Beiträge von Tristan2511

    Findest Du? Henscheid ist gewiss ein wacher Geist mit spitzer, scharfzüngiger Schreibe. Aber: Der einzige nachvollziehbare Zweck dieses Artikels scheint mir darin zu bestehen zu zeigen, dass sein Autor ein wacher Geist mit spitzer, scharfzüngiger Schreibe ist. Man erfährt hier recht wenig über Mozart, aber viel über die schreibende Eitelkeit desjenigen, der sich mit dem x-ten ausgelatschten Aufguss des versuchten Vom-Sockel-Stoßen eines Genies produzieren möchte. Mir fällt hierzu spontan der Ausspruch von Boulez über das Rossini-Zitat in der 15. Sinfonie von Schostakowitsch ein (sinngemäß zitiert): "So etwas macht man doch auf dem Konservatorium." :)


    LG :hello:

    Naja, ich sehe nicht, dass hier ernsthaft Mozart vom Sockel gestoßen werden soll. Berechtigung hat eher grundsätzlich immer auch eine kritische Würdigung von Genies.

    Aber ich habe den Artikel ja auch nicht eingebracht und finde ihn wie gesagt an der Stelle auch unpassend. :hello:

    Zur Nacht nach einem anstregenden Tag: Wolfgang Amadeus Mozart - 29. Sinfonie in A-Dur KV 201

    Die A-Dur-Sinfonie hat auf mich schon immer eine beruhigende Wirkung. Diese tröstliche Wärme die Mozart hier generiert vermittelt Freude, aber verhalten. In Winckelmannscher (den Mozart kannte) Mäßigung sozusagen. Eines der wenigen Werke, die bei mir immer und in jeder Stimmung funktionieren.


    Prager KO (Charles Mackerras)


    Nicht nur. Ein Thema im Kopfsatz ist recht ähnlich, fiel mir auf (das Septimenmotiv nach der Fermate).

    Habe ich grade verglichen:


    Generell sind die Themen und Motive schon auch ähnlich. Im Kopfsatz stimmt das große Muster zu Beginn schon überein: Abfallendes Intervall (Quarte/Oktave), Schnörkel bzw. Repetition zum nächst höheren Ton, erneut abfallendes Intervall, Wiederholung mit der nächsten Tonstufe... Das angesprochene Septimen-Motiv ist in der Tat sehr nah verwandt, bei KV 201 fällt es, hier steigt es - aber der Akzent liegt jeweils beim oberen Ton.


    Ich frage mich manchmal, ob Mozart wenn er in A-Dur gedacht hat, auf solche Motive gekommen ist und wenn er z.B. in Es-Dur gedacht hat eher auf jene (immerhin ähneln sich ja auch KV 16, 132 und 482).

    Wie im schon anderen Thread erwähnt ist es bei mir das Andante, das diese Sinfonie besonders macht. Für diesen schwebend-schreitenden Mozart habe ich immer eine Schwäche. Hier ist der Duktus elegant und gelöst-gesanglich. Die leicht durchhörbare Kontrapunktik im Satzverlauf und kleine Schmankerl wie die akzentuierten Akkorde (T. 15 und 17) die in diesem C-Dur-Satz über Es kurzeitig zu G-Dur (bzw. dessen Dominante D) leiten sind weitere Vorzüge. Ein Satz dem ich ewig zuhören könnte...

    Die frühen Sinfonien mit der Mackerras-GA machen durchgängig richtig Spaß.

    Wie schon häufig im Thread erwähnt, ragt auch für mich die 1. Sinfonie KV 16 unter den frühen Sinfonien heraus. Dass ein 8jähriger dieses Werk geschrieben hat, bleibt für mich kaum fassbar. Der Kopfsatz mit seiner den Dreiklang auslotenden Thematik erinnert mich entfernt schon an das Hauptthema von KV 482.

    In der Reihenfolge weitergehend mag ich auch die 8. Sinfonie KV 48 in D-Dur sehr, die der Tonart entsprechend prachtvoll, auch mit reichlich Pauken-Einsatz, daher kommt und die besonders frisch und brillant wirkt. Auch das schöne Andante, welches fast wie ein Menuett klingt, ist zauberhaft.

    Von der kurzen 10. Sinfonie KV 74 (wahrscheinlich die ursprüngliche Ouvertüre zu Mitridate) ist das äußerst knappe auf die Introduktion folgende Allegro ziemlich mitreißend. Tolle harmonische und melodische Wendung im B-Teil, die ich dem jungen Mozart noch kaum zugetraut hätte.

    Die 12. Sinfonie KV 110 mit dem längsten Kopfsatz seit der 1. Sinfonie enthält ein herrlich schreitendes Andante mit eleganter Kontrapunktik, das mir sehr gut gefällt.

    Bedacht wurde hier im Thread natürlich auch schon die 14. Sinfonie KV 114 in A-Dur. Sie ist sicherlich ein kleiner Meilenstein, denn plötzlich klingt die Musik nach vier Jahren weiter. Die Assoziationen zu KV 201 mag an der Tonart liegen, ist aber recht deutlich.

    Der Kopfsatz der 20. Sinfonie KV 133 ist der nächste Hammer. Drei Tuttischläge und dann geht die Post ab. Eine mehr als eingängige schöne Melodie ist gleichzeitig volkstämlich und festlich-glänzend. Auch das Seitenthema ist attraktivster Mozart und erinnert an zahlreiche ähnliche Stellen beim Salzburger Meister. Am Ende erklingt das liedhafte Hauptthema nochmal im feierlichen Blech - ist das schön!

    Wolfgang Amadeus Mozart - Waisenhausmesse KV 139

    Ist das nun die Messe, die der Zwölfjährige für die Waisenhauskirche in Wien schrieb? Oder gibt es da noch eine andere verschollene rühe c-Moll-Messe...:/



    Diese Einspielung aus der Naxos-GA erscheint nächste Woche:

    Da wünsche ich dir ganz viel Freude an diesen tollen Musikerinnen und Musikern. Heute war der Auftakt im Kleinen Saal der Laeiszhalle (nicht ganz gefüllt) mit Schönberg c-Moll, op. 7 und Beethoven cis-Moll, op.131 - also mit zwei echten Brocken. Intensität und Spannung von Anfang bis Ende, grandioses Konzert!

    Ach schön, ich wäre auch fast Freitag gegangen, aber ein Familienfest gestern und heute ist wichtiger.

    Hintergrundmusik in Restaurants ist wohl eher die Regel denn die Ausnahme. Wenn man sich alte Filme ansieht, scheint dieses Phänomen allerdings beileibe kein neues zu sein.

    So erlebe ich das auch. Mich stört Hintergrund-Gedudel immer, eigentlich egal welcher Stilistik, wobei Pop am schlimmsten ist. Ab einer gewissen Lautstärke lenkt es ab und stört Gespräche bzw. Entspannung. Am ehesten ertrage ich in diesem Kontext noch leisen Jazz.

    Klassische Musik habe ich nur einmal in einem Wiener Kaffeehaus und im Niederegger-Cafe in Lübeck erlebt. Aber auch hier bevorzuge ich es leise.

    Erstaunt nehme ich aber zur Kentniss, dass ein Musikliebhaber wie Tristan2511 der zauberhaften Ravel Sonatine gar nichts abgewinnen kann. Das finde ich viel interessanter und sehr erstaunlich - und es zeigt doch einmal mehr, wie subjektiv Musik auf uns wirkt.

    Ja, mit dem Impressionismus tue ich mich schwer - schon immer.

    Ich erkenne aber ohne Diskussion an, dass die Sonatine gute Musik ist. Ich schließe übrigens gar nicht aus, dass innerhalb meiner Hörbiographie noch die Stunde von Ravel und Debussy schlägt. Anfangs war ich auch kein Opernfan oder hatte keinen richtigen Zugang zu Schumann. Ich bin da ganz offen, denn ich möchte nichts verpassen. Von daher erweitert natürlich die Besprechung der Ravel-Sonatine meinen Horizont!