Beiträge von Uwe Aisenpreis

    1945-1949


    Nachstehend einige Operetten, die ich für diesen Zeitraum gefunden habe nächst Beispielen hierzu aus YouTube:

    • Herzkönig/Muikalische Komödie /Gerhard Winkler/DDR
    • verfilmt mit Hans Nielsen, Sonja Ziemann, GeorgThomalla
      • auf YouTube:
        • Wer denkt in seiner Hochzeitsnacht ans Schlafen
        • Heute bin ich König
        • Wie kann ein Mann sich so verändern
    • Autofahrt ins Glück/Operette/Siegfried Köhler
    • Schicksal mit Musik/Musikalische Komödie/Robert Stolz
    • auf YouTube:
      • Es wird immer einen Mondschein geben
    • Nächte in Shanghai/Operette/Friedrich Schröder
      • auf YouTube:
        • Nächte in Shanghai (Querschnitt)
        • Nächte in Shanghai (Titellied mehrfach)
        • Träume kann man nicht verbieten
        • Komm mit mir nach Tahiti
    • Chanel N° 5/Operette/Friedrich Schröder
      • Uraufführung mit Sonja Ziemann
      • Auf YouTube
        • In Gedanken sage ich zu Ihnen schon du
        • Klavierpotpourri
        • Kau Kaugummi (instrumental)
        • Es geht ein Engel durch den Raum
    • Konfetti/Operette/Fred Raymond
    • Bel Ami/Operette/Rudolf Kattnig
      • auf YouTube:
        • (Gesamtaufnahme Großes Wiener Rundfunkorchester Max Schönherr)
    • Hochzeit mit Erika/Operette/Eduard Künneke
      • Prominenter Mitwirkender in der UA: Kurt Großkurt
      • Auf YouTube:
        • Querschnitt
        • diverse Einzeltitel aus dem Querschnitt
    • Flieder aus Wien /Operette/Fred Raymond
      • auf YouTube:
        • einzelne oder alle Titel einer Gesamtaufnahme
    • Kleine Freundin gesucht/Musikalisches Lustspiel/Nico Dostal
    • Die Nachtigal/Romantische Operette/Hans Schanzara

    Das Zentrum für populäre Kultur und Musik (ZKM) der Universität Freiburg hat ein Online-Musical-Lexikon herausgegeben. In diesem Lexikon werden alle seit 1945 im deutschsprachigen Raum erst-oder uraufgeführten Bühnenwerke des populären Musiktheaters angeführt, also entgegen der Namensgebung nicht nur Musicals, sondern auch Operetten, Musikalische Komödien und sonstige, dem Populären zuzuordnenden musikalischen Bühnenwerke.


    Die Einschränkung, dass erst mit dem Jahr 1945 begonnen wird, ist z. B. für so manche amerikanischen Musicals, die zuvor entstanden sind, insofern nicht nachteilig, dass ja auf jeden Fall ihre deutschen Erstaufführungen berücksichtigt werden, und die gab es ja nicht vor diesem Zeitpunkt.


    Das Lexikon kann sowohl chronologisch oder alphabetisch als auch nach Ländern geordnet durchstöbert werden. Genannt werden alle wichtigen Angaben zum Werk, wie Titel, Gattungsbezeichnung, Komponisten, Librettisten, Inhaltsangaben, Darsteller der Uraufführungen usw. Besonders wertvoll sind, falls vorhanden, Kritiken über die Uraufführungen.


    Aus der chronologischen Aufzählung kann man sehr gut erkennen, wie das Musical gegenüber der Operette immer mehr die Oberhand gewann. So habe ich z.B. für die Jahre 1945-1949 14 Operetten, ohne musikalisch Komödien, gezählt, davon 7 uraufgeführt in der DDR bzw. der sowjetischen Besatzungszone, aber noch kein Musical. In den Jahren 2020 - 2024 fand ich dann zwar noch 5 Operetten, davon aber nur 2 echte Uraufführungen, aber etwa 150 andere musikalische Bühnenwerke, die allermeisten davon Musicals.


