1959 – 62. Todestag von George Antheil (Komponist und Pianist)
Auch ich möchte an dieser Stelle die Erinnerung an George Antheil wach halten.
Ich weiß eigentlich nicht mehr, wieso ich mich für ihn und sein Werk zu interessieren begann. Aber egal. Auf alle Fälle war Antheil eine schillernde, vielfältige Persönlichkeit: Komponist, Pianist, Autor und Erfinder. Es ist unmöglich, diesem Künstler in einem einzigen Beitrag gerecht zu werden. Deshalb seien nur eine wenige Aspekte herausgegriffen.
Über seine Biografie kann man sich bei Wikipedia informieren, wobei dier englische Eintrag mehr hergibt.
Beginnen wir mit einer seiner skandalträchtigsten Kompositionen, dem "Ballet Mécanique". Ursprünglich als Filmmusik zu einem (gleichnamigen) Film gedacht entwickelte Antheils Komposition ein Eigenleben, es existieren viele Fassungen, die Antheil anfertigte. Allein die Besetzung läßt ahnen, was Antheil seinen Zuhörern zumutete: Player-Piano, acht Klaviere, vier Xylophone, zwei elektrische Klingeln, zwei Flugzeugpropeller, Tamtam, vier große Trommeln und Sirenen. Eines der Probleme bestand darin, die lochstreifengesteuerten Klaviere zu synchronisieren. Hier kommt der Erfinder Antheil ins Spiel und seine Zusammenarbeit mit der Schauspielerin (und ebenfalls Erfinderin) Hedy Lamarr. Dazu später mehr.
Die öffentliche Uraufführung (1926,Théatre des Champs Elysées) des "Mécanique" war insofern ein Erfolg, als es ein Riesenskandal wurde (Angeblich der größe seit Strawinskys "Sacre"). Aber Antheil war immerhin im allgemeinen Gespräch in Paris.
Der nächste Skandal war eine Aufführung in der New Yorker Carnegie Hall 1927, Antheil und das Werk wurden ausgebuht und von der Presse verissen. Angemerkt sei lediglich noch, daß es keine Aufführung in der ursprünglich von Antheil geplanten Besetzung gab, die technische Schwierigkeiten waren einfach zu hoch.

Antheil als Erfinder: Zusammen mit der Schauspielerin arbeitete Antheil am Problem der Synchonisierung der Klaviere untereinander in seinem "Mécanique" und mit dem dafür gedachten Film. Lamarr wird als (damalige) Gattin eines Waffenherstellers über interne Informationen zur Funktechnik verfügt haben. Als erklärte Gegnerin des Nationalsozialismus übertrugen sie und Antheil die Erkenntnisse bei der Lochstreifensteuerung der Klaviere auf die Funktechnik. Damit wurde es technisch möglich, daß Sender und Empfänger einer Funkverbindung gleichzeitig die Übertragungsfrequenz änderten und damit die Abhörgefahr minimierten. Die Erfindung der beiden wurde patentiert, aber auf Grund ihrer Komplexität nie praktisch angewendet. Das heißt, ganz stimmt das nicht, denn das Frequenzsprungverfahren (frequency-hopping) wird beispielsweise beim bluetooth-Verfahren verwendet.
Auch skandaltechnisch begegeneten sich Antheil und Lamarr durchaus auf Augenhöhe. Bei Lamarr als Filmschauspielerin war es eine damals als anstößig angesehene Nacktszene (1933).
Bleibt uns neben dem Komponisten und Erfinder noch der Autor Antheil:
Da haben wir zum einen seine Auto"biografie" namens Bad Boy of Music. Sehr unterhaltsam zu lesen, aber mit dem Wahrheitsgehalt soll es Antheil nicht allzu ernst genommen haben:
(Offenbar nur noch antiquarisch und zu stolzen Preisen erhältlich)

Aber auch in einem anderen Genre - dem des Kriminalromans - hat sich Antheil versucht. Vorsichtshalber unter Pseudodym: Stacey Bishop "Death in the Dark".
Als Taschenbuch inzwischen wieder erhältlich, mein Exemplar habe ich vor längerer Zeit auf verschlungenen Wegen gebraucht in den USA finden können.

So wären wir dann wohl durch. Ach nein, Antheil als Pianist fehlt uns ja noch:
