Beiträge von thdeck

    In dem von Saul Friedländer herausgegebenen Band "Richard Wagner im Dritten Reich" spricht sich nach meiner Erinnerung einer der Autoren ziemlich deutlich für eine jüdisch-antisemitische Zeichnung des Mime aus.

    Das ergibt sich zwingend aus dem Titel des Buches. Ist somit also irrelevant.


    Du kannst auch ein Buch "Antisemitismus bei Mozart" schreiben. Dann ist z.B. Don Giovanni mit Sicherheit ein Jude. Sarastro auch.


    Mime ein Jude, wie lächerlich. Wenn überhaupt, dann Alberich. Obwohl, der auch nicht, Juden sind ja angeblich sexgeil. Dann Klingsor. Aber der ist ja auch sexuell frustriert.

    Der Grund ist viel einfacher. Ich hab's übrigens schon mehrfach erklärt:


    Zur Realisierung von Opernaufführungen engagiert man Künstler. Und die machen etwas Neues. Grundsätzlich und immer. Das ist ein unabänderliches Naturgesetz. Es ist nämlich die Definition von Kunst. Kunst ist: "Das Ergebnis eines kreativen Prozesses."


    Solange ihr Künstler engagiert, habt ihr keine Chance, dem zu entgehen, was ihr "Regietheater" nennt.


    Einen Ausweg habe ich euch auch schon mehrfach gezeigt. Und ihr solltet eigentlich auch selber draufkommen: Anstelle von Künstlern müsst ihr Handwerker engagieren. Oder "potenzielle Künstler", die kein Problem damit haben, auch mal nur handwerklich zu arbeiten. Solche Leute gibt es zu Zigtausenden in guter Qualität. Einfach mal die Anzahl aller Musikhochschulen mit der Anzahl der jährlichen Absolventen multiplizieren. Darunter gibt es mit Sicherheit hinreichend viele "Willige", mit deren Hilfe man die Welt mit einer nahezu unbegrenzten Zahl von "werktreuen" Inszenierungen beglücken könnte. Diese Leute würden sogar weniger kosten als künstlerisch arbeitende Personen, weil der schöpferische Teil ja wegfällt und man daher schneller am Ziel ist.


    Die Frage ist, ob damit langfristig die Theater füllen könnte.


    Nein, ich weiß es wirklich nicht. Probiert's einfach aus. Das wäre übrigens wesentlich zielführender, als innerhalb unserer "Internet-Blase" hier seinem Unmut Luft zu machen.

    In allen Aufnahmen, die ich besitze, ist im Booklet keine Herkunft des Themas erwähnt.


    Wie auch immer, es sieht tatsächlich so aus, als wäre das eine Originalkomposition von Paganini. Er wollte offensichtlich einen bestimmten "liedartigen" Stil haben.

    Luigi Brizzi (1737-1815) heisst der Hornist. Gemalt hat ihn ein anonymer italienischer Maler. Der Name des Musikers steht auf den Noten: Solo Parte di Brizzi. Ich bin dem Gemälde bereits in der Recherche für den Noten auf Gemälden Thread begegnet. Es ist im Stadtmuseum in Bologna ausgestellt.

    Perfekt.


    Das Museum heißt konkret: Museo internazionale e biblioteca della musica


    Webseite: http://www.museibologna.it/musica


    Wenn ich mal wieder dort bin, werde ich vorher fragen, ob das Gemälde zu besichtigen ist...

    Das sind zum Beispiel Fragen, die nicht geklärt sind. Und die kann das Libretto selbstverständlich nicht klären. Weil sie sich in diesem gar nicht stellen.

    Ich versuche mal für Nicht-Hintze-Versteher zu übersetzen:


    Der Regisseur darf durchaus die Kenntnis des Librettos voraussetzen. Das ist auch in den Inszenierungen, an denen Hintze beteiligt ist, so.

    Man könnte also sagen: Mit den Aktionen der Damen sollen die Angaben im Libretto nachgespielt werden, zumindest andeutungsweise.