    Und hier der Link zum Musical-Lexikon. https://musicallexikon.uni-freiburg.de/about

    Das Zentrum für populäre Kultur und Musik (ZKM) der Universität Freiburg hat ein Online-Musical-Lexikon herausgegeben. In diesem Lexikon werden alle seit 1945 im deutschsprachigen Raum erst-oder uraufgeführten Bühnenwerke des populären Musiktheaters angeführt, also entgegen der Namensgebung nicht nur Musicals, sondern auch Operetten, Musikalische Komödien und sonstige, dem Populären zuzuordnenden musikalischen Bühnenwerke.


    Das ist auch für das Operettenforum insofern von Interesse, dass daraus hervorgeht, wie viele und welche Operetten ab 1945 noch uraufgeführt wurden. Es sind allerdings auch solche Werke dabei, die zwar schon früher entstanden sind, aber ab 1945 erstmals im deutschsprachigen Raum aufgeführt wurden. Eine Besonderheit bilden Werke, die während des sog. Dritten Reiches noch in Österreich oder der Schweiz uraufgeführt, aber erst nach 1945 in Deutschland aufgeführt werden konnten.


    Das Lexikon kann sowohl chronologisch oder alphabetisch als auch nach Ländern geordnet durchstöbert werden. Genannt werden alle wichtigen Angaben zum Werk, wie Titel, Gattungsbezeichnung, Komponisten, Librettisten, Inhaltsangaben, Darsteller der Uraufführungen usw. Besonders wertvoll sind, falls vorhanden, Kritiken über die Uraufführungen.


    Aus der chronologischen Aufzählung kann man sehr gut erkennen, wie das Musical immer mehr die Oberhand gewann. So habe ich z.B. für die Jahre 1945-1949 14 Operetten, ohne musikalisch Komödien, gezählt, davon 7 uraufgeführt in der DDR bzw. der sowjetischen Besatzungszone, aber noch kein Musical. In den Jahren 2020-2024 fand ich dann zwar noch 5 Operetten, davon aber nur 2 echte Uraufführungen, aber etwa 150 Musicals und andere musikalische Bühnenwerke.


    Und hier der Link zum Musical-Lexikon.

    Der Teufel auf Erden wird auseinander genommen ...

    ... und neu zusammen gesetzt. So beschreibt es nd aktuell.


    Man muss sich ja zufrieden geben, wenn Franz von Suppé wieder einmal auf der Bühne zu sehen ist, und wenn auch nur auf der Kleinkunstbühne von Glanz&Krawall. Diese Berliner (Musik)-Theatergruppe hat sich nach eigenen Worten auf “die Konfrontation mit dem Rest der Gesellschaft - von der Hochkultur der Oper bis zur poetischen Verlorenheit eines Alleinunterhalters in der Dorfdisko” spezialisiert. Zum ersten Mal haben sie sich nun mit dem Genre der Operette auseinander gesetzt. Dabei mixen sie Franz von Suppés Operette Der Teufel auf Erden mit Passagen aus Michael Bulgakows Roman Der Meister und Margarit “zu einem Diabolischen Cocktail der Gegenwart” und nennen das Ganze Stadt der Teufel. Laut nd aktuell “bleibt von Suppés diabolischer Szenenfolge nur ein Gerüst stehen”, immerhin aber die Grundhandlung, dass Satan Voland (im Original der Oberteufel Satanas) den auf Erde weilenden Belzebubi sucht (im Original sind es neben dem Belzebub noch zwei weitere Teufel), um eine Revolte in der Hölle niederzuschlagen. Interessant der Hinweis von nd aktuell, dass der Musiktheaterabend am stärksten sei, ”wenn hier doch noch große Operette stattfindet, wenn der Quartierchor Nachtigall aus Neukölln wirkungsvoll die Szene betritt und wenn Suppé erklingt.“


    Die Uraufführung fand bereits am 22. März 2024 im Heimathafen Neukölln statt, weitere Termine und Details zum Stück siehe hier. Leider erfährt man nichts über die musikalische Ausgestaltung.

