Beiträge von Uwe Aisenpreis

    Chess pa svenska (Chess auf schwedisch) – Eine ganz neue Fassung


    Am 23. Februar 2002 feierte die schwedische Version des Musicals ”Chess” im Stockholmer "Cirkus"

    ihre Premiere. Hierbei handelte es sich nicht einfach um eine Übersetzung aus dem englischsprachigen Original, sondern es entstand eine ganz eigene Fassung. Die Handlung orientierte sich zwar weitgehend an der Version der Londoner Uraufführung, aber es wurden doch einige Szenenfolgen umgestellt sowie weitere Szenen hinzugefügt. Im Unterschied zur Originalfassung gab es kein zweites Turnier ein Jahr später sondern das Turnier wurde nach den Turbulenzen um Anatolys Übertritt in den Westen fortgesetzt. Entsprechend mussten auch Liedtexte den veränderten Situationen angepasst werden. Ebenso wurden neue Musiktitel hinzugefügt, einige Titel wurden auch gestrichen. Zudem wurde die Instrumentation völlig neu erstellt. Insgesamt erweckt die schwedische Fassung eher den Eindruck einer (Rock)-Oper als den eines Musicals, allerdings mit hohem lyrischem Anteil. Vom einstigen ABBA-Sound ist nur noch wenig übriggeblieben.


    Durch die hinzugefügten Szenen ergaben sich schnelle Szenenwechsel, fast wie im Film. Ermöglicht wurde dies durch eine raffinierte Bühnen- und Lichttechnik in Verbindung mit sparsamen Dekorationen. Ich habe Ähnliches schon bei Aufführungen der Musicals “Cabaret” und ”Ein Käfig voller Narren” gesehen. Das war jeweils faszinierend gemacht, hat aber einen Nachteil: damit man den Wechsel der Dekorationen nicht bemerkt, werden in einer verdunkelten Bühne gerade mal die gerade handelnden Personen ausgeleuchtet und im Dunkeln geht dann der Wechsel im Wort-wörtlichen Sinn “über die Bühne”; somit machen aber viele Szenen einen recht düsteren Eindruck.


    Ich fand jedenfalls den von mir auf YouTube gesehenen und gehörten Mittschnitt grandios, die sängerische und schauspielerische Leistung der Sängerinnen und Sänger waren großartig, allen voran Helen Sjöholm in der Rolle der Florence und Tommy Körberg in der Rolle des Anatoly, die er schon bei der Londoner Uraufführung gegeben und auch auf dem Konzeptalbum gesungen hatte. Auch die Regie war einzigartig, insbesondere auch bei der Personenführung.


    Es gibt auf YouTube mehrere Möglichkeiten, das Stück zu sehen und hören, 1 x als Gesamtaufnahme am Stück https://www.youtube.com/watch?v=v7fCBWyA6eo&t=7918s , 1 x und unterteilt in 8 Sequenzen https://www.youtube.com/watch?…pym_7cBfilptdiKO8acpdgk4R und diverse Einzeltitel.


    :thumbup:Uwe

    • 2020-2024
      • Neumond / Operette / Sigmund Romberg / USA 1928 (The New Moon)
        • Auf YouTube: Gesamte Aufführung der New York City Oper 1989

    Keine neue Operette, sondern die deutsche Erstaufführung der Operette „The New Moon“ aus dem Jahr 1928

    • Operette für zwei schwule Tenöre / ohne Gattungsbezeichnung / Florian Ludewig
      • Auf YouTube:
        • Champagner von Aldi
        • Ich steh total auf Jens Riewa
        • Liebe Grüße aus Berlin
        • Liebeslied von Mann zu Mann
        • Trailer

    Obwohl auf Kleinkunstbühne (ur)aufgeführt, enthält das Werk alle Zutaten einer Operette und ist dabei keine Operettenparodie. Aufgrund des kleinen Theaters kommt allerdings der Orchesterpart vom Band; das Werk kann in einem größeren Haus aber durchaus auch mit Orchester aufgeführt werden.

    • Der reichste Mann der Welt / Ein Stück mit Musik / Ralph Benatzky / Wien 1936
      • auf YouTube:
        • Teaser
        • Lizzy Waldmüller „Man fährt ins Abenteuer“
        • Lizzy Waldmüller: „Ohne Gans kein Gänseklein“

    Auch keine neue Operette, sondern die deutsche Erstaufführung des in Wien 1936 uraufgeführten Werkes. Benatzky war zu dieser Zeit bereits nach Österreich emigriert. Trotz der Genrebezeichnung gilt das Werk als Operette; Volker Klotz bezeichnet die Werke Benatzkys nach dem „Weissen Rößl“ als „musikalisch verschlankte Kammeroperetten“ nach dem Vorbild der französischen Operette legére.

    • Hopfen und Malz / Operette / Daniel Behle
      • auf YouTube:
        • Trailer

    Nach „Drei Männer im Schnee“ wieder eine nagelneue, große Operette. Der bekannte Tenor Daniel Behle hat sie während des Lockdowns der Coronazeit geschrieben. Die Kritiken sind zumeist sehr positiv, wenn auch häufig Überlängen beanstandet werden.

    • Polnische Hochzeit / Operette / Josef Beer / 1937 Zürich
      • auf Youtube:
        • Gesamt-Audio-Aufnahme einer Rundfunkübertragung der konzertanten Aufführung im Münchner Prinzregententheater.
        • Joseph Beers Polnische Hochzeit (gleiche Aufnahme wie oben)
        • historische Aufnahme des Liedes „Katzenaugen“
        • Trailer der Staatsoperette Dresden
        • Trailer der Oper Graz
        • weitere Trailer und Einzeltitel

    Ebenfalls keine neue Operette sondern die deutsche szenische Erstaufführung des 1937 in Zürich uraufgeführten Werkes.

    • Das Walzerparadies / Oscar Straus / 1935 Wien
      • Auf YouTube:
        • Fräulein Mizzi und ihr Leutnant
        • Meine Gnädigste, sind Sie schon einmal verliebt gewesen

    Eine Wiederbelebung der 1935 in Wien uraufgeführten Operette.

    Gibts das als offizielle DVD? Ich fand das sehr lustig/spleenig war dann mit dem vorzeitigen Abbruch des Stücks aber doch vor den Kopf gestossen.

    Ich verstehe die Frage nach der DVD nicht, im Beitrag zuvor war doch die Rede von der DVD der Marthaler Inszenierung. Oder hast Du eine andere Inszenierung gesehen und warum wurde die abgebrochen?


