Noch
einmal trat Claire Watson in der ‚Neuen Welt‘ auf: am 13. 3. 1975
sang sie die Elsa im „Lohengrin“ in einer neuen Produktion der
Oper von New Orleans. Weitere Mitwirkende waren: Nell Rankin
(Ortrud), William Cochran (Lohengrin), Vern Shinall (Telramund), Ara
Berberian (König Heinrich) und Jack Davis (Heerrufer); es dirigierte
Knud Andersson.
Bei
den Münchner Opernfestspielen 1975 verkörperte sie ihre gefeierte
Gräfin in „Capriccio“ (mit Charlotte Berthold, Erika Köth,
Donald Grobe, Barry McDaniel, Kieth Engen, Hans Günter Nöcker,
Gerhard Unger und Lorenz Fehenberger unter der Leitung von Ferdinand
Leitner.) Die englische ‚Opera‘-Kritikerin Nancy Benvenga konnte
sich nach der Vorstellung vom 20. 7. 1975 nicht verkneifen zu
schreiben, dass ‚although her performance, especially of the final
monologue, is far from lacking in merit, Claire Watson‘s Countess
is beginning to show signs of vocal and visual age‘.
Am
Gastspiel der Bayerischen Staatsoper München in Tokyo und Osaka im September/Oktober 1974 war auch
Claire Watson beteiligt – sie sang die Gräfin in mehreren
Vorstellungen von „Le nozze di Figaro“ neben Reri Grist,
Trudeliese Schmidt, Stafford Dean und Dietrich Fischer-Dieskau bzw.
Wolfgang Brendel; der Dirigent war dabei Ferdinand Leitner. ‚Ihre‘
Rollen der Donna Anna, der Sieglinde und der Marschallin waren jedoch
mit jüngeren Sängerinnen – die beide aus Wales stammten - besetzt worden: Margaret Price sang im „Don Giovanni“ (neben
Julia Varady, Ileana Cotrubas, Wolfgang Brendel, Claes-Haakån Ahnsjö, Stafford Dean und Franz Crass
unter Wolfgang Sawallisch) und Gwyneth Jones in „Die Walküre“
(neben Ingrid Bjoner, Brigitte Fassbaender, James King, Theo Adam und
Karl Ridderbusch, ebenfalls unter Sawallisch) und im „Rosenkavalier“
(mit Brigitte Fassbaender, Ileana Cotrubas und Karl Ridderbusch;
Dirigent: Carlos Kleiber). Ein Generationenwechsel bahnte sich an...
Am
15. 7. 1976 nahm Claire Watson unangekündigt ihren Bühnenabschied als Marschallin
in „Der Rosenkavalier“ an der Bayerischen Staatsoper. Sie zog
sich ins Privatleben mit ihrem Mann David Thaw (der noch einige Jahre
länger auftrat), der Tochter Bronwyn (aus Claire Watsons erster Ehe)
und dem gemeinsamen Sohn Thomas zurück - in ihre Münchner Stadtwohnung in
Schwabing und vorzugsweise in ihr Haus in Holzhausen (bei Utting am
Ammersee) mit seinem großen Garten, ‚Festwiese‘ genannt. Am 16.
7. 1986 teilte David Thaw der Presse mit, dass Claire Watson mit 62
Jahren an einem Hirntumor gestorben ist. Der Witwer heiratete nach
ihrem Tod eine Freundin der Familie - die bekannte Tennisspielerin
Helga Hösl - die ebenfalls in dem Grab auf dem Dorffriedhof in
Holzhausen ihre letzte Ruhe fand. (Siehe auch den Beitrag Nr. 679 vom
3. 2. 2020 in ‚harts‘ Serie ‚Der Musiker Gräber‘ bei
„Tamino“.)
Nachstehend
eine Liste der ‚Münchner Sonntagskonzerte’ des Bayerischen
Rundfunks – traditionell im Kongress-Saal des Deutschen Museums
veranstaltet – und von Studio-Produktionen aus dem Münchner
Funkhaus; es spielt in allen Fällen das Münchner Rundfunkorchester.
Angegeben sind nur die Aufnahmen von Claire Watson.
„Sonntagskonzert“:
Claire Watson, Ingeborg Hallstein und Hertha Töpper / „Die
Hochzeit des Figaro“: Und Susanna kommet nicht… Wohin flohen die
Wonnestunden – Wenn die sanften Abendwinde (mit Hallstein) / „Cosi
fan tutte“: O sieh doch nur, Schwester (mit Töpper) / „Der
Rosenkavalier“: Hab mir’s gelobt, ihn lieb zu haben (mit
Hallstein und Töpper) / Dirigent: Kurt Eichhorn (Kongress-Saal, 17.
3. 1963, live).
Studio-Aufnahmen:
Claire Watson, Ingeborg Hallstein und Hertha Töpper / „Die
Hochzeit des Figaro“: Wenn die sanften Abendwinde (mit Hallstein) /
„Cosi fan tutte“: O sieh doch nur, Schwester (mit Töpper) / „Der
Rosenkavalier“: Hab mir’s gelobt, ihn lieb zu haben (mit
Hallstein und Töpper) / Dirigent: Kurt Eichhorn (Studio 1, 26. 3.
1963).
„Sonntagskonzert“:
Claire Watson, Rudolf Schock und Tom Krause / „Cosi fan tutte“:
Ihr Verweg’nen!… Wie der Felsen, der ohne Schwanken / „Die
Zauberflöte“: Bei Männern, welche Liebe fühlen (mit Krause) /
„Der Troubadour“: Gott, was seh’ ich? Ja, sie nahet (mit Schock
und Krause) / „Aida“: Qui Radames verrà… O cieli azzuri /
„Tosca“: Mario! Mario! Tritt ein… Von unserm Häuschen mit mir
sollst du träumen (mit Schock) / Dirigent: Argeo Quadri
(Kongress-Saal, 10. 1. 1965, live).
„Sonntagskonzert“:
Claire Watson, Hertha Töpper und William Blankenship / „Giulio
Cesare“: Tu la mia stella sei, amabile speranza / „Cosi fan
tutte“: Prenderó quel brunettino (mit Töpper) – Fra gli
amplessi in pochi istanti (mit Blankenship) / „Norma“: Teneri
figli… Mi chiamá, o Norma… Mira, o Norma (mit Töpper) / „La
Wally“: Ebben, ne andrò lontana / Dirigent: Paul Schmitz
(Kongress-Saal, 13. 3. 1966, live).
Studio-Aufnahmen:
Claire Watson / „Eugen Onegin“: Was auch geschehen mag, es muss
sein / „La Wally“: Ebben, ne andrò lontana / „Peter Grimes“:
Embroidery in childhood was a luxury of idleness / Dirigent: Heinrich
Bender (Studio 1, 26. 5. 1966).
„Studio-Aufnahmen“:
Claire Watson und Hertha Töpper / „Norma“: Teneri figli… Mi
chiamá, o Norma… Mira, o Norma / Dirigent: Heinrich Bender (Studio
1, 4. 6. 1966).
„Sonntagskonzert“:
Claire Watson und Hans Hopf / „Tannhäuser“: Dich, teure Halle,
grüß’ ich wieder – O Fürstin! (mit Hopf) / „Lohengrin“:
Einsam in trüben Tagen / „Die Walküre“: Winterstürme wichen
dem Wonnemond… Du bist der Lenz (Finale 1. Aufzug) (mit Hopf) /
Dirigent: Hans Gierster (Nürnberg, Meistersingerhalle, 2. 4. 1967,
live).
„Musik
und ihre Interpreten“: Claire Watson / „Don Giovanni“: Non mi
dir (Otto Klemperer) / „Lohengrin“: Einsam in trüben Tagen (Hans
Gierster) / „Aida“: Qui Radames verrá… O cieli azzuri (Argeo
Quadri) / „La Wally“: Ebben, ne andrò lontana (Heinrich Bender)
/ „Peter Grimes“: Embroidery in childhood was a luxury of
idleness (Heinrich Bender) / Eine Portrait-Sendung mit Interview,
gesendet am 1. 6. 1967.
„Studio-Aufnahmen“:
Claire Watson / „Der Freischütz“: Wie nahte mir der Schlummer…
Leise, leise, fromme Weise / „Die verkaufte Braut“: Endlich
allein, allein mit mir… Wie fremd und tot ist alles umher /
„Carmen“: C’est des contrebandiers la refuge ordinaire… Je
dis, que rien ne m’epouvante / Dirigent: Kurt Eichhorn (Studio 1,
20. 6. 1967).
„Studio-Aufnahmen“:
Claire Watson, Lee Venora und David Thaw / „Le nozze di Figaro“:
E Susanna non vien… Dové sono i bei momenti / „Tannhäuser“:
Dich, teure Halle, grüß’ ich wieder / „Die verkaufte Braut“:
Seid Ihr der Bräutigam?… Ich weiß Euch einen lieben Schatz (mit
Thaw) / „Aida“: Qui Radames verrá… O cieli azzuri / „Otello“:
Ave Maria, piena di grazia / „Arabella“: Er ist der Richtige
nicht für mich… Aber der Richtige, wenn’s einen gibt für mich
(mit Venora) / Dirigent: Kurt Eichhorn (Studio1, 11. 12. 1967).
„Studio-Aufnahmen“:
Claire Watson und Hertha Töpper / „Der Rosenkavalier“: Da geht
er hin, der aufgeblas’ne, schlechte Kerl… Ach, du bist wieder da
(Finale 1. Akt) / Dirigent: Kurt Eichhorn (Studio 1, 29. 7. und 30.
7. 1968).
„Studio-Aufnahmen“:
Claire Watson und Heinz Hoppe / „Der Zigeunerbaron“: So elend und
so treu ist keiner auf Erden / „Wiener Blut“: Das eine kann ich
nicht verzeih’n… Wiener Blut (mit Hoppe) / Dirigent: Kurt
Eichhorn (Studio1, 10. 12 und 11. 12. 1968).
„Studio-Aufnahmen“:
Claire Watson / „Les contes d’Hoffmann“: Elle a fui, la
tourterelle / Dirigent: Janos Kulka (Studio 1, 7. 3. 1969).
„Sonntagskonzert“:
Claire Watson, Waldemar Kmentt und Marius Rintzler / „Faust“:
Gott, welch reicher Schmuck… Ha, welch ein Glück, mich zu sehen –
Der Tag bricht an… Welch tiefer Jammer drückt mich nieder… Auf
eilet! Schon naht sich der Morgen (mit Kmentt und Rintzler) /
„Carmen“: Hier in der Felsenschlucht… Ich sprach, dass ich
furchtlos mich fühle / „Hoffmanns Erzählungen“: Sie entfloh,
die Taube so minnig / „Manon“: O Gott, es muss sein… Adieu,
mein kleines Tischlein – Du! Sie? Ja, ich bin’s… Ist’s nicht
mehr meine Hand (mit Kmentt) / Dirigent: Janos Kulka (Kongress-Saal,
9. 3. 1969, live).
„Studio-Aufnahmen“:
Claire Watson / „Girl Crazy“ (George Gershwin): Enbraceable You /
„Gay Divorce“ (Cole Porter): Night and Day / „South Pacific“
(Richard Rodgers): A Cockeyed Optimist / „West Side Story“
(Leonard Bernstein): Somewhere / Dirigent: Heinz Geese (Studio 1, 30.
4. 1970).
„Sonderkonzert
zugunsten des Deutschen Aussätzigen-Hilfswerks“: Claire Watson,
Lotte Schädle, Hertha Töpper, Anton de Ridder und Kurt Böhme /
„Cosi fan tutte“: Temerari!… Come scoglio immoto resta –
Prenderò quel brunettino (mit Töpper) / „La forza del destino“:
Pace! Pace! / „Die verkaufte Braut“: Endlich allein, allein mit
mir… Wie fremd und tot ist alles umher / Dirigent: Matthias
Kuntzsch (Kongress-Saal, 9. 1. 1972). Die genannten Stücke wurden
einen Tag später auch im Studio 1 aufgenommen.
Das
verdienstvolle ‚Hamburger Archiv für Gesangskunst‘ bietet zwei
CD-Boxen (zu je vier CDs) mit allen verfügbaren Aufnahmen von Claire
Watson an.
Ich
bitte darum, Claire Watson in die Liste der ‚Berühmten Stimmen‘
bei „Tamino“ aufzunehmen.
Carlo