    Also: Zusammen mit der Kenntnis des Librettos weiß der Zuschauer, um was es geht.


    Allerdings heißt das dann auch: Warum machen die Damen das alles? Weil's im Libretto steht!


    Das kann allerdings nicht der Sinn einer Operninszenierung sein. Der Sinn muss sich schon irgendwie aus dem Dargestellten ergeben. Ob "werktreu" oder nicht, ist erst mal egal. Aber das Geschehen auf der Bühne muss etwas erzählen. Ansonsten kann man es ganz bleiben lassen, die Oper konzertant aufführen und das Geschehen per Übertitel "erzählen". Das ist dann aber kein Theater. Kein Musiktheater, also keine Oper.

    Schließlich noch Griechenland. Als Nr. 1 betrachte ich Giórgos Daláras (Γιώργος Νταλάρας). Vor Ort wurde mir diese 4er-CD ans Herz gelegt, und die entpuppte sich als Glücksgriff:

    https://www.discogs.com/de/rel…1%CF%8C%CE%BD%CE%BF%CF%85


    Falls der Link nicht klappt: Ta chrómata tou chrónou (Τα Χρώματα Του Χρόνου), 1999


    Man bekommt sie wohl tatsächlich über discogs (http://www.discogs.com), leider nur mit hohen Versandkosten. Aber es sind 4 CDs.


    Ansonsten: Einfach auf YouTube "Γιώργος Νταλάρας" eingeben.

    Spanien oder Spanisch allgemein.


    Um Joaquín Sabina kommt man nicht herum. Und er hat sogar ein Referenz-Album:

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    Wieder ein Live-Album, basierend auf seinem Studio-Album "19 días y 500 noches". Aber das Live-Album ist umfassender.


    Ebenfalls top: Luis Eduardo Aute. Sein Referenz-Album machte er zusammen mit Silvio Rodríguez (Kuba):

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    Gibt's komplett auf YouTube:


    Ich meine, es muss auch Shakira aus Kolumbien dazu. Ein Referenz-Album hat sie nicht, aber "Fijación oral vol. 1" ist vielleicht ihr bestes:

    Bei JPC gibt's nur die Luxus-Variante, mit englischer Version zusätzlich. Es reicht aber die spanische Version.

    YouTube:


    Einer der besten Songs: La tortura

    Deutschland. Hier sollten sich viele berufen fühlen. Ist aber nicht ganz einfach, die Sache aus dem Blickwinkel eines Nicht-Deutschen zu sehen. Ich nenne zunächst mal Kraftwerk. Z.B. das hier:


    Von Grönemeyer vielleicht das:


    Fanta 4:


    Dann brächte man noch was von Udo Lindenberg...

    Beginnen wir mit Italien, da ist es halbwegs einfach. 2 Götter sind:

    Fabrizio de André

    Francesco Guccini


    Bei Fabrizio de André ist es klar, weil dieses Album sogar zum italienischen Schulunterricht gehört: Crêuza de mä

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    Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Cr%C3%AAuza_de_m%C3%A4


    Bei Francesco Guccini würde ich "Fra la via Emilia e il West" nehmen:

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    Es ist ein Live-Album, beinhaltet seine wichtigsten Lieder, und die Interpretationen sind oft besser als auf den jeweiligen Studio-Alben.

    Wikipedia: https://it.wikipedia.org/wiki/Fra_la_via_Emilia_e_il_West


    Jaja, es gibt auch noch (von Nord nach Süd) Adriano Celentano, Paolo Conte, Vasco Rossi, Ligabue, Gianna Nannini, Francesco De Gregori, und weitere.


    Jeder darf und soll hier weitere "Referenzaufnahmen" nennen. Aber die beiden oben genannten sind nur schwer zu toppen.

    Angeblich kann man in diesem Unterforum solche Fragen stellen, obwohl es eigentlich nicht passt. Egal, ich versuch's einfach mal.