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    Das Buch erzählt die Geschichte des heutigen Friedrichstadt-Palastes während der Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft, in welcher er in “Theater des Volkes” umbenannt wurde. In einem kurzen Rückblick behandelt das Buch auch die Vorgeschichte des Palastes, der ursprünglich 1868 als Markthalle vorwiegend aus Eisenstahl und Glas erbaut wurde. Nach deren frühem Aus wechselte das Gebäude auch mit mehrmaligen Umbauten ständig seine Bestimmung, mal als Arsenal, mal als Zirkus, mal unter Max Reinhardt zum Großen Schauspielhaus.


    Ein großes Problem des Gebäudes zur Nutzung als Theater war schon von Anfang an seine Größe. Max Reinhardt versuchte dem mit monumentalen Inszenierungen von Klassikern, wie z.B. Schillers Wallenstein zu entgegnen. Aber es gab nicht viele Stücke, die sich dafür eigneten; am besten funktioniere es mit den großen Operettenrevuen, die Eric Charell dort inszenierte.


    Diese Erfahrung mussten auch die Nationalsozialisten machen, nachdem sie nach der Machtübernahme den emigrierten Besitzer Max Reinhardt enteignet und das Gebäude zum Theater des Volkes umfunktioniert hatten. Das Theater sollte einerseits Propagandazwecken dienen andererseits dem einfachen Volk durch ermäßigte Eintrittskarten die deutschen Klassiker näherbringen. Beides kam beim Publikum nicht gut an. Letztlich stellte man fest, dass das Haus am besten mit großen Revueoperetten funktionierte, mit denen schon der ebenfalls emigrierte Eric Charell großen Erfolg gehabt hatte.


    Nun gab es aber ein neues Problem: die meisten dafür in Frage kommenden Operetten hatten jüdische Autoren und waren inzwischen verboten. Anfangs behalf man sich mit den unverdächtigen Klassikern wie Suppé, Strauß, Millöcker, Zeller. Deren Werke mussten aber revueartig umgearbeitet werden.


    Gleich zu Beginn dieser Phase landete man mit der Umarbeitung von Suppés wenig bekannter Operette Die Afrikareise in ein Werk namens Abenteuer in Afrika einen Misserfolg. Die Musik kannte damals schon keiner mehr; die Umarbeitung und die Aufführung waren schlecht. Erfolgreich waren hingegen u.a. Eine Nacht in Venedig und Der Zigeunerbaron von Strauß, Der Bettelstudent von Millöcker, der aber nach Kriegsausbruch nicht mehr in Polen spielen durfte, Zellers Der Vogelhändler und Suppés Boccaccio, bei dessen Neufassung allerdings nur ein Gerippe des Originals übrigblieb.


    Da aber mit diesen angepassten Klassikern allein die verbotenen Werke nicht ersetzt werden konnten, mussten neue Werke geschaffen werden, natürlich nur von arischen Autoren. Hierbei entstanden dann auch regelrechte Plagiate des Weißen Röß’l wie z.B. Himmelblaue Träume von Robert Stolz oder Saison in Salzburg von Fred Raymond. So gut wie keines dieser in jener Zeit entstandenen Werke steht heute noch auf den Spielplänen der Theater.


    Das Buch bietet natürlich noch wesentlich mehr und vor allem brisante Aspekte von dieser Zeit wie es der Artikel in diesem Rahmen aufzeigen kann. Es ist auf jedenfalls ein sehr aufschlussreiches und empfehlenswertes Buch.


    Uwe

    Ich habe schon einmal früher angefragt, warum Mörbisch das große Thema im Operettenforum ist, aber selten über das Lehár Festival in Bad Ischl geschrieben wird. Heuer haben die dort insofern ein besonderes Programm, indem nicht Lehár mit einem seiner