    Ich habe die Marthaler Inszenierung im Fernsehen begonnen zu sehen, dann aber bald abgeschaltet, worüber ich im Beitrag #7 berichtet habe.


    :( Uwe

    1990-1999

    keine Operette


    2000-2019

    • Moskau Tscherjomkuschki / Musikalische Komödie / Dimitri Schostakowitsch / DDR / UDSSR / BRD

    Dieses Werk wird erst anlässlich der bundesdeutschen Erstauffühung im Jahr 2000 in Regensburg besprochen, obwohl es bereits 1960 und 1962 in der DDR aufgeführt worden war. Es wird hier als Musikalische Komödie bezeichnet, von anderen Rezensionen aber auch als Operette, als Operette mit teilweiser Musicalmusik oder gleich als Musical. Über dieses Werk habe in diesem Threat ausführlich berichtet.

    • Viel Lärm um Liebe (The Firebrand of Florence / Operette / Kurt Weil / USA (1945)
      • Auf Youtube:
        • Ein Video mit 9 Kapiteln, bei dem es sich aber nicht um eine Gesamtaufnahme handelt sondern um eine Geschichte zur Entstehung dieser Operette
        • Eine Audio Gesamtaufnahme der amerikanischen Originalfassung
        • Diverse Einzeltitel und Trailer

    Nach langer, langer Zeit endlich wieder eine Operette, wenn auch keine neue. Hier handelt es sich um die deutschsprachige Erstaufführung von Kurt Weills Operette „The Firebrand of Florence“ 2013 an der Staatsoperette Dresden. Auch über dieses Werk habe ich in diesem Threat (#33) berichtet.

    • Luisa Fernanda / Operette (Zarzuela) / Deutschland / Spanien
      • auf Youtube:
        • Mehrere komplette Bühnenauffführungen
        • Diverse Einzeltitel

    Auch hier keine neue Operette, sondern die deutsche Erstaufführung einer 1932 in Spanien entstandenen Zarzuela.

    • Drei Männer im Schnee / Revueoperette / Konrad Kossoleck, Christoph Israel, Benedikt Eichhorn, Thomas Pigur
      • Auf YouTube:
        • Drei Männer im Schnee Titelsong
        • Trailer

    Zum ersten Mal seit ca. 1970 wieder eine neu erschaffene Operette, wenn man von der nicht genannten Operette „Das Mädchen vom Rialto“ von Herbert Mogg aus dem Jahr 2000 einmal absieht. Über die „Drei Männer im Schnee“ habe ich in diesem Threat berichtet.

    1965 - 1989


    Da es immer weniger neue Operetten gab, musste ich den Berichtszeitraum ausweiten.


    • Charleys Tante / Operette / Vlastimil Hála / DDR / CSSR

    Leider gibt es zu dieser Operette keine weiteren Angaben. Zum Thema „Charleys Tante“ gibt es noch weitere musikalische Bühnenstücke, so z. B. 1967 ein Musical von Ralph Siegel , 2007 ein Stück mit Musik von Niels Förster und zuletzt 2016 in der Münchner Kammeroper eine sog. Pasticcio Operette unter Verwendung der Musik von Ernst Fischer, einem in den 1950er Jahren bekannten Komponisten instrumentaler Unterhaltungsmusik.

    • Die Braut nach Maß / Operette / Richard Stauch
    • Rendesvouz mit dem Leben / Operetten Musical / Charles Kálmán

    Diese Zwitterbenennung ist symptomatisch für diese Zeit, in der man nicht wusste, sollte man die Operette ganz zugunsten des Musicals aufgeben oder sie noch ein bisschen am Leben erhalten. Leider habe ich keine Musikbeispiele hierzu gefunden.

    • Die Jungfrau von Paris / Operette / Friedrich Schröder

    Es wird angegeben, dass diese Operette nach „Die Jungfrau von Belleville“ von Carl Millöcker konzipiert wurde. Es bleibt unklar wie hoch der Anteil Millöckers an der Musik noch ist.


    Von 1970 -1989 fand ich keine einzige Operette mehr, auch keine aus dem Ostblock. Man kann also feststellen, seit etwa 1970 ist die Operette, zumindest vorläufig tot. Stattdessen erleben wir eine Musicalschwemme, vergleichbar etwa wie in den 1920er Jahren bei der Operette. Naturgemäß sind da viele Eintagsfliegen dabei; es finden sich aber auch etliche berühmte Erstaufführungen aus den USA darunter. Neben den Musicals gibt es auch unzählige musikalische Bühnenwerke mit teils kuriosen Genrebezeichnungen, ähnlich kurios wie die des Wiener Volkstheaters in den Jahren vor und um 1860. Exemplarisch für die Suche nach neuen Ausdrucksformen weg von der Operette aber auch nicht hin zum (amerikanischen) Musical sei ein Werk von Guido Masanetz (DDR) mit dem Titel „Vasantasena“ von 1975, das nun gar keine Genrebezeichnung mehr hat und von der Kritik als Operette mit Spielopercharakter bezeichnet wird.

    1960-1964


    Während sich in der DDR die Erstaufführungen vom Operetten, Musicals und Musikalischem Lustspielen noch die Waage halten, lässt in der BRD die Neuschöpfung von Operetten deutlich nach. Die weiteren musikalischen Bühnenwerke von Lothar Olias nennen sich jetzt Musical und die wenigen noch verbliebenen Altmeister der Operette wie etwa Robert Stolz und Nico Dostal belassen es meist bei kleineren Formen wie etwa dem Musikalischen Lustspiel. Nico Dostal nennt eines seiner neuen Creationen gar Musicalette. Allerdings muss ich einschränkend sagen, dass es in diesem Musicallexikon keine Garantie auf Vollständigkeit gibt. So habe ich beispielsweise die Operette „Trauminsel“ von Robert Stolz nicht im Uraufführungsjahr 1962 sondern erst unter dem Jahr der Erstaufführung in der DDR 1987 gefunden.


    Eine der seltenen Uraufführung einer Operette in der BRD ist diese:

    • Der Fürst von Monterosso / Operette / Gerhard Winkler
      • Auf Youtube
        • Gerhard Winkler Der Fürst von Monterosso (Balletmusik)
        • Duett
        • Freunde lasst uns heiter sein

    In meiner Jugendzeit waren die Italienlieder von Gerhard Winkler sehr populär. Von seinen Operetten hatte ich aber nie etwas gehört. Wenn man die Beispiele hier anhört, braucht man sich darüber nicht zu wundern.


    Hier noch 2 Uraufführungen aus der DDR, die aber letztlich auch nicht überzeugen:

    • Rund um die Welt / Revueoperette / Wolfram Heicking / DDR
      • auf YouTube
        • Highlights
        • Querschnitt
    • Mein schöner Benjamino / Operette / Guido Masanetz / DDR
      • auf YouTube:
        • Du musst nur über deinen Schatten springen

    Das letzte Beispiel zeigt, wie sich die Genregrenzen doch verwischen. Das Musical Lexikon und die dort angeführten Kritiken bezeichnen das Werk eindeutig als Operette, das YouTube-Video nennt das Werk „Musical“; die dargebotene Gesangsleistung spricht für Letzteres.

    1955-1959


    Ab 1955 ist die Operette auf dem Rückzug. Es dominieren bei deutschsprachigen Werken das Musikalische Lustspiel und vor allem aus Amerika tritt das Musical seinen Siegeszug an. Es gibt auch schon die ersten deutschen Musicals, allerdings ohne nachhaltigen Erfolge, so z. B. „Madame Scandaleuse“ von Peter Kreuder mit Zarah Leander in der Titelrolle. An Operetten sind u.a. noch zu finden:

    • Der große Tenor / Revue Operette / Charles Kálmán
    • Diplomat der Liebe / Operette / Arno Vetterling / DDR

    Obwohl Arno Vetterling im Westen lebte, wurde diese Operette lt. dem Musical-Lexikon in der DDR uraufgeführt


    Auffallend ist, dass zu diesem Zeitpunkt in der DDR wesentlich mehr neue Operetten uraufgeführt werden als in der BRD. Das Streben nach Erneuerung ist in der DDR ausgeprägter, wenngleich oft auch mit ideologischem Hintergrund . Als Beispiel dient ein Werk, bei dem wiederum das Libretto von Otto Schneidereit stammt.

    • Wer braucht Geld / Operette / Guido Masanetz / DDR
      • Auf YouTube:
        • Wer braucht Geld! Querschnitt

    Bei den in der DDR aufgeführten Operetten sind auch wieder russische Werke dabei, u.a. wieder ein Werk von Jurij Miljutin

    • Der Kuß der Juanita / Operette / Jurij Miljutin / DDR / UDSSR 1957

    Ebenso finden sich diesmal auch ungarische, tschechoslowakische und rumänische Operetten unter den Erstaufführungen in der DDR.

    • Der Flößer der Bistritza / Operette / Filaret Barbu / DDR / RO 1956
      • auf YouTube:
        • Filaret Barbu Opereta Plutasul de pe Bistrita
        • diverses von Filaret Barbu

    1950 - 1954


    Hier eine Auswahl an Operetten zu diesem Zeitraum:


    • Operette Operette / Operette / Michael Schreiber / DDR

    Obwohl es sich inhaltlich um das Thema „wie modernisiere ich die Operette“ handelt, ist das Stück lt. zeitgenössischer Kritik selbst keine Operette sondern etwas kabarettistisches, revuehaftes.

    • Feuerwerk/Musikalische Kommödie / Paul Burkhard
      • Prominente Mitwirkende der Uraufführung: Gustav Knuth, Liesel Karlstadt
      • auf YouTube:
        • Querschnitt aus dem Uraufführungsjahr 1950 mit dem Symphonieorchester Graunke mit der angeblich originalen Münchner Besetzung (stimmt nicht mit der Besetzungsliste des Musicallexikons überein)
        • Er ist mein Mann

    Die Autoren bezeichnen ihr Werk als musikalische Komödie. Wikipedia sieht in dem Werk eher eine Art amerikanisches Musical, als eine Abkehr von der traditionellen Operette. Ich habe aber irgendwo mal gelesen, „Das Feuerwerk“ sei die letzte erfolgreiche Operette gewesen.  


    • Liebe im Dreiklang / Operette / Walter Wilhelm Goetze
      • Auf YouTube:
        • Querschnitt und verschiedene Einzeltitel

    Trotz attestiertem kompositorischen Können des Komponisten vermissen die Kritiker der Uraufführung vor allem die Ohrwürmer.

    • Geliebte Manuela / Operette / Fred Raymond
      • auf Youtube:
        • Querschnitt
    • Doktor Eisenbart / Ein großmächtig Spectaculum / Nico Dostal

    Eine zeitgenössische Kritik war der Meinung: „Mit der Musik ist nicht viel los; sie spielt von vornherein eine untergeordnete Rolle.“

    • Heimweh nach St. Pauli / Revue Operette / Lotar Olias
      • Auf YouTube:
        • Verfilmung mit Freddy Quinn, Jayne Mansfield
        • Musical Fassung

    Operetten aus der ehemaligen DDR wurden ganz selten auch in der BRD übernommen und finden auch im wiedervereinigten Deutschland kaum noch Beachtung. Von einigem Interesse finde ich aber dieses Werk:

    • Bolero / Operette / Eberhardt Schmidt / DDR
      • Auf YouTube unter dem Suchbegriff Eberhard Schmidt (das Musicallexikon schreibt fälschlicherweise Eberhardt):
        • Querschnitt
        • Auszüge mit Günter Neumann und Maria Alexander

    Die Musik hebt sich wohltuend von einigen doch sehr durchschnittlichen Werken ab. Die Operette hätte auch in Westdeutschland erfolgreich sein können, wenn sie nicht so eindeutig klassenkämpferische Züge aufweisen würde. Das Buch zu dieser Operette stammt von Otto Schneidereit. Er war in der DDR der führende Spezialist für Unterhaltungsmusik und setzte sich sehr für die Modernisierung der Operette ein. U.a. verfasste er auch Biographien z. B. über Eduard Künneke, Franz Lehár, Franz von Suppé und ebenso auch einen Operettenführer.


    Einige der deutschen Erstaufführungen in der DDR stammen ursprünglich aus der Sowjetunion.