    Bekanntlich gibt es nicht nur Klassik. Wenn wir nun aber einen Ausflug in andere Gefilde machen, interessiert uns nur das Beste vom Besten. Da findet man z.B. eine Seite namens "The 500 Greatest Albums of All Time". Darüber möchte ich aber gerade nicht diskutieren. Diese Sachen sind mehr oder weniger bekannt. Man hat die eine oder andere Aufnahme davon, oder halt nicht.


    Problem: Solche Listen sind zu 99% englischsprachig. Ich suche aber nicht-englischsprachige "beste Aufnahmen aller Zeiten". Die muss es ja wohl geben. Gibt es auch. 2 Beispiele, bei denen es klar ist:


    Buena Vista Social Club


    Santana: Abraxas


    Es geht also um Popmusik, Liedermacher, Volksmusik, etc. Kein Jazz. Und nicht englisch. Man könnte nun alle wichtigen Musik-Länder durchmachen. Auch Deutschland natürlich. Aber es müssen Aufnahmen sein, welche die jeweiligen Landesgrenzen sprengen. Auf die beiden o.g. trifft das zu. Im Folgenden werde ich noch ein paar weitere Aufnahmen nennen. Hoffe aber auf zusätzliche Beiträge...

    P.S. Ich habe mir meinen Text noch mal durchgesehen, einen Fehler finde ich nicht. Außerdem frage ich mich, was "Formatieren" in Bezug auf Rechtschreibung hat. Ich weiß nur, dass man einen USB-Sticke formatieren muss.

    "Thread" schreibt man groß. Es ist nämlich ein Substantiv. Oder Hauptwort, für die ältere Generation.


    Und zur Formatierung:

    "die das das und dass und daß nicht beherrschen"


    Das Wort "und" darf nicht kursiv geschrieben werden.


    Solche Nachlässigkeiten passieren dir laufend. Und gewisse Unsicherheiten in Groß- und Kleinschreibung sind klar erkennbar, nicht nur in dem o.g. Beispiel.


    Aber der Hammer sind deine Formatierungsfehler. Das obige Beispiel ist da noch harmlos. Bitte frage nicht nach weiteren Beispielen. Es sind einfach zu viele.

    Nochmal kurz zur Art, wie man ein Forum leiten kann. Und vorab: Ich bin da neutral. Reiner Analytiker. Genau wie in meinem Beruf. Also durchaus mit Erfahrung.


    Das "andere Forum" ist nur indirekt demokratisch. "Chef" ist ein Verein, in dem jeder Mitglied werden kann. Der Normaluser hat also das Gefühl, er könnte sich einbrigen, wenn er nur wollte. Dieses positive Gefühl ist nicht zu unterschätzen!

    Dummerweise versucht nun der eine oder andere User, sein theoretisches Mitspracherecht in die Tat umzusetzen, und wird Mitglied im Verein. Und stellt fest: Das Sagen haben irgendwelche Seilschaften. Und die Enttäuschung ist umso größer.


    Hier bei Tamino macht man sich auf das Schlimmste gefasst. Und stellt fest, in der Praxis ist es wesentlich harmloser. Man hat "hier" am Ende ein positives Gefühl, und "dort" ein negatives.


    Das funktioniert allerdings nur so lange, wie der Chef "hier" tatsächlich besser arbeitet als die Seilschaften "dort". Es gibt zwar - wie vom hiesigen Chef richtig erklärt - systematische Gründe, dass Einzelpersonen effizienter arbeiten als Kollektive (bzw. Seilschaften). Aber so etwas ist nicht in Stein gemeißelt.


