregendsten Klavieraufnahmen in letzter Zeit meines Erachtens aus Asien, und fast durchgehend nicht mit Virtuosen-Repertoire, sondern mit Schubert & Schumann und natürlich Chopin. Beispielhaft genannt seien Dasol Kim mit einem reinen Schubert-Programm (gestern bei Spotify erschienen), Minsoo Hong mit einem wunderbaren Carnaval, Dong Heyk Lim auch mit Schubert, Jae-Hyuck Cho mit atemberaubenden Chopin Balladen. Und das DG Debüt von Bruce Liu (Sieger im Chopin-Wettbewerb) steht kurz bevor.


    Das hat nichts mehr zu tun mit den Mätzchen eines Lang Lang! Diese Interpreten haben unerhörte musikalische Qualitäten und überzeugen durch persönliche Deutungen des romantischen Repertoires. Von daher geht die Begeisterung des asiatischen Publikums einher mit einer bedeutenden neuen Generation an Musikern.


    Vor nicht allzu langer Zeit habe ich mal hier in München bei den Jugend musiziert - Konzerten an der Musikhochschule zugehört. Auch hier war die Überlegenheit der Asiaten augenfällig. Alle erste Preise gingen an sie - kein europäischer Solist konnte da mithalten. Und hierbei handelt es sich um die bedeutendste musikalische Talentförderung in Deutschland!



    Viele Grüße, Christian


    Tja. Wikipedia. Viel geht daraus nicht hervor. Übrigens meinte Schumacher natürlich nichts von »Werkgerechtigkeit«, sondern das das Stück, das Land Zeit als entweder zynisch oder langweilig galt sozusagen rehabilitiert wurde. Das nur, damit keine falschen Hoffnungen aufkommen.


    Die DVD gibt es problemlos bei Amazon.

    Nach Deiner Beschreibung scheint es sich ja um eine eher reduziert-klassische Inszenierung zu handeln, die ihre Qualität aus der präzisen Arbeit mit den Darstellern bezieht.


    Mich würde mal ein radikales Beispiel interessieren, in dem bspw. der Text nur mehr bruchstückhaft oder in verdrehter Chronologie vorkommt. Dergleichen hat mich in München unter Kusej aus dem Theater getrieben.


    Aber es muss doch Beispiele geben, die gelungen sind?

    Postscriptum: es gibt so begnadete Regisseure in der Figurenführung, dass sie erstaunlicherweise auch fast gänzlich ohne Konzept auskommen, insofern kann ich Dir hier nicht zustimmen. Auf die Autonomie des Theaterkunstwerkes würde ich auch nicht verzichten wollen, wenngleich meine Erwartungen zumeist enttäuscht wurden. Aber lieber Holger, was Du wirklich verkennst: Deine Position ist eine reine theoretische und sie hat nichts mit dem realen Bühnenleben zu tun. Du solltest Dir als Kritiker Gehör verschaffen, so wie J. Kaiser und andere es getan haben. Dann wäre Deine Position konstruktiv, denn dann würde sie sich an der Realität abarbeiten und die beachtliche Energie, die Du hier in das Thema investierst, könnte sich viel wirkungsvoller entfalten. Fände ich spannend!


    Viele Grüße, Christian

    Ich möchte vielleicht noch ergänzen, dass es diese Spannungen in meiner Branche - Film- und Fernsehproduktion - auch gibt, und zwar durchaus massiv. So war es bis vor ein paar Jahren üblich, dass Regisseure Drehbücher regelmäßig umgeschrieben haben, da sie sonst nicht zu inszenieren seien und es letztlich auf den Film ankommt, nicht das Skript. Manche Filme wurden dadurch gerettet, wenn es schief ging haben die Autoren natürlich gesagt, dass ihr Werk vom Regisseur verhunzt wurde. Und der Regisseur sagt, dass das Buch nicht zu retten gewesen sei und er das Beste herausgeholt habe.


    Seit ein paar Jahren ist dies nun aber nicht mehr so ohne weiteres möglich, die Drehfassungen müssen mit den Autoren in der Regel abgesprochen werden. Ob die Filme dadurch besser werden? Das ist freilich schwer zu entscheiden. Das deutsche Kino hat international derzeit kaum Bedeutung und es bedürfte wohl einen Meister sowohl auf Drehbuch- als auch auf Regieebene (wie Haneke), damit sich dies ändert. Und darum geht es letztlich doch auch im Theater und in der Oper: die wirklich guten Leute werden sich durchsetzen, sie werden aus den Vorlagen etwas völlig Eigenes schaffen, etwas Neues. Und es wäre doch fürchterlich, wenn die Götterdämmerung, um die es hier geht, nur im Gewand des 19 Jh. zu erleben wäre!


    Das war jetzt schon mein zweiter Exkurs dazu und jetzt bin aber auch wirklich raus aus dieser merkwürdigen Diskussion.


    Viele Grüße, Christian

    Auch wenn sich die Inszenierung der Handlungsebene von der Musik verselbständigt, wird der Regisseur dabei ein gewisses Konzept und auch eine Ästhetik verfolgen. Ob das sinnvoll ist oder nicht, hängt meines Erachtens allein von der Qualität der Inszenierung ab.


    Ich kann mir schon vorstellen, dass sich da zwischen den beiden Ebenen eine Spannung ergibt und habe dies auch im Theater in München - allerdings sehr selten - auch mal so erlebt.


    Viele Grüße, Christian