Beiträge von Klaus Schreiber

    Lieber greghauser2002,


    vielen Dank für deine Antwort.

    Aus Erfahrung mit einem ähnlichen Projekt wie dem deinen weiß ich, wie wertvoll es ist, Informationen nicht nur aus dem persönlichen Umfeld der Künstler zu erhalten, sondern auch Querverbindungen zu allen möglichen anderen Quellen zu nutzen. Das ist oft recht mühsam und erfordert Geduld, bereitet aber auch viel Freude.

    Ich wünsche dir weiterhin erfolgreiches Recherchieren bei der Arbeit an deiner geplanten Publikation!


    Herzliche Grüße

    Klaus

    Karl Terkals strahlende und höhensichere Stimme habe ich zunächst schätzen gelernt am Radio, als der WDR um 1960 Melodienfolgen aus Operetten sendete - begleitet vom Orchester Hermann Hagestedt oder dem Kölner Rundfunkorchester unter Marszalek. Partnerinnen waren u.a. Herta Talmar, Valerie Bak.


    Leider habe ich Terkal nur einmal in einer kleineren Partie live erlebt: am 30. Mai 1966 als Walter im TANNHÄUSER in der Wiener Staatsoper. Meine Notizen auf dem Besetzungszettel, den ich kürzlich beim Aufräumen wieder fand: Terkal: !!!; Hans Beirer in der Titelpartie: heldische Stimme, starkes Vibrato, nicht immer intonationsrein; Waechter: !!!, Frick ... , Rysanek ... , Sawallisch ... . (Sorry: OT).


    Gerade höre ich mir seit langem wieder einmal das "Cujus animam" aus Rossinis STABAT MATER an mit mühelosem hohen Des. Terkal bewältigt die heikle Tessitura souverän und mit rhythmischer Verve. Fulminant! (aus einer Produktion des Wiener Rundfunks unter Miltiades Caridis, 1966).


    Die Terkal-Gedenksendung vom 8.10.10 auf Ö1 habe ich aufgezeichnet und werde sie demnächst anhören.


    greghauser2002: Falls noch Bedarf am Heft 'Stimmen, die um die Welt gingen' mit Rudolf Christ besteht, könnte ich mein Exemplar unter Bedingungen leihweise zur Verfügung stellen.


    :hello:Klaus

    Herzlichen Dank, lieber Caruso, für deine nette wie originelle Begrüßung!

    Zwar bin ich im Forum zurück, jedoch mit nach wie vor gebremster Aktivität, bedingt durch Einbindung in ein Autorenkollektiv, wobei sich allerdings unsere Publikation auf der Zielgeraden bewegt.

    Den dankenswerterweise eingestellten Rezensionen aus FAZ u. FR stimme ich weitgehend zu, so dass ich mich in der Schilderung meiner Eindrücke der Aufführung vom 10.10.19 kurz fassen kann.

    Zwar erfährt die Inszenierung durch Àlex Ollé eine "Neudeutung" des Stoffs, ist aber in sich stimmig, nicht zuletzt deshalb, weil das Thema der Migration gerade opportun, sondern immer aktuell ist.

    So inszeniert scheint Asmik Grigorian Puccinis Manon auf den Leib UND in die Kehle geschrieben worden zu sein. Sie bewegt sich mit einer Natürlichkeit und Selbstverständlichkeit sowohl im billigen Outfit am Bahnhof als auch mit sexy Unterwäsche bekleidet im Club. Stimmlich bleibt sie nichts an Ausdruckskraft schuldig, nicht nur in den dramatischen Teilen der Akte 1-3, sondern vor allem in den verhaltenen, nach innen gewandten Passagen. Ihr "Sola, perduta, abbandonata" im 4. Akt habe ich bislang kaum berührender gehört als von ihr. Mit Joshua Guerrero als des Grieux hat sie einen nicht nur darstellerisch überzeugenden Partner an ihrer Seite, der auch stimmlich durch tenoralen Schmelz, Kraft und Leidenschaft restlos überzeugt. Ausgezeichnet gefallen hat mir auch Iurii Samoilov mit kernigem, aber auch schönstimmigem Bariton als leichtlebiger Lescaut. Alle anderen Partien waren rollendeckend besetzt und Lorenzo Viotti stellte im Graben mit dem Orchester in enger Abstimmung mit der Inszenierung (dies ist ja keineswegs die Regel!) die kühleren Farben der Partitur aus und wurde der Musik in den dramatischen Passagen mehr als gerecht, ohne die Sänger "zuzudecken". Besonders beeindruckt haben mich Schwerblütigkeit und Melancholie der Musik, wie sie in den traumhaften Cello- und Oboensoli (!) in den beiden letzten Akten zum Tragen kamen.