    Das Erneuerungspotenzial ist "dort" zumindest in der Theorie größer. Wenn die "dort" ihr Potenzial ausschöpfen, haben wir "hier" das Nachsehen. Was mir "hier" Sorgen macht, ist folgendes:


    Tamino gibt es seit ca. 18 Jahren. Der Chef ist - wie wir alle - heute 18 Jahre älter als damals. Der durchschnittliche User ist aufgrund von Fluktuationen natürlich nicht 18 Jahre älter als damals. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass unser Durchschnittsalter deutlich höher ist als im Jahr 2004. Und das ist ein potenzielles Problem. Ich habe schon so manchen Verein sterben sehen. Das Problem war immer die Überalterung. Und das droht jedem Verein, dessen Führung sich nicht verjüngt. Weil es nun mal einen Zusammenhang zwischen dem Alter der Vereinsführung und dem Alter der Mitglieder gibt.


    Ja, ich weiß: Die Jüngeren sind irgendwie komisch. Kann man nicht ernst nehmen. Man darf sie auf keinen Fall an die Macht lassen. Als inzwischen fast 58jähriger weiß ich das nur zu gut. Ihr wisst das noch besser als ich: Je älter, desto "werktreuer" sind die Künstler beim Musiktheater. RT-Leute sind irgendwelche jungen Spinner.


    Nur leider: Die Naturgesetze (hier: Biologie) sind gegen uns. In 20 Jahren ist die Hälfte von uns tot. Anzustreben wäre aber, dass es Tamino in 20 Jahren immer noch gibt. Und sage jetzt keiner, das wäre nicht möglich. Tamino hat fast 20 Jahre überlebt. Also sind theoretisch auch weitere 20 Jahre möglich. Aber wie?


    Ich meine nicht, dass man andere Foren kopieren sollte. Die haben ihre Schwächen, wie oben ausgeführt. Aber Gedanken über die Zukunft sollte man sich durchaus machen...


    PS: Ich möchte nicht den Chef oder die Moderation verjüngen. Ich plädiere nur für das Ziel: Das Durchschnittsalter der User sollte halbwegs konstant bleiben. Andernfalls stirbt das Forum einen natürlichen Tod.

    Ich kenne außer diesem ja noch ein anderes Klassik-Forum, dessen Name hier nichts zur Sache tut. Jenes "andere Forum" hatte Tamino phasenweise hinsichtlich Aktivität überflügelt. Was eigentlich logisch war: Es ist "demokratischer" strukturiert, d.h. der User fühlt sich "gerechter" behandelt, und es lässt Frauen zu. Es müsste eigentlich doppelt so viele Beiträge pro Monat haben als Tamino. Hat es aber nicht.


    Inzwischen liegt Tamino wieder vorn. Warum: Ob ein Forum von einer Einzelperson oder einer Gruppe geleitet wird, macht am Ende nicht den großen Unterschied. Entscheidend ist die pragmatische Vorgehensweise des oder der "Chefs". Und da hat sich das "andere Forum" zum Negativen entwickelt. Man hat dort den Reiz der "Diktatur" entdeckt, ist aber leider nicht in der Lage, die damit verbundene Macht in zunehmende Forumsaktivität umzusetzen. Man ist satt. Und lernresistent.


    Warum schreibe ich das? Warum vergesse ich das "andere Forum" nicht ganz?


    Weil es immer wieder Themen gibt, die hier keinen Platz haben. Nämlich andere Arten von Musik. Popmusik, Liedermacher, Volksmusik, traditionelle Musik, etc. Da hat das "andere Forum" ein Alleinstellungsmerkmal.


    Ich bin der Überzeugung, Tamino würde von der Öffnung für alle Arten von Musik profitieren. Es zieht einfach mehr Leute an.


    Der Einwand, das würde auf Kosten der klassischen Musik gehen, hat sich in dem "anderen Forum" als irrelevant erwiesen. Ein Klassikforum zieht reine Popmusikhörer nicht an. In dem "anderen Forum" kenne ich keinen einzigen reinen Popmusikhörer. Übrigens auch keinen reinen Jazz-Hörer.