    • Freier Wind / Operette / Isaak Dunajewski / DDR / UDSSR 1949
      • auf YouTube:
        • Lied der Pepitas
        • Pepitas Song aus „The Wind of Liberty“
        • diverses von Isaak Dunajewski
    • Trempita / Operette / Jurij Miljutin / DDR / UDSSR 1949
      • auf Youtube:
        • ein Lied mit in kyrillischer Schrift angezeigtem Titel
        • vom
        • von Juri Miljutin gibt es eine ganze Reihe von Musiktiteln, die aber aufgrund der kyrillischen Schrift ohne erheblichen Aufwand nicht zuzuordnen sind.
    • Die Brautschau / Operette / Jurij Miljutin / DDR / UDSSR 1949
      • Auf Youtube:
        • Armes Herz sei nicht traurig mit Rudolf Schock

    Und hier noch eine Operette aus, die aus Ungarn stammt:

    • Heiße Herzen im Ungarland /Operette / Ferenc Farkas / DDR / Ungarn 1951

    1945-1949


    Nachstehend einige Operetten, die ich für diesen Zeitraum gefunden habe nächst Beispielen hierzu aus YouTube:

    • Herzkönig/Muikalische Komödie /Gerhard Winkler/DDR
    • verfilmt mit Hans Nielsen, Sonja Ziemann, GeorgThomalla
      • auf YouTube:
        • Wer denkt in seiner Hochzeitsnacht ans Schlafen
        • Heute bin ich König
        • Wie kann ein Mann sich so verändern
    • Autofahrt ins Glück/Operette/Siegfried Köhler
    • Schicksal mit Musik/Musikalische Komödie/Robert Stolz
    • auf YouTube:
      • Es wird immer einen Mondschein geben
    • Nächte in Shanghai/Operette/Friedrich Schröder
      • auf YouTube:
        • Nächte in Shanghai (Querschnitt)
        • Nächte in Shanghai (Titellied mehrfach)
        • Träume kann man nicht verbieten
        • Komm mit mir nach Tahiti
    • Chanel N° 5/Operette/Friedrich Schröder
      • Uraufführung mit Sonja Ziemann
      • Auf YouTube
        • In Gedanken sage ich zu Ihnen schon du
        • Klavierpotpourri
        • Kau Kaugummi (instrumental)
        • Es geht ein Engel durch den Raum
    • Konfetti/Operette/Fred Raymond
    • Bel Ami/Operette/Rudolf Kattnig
      • auf YouTube:
        • (Gesamtaufnahme Großes Wiener Rundfunkorchester Max Schönherr)
    • Hochzeit mit Erika/Operette/Eduard Künneke
      • Prominenter Mitwirkender in der UA: Kurt Großkurt
      • Auf YouTube:
        • Querschnitt
        • diverse Einzeltitel aus dem Querschnitt
    • Flieder aus Wien /Operette/Fred Raymond
      • auf YouTube:
        • einzelne oder alle Titel einer Gesamtaufnahme
    • Kleine Freundin gesucht/Musikalisches Lustspiel/Nico Dostal
    • Die Nachtigal/Romantische Operette/Hans Schanzara

    Das Zentrum für populäre Kultur und Musik (ZKM) der Universität Freiburg hat ein Online-Musical-Lexikon herausgegeben. In diesem Lexikon werden alle seit 1945 im deutschsprachigen Raum erst-oder uraufgeführten Bühnenwerke des populären Musiktheaters angeführt, also entgegen der Namensgebung nicht nur Musicals, sondern auch Operetten, Musikalische Komödien und sonstige, dem Populären zuzuordnenden musikalischen Bühnenwerke.


    Die Einschränkung, dass erst mit dem Jahr 1945 begonnen wird, ist z. B. für so manche amerikanischen Musicals, die zuvor entstanden sind, insofern nicht nachteilig, dass ja auf jeden Fall ihre deutschen Erstaufführungen berücksichtigt werden, und die gab es ja nicht vor diesem Zeitpunkt.


    Das Lexikon kann sowohl chronologisch oder alphabetisch als auch nach Ländern geordnet durchstöbert werden. Genannt werden alle wichtigen Angaben zum Werk, wie Titel, Gattungsbezeichnung, Komponisten, Librettisten, Inhaltsangaben, Darsteller der Uraufführungen usw. Besonders wertvoll sind, falls vorhanden, Kritiken über die Uraufführungen.


    Aus der chronologischen Aufzählung kann man sehr gut erkennen, wie das Musical gegenüber der Operette immer mehr die Oberhand gewann. So habe ich z.B. für die Jahre 1945-1949 14 Operetten, ohne musikalisch Komödien, gezählt, davon 7 uraufgeführt in der DDR bzw. der sowjetischen Besatzungszone, aber noch kein Musical. In den Jahren 2020 - 2024 fand ich dann zwar noch 5 Operetten, davon aber nur 2 echte Uraufführungen, aber etwa 150 andere musikalische Bühnenwerke, die allermeisten davon Musicals.


    Und hier der Link zum Musical-Lexikon. https://musicallexikon.uni-freiburg.de/about

    Das Zentrum für populäre Kultur und Musik (ZKM) der Universität Freiburg hat ein Online-Musical-Lexikon herausgegeben. In diesem Lexikon werden alle seit 1945 im deutschsprachigen Raum erst-oder uraufgeführten Bühnenwerke des populären Musiktheaters angeführt, also entgegen der Namensgebung nicht nur Musicals, sondern auch Operetten, Musikalische Komödien und sonstige, dem Populären zuzuordnenden musikalischen Bühnenwerke.


    Das ist auch für das Operettenforum insofern von Interesse, dass daraus hervorgeht, wie viele und welche Operetten ab 1945 noch uraufgeführt wurden. Es sind allerdings auch solche Werke dabei, die zwar schon früher entstanden sind, aber ab 1945 erstmals im deutschsprachigen Raum aufgeführt wurden. Eine Besonderheit bilden Werke, die während des sog. Dritten Reiches noch in Österreich oder der Schweiz uraufgeführt, aber erst nach 1945 in Deutschland aufgeführt werden konnten.


    Das Lexikon kann sowohl chronologisch oder alphabetisch als auch nach Ländern geordnet durchstöbert werden. Genannt werden alle wichtigen Angaben zum Werk, wie Titel, Gattungsbezeichnung, Komponisten, Librettisten, Inhaltsangaben, Darsteller der Uraufführungen usw. Besonders wertvoll sind, falls vorhanden, Kritiken über die Uraufführungen.


    Aus der chronologischen Aufzählung kann man sehr gut erkennen, wie das Musical immer mehr die Oberhand gewann. So habe ich z.B. für die Jahre 1945-1949 14 Operetten, ohne musikalisch Komödien, gezählt, davon 7 uraufgeführt in der DDR bzw. der sowjetischen Besatzungszone, aber noch kein Musical. In den Jahren 2020-2024 fand ich dann zwar noch 5 Operetten, davon aber nur 2 echte Uraufführungen, aber etwa 150 Musicals und andere musikalische Bühnenwerke.


    Und hier der Link zum Musical-Lexikon.