    Der größte Beifall des noch lange nachwirkenden Abends ging verdient an das Paar Grigorian und Guerrero.

    :hello:Klaus

    Meine Frau und ich werden die Frankfurter Manon Lescaut am 10. Okt. besuchen - aus zweierlei Gründen:


    zum einen, um Asmik Grigorian, die wir bislang nur aus der TV-Übertragung der Salzburger SALOME schätzen gelernt haben, einmal live zu erleben ...


    zum anderen, weil uns Lorenzo Viotti, der bereits vielfach Gelobte, als Puccini-Dirigent interessiert ...


    Ich werde berichten.


    :hello:

    Auch ich schätze die Alt-Rhapsodie sehr, ist sie neben dem "Deutschen Requiem" das meistaufgeführte der Brahmsschen Chorwerke.
    Von den zahlreichen Einspielungen, die ich besitze, ist mir die Allerliebste mit Kathleen Ferrier und dem Chor und Sinfonieorchester des Dänischen Rundfunks unter der Leitung von Fritz Busch vom 06. Oktober 1949.


    Liebe Grüße
    Klaus

    Hallo zusammen,


    erfreulich, dass der Thread nicht völlig in der Versenkung verschwunden ist und wieder ein wenig an Fahrt gewonnen hat.
    Auf Giocondas und Titans Anmerkungen und Fragen seien folgende Hinweise gestattet:


    "Aus dem Lebens eines Musikers" nannte Fritz Busch seine Aufzeichnungen, die er Anfang der 1940er Jahre in der Emigration geschrieben hat. Dass das Buch 1949 überhaupt erschien, war Buschs Frau Grete (Sie hat keine Biografie geschrieben!) zu verdanken. Er sah seine Erinnerungen, die er nach zwei Herzinfarkten verfasst hatte, als reine Privatsache an. Sie aber schickte zwei Kapitel an Thomas Mann. Der war begeistert, riet zur Veröffentlichung, half bei der Kontaktaufnahme mit dem Züricher Rascher-Verlag. Das Buch erschien auch in Dänisch, Englisch, Russisch und Ungarisch.
    Zum 50. Todestag von Fritz Busch erfolgte eine Neuauflage des längst vergriffenen Buches im August 2001 im Fischer-Verlag Frankfurt. Es enthält neuere Fotos aus dem Busch-Archiv und ein überarbeitetes Nachwort von Buschs zeitweiligem Privatsekretär J. Hellmut Freund.


    Am 18. Oktober 2003 wurde die Brüder-Busch-Gesellschaft aufgelöst, nachdem es ihr gelungen war, über einen Zeitraum vom 39 Jahren die Erinnerung an die Siegerländer Künstlerfamilie Busch wachzurufen, wachzuhalten und ihren über die ganze Welt verstreuten künstlerischen Nachlass zu sammeln und zu archivieren. Entstanden ist ein bedeutendes Musikarchiv, das dem Max-Reger-Institut in Karlsruhe zur Betreuung und wissenschaftlichen Auswertung anvertraut wurde.


    Nachfolgeorganisation der Brüder-Busch-Gesellschaft ist seit November 2003 der "Freundeskreis der Busch-Brüder e.V." mit Sitz in Siegen.


    Hier noch eine Frage an Gioconda: Was meinst du konkret mit deiner Äußerung über die Busch-Biografie, wenn du schreibst: "Dass es hier und da etwas schöngefärbt oder zurecht gebogen ist, kann ich mir schon vorstellen"?


    Liebe Grüße aus der Brüder-Busch-Stadt Siegen
    Klaus

    Dieser Tage fanden Veranstaltungen in Siegen statt, die an den großen Sohn der Stadt, Fritz Busch, erinnerten:


    1. Am 11. März widmete die Veranstaltungsreihe "Siegener Forum" in Kooperation mit dem Freundeskreis der Busch-Brüder einen Vortragsabend im Krönchen-Center. Referent Wolfgang Burbach würdigte insbesondere anhand von musikalischen Beispielen aus Glyndebourne-Aufnahmen (Le nozze di Figarao) und dem Film der Tannhäuser-Ouvertüre (Dresden, 1932) Leben und Werk des großen Siegerländer Dirigenten mit Weltgeltung. Außerdem wurde ein akustisches Dokument präsentiert, in dem eine Altersgenossin und Zeitzeugin der Familie Busch berichtete, wie sie die Busch-Brüder (Fritz, Adolf und Hermann) im Kindesalter erlebt hat (um 1900!), als sie eine fahrende Schauspieltruppe (incl. Drahtseilakt) vor dem Siegener Rathaus mit ihren Geigen künstlerisch begleitet und unterstützt haben. Des weiteren berichtete Regisseur Carl Ebert in einem beeindruckenden Tondokumnet über seine langjährige enge Zusammenarbeit mit seinem Freund Fritz Busch.
    Burbachs Vortrag gründet auf einer nahezu lebenslangen Auseinandersetzung mit der Siegener Musiker-Familie. Neben seinem Engagement für den Gebrüder-Busch-Kreis begründete er im Jahre 1964 die Brüder-Busch-Gesellschaft, deren Geschäftsführer er 39 Jahre lang war. Ebenfalls unter seiner Mitwirkung wurde 1971 der Brüder-Busch-Preis ins Leben gerufen, der seither an junge, talentierte Künstler vergeben wird.


    2. Die Philharmonie Südwestfalen gestaltete am 12. und 13. März im Apollo-Theater ein Festkonzert (Programm: Reger: Eine Lustspielouvertüre, Schumann: Violinkonzert, Wagner: Waldweben und Sibelius: 5. Sinfonie), das beide Male ausverkauft war.


    Leider wurde das Konzert am 12.03. vom WDR - entgegen der Ankündigung - nicht übertragen, da ein Beteiligter seine Zustimmung verweigert hatte.


    Klaus Schreiber

    Zwar war wohl ganz offensichtlich das Bassfach David Wards Domäne, er hat aber auch als Heldenbariton reüssiert. So war er z.B. beim Nizza-Festival am 10. Juli 1968 in Wagners "Walküre" Wotan neben Régine Crespin (Sieglinde), Eberhard Katz (Siegmund), Gertrude Grob-Prandl (Brünnhilde), Erika Wien (Fricka) und Eduard Wollitz (Hunding)....


    (Quelle: Klaus Schreiber: Eberhard Katz: Vom Krombacher Chorsänger zum gefeierten Heldentenor - Stationen eines Künstlerlebens, Verlag die Wielandschmiede, 2003, S. 45)

    Die erste Begegnung mit der Oper wurde mir als Schüler des Hilchenbacher Gymnasiums vor nahezu 50 Jahren in Köln mit "Zar und Zimmermann" ermöglicht. Dies hatten wir unserem engagierten Musiklehrer Roderich Fuhrmann - er war später ein international renommierter Mozart-Forscher - zu verdanken, der jährlich Opernfahrten nicht nur nach Köln organisierte und damit einer Reihe von interessierten jungen Menschen, zu denen ich auch zählte, das Live-Erlebnis klassischer Musik zugänglich machte. Außerdem trat er selbst als ausgezeichneter Pianist in vielen Schülerkonzerten des Gebrüder-Busch-Theaters in Hilchenbach in Erscheinung.


    @Honoria
    Gott sei Dank ist die Zeit der "Theaterabneigung" in Siegen vorbei, denn spätestens seit wir das neue Apollo-Theater (mit Orchetsergraben!) unser eigen nennen, gastieren mit mehreren Opernproduktionen pro Jahr die unterschiedlichsten Ensembles in der Krönchenstadt. So habe ich bisher "Cosi", "Le Nozze" (DOR) und "Hoffmanns Erzählungen" (LT Detmold) in überzeugenden Aufführungen erlebt und die laufende Spielzeit hat "Dido und Aeneas" (Eigenproduktion!), "Pagliazzi", "Il Tabarro" und "La Traviata" im Programm. Hinzu kommen Sinfoniekonzerte mit "unserer" Philharmonie Südwestfalen, deren Qualität ja bereits Michael Schlechtriem an anderer Stelle ausführlich gewürdigt hat.


    Viele Grüße aus der Brüder-Busch-Stadt Siegen, der Provinz voller Leben


    Klaus

    Lieber Operus,


    meine volle Zustimmung!
    Sowohl darstellerisch wie gesanglich kommt Kurt Moll dem Ideal sehr sehr nahe.
    Ich habe Moll vor etlichen Jahren in der Partie des Gurnemanz in München unter Peter Schneiders Leitung erlebt: eine der ganz wenigen Opernabende der letzten zwanzig Jahre für mich mit bleibendem Erinnerungswert!


    LG Klaus

    Danke, lieber Herbert, für deinen Hinweis!
    Gestern habe ich Heiner Horn zu seinem 89. Geburtstag telefonisch gratuliert und das dauerte.....
    Trotz seines nahezu biblischen Alters geht es ihm gesundheitlich recht gut und sein Humor und Esprit stecken immer noch an. So hat er beispielsweise Goethes "Osterspaziergang", auf die moderne Zeit bezogen, "umgedichtet", indem er sich u.a. über Eskapaden des heutigen Kulturbetriebs lustig macht. Darüber hinaus erzählte er Andekdoten aus seinem reichen Künstlerleben, die ich bisher noch nicht kannte - und mir sind wahrlich viele von ihm bekannt.


    LG Klaus

    Lieber Harald,
    aufgrund deiner Erinnerung an den vergessenen rheinischen Tenor habe ich mir heute nach vielen Jahren wieder eine Reihe seiner Aufnahmen mit Interesse angehört. Die relativ kleine, jedoch erstaunlich höhensichere Stimme mit einem phänomenalen hohen"d" besticht jedoch keineswegs durch ihren Vortrag. Vor allem was die Opernarien, z.B. die des Turiddu, des Cavaradossi, selbst des Postillon von Lonjumeau angeht, werden sie zwar technisch gut, aber eindimensional und ohne Opulenz in der Stimme vorgetragen.
    Eine gewisse Kongruenz zum Repertoire Joseph Schmidts vermag ich nicht zu erkennen, denn Leiseifer wusste vor allem mit zweit- und drittklassigen Unterhaltungsliedern, wie z.B. "Wo die Wälder noch rauschen", "Nie kann ich die schöne Nacht vergessen", "Alle Rosen, die da blühen im Maien", "Wie hab ich mich auf die Heimat gefreut" u.v.a. in seinem typisch rheinischen Idiom zu brillieren.


    Leiseifer war sicher ein Sänger, der einem Millionenpublikum von Rundfunkhöreren in der Zeit von 1934 bis 1946 durch seine strahende Stimme viel Freude bereitet hat. Allein das ist Grund genug, an ihn zu erinnern!


    LG Klaus

    Hallo zusammen,


    mit ging es ähnlich wie Harald: Ich habe Kenneth Spencer in meiner Jugend auch einige Male live erlebt, als er in den späten 1950er Jahren im Siegerland gastierte und zusammen mit dem MGV "Eintracht" Krombach konzertierte, in dem auch mein Vater und der spätere Kölner Heldentenor Eberhard Katz als Chorsänger mitwirkten.


    Neben den beiden Sarastro-Arien und natürlich den obligatorischen Negro Spirituals hatte der sympathische Sänger mit der samtig-dunklen und voluminösen Bassstimme auch stets Lieder im Programm. Teile aus der "Winterreise" und Loewe-Balladen gehören zu meinen unvergesslichen Erinnerungen.


    Ein herzliches Danke für diesen Thread!
    LG Klaus

    Sehr gerne schließe ich mich den Glückwünschen zum 80. Geburtstag dieser vielseitigen und sympathischen Künstlerin an, die ich etliche Male auf der Bühne erlebt habe, so z.B. in Frankfurt als Boulotte in Offenbachs "Ritter Blaubart", in Köln als Salome neben Eberhard Katz als Herodes und Heiner Horn als Jochanaan, später dann in München als Mary im "Fliegenden Holländer" und zuletzt als Buryja in "Jenufa" in Dresden.


    Erlebt habe ich Anny Schlemm auch backstage, deren Humor geradezu ansteckend war - vor allem bei Feiern nach Opernaufführungen.


    Günter Walter (Münster) hat dieser außergewöhnlichen Sängerin in seiner Reihe "Stimmen, die um die Welt gingen" bereits vor 10 Jahren eine umfangreiche Dokumentation gewidmet, die neben ihrer interessanten privaten und künstlerischen Vita auch ihre nahezu unübersehbare Discographie enthält.


    LG
    Klaus

    Trotz der teilweise mäßigen Tonqualität bereue ich den Kauf der Box für 39,99 Euro nicht, enthält diese einzigartige Edition eine Reihe von bisher unveröffentlichten Einspielungen singulärer SängerInnen.


    Ärgerlich ist aber die Tatsache, dass das Schubert-Lied "Die Gestirne" D 444 (Nr. 14 auf CD 41) nicht - wie auf dem Cover angegeben - von Elisabeth Reichelt, sondern von Margarethe Klose gesungen wird.


    Sind euch, liebe Editions-Besitzer, ähnliche Fehler - offensichtlich Schlampereien des Herausgebers - aufgefallen?