    Mein Vorschlag wäre also die Einrichtung eines geeigneten Unterforums für Nicht-Klassik-Musik, wie immer man das dann nennt:

    "Musik gobal"

    "U-Musik"


    Ich würde vorerst keine weiteren Unterteilungen machen. Also erst mal nicht Pop, Rock, Liedermacher, Volksmusik, Weltmusik, etc. Bei meiner eigenen Musiksammlung funktioniert das auch nicht richtig. Ich hörte jahrelang nur Klassik und kam dann zusätzlich zu italienischer Musik. Und schon da konnte man nicht klar unterscheiden zwischen Pop, Liedermacher und traditioneller Musik. Das Problem hat man eigentlich in jedem Land, egal ob Bulgarien, Deutschland oder Kolumbien. Bei meiner eigenen Sammlung nenne ich das dann "regionale Musik" und unterteile es nach Ländern. Aber für USA und England passt es dann wieder nicht...


    Aber das ist jetzt erst mal nicht der Punkt. Meine Frage: Besteht die Aussicht, dass man hier auch mal über Pink Floyd, Herbert Grönemyer, Jacques Brel, Gianna Nannini und Shakira diskutieren kann?



    Thomas

    Auch eine Video-Aufzeichnung einer Theateraufführung ist keine Konservierung dieses Theaterkunstwerks, sondern wieder etwas anderes.

    Natürlich ist es eine Art Konservierung, nur halt keine vollständige. Und die Nachfrage nach solchen "Reproduktionen" hält sich bisher in engen Grenzen. Das muss aber nicht für immer so sein.


    Ein Konzert war früher auch ein singuläres Ereignis. Inzwischen haben Schallplattenaufnahmen einen beträchtlichen Stellenwert. Was an den heutigen technischen Möglichkeiten liegt. Bekanntlich gibt es sogar "Aufführungen", die überhaupt nur für die Plattenaufnahme gemacht werden, die also gar kein Live-Publikum haben.


    Vielleicht wird es in 100 Jahren mittels "Virtual Reality" auch Operninszenierungen geben, die nur für die "Konserve" gemacht werden, also ohne Live-Publikum auskommen.


    Das Live-Erlebnis wird aber nicht aussterben. Daher auch nicht die Diskussion über "Werktreue".

    Interessanterweise haben beide Parteien dieselbe Grundforderung: Der Regisseur hat sich mit dem zugrunde liegenden Material (Partitur, Libretto, etc.) intensiv auseinanderzusetzen.


    Ich behaupte sogar: Wenn anschließend auf der Bühne sehr unterschiedliche Ergebnisse herauskommen ("traditionell" oder "modern"), sind dennoch beide Parteien der Meinung, dass sich die jeweilige Inszenierung zwingend aus dem zugrunde liegenden Material ergibt.


    Offensichtlich gibt es viele unterschiedliche Lösungsmöglichkeiten. In beiden Fällen kann man scheitern. Man kann z.B. das Publikum nicht erreichen, oder schlichtweg langweilen.


    Übrigens kann (oder sollte) man sich auch als Amateur mit der Deutung von Operntexten und -musik befassen. Wenn ich z.B. eine Haydn-Oper "lese", entsteht sofort eine Deutung, die je nach Tagesform sehr unterschiedlich sein kann:

    (a) Ich versetze mich in die Entstehungszeit und stelle mir eine damals wirkungsvolle Inszenierung vor.

    (b) Ich ziehe Vergleiche zur heutigen Zeit und nehme in meiner "virtuellen Inszenierung" geeignete Anpassungen vor, damit die "Botschaft" auch ankommt.


    Wenn man nun als Profi seine jeweilige Idee realisiert, kann man in beiden Fällen scheitern.


    Fall (a): Dem Publikum fehlt der historische Hintergrund. Die "Botschaft" kommt einfach nicht an. Oder sie kommt an, bewirkt aber nichts, weil dem Publikum von heute einfach das Interesse an der damaligen Problemstellung fehlt.

