Hier kann man ein bekanntes Bach-Werk an einer tollen Orgel vergleichen - gleicher Interpret im Abstand von 20 Jahren.
Selbst nebenbei im Autoradio würde ich Fagius sofort zweifelsfrei erkennen, tatsächlich ähneln sich die Interpretationen auch sehr - mir gefällt die ältere aber einen ganzen Tick besser, sowohl von der Aufnahme als auch der (unglaublich feinen und durchdachten) Interpretation/Artikulation - die ohne jegliche Übertreibungen und Manierismen auskommt. Ersteres war 1985 gar nicht so einfach (es ist tatsächlich schon eine Digitalaufnahme, wenn sie auch erst als LP veröfffentlicht wurde), der Schnitt erst recht nicht - die Mikrofontechnik aber natürlich schon lange ausentwickelt. Ist auch direkter als die spätere - die auch grundtöniger klingt, was durchaus mit der Restaurierung (aber einen Tick auch mit der Aufnahme, imho, die Höhen sind weniger präsent) zu tun haben müsste. Und mit einer anderen Registrierung sowieso. Dass man an einer historischen Orgel so fein artikulieren kann (wenn man es überhaupt kann), ist natürlich ein Glücksfall und sogar eher die Ausnahme. Das leidige Preemphasis-Problem tritt hier aber nicht auf (das gäbe bei der älteren Aufnahme ein in den Höhen um einige dB grelleres Klangbild). Beklagt wurde irgendwo auf YT das Durchspielen der Fuge auf einem Manual, was ich aber als höchst passend empfinde.
PS Den in Deutschland durchaus nicht so sehr bekannten (nun auch schon älteren) Fagius halte ich schon lange für einen der besten Bach-Interpreten an der Orgel überhaupt. Sicher nicht verkehrt, wenn man sich alles selbst "ausdenken" und erarbeiten muss (anstatt den Lehrer kopieren), was bei ihm der Fall gewesen sein dürfte, man vergleiche das Spiel seines Lehrers Alf Linder und überhaupt das der damaligen Zeit. Wichtige Lehrmeister dürften aber auch immer die sehr polyphon-durchhörbaren Barockorgeln und auch Rekonstruktionen der nordischen Länder sein.