    Aus dem informativen Booklet hier noch ein Zitat, das für sich spricht:


    "...bis auf den heutigen Tag ist Michael Raucheisen der ideale Konzertbegleiter geblieben. Sein großes musikalisches Talent paart sich mit äußerster Gewissenhaftigkeit, starkem künstlerischen Einfühlungsvermögen und einem nie versagenden Optimismus. Über seine Berühmtheit als Konzertbegleiter kursierte 1927 in Berliner Künstlerkreisen folgender Scherz:


    Liederabend
    Michael Raucheisen
    Am Sopran: Sängerin X."
    (Frida Leider, 1959)


    LG
    Klaus

    Will man dem gesamten künstlerischen Vermächtnis Heinz Hoppes in seiner Beurteilung einigermaßen gerecht werden, sollte man nicht nur auf ausgetretenen Pfaden eines breiten Publikumsgeschmacks - wie bisher im Forum weitgehend geschehen - wandeln, sondern sein Augenmerk auf die Zeit legen, in der Hoppe erster lyrischer Tenor an der Hamburger Staatsoper war. Aus dieser Zeit gibt mein Archiv Aufnahmen her, die ich mir jetzt nach langer wieder Zeit angehört habe, und zwar mit Gewinn!


    Hoppe überzeugt mit Liedern von Mendelssohn und Schumann sowie insbesondere dem selten aufgeführten Zyklus "An Bertha" op. 15 von Peter Cornelius. Sebastian Peschko ist sein Begleiter in der NDR-Aufnahme (Hannover) vom 13. 11.1958.


    Ein denkwürdiger Mitschnitt existiert aus der Hamburger Musikhalle vom 16.02. 1962: Just an diesem Abend wurde die gesamte deutsche Nordseeküste von der Jahrhundertsturmflut heimgesucht, als Heinz Hoppe, Ruth-Margret Pütz und Franz Crass zusammen mit dem Chor und dem Sinfonieorchester des NDR unter Igor Markevitchs Leitung Joseph Haydns Oratorium DIE SCHÖPFUNG in der Hamburger Musikhalle aufführten.


    Vor allem als stilsicher und absolut werkgetreu möchte ich Hoppes Interpretationen würdigen; sein Timbre muss man mögen. Ich mag es!


    LG
    Klaus

    Gert Lutze besaß eine echte Tenorstimme, technisch hervorragend gebildet, mit eleganter Phrasierung, natürlichem Ausdruck und einer fulminanten Höhe.
    Unverständlich, dass ein solcher Künstler bei uns völlig unbekannt geblieben ist, mehr oder weniger ein politisches Opfer mit einer sehr ungewöhnlichen Lebensgeschichte. Immerhin hat er eine unglaubliche Anzahl hervorragender Aufnahmen hinterlassen in einem Zeitraum von knapp 15 Jahren. Danach hat er Leipzig und die DDR verlassen und wurde buchstäblich totgeschwiegen


    Umso verdienstvoller ist das Engagement von Gottfried Cervenka, dem Moderator von "Apropos Oper" beim ORF1, der bereits im Juli 2007 und erneut am 30.12.2008 Gert Lutzes Vita und sein sängerisches Vermächtnis eindrucksvoll vorgestellt hat.
    Hier einige Beispiele, die ich mir soeben angehört habe:
    Lutze als Rinuccio in GIANNI SCHICCHI, als Rudolfo in MADAME BUTTERFLY, als Arnold in WILHELM TELL (Harald wies bereits auf die GA hin), als Jontek in HALKA, als Hans in DIE VERKAUFTE BRAUT (mit Maria Croonen im Duett Hans-Marie), als Adolar in EURYANTHE, als ........
    Natürlich auch als Bachsolist, seiner eigentlichen Domäne, aber auch in der Operette WEGEN RENOVIERUNG GESCHLOSSEN von Conny Ott, im Uhrenduett in der FLEDERMAUS mit Ingeborg Wenglor, in Haydns APOTHEKER mit Sonja Schöner, mit dem Ingemisco aus dem Verdi-Requiem unter Hermann Abendroth...
    Die in den 1950er Jahren in Moskau eingespielte Schuberts MÜLLERIN wird mit dem Lied "Ungeduld" vorgestellt.


    Cervenkas Sendung enthält auch sein Interview mit der bedeutenden 83 jährigen Sopranistin KS Maria Croonen, die über ihre Arbeit mit Lutze in ihrer Leipziger Zeit berichtet. Außerdem erfährt man, dass das Deutsche Rundfunkarchiv über 365 Einträge mit Gert Lutze verfügt sowie über 121 Einträge Charles Geerd, Lutzes Pseudonym, unter dem Aufnahmen mit Unterhaltungsmusik produziert wurden.