    Fall (b): Die Parallelen zu heute, die dem Profi völlig klar sind, kann das Publikum nicht nachvollziehen. Oder es findet sie an den Haaren herbeigezogen. Oder die "Modernisierung" funktioniert nur in Teilen, während in anderen Phasen einfach nur Konfusion herrscht.


    Tendenziell würde ich sagen: Die Herausforderung an die Theaterleute ist in beiden Fällen ähnlich hoch. Von einer seriösen Arbeitseinstellung würde ich in beiden Fällen ausgehen.


    Wahrscheinlich ist es wie in der Gastronomie: Dort gibt es viel mehr potenziell gute Rezepte als talentierte Köche, die daraus etwas Außergewöhnliches kochen können. Wenn man auf Nummer sicher gehen will, lässt man sich von einem Sternekoch ein paar etablierte Gerichte liefern und friert diese dann ein. Nur wird das halt auf Dauer etwas langweilig. Das Live-Erlebnis bietet da mehr...

    Damit immunisiert man sich gegenüber jeglicher Kritik.

    Bullshit. Und das ist eine wissenschaftlich korrekte Bewertung deiner Aussage.


    Du hast bei einem Künstler erst mal sein Werk zu kritisieren. Wenn er dann tatsächlich nur "Mist" produziert, darfst du ihn auch gerne als "unfähig" bezeichnen. Aber ob das dann an seinem verfehlten "Ethos" liegt, oder ob er es einfach nicht besser kann, ist reine Spekulation.


    Das alles natürlich vor dem Hintergrund, dass auch der Kritiker sich irren kann. Daher sollte man solche Kritiken nicht allzu hoch aufhängen. Wenn das Werk nix taugt, wird es früher oder später ignoriert. Das Leben kann so einfach sein...

    Wenn in meinem Stammhaus ausdrücklich "Lohengrin. Romantische Oper in 3 Akten von Richard Wagner " angekündigt und stattdessen irgendeine Kollage aus Ideen des Regisseurs und sonstigen beliebigen Versatzstücken unterschiedlichster Herkunft präsentiert würde, in der aber Wagners "Lohengrin" nur noch in homöopathischen Dosen vorhanden zu sein scheint, dann dürfte ich mich doch fragen, ob das alles noch redlich, meinetwegen auch "ethisch vertretbar" wäre , ob das vielleicht zu weit ginge und ich mich mit der lapidaren Berufung auf künstlerische Freiheit abfrühstücken lassen muss.

    Meinst du das wirklich ernst?


    Du siehst im Schaufenster ein Paar "Sportschuhe" und kannst nicht erkennen, inwieweit man damit "Sport" betreiben kann. Dann fragst du dich ernsthaft nach dem "Ethos" des Herstellers? Der Hersteller versteht halt unter "Sport" etwas anderes als du. Deswegen handelt er noch lange nicht "unethisch".


    Solchge Fragen kannst du bei jedem Produkt menschlicher Anstrengung stellen, egal ob Kunst oder Handwerk. Und natürlich gibt es Scharlatane. Aber du kannst doch nicht ernsthaft nach dem Ethos fragen, nur weil dir eine Inszenierung nicht gefällt. Oder noch krasser, wie bei der aktuellen RT-Diskussion, weil manche Leute eine andere künstlerische Auffassung haben als du.

    Ich sag's noch mal: Es gibt schwache RT-Aufführungen. Aber "unethisch" sind sie deswegen noch lange nicht.


    Wobei sich die beiden sich betroffen Fühlenden sich nicht künstlich aufregen sollten. In diesem Thread wird so manches aufgebauscht. Die Diskutanten brauchen das, um weiterhin Kraft zu schöpfen, damit der Thread am Laufen bleibt. Es ist eine Art Doping, ganz ohne Chemie. Somit umweltfreundlich und nachhaltig. Weiter so!

    In Phase 1 las ich die Beiträge von Kaletha und Hintze jeweils ganz.

    In Phase 2 las ich von Kaletha nur noch den Anfang, Hintze immer noch ganz.

    Aktuell ist Phase 3: Von beiden Seiten lese ich nur noch die ersten 1-2 Zeilen.


    Das Pulver ist nun weitestgehend verschossen. Ein Lerneffekt ist nicht mehr zu erwarten. Und die Spannung ist weg.

    Es ist schwierig, dem Libretto einen Bühnensinn zu verleihen, der sich auch Jahrzehnte bis Jahrhunderte nach der Abfassung von Text und Musik zu erschließen hat.

    Schwierig vielleicht, aber für einen Profi durchaus machbar. Gelungene Beispiele gibt es reichlich. Leider auch misslungene.


    Das Problem ist: Der Erschaffer muss sich (auch) in die Gedankenwelt seines Publikums hineinversetzen. Mathematisch ausgedrückt: Er muss in der Lage sein, das Koordinatensystem von sich selbst auf andere Personen zu transformieren, und wieder zurück. Theoretisch dürfte das zumindest den intelligenteren Menschen klar sein. Die Umsetzung ist dennoch schwierig. Z.B. beschäftige ich mich als Mathematiker und Ingenieur mit komplexen Fragestellungen im Anlagenbau. Die Ergebnisse präsentiere ich einer Runde von Spezialisten. Und doch kommt immer wieder die Kritik, ich würde zu wenig erklären. Meine Folien setzen zu viel Hintergrundwissen voraus. Obwohl ich genau weiß, dass ich da aufpassen muss. Es ist einfach ein Haufen Arbeit, den man da hat, und das unter Termindruck. Man ist glücklich und hat eine Lösung, aber es gelingt nicht immer, sie so darzustellen, dass die Idee dahinter von allen erkannt wird.


    So ähnlich geht es auch manchen Regisseuren. Selbst wenn ihre Idee gut ist. Und dann gibt es auch welche, da ist nicht mal die Idee gut. Oder es fängt gut an, aber irgendwann passt es nicht mehr.


    Aber wie gesagt, es gibt auch vollkommen gelungene Regiearbeiten, von der Idee bis zur Umsetzung. Für mich lohnt sich selbst bei einer "Trefferquote" von nur 50% der Besuch der Vorstellung. Eine risikolose Vorstellung lohnt sich für mich zu 100% nicht. Für sowas gibt es DVDs.

    Wir müssen uns ja nicht dümmer stellen als wir sind. Das machen schon die RT-Gegner. Daher:


    Mit "werktreu" ist gemeint, dass so inszeniert wird, wie es der Komponist zur Entstehungszeit im Idealfall (d.h. wenn beliebig viele Ressourcen zur Verfügung stehen würden) getan hätte.

    Oder: Wie es der Komponist mit den damals real existierenden Ressourcen getan hätte.


    Wobei man schon sieht, wie problematisch diese Forderung ist. Es käme ja jedes Mal ein anderes Werk heraus, je nachdem, was vor Ort gerade verfügbar ist.


    Nehmen wir mal an, Mozart würde nächste Woche nach Berlin gebeamt, auf irgend eine Baustelle, mit Baggern, Planierraupen, ein Berg Klamotten, ein paar halbwegs talentierte Sänger und ein paar hinreichend fähige Musiker. Und noch ein bisschen Technik und Personal, welches diese bedienen kann. Damit soll er seinen Don Giovanni inszenieren. Ich vermute, das würde ihm recht gut gelingen, zumindest dann, wenn er Lust dazu hätte. Wäre das dann werktreu?


    Und wenn Mozart stattdessen in ein modernes Opernhaus gebeamt werden würde, mit allem, was das Herz begehrt: Wie würde er da inszenieren?


    Ich behaupte, er würde sich erst Mal einen Monat Zeit nehmen, um sein potenzielles Publikum zu beobachten, um herauszufinden, womit man es packen kann. Und dann so inszenieren, dass eine Art "Regietheater" herauskommt.


    Ok, ich weiß, was jetzt kommt: "Mozart darf das."


    Aber wer bestimmt, wer was darf? Eigentlich nur der Auftraggeber. Und selbst der ist davon abhängig, dass der/die Künstler bereit sind, unter den entsprechenden Einschränkungen zu arbeiten.


    Je mehr Einschränkungen, desto weniger Kunst. Ist leider so.


    Mein Vorschlag an die RT-Hasser lautet schon seit Jahren: Schließt euch zusammen, mietet eines der vielen leer stehenden Theater (Italien ist voll davon) und beauftragt euch genehme Regisseure damit, "werktreue" Inszenierungen zu machen. Das Publikum müsste euch die Bude einrennen. Oder?

    Vorab: Selbstverständlich hat Hintze recht, wenn er sagt, der Künstler ist frei, und dass Theater nicht "werktreu" zu sein hat, sondern gut.


    Dabei maße ich mir sogar an, eine Definition von "gut" zu geben. Gut ist, was eine starke und lang andauernde Wirkung hat. Z.B. Musik, die nicht nur 1 Woche lang auf Position 1 der Charts steht, sondern noch Jahrhunderte lang gespielt wird. Kino oder Theater, bei denen die Zuschauer hinterher über das Stück reden, und nicht darüber, wo sie gleich noch ein Bier trinken wollen.


    Jetzt gibt es allerdings insbesondere beim "Regietheater" ein potenzielles Problem: Die Künstler haben ein Idee, es gelingt ihnen aber nicht, sie so umzusetzen, dass die Zuschauer sie verstehen. Hintze hat ja schön erklärt, dass es ohne Zuschauer nicht geht. Das kann man übrigens auf jede Art von Kunst ausweiten: Ohne "Rezipienten" geht es nicht. Auf dem Pluto kann keine Kunst existieren, selbst wenn es einem Künstler gelingen sollte, dort ein Werk zu platzieren. Auch der Vortrag einer Beethovensonate vor einer Schafherde ist keine Kunst. Es fehlt der Rezipient.


    Diesen Sachverhalt muss man aber erweitern: Der Rezipient muss nicht nur körperlich anwesend sein. Er muss die "Botschaft" auch verstehen.


    Ein Maler oder Komponist hat es da leichter: Sein Werk lässt sich konservieren, und wenn man es heute nicht versteht, dann vielleicht in 100 Jahren. Beim Theater ist diese Idee wenig zielführend. Ja, es gibt Fälle, da wird der Inhalt einer Inszenierung erst bei der 2. Wiederaufnahme vollständig erfasst. Oder man verfilmt die Aufführung und konserviert sie anschließend auf einer DVD.


    Aber mir erscheint dieses Vorgehen nur in Ausnahmefällen sinnvoll. Theater muss bereits während der Aufführung selbst seine Wirkung entfalten. Hier habe ich es durchaus schon erlebt, dass dies nicht gelungen ist. Unabhängig davon, ob die zugrunde liegende Idee gehaltvoll war oder nicht. Daher würde ich mir durchaus wünschen, dass die Theater hier etwas mehr "Qualitätskontrolle" betreiben. Also irgendwie messen, was - inhaltlich - überhaupt beim Publikum angekommen ist. Und hinterher ggf. geeignete Maßnahmen treffen, um den Grad der Verständnisses zu erhöhen. Ich weiß, bei den Künstlern ist so etwas verpönt. "Gebrauchsanweisnungen" lehnen sie ab. In der Tat sollte ein Kunstwerk für sich sprechen. Aber eine Theateraufführung hat halt nur diese 2-4 Stunden Zeit, um sich zu erklären.


    Übrigens hätte ich kein Problem damit, wenn das Theater dem Publikum vorab schriftlich mitteilen würde, was es idealerweise mitbringt. Z.B. Kenntnis des Librettos. Oder Kenntnis des geschichtlichen Hintergrundes. Damit erklären sich bereits viele "werkuntreue" Inszenierungen hinreichend gut. Aber halt nicht alle.



    Thomas