    Der Teufel auf Erden wird auseinander genommen ...

    ... und neu zusammen gesetzt. So beschreibt es nd aktuell.


    Man muss sich ja zufrieden geben, wenn Franz von Suppé wieder einmal auf der Bühne zu sehen ist, und wenn auch nur auf der Kleinkunstbühne von Glanz&Krawall. Diese Berliner (Musik)-Theatergruppe hat sich nach eigenen Worten auf “die Konfrontation mit dem Rest der Gesellschaft - von der Hochkultur der Oper bis zur poetischen Verlorenheit eines Alleinunterhalters in der Dorfdisko” spezialisiert. Zum ersten Mal haben sie sich nun mit dem Genre der Operette auseinander gesetzt. Dabei mixen sie Franz von Suppés Operette Der Teufel auf Erden mit Passagen aus Michael Bulgakows Roman Der Meister und Margarit “zu einem Diabolischen Cocktail der Gegenwart” und nennen das Ganze Stadt der Teufel. Laut nd aktuell “bleibt von Suppés diabolischer Szenenfolge nur ein Gerüst stehen”, immerhin aber die Grundhandlung, dass Satan Voland (im Original der Oberteufel Satanas) den auf Erde weilenden Belzebubi sucht (im Original sind es neben dem Belzebub noch zwei weitere Teufel), um eine Revolte in der Hölle niederzuschlagen. Interessant der Hinweis von nd aktuell, dass der Musiktheaterabend am stärksten sei, ”wenn hier doch noch große Operette stattfindet, wenn der Quartierchor Nachtigall aus Neukölln wirkungsvoll die Szene betritt und wenn Suppé erklingt.“


    Die Uraufführung fand bereits am 22. März 2024 im Heimathafen Neukölln statt, weitere Termine und Details zum Stück siehe hier. Leider erfährt man nichts über die musikalische Ausgestaltung.

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    Das Buch erzählt die Geschichte des heutigen Friedrichstadt-Palastes während der Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft, in welcher er in “Theater des Volkes” umbenannt wurde. In einem kurzen Rückblick behandelt das Buch auch die Vorgeschichte des Palastes, der ursprünglich 1868 als Markthalle vorwiegend aus Eisenstahl und Glas erbaut wurde. Nach deren frühem Aus wechselte das Gebäude auch mit mehrmaligen Umbauten ständig seine Bestimmung, mal als Arsenal, mal als Zirkus, mal unter Max Reinhardt zum Großen Schauspielhaus.


    Ein großes Problem des Gebäudes zur Nutzung als Theater war schon von Anfang an seine Größe. Max Reinhardt versuchte dem mit monumentalen Inszenierungen von Klassikern, wie z.B. Schillers Wallenstein zu entgegnen. Aber es gab nicht viele Stücke, die sich dafür eigneten; am besten funktioniere es mit den großen Operettenrevuen, die Eric Charell dort inszenierte.


    Diese Erfahrung mussten auch die Nationalsozialisten machen, nachdem sie nach der Machtübernahme den emigrierten Besitzer Max Reinhardt enteignet und das Gebäude zum Theater des Volkes umfunktioniert hatten. Das Theater sollte einerseits Propagandazwecken dienen andererseits dem einfachen Volk durch ermäßigte Eintrittskarten die deutschen Klassiker näherbringen. Beides kam beim Publikum nicht gut an. Letztlich stellte man fest, dass das Haus am besten mit großen Revueoperetten funktionierte, mit denen schon der ebenfalls emigrierte Eric Charell großen Erfolg gehabt hatte.


    Nun gab es aber ein neues Problem: die meisten dafür in Frage kommenden Operetten hatten jüdische Autoren und waren inzwischen verboten. Anfangs behalf man sich mit den unverdächtigen Klassikern wie Suppé, Strauß, Millöcker, Zeller. Deren Werke mussten aber revueartig umgearbeitet werden.


    Gleich zu Beginn dieser Phase landete man mit der Umarbeitung von Suppés wenig bekannter Operette Die Afrikareise in ein Werk namens Abenteuer in Afrika einen Misserfolg. Die Musik kannte damals schon keiner mehr; die Umarbeitung und die Aufführung waren schlecht. Erfolgreich waren hingegen u.a. Eine Nacht in Venedig und Der Zigeunerbaron von Strauß, Der Bettelstudent von Millöcker, der aber nach Kriegsausbruch nicht mehr in Polen spielen durfte, Zellers Der Vogelhändler und Suppés Boccaccio, bei dessen Neufassung allerdings nur ein Gerippe des Originals übrigblieb.


    Da aber mit diesen angepassten Klassikern allein die verbotenen Werke nicht ersetzt werden konnten, mussten neue Werke geschaffen werden, natürlich nur von arischen Autoren. Hierbei entstanden dann auch regelrechte Plagiate des Weißen Röß’l wie z.B. Himmelblaue Träume von Robert Stolz oder Saison in Salzburg von Fred Raymond. So gut wie keines dieser in jener Zeit entstandenen Werke steht heute noch auf den Spielplänen der Theater.


    Das Buch bietet natürlich noch wesentlich mehr und vor allem brisante Aspekte von dieser Zeit wie es der Artikel in diesem Rahmen aufzeigen kann. Es ist auf jedenfalls ein sehr aufschlussreiches und empfehlenswertes Buch.


    Uwe

    Ich habe schon einmal früher angefragt, warum Mörbisch das große Thema im Operettenforum ist, aber selten über das Lehár Festival in Bad Ischl geschrieben wird. Heuer haben die dort insofern ein besonderes Programm, indem nicht Lehár mit einem seiner bekannten Werke vertreten ist sondern mit einem seiner wenig bekannten Werke (Der Sterngucker). Weiter stehen Der Bettelstudent und Abrahams derzeitige Hype-Operette Märchen im Grand Hotel auf dem Programm.


    Über die Glanzzeiten in Bad Ischl gibt es derzeit ein interessantes Buch. Besonders interessant ist, dass bei den damals in der Regierungszeit des Kaisers Franz Josef aufgeführten Werken die Operette (damals ja noch neu) den Löwenanteil gegenüber Oper, Schauspiel, Possen etc. ausmachte. Dies bringt mich auf einen anderen Gedanken: Ohne Zweifel hat die Operette im letzten Jahrzehnt eine Renaissance erlebt. Dies scheint aber an den Rundfunk- und Fernsehanstalten völlig vorbeigegangen zu sein. In deutschen Rundfunkanstalten gibt es in den "Klassik"-Programmen jede Woche eine Oper... aber Operette? Fehlanzeige!


    Uwe

    Gefährliche Operette

    Kann man schon von der Wiederauferstehung der Operette sprechen? Es gibt schon wieder eine neue Uraufführung. Weitere Informationen gibt es hier:


    Gefährliche Operette


    Ausgerechnet in Stuttgart, wo doch so gut wie nie Operette gespielt wird.


    :) Uwe

    Hörenswertes Gespräch mit dem Komponisten Moritz Eggert zur Uraufführung seiner Operette "Die letzte Verschwörung" in der Voksoper Wien:

    Diese Aussage in dem Gespräch ist mit besonders aufgefallen: "Melodik ist wichtig - Melodik ist schwer, eine konstruierte Musik ist eigentlich leicht". Den Ausschnitt, den ich im Operettenboulevard BR Klassik gehört habe, ging aber nicht so sehr in diese Richtung. Aber man sollte den Tag ja nicht vor dem Abend kritisieren. Warten wir's ab, ob die Musik erfolgversprechend ist.


    :) Uwe

    Und wieder eine neue Operetten-Uraufführung

    Am 25.März 2023 wird an der Volksoper Wien eine neue Operette uraufgeführt,

    Titel: Die letzte Verschwörung

    Komponist und Librettist: Moritz Eggert (noch nie gehört)


    :) Uwe

    Die 1921 uraufgeführte Operette Die Straßensängerin von Leo Fall war nicht erfolgreich ist heutzutage völlig unbekannt. Das Textbuch wurde von einem Lo Portem und August Neidhardt, dem Librettist des Schwarzwaldmädel verfasst und behandelte eine Art Nach- oder Umerzählung der Komödie Pygmalion von Bernhard Shaw, also gewissermaßen eine Vorwegnahme der Fair Lady. Vermutlich war die Umerzählung nötig, um Tantiemen zu sparen oder weil keine Genehmigung zur Vertonung vorlag. Stefan Frey urteilt in seiner Fall-Biographie jedenfalls, die Autoren hätten Shaws unkonventionelle Geschichte in ein stereotypes Operettenschema gezwungen. Aus Eliza wurde Sonja, zwar immer noch ein Blumenmädel, das aber zusätzlich noch schlüpfrige Chansons singt, aus Higgins ein blasierter Lebemann, der immer wieder bahnbrechende, aber nicht näher bezeichnete Erfindungen macht, aus Doolitle ein gewöhnlicher Schieber und aus Oberst Pickering ein Sekretär des Lebemannes. Bei der Wette geht es nicht mehr um die Sprache sondern ledig darum, aus einem gewöhnlichen Mädel eine interessante Frau zu machen. Es ist an dieser Stelle nicht nötig, die an sich uninteressante Handlung weiter zu erzählen. Sie kann in Stefan Freys Biographie „Leo Fall – spöttischer Rebell der Operette“ nachgelesen werden.


    Leo Fall hat die Musik zu dieser Operette in knappen zwei Monaten geschrieben. „Die Musik ist wie aus der Pistole geschossen“ beschrieb sie ein Kritiker. Da die Titelfigur im 3. Akt in den USA als Sängerin Karriere macht, kommt dort eine kleine Jazzband vor, die einen „Shimmy“ intoniert. Damit war Leo Fall, der sich ansonsten um moderne Einflüsse wenig scherte, der erste, der Jazz auf die Operettenbühne brachte.


    Vor allem aufgrund des Textbuches wurde die Operette kein Erfolg. Jetzt hat sie die Musikalische Komödie Leipzig wieder ausgegraben und im Rahmen eines einwöchigen Workshops, bei der drei Dirigenten dieses unbekannte Werk einzustudieren und zu leiten hatten und dabei noch innerhalb drei Tagen ein aufführungsreifes Notenmaterial aufgrund eines Klavierauszuges und einer autographischen Partitur erstellen mussten, konzertant aufgeführt. Die Aufführung wurde am 07.Januar 2023 im Rundfunk übertragen.


    Die sängerischen Darbietungen möchte ich jetzt hier nicht bewerten und die Leistung der Dirigenten kann ich gar nicht beurteilen. Mit geht es hier nur um die Musik. Wenn auch ein Kritiker anmerkte „Die Musik von Fall ist merkliche Schnellarbeit“, so gefällt sie mir streckenweise sehr gut. Die Introduktion, vorwiegend im Walzertakt, bringt gleich ein großes Ensemble, in dem Sonja bereits ein schönes Blumenlied singt. Dieser erste Auftakt klingt ein wenig wie ein später Johann Strauß, nur melodiöser. Dagegen erinnert die zweite Nummer, ein Männerduett, an so manche Buffo-Nummer von Suppé. In der Rundfunksendung wurde in einem Interview, das Stefan Frey mit dem Veranstalter führte, auch das teilweise Opernhafte in Leo Falls Musik betont, welches aber offensichtlich nicht den Publikumsgeschmack traf. Allerdings finde ich es ganz gut. Bereits die vierte Nummer ist ein Terzett, in welchem am Ende die drei Stimmen nicht miteinander sondern gegeneinander, also polyphon singen. Solche polyphonen Strukturen, wie man sie beispielsweise von Rossini, Donizetti, aber auch Verdi kennt, gab es in der sog. Klassischen Operette noch relativ oft; in der nachfolgenden, sog. Silbernen Ära sind sie dann fast völlig verschwunden. Lehár verwendete sie noch im Graf von Luxemburg („Ich bin verliebt bis über beide Ohren“). Das ca. 11-minütige erste Finale erinnert mich mit seinem Mix von Opern- und Operettenhaftem, Rezitativen, Solo- und Chorgesängen und einer oft gegenläufigen Orchesterbegleitung in seiner Struktur an das 2. Finale von Suppés vorletzter Operette Bellman, mit der ich mich gerade ausgiebig beschäftigt hatte. Auch die nachfolgende Eröffnungsnummer des zweiten Aktes ist wieder sehr ambitioniert, mit Solo und teils polyphonem Chorgesang und enthält auch noch eine hübsche, sehr originelle Melodie, die man gerne öfters hören möchte. Das zweite Finale ist dann, typisch für die silberne Operettenära, im Wesentlich eine Abfolge von Reminiszenzen aus den vorangegangenen Akten, was in diesem Falle sogar vorteilhaft ist, weil manche der schönen Nummern zuvor etwas „zu kurz“ gekommen sind. Gleichzeitig ist dieses Finale mit seinen dramatischen Überleitungen und einer ausgefeilten Instrumentation hervorragend gestaltet.