    Fazit: Lutze hat in nur 14 Jahren zwischen 1946 und 1960 ähnlich viele Aufnahmen eingespielt wie z.B. der etwa gleichaltrige Rudolf Schock in 4 Karriere-Jahrenzehnten! Das sind Dutzende kompletter Opern, Operetten, Kunstlieder, Unterhaltungsmusik; in aller erster Linie schon Bach. Dabei arbeitete Lutze mit so bedeutenden Dirigenten wie Gerhard Pflüger, Herbert Kegel, Günter Ramin, Karl Richter, Kurt Masur und Hermann Abendroth zusammen.


    Bleibt zu hoffen, dass sich die Archive für interessierte Plattenfirmen öffnen mögen: Es lohnt sich allemal!


    LG
    Klaus

    Als echten italienischen Basso cantante schätze ich Raimondi sehr, so auch als Solisten im Verdi-Requiem, wo er sich wunderbar-homogen in das übrige Ensemble (Gundula Janowitz, Christa Ludwig und Carlo Bergonzi) einreiht. Der Chor der Gesellschaft der Musikfreunde Wien sowie die Wiener Philharmoniker unter Herbert von Karajans Leitung tragen ein Übriges dazu bei, die Salzburger Aufführung vom 26.08.1970 zu einer Sternstunde der Verdi-Interpretation geraten zu lassen. Einfach superb!


    LG
    Klaus

    Lieber Harald,


    hab vielen herzlichen Dank für deinen interessanten Beitrag!


    Bei jeder von mir durchgeführten Klassenfahrt nach Berlin geriet der Besuch einer Aufführung des Grips-Theaters für meine Schülerinnen und Schüler - für mich selbst natürlich auch - zum absoluten Highlight, vorausgesetzt man hat sich vorher im Unterricht mit dem jeweiligen Stück inhaltlich intensiv auseinandergesetzt.


    Die im Erfahrungshorizont der Jugendlichen angesiedelten Stücke - gleichermaßen einfühlsam wie fetzig inszeniert - bieten vielen jungen Menschen einen ersten Zugang zum Theater, ohne sie gleich zu überfordern.


    Ein Tipp für alle Interessierten: rechtzeitig Tickets ordern, denn die Aufführungen sind meist Wochen, oft Monate im Voraus ausverkauft.


    LG
    Klaus

    Sieht man sich die Beiträge dieses Threads an, könnte man meinen, Fritz Busch sei so gut wie vergessen. Und es scheint eine Frage der Zeit zu sein, den Thread einfach in der Versenkung verschwinden zu lassen...


    "Fritz Busch in Dresden": Diese Verbindung lässt aufhorchen, denn die Dresdner Jahre von 1922 bis 1933 gehören zu den musikalisch produktivsten und bedeutendsten des genialen, wegweisenden Dirigenten.


    In der Edition Profil Hänssler sind jetzt alle verfügbaren Aufnahmen aus Fritz Buschs Dresdner Jahren greifbar zusammen mit einer DVD (u.a. mit der "Tannhäuser"-Ouvertüre und der Filmdokumentation "Ich verließ das Pult") sowie einem 192seitigem außerordentlich informativen Booklet. Auf 3 CD's sind viele Raritäten dokumentiert: u.a. Auszüge aus TURANDOT, DIE MACHT DES SCHICKSALS mit Anne Roselle, Paul Schöffler, Heinrich Tessmer, Otto Siegmund..........


    All diese einzigartigen Dokumente wurden jetzt der Öffentlichkeit vorgestellt im Oberen Schloss zu Siegen unter Anwesenheit von Bürgermeister Steffen Mues, Dr. Jürgen Schaarwächter vom Reger-Institut Karlsruhe, Dr. Jens-Uwe Völmecke von MDR-Figaro sowie Holger Siedler vom THS-Studio Dormagen.


    39 Jahre lang hat die Brüder-Busch-Gesellschaft e.V. (Hilchenbach) bis zum 18.10.2003 unter der langjährigen Präsidentschaft von Sena Jurinac und der umtriebig-selbstlosen Geschäftsführung von Wolfgang Burbach die Erinnerung an die Busch-Brüder wachgehalten.
    Heute tritt die Nachfolgeorganisation "Freundeskreis der Busch-Brüder e.V." mit Sitz in Siegen dafür ein, das Vermächtnis der Künstlerfamilie dem Vergessen zu entreißen und unterhält im Siegener "Krönchen-Center" eine sehens- und hörenswerte Dokumentation mit Führung nach Anmeldung.