    Aber auch das Leichte kommt in dieser Operette nicht zu kurz. Neben dem bereits erwähnten Männerduett gibt es noch einige ohrwurmverdächtige Nummern, ein ansprechendes Duett und als Gipfel der Originalität im 3. Akt die bereits genannte Jimmy-Nummer.


    Sicher wird dieses Werk, nicht nur aufgrund des Librettos, sondern auch wegen mangelnder Zugnummern, kein großer Operettenhit. Es ist aber diese Bandbreite von ambitionierter Opernhaftigkeit über typischer Operettenmusik, mal karikiert, mal ernst, aber ohne „Operettenseligkeit“ und ganz leichten Schlagern, welche die Operette so interessant macht und, wie im Interview mit Stefan Frey erwähnt, auch die ausführenden Künstler vor große Herausforderungen stellt.


    :) Uwe

    +++ Eilmeldung +++ Eilmeldung +++ Eilmeldung +++ Eilmeldung +++

    Gerade eben erst entdeckt: Deutschlandfunk Kultur überträgt heute abend 20.05 live aus der Komödie Leipzig Leo Falls Operette die Straßensängerin in einer konzertanten Aufführung.

    Bellman - Franz von Suppés kriegerischste Operette

    Franz von Suppés vorletzte (noch selbst vollendete) Operette kam bei der Wiener Presse außergewöhnlich gut an. Ich habe von 10 gefundenen Besprechungen nur eine negative (Wiener Presse) und eine gehässige Kritik (Wiener Zeitung) gefunden. Vor allem die Musik wird, von den zwei genannten Ausnahmen abgesehen, beinahe überschwänglich gefeiert. Da heißt es u.a.


    • Die Musik trägt ein höheres Gepräge als das der Operette, die Behandlung der Stimmen wie die des Orchesters ist überwältigend, schwedische Volkslieder sind sehr glücklich eingefügt…
    • …entfaltete Meister Suppé seine ganze und volle Künstlerschaft, um ein musikalisches Gebäude im Stile von Boccaccio und Fatinitza aufzuführen…
    • Bis auf das Finale des 2. Aktes, welches allzu opernhaft ausgearbeitet ist […] ist die ganze Partitur eine ununterbrochene Reihe charakteristischer und melodiöser Nummern
    • Die Musik zeigt den Altmeister Suppé in seiner vollen Klangschönheit
    • Suppés Musik ist ein kleines Meisterstück…


    Besonders hervorgehoben wurden einzelne Musiktitel wie ein Duett von zwei Pulverfabrikanten, welches einen „Sturm von Heiterkeit entfesselte“, ein Couplet des Heringshändlers mit dem Refrain „Aber in Schweden darf man nicht reden“ - eine „hübsch erfundene Nummer von köstlicher Wirkung“, die als effektvoll bezeichnete Punschszene, das Lappländerlied, in welchem Suppé „ein schwedisches Nationallied verwertete“ und das Schwalbenquartett, „in welchem er eine schwedische Volksmelodie geschickt verwendete“.


    Leider gibt es, außer einem eher belanglosen Marsch, aufgrund dessen man dieser Operette all das hier Gesagte nicht zutrauen würde, keine Aufnahmen von diesem Werk. Auch in keiner Operettenbearbeitung von Suppé wird irgendein Titel von Bellman verwendet. Aufgrund eines computerunterstützten intensiven Studiums der handschriftlichen originalen Partitur, die mir als Kopie zur Verfügung stand, kann ich aber die oben angeführten Bewertungen voll und ganz bestätigen.


    Es stimmt aber auch, was einer der wohlmeinenden Kritiker anmerkte: „Die Ensembles sind den Sologesängen entschieden vorzuziehen, die letzteren leiden viel an melodischer Schwäche…“. Doch gibt es außer den oben genannten noch einige hübsche Einzelnummern, so etwa das Flicka (Mädchen)–Lied, das durchaus auch Gassenhauer-Qualität hat oder das Quintett am Ende der Operette, ebenfalls ohrwurmverdächtig. In der Tat zeigt Suppé aber in den teils polyphonen Ensembles seine wahre Stärke, seine außergewöhnliche kompositorische Kraft.


    Als Beispiel sei die Punschszene im 2. Akt erwähnt. Da wird zunächst der Punsch gebraut, dann das Punschlied gesungen, ein Sturm zieht auf, der durch Rezitative angekündigt und mit einer Sturmmusik untermalt wird. Trotz hörbarem Sturm wird das Punschlied weitergesungen und ein Parlando, bereits melodiös untermalt, leitet dann über zu einem wunderschönen, mehrstimmigen Traumlied, welches wiederum von einem Liebesduett abgelöst wird. Am Ende der eigentlichen Punschszene hängt sich noch nahtlos ein Terzett mit einer sehr originellen Musik an, welches bereits zu einer weiteren Szene gehört, nämlich die Ankunft neuer Gäste mitten im Sturm.


    In den beiden Finales wechseln sich dann Rezitative mit originellen musikalischen Einfällen und großen vielstimmigen Ensembles ab, wobei beim zweiten Finale das Rezitativische etwas überwiegt, was dem Aktschluss den Vorwurf des allzu opernhaften einbrachte.


    Die Musik der Operette hat es meines Erachten auf alle Fälle verdient, wiederbelebt zu werden. Allerdings ist ohne Bearbeitung des Librettos nur eine Gesamtaufnahme auf CD ohne Dialoge denkbar. In der jetzigen Form kann man heutzutage das Werk weder mit Dialogen aufnehmen noch konzertant aufführen oder gar auf die Bühne bringen. Das liegt vor allem am martialischen Schluss der Operette; da wird mit ernsthaftem Hurra-Patriotismus der Krieg gegen Russland erklärt. Dass ausgerechnet Russland der Kriegsgegner sein soll, ist dieser Tage von besonders aktueller Brisanz. Und dies war es schon zu Zeiten der Uraufführung. Damals wurde aus politischen Erwägungen Russland von der Zensur gestrichen und der Krieg musste gegen Dänemark erklärt werden. Dieser Schluss bzw. der ganze, außer einigen unsäglichen Blödeleien in den Dialogen und einem Couplet fast humorfreie 3. Akt ist wohl der Grund, warum viele Rezensenten der Uraufführung das Libretto im Ganzen als zu ernst beschrieben haben.


    Dabei wird in den beiden Akten zuvor durchaus noch um Krieg oder Frieden gerungen, und zwar auch mit viel Humor und politischen Anspielungen. Bellman verhält sich dazu eigentlich ambivalent, ohne aber seine vaterländische Gesinnung zu verbergen. Der Dichter fällt einer Intrige zum Opfer. Nach einer geplatzten Hochzeit im ersten Akt landet er im zweiten Akt mit seiner ehemaligen Angebeteten, der Kriegstreiberin Gräfin Ulla, auf der Flucht vor deren Widersachern direkt im Lager ihrer Feinde, kann aber mit ihr durch allerlei Finten entkommen.


    Soweit ist alles noch spannend und lustig. Der dritte Akt beginnt aber gleich mit einer hochnotpeinlich sentimentalen Arie Bellmans, in welcher dieser seinen Verzicht gegenüber Ulla erklärt, damit sie ihrer Bestimmung folgen kann, als zukünftige Mätresse des Königs diesen zum Krieg zu drängen. Es ist dies die Arie, die einer der genannten Kritiken als „zweiten Aufguss“ des Trompeterliedes (Trompeter von Säckingen) bezeichnete. Dies mag wohl sogar Absicht gewesen sein, denn im Versmaß entspricht diese Arie genau dem Vorbild. Mit der Reminiszenz eines zuvor dargebrachten Quintetts, in welchem Krieg und Frieden nochmals pseudophilosophisch, mit originalen Bellman-Zitaten gespickt, thematisiert wird, endet die Operette unter Hurra-Rufen zur Kriegserklärung.


    Wer sich für eine ausführliche Inhaltsbeschreibung interessiert kann diese hier nachlesen.


    Die zeitgenössische Presse störte sich übrigens überwiegend nicht an diesem Schluss, sprach sogar von „einem äußerst anmutigen, interessanten Textbuch“, oder von einem „recht amüsanten und wirkungsvollen“ Libretto, das „viel Gelegenheit zu Massenwirkungen gibt“. Aber das war eine andere Zeit, in welcher der Krieg noch als Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln galt.


    Zum Glück finden die entscheidenden Weichenstellungen nur im dritten Akt statt, so dass man meines Erachtens die Operette noch retten kann, ohne dabei das Kind mit dem Bade auszuschütten. Ich habe selbst einige Versuche unternommen, die zeigen, dass es mit verhältnismäßig wenigen Änderungen möglich ist, einen Schluss etwa im Geiste Offenbachs zu gestalten.


    Anmerkungen:


    Zwei Prophezeiungen aus der zeitgenössischen Presse haben sich übrigens nicht bewahrheitet: „Es ist kein Zweifel, dass sich die neue Operette lange auf dem Repertoire erhalten wird und dass die vielen melodiösen Nummern bald ‚ins Volksblut übergehen‘ werden.“ (Neuigkeits-Weltblatt) und: „Wenn man die besten Namen von Suppés Werken nennt so wird man in Zukunft auch ‚Bellman‘ nennen.“ Die Operette wurde nach nur 19 Vorstellungen vom Programm abgesetzt. Suppé Biograph H.D. Roser vermutete, dass neben dem in Wien unbekannten Dichter Bellman, dem ungewohnten nordischen Sujet sowie die von Suppé gewählte Bezeichnung „Oper“ auch der kriegstreibende Schluss einer der Gründe gewesen sein könnte.


    Historisch gab es die zwei streitenden Parteien in Schweden wirklich, jedoch handelte es sich dabei um den Adel und die nichtadeligen Stände im Ständereichstag. König Gustav III hat 1788 tatsächlich gegen Russland Krieg geführt (allerdings ohne Erklärung) - und ihn verloren.


    PS:


    Kurz nach Fertigstellung dieses Artikels habe ich erfahren, dass die Operette Bellman von der schwedischen Gesellschaft Par Pricole bereits am 28. und 29. Januar 2023 im Stockholmer Södra Theater zur Aufführung gebracht wird. Par Pricole konzentriert sich auf kulturelle Veranstaltungen und pflegt alte Traditionen mit vielen Orchestern, Chören, Sängern, Schauspielern, Musikern usw. Der erster Dichter der bereits 1779 gegründeten Gesellschaft war Carl Michael Bellman selbst. Seine musikalischen, theatralischen und poetischen Werke werden ständig bei jeder Versammlung aufgeführt.


    Ob die Produzenten am Libretto außer der Übersetzung ins Schwedische etwas geändert haben, weiß ich leider nicht. Ich hatte vor längerer Zeit mal einen Kontakt zu Par Pricole; dieser ist aber aus unerfindlichen Gründen abgebrochen.


    Uwe

    Die Fledermaus am Silvesterabend auf BR Klassik

    BR Klassik wird seinem Namen gerecht und bringt ganz "klassisch" die unvermeidliche Fledermaus an Silvester. Weiß der Geier, warum es immer die Fledermaus sein muss, nur weil im 2. Akt ein bisschen viel Champagner getrunken wird?


    Klassisch auch die Aufnahme von 1975, mit


    Gabriel von Eisenstein - Hermann Prey
    Rosalinde - Julia Varady
    Frank - Benno Kusche
    Prinz Orlofsky - Iwan Rebroff
    Alfred - René Kollo
    Dr. Falke - Bernd Weikl
    Dr. Blind - Ferry Gruber
    Adele - Lucia Popp
    Frosch - Franz Muxeneder
    Chor der Bayerischen Staatsoper
    Orchester der Bayerischen Staatsoper
    Leitung: Carlos Kleiber


    Uwe

    Die Czárdásfürstin am Silvesterabend auf WDR 3

    Heute am 31.12.2022 mal nicht die Fledermaus, sondern auf WDR 3 "Die Czárdásfürstin" ab 20:03 bis 22:00.


    :) Uwe

    "Hopfen und Malz" kurz vor der Uraufführung

    Die im Beitrag #450 bereits angekündigte neue Operette von Daniel Behle steht kurz vor der Uraufführung:


    Der als Mozart-, Strauss- und Wagner-Interpret bekannte Startenor Daniel Behle hat während der Pandemie eine Operette übers Bierbrauen geschrieben. Das Eduard-von-Winterstein-Theater in Annaberg-Buchholz (Deutschland) hat sich die Uraufführung für das spektakulär-unterhaltsame Werk gesichert und am 21. Jänner 2023 wird hier die zweiaktige Operette "Hopfen und Malz" von Daniel Behle uraufgeführt.

    winterstein-theater.de/315-Hopfen-und-Malz

    :thumbup:Uwe