    Wer sind die Busch-Brüder?


    Fritz Busch (geb.1890 in Siegen-gest.1951 in London) war Dirigent. Von 1922-1933 leitete er die Dresdner Staatskapelle an der Semperoper. Er ging ins Exil nach Buenos Aires, arbeitete in Kopenhagen, Stockholm und New York, leitete die Festspiele in Glyndebourne. 1951 kehrte er nach Deutschland zurück.


    Adolf Busch (geb.1891 in Siegen-gest. 1952 in Guildford/Vermont)war Geiger und Konzertmeister, gründete das Busch-Quartett, lebte seit 1927 in der Schweiz und emigrierte 1939 in die USA. Yehudi Menuhin war einer seiner bedeutendsten Schüler.


    Hermann Busch (geb. 1897 in Siegen-gest. 1975 in Bryn Mawr/USA) war Cellist. Er lebte seit 1933 in Basel und emigrierte 1940 in die USA.


    Heinrich Busch (geb. 1900-gest. 1929 in Duisburg) war Pianist und Komponist.


    Willi Busch (geb. 1893 in Siegen-gest. 1951 in Köln) war Schauspieler in Köln, Berlin und Bochum. In Bochum leitete er auch die Schauspielschule.


    Herzliche Grüße aus der Brüder-Busch-Stadt Siegen
    Klaus

    Lieber Operus,


    danke für deinen Thread, den ich überaus begrüße und dessen Talfahrt ich mit meinem Beitrag ein wenig zu verlangsamen hoffe...


    Hier meine Begegnungen mit "Siggi" Köhler:


    Seine Autobiografie "Alles Capriolen" habe ich nahezu in einem Atemzug gelesen, regelrecht "verschlungen", weil es einzigartige Dokumente von der Art eines Kapellmeisters enthält, der heute auszusterben scheint...


    Angeregt durch das Buch förderte ich in meinem Archiv einen Mitschnitt des Bayerischen Rundfunks vom 13.02.1966 zutage, als Köhler im Kongresszentrum des Deutschen Museums in München ein Sonntagskonzert dirigierte mit Werken von Berlioz, Leoncavallo, Benedict, von Reznicek, Lortzing, Nicolai, Smetana, von Suppé, Spoliansky, Dostal, Ziehrer, Lehar und Strauß mit dem Münchner Rundfunkorchester und den Solisten Ruth-Margret Pütz, Fritz Wunderlich und Kurt Böhme. Verständlicherweise hüte ich dieses historische Dokument wie meinen Augapfel...


    Am 04.09.2005 habe ich den "Maestro" - wie er gar nicht gerne genannt wird - mit seiner lieben Frau persönlich kennen gelernt in Köln bei einem "Ehemaligen-Treffen" der Kölner Musikhochschule, deren Opernstudio-Leiter er Anfang der 1960er Jahre war. Anwesend waren auch etliche Absolventen der Gesangsklassen von Clemens Glettenberg und Josef Metternich. Hier gab es einen regen Gedankenaustausch zwischen Köhler und mir bezüglich seinem Buch und meiner Biografie über den Kölner Heldentenor Eberhard Katz, der damals in Köhlers Opernschule erste Erfolge hatte und später in vielen Häusern erfolgreich gastierte.


    Meine letzte Begegnung mit Köhler hatte ich am 12.10.08 in Wiesbaden, als er als Ehrendirigent auf Einladung der Mozart-Gesellschaft ein Festkonzert zu seinem 85. Geburtstag leitete. Es präsentierte sich ein agiler, immer noch von jugendlichem Elan getragener Mann - ein Phänomen! Und wie feiert ein solcher Erzmusikant sein Wiegenfest - natürlich am Pult eines Orchesters, das in Gestalt der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz seiner präzisen, unverwechselbaren Schlagtechnik mit sichtlicher Passion folgte. Zu den Gratulanten zählte auch Bassbariton Eike Wilm Schulte, wie Köhler Ehrenmitglied des Wiesbadener Staatstheaters, der seinen anektodisch gewürzten Dank mit Arien aus Tannhäuser, Don Giovanni und Die Meistersinger aus Nürnberg unterstrich.


    Soviel für heute.


    Ganz herzlich grüßt aus der Brüder-Busch-Stadt Siegen
    Klaus

    Die Schwäche des Textbuchs und die diffuse Dramaturgie werden durch die inspirierte Musik Schumanns mehr als ausgeglichen, zumal wenn man glücklicher Besitzer folgender Aufnahme ist:


    Hier die Besetzung:


    Genoveva: Lucia Popp
    Golo: Heribert Steinbach
    Hidulfus: Alexander Malta
    Siegfried: Roland Hermann
    Caspar: Joern Wilsing
    Balthasar: Robert Holl
    Margaretha: Rose Wagemann
    Drago: Hans Tschammer


    Chor und Sinfonieorchester des Bayerischen Rundfunks
    Dirigent: Giuseppe Patané
    (Live: Herkulessaal der Münchener Residenz, 03.02.1975)

    Lieber Peter,
    schön, dass du die auch von mir geschätzte Ildikó Raimondi vorstellst, eine recht vielseitige, sympathische Künstlerin, die ich im Juli 2007 im Eröffnungskonzert im burgenländischen Schloss Halbturn zusammen mit dem Wiener Pianisten Robert Lehrbaumer und dem Rezitator Herbert Zeman mit einem reizvollen Programm erlebt habe.


    Neben gängigem Liedrepertoire von Mozart über Beethoven bis Schubert gab es da auch Raritäten zu entdecken, so z.B. Lieder von Emilian Gottfried von Jacquin, Jacob Freystädtler und Franz Xaver Süßmayr. Dazu wurde aus Briefen von Mozart, Beethoven (u.a. Heiligenstädter Testament) und Schubert zitiert. Dabei zeigte sich, dass Raimondis wunderbar lyrischer Sopran durchaus auch dramatische Qualitäten besitzt.
    Ein Abend mit bleibendem Erinnerungswert für mich!


    Liebe Grüße nach Wien aus der Brüder-Busch-Stadt Siegen!
    Klaus

    Angeregt durch Haralds Thread habe ich - keineswegs Operetten-Freak -nach längerer Zeit in das interessante Werk vorhin hineingehört und muss gestehen: Es vermag heute immer noch zu beeindrucken durch seine kraftvollen Krakowiak-, Mazurka- und Polka-Rhythmen, auch enthält es mehrere Walzer von melodischem Zauber ("Mädel, dich hat mir die Glücksfee gebracht" oder "Hören Sie, wie es singt und klingt"). Alles wird jedoch überstrahlt vom Einfallsreichtum der Ensembles (so der Kartenszene im 2. Bild), den Chören im Erntefest und den Finales.


    Hier die Besetzung der GA, auf die sich meine Eindrücke beziehen:


    Pan Jan Zaremba: Fritz Hoppe
    Helena, seine Tochter: Rosl Seegers
    Graf Baranski: Herbert Ernst Groh
    Popiel: Carlheinz Carell
    Wanda: Ilse Mentzel
    Chor und Orchester des Reichssenders Berlin, Leitung: Otto Dobrindt
    (Aufnahme: 1944)

    Hier hast du, lieber Guido, meine volle Zustimmung!


    Erinnern möchte ich auch an Rethys Tosca: Welch beseelte Gestaltung der Partie, welch ein einmaliges Piano am Ende des "Vissi d'arte"!


    LG
    Klaus

    Gestern stellte der bekannte Wiener Moderator Gottfried Cervenka in seiner Reihe "Apropos Oper" (jeden Dienstag von 15:06-17:30 auf ORF1) Erwin Schrott kurz vor, den ich bis dato noch nicht gehört hatte. Von Leporellos Registerarie war ich angenehm überrascht: solides Bassfundament, leicht ansprechende Höhe, subtile Gestaltung....
    Dies hat mich neugierig gemacht, so dass ich mir die Recital-CD zulegen werde.


    LG
    Klaus

    Meine Favoritin in der gleichnamigen Donizetti-Oper ist ohne Zweifel Ira Malaniuk, die durchaus neben einer Simionato oder Cossotto bestehen kann.
    Angegegt durch diesen Thread habe ich mir gestern seit langer Zeit noch einmal die SWR-Archivaufnahme vom 26.01.1960 in deutscher Sprache angehört und erneut diese großartige Sängerin bewundert. Auch die übrige Sängerriege kann sich hören lassen:
    Alphons XI - Raymond Wolansky
    Balthasar - Otto von Rohr
    Fernando - Heinz Hoppe
    Don Gaspard - Georg Jelden
    Ines - Else Mühl
    Das SWR-Vokalensemble Stuttgart und das SWR-Radio-Sinfonieorchester musizieren unter der bewährten Leitung ihres damaligen Chefdirigenten Hans Müller-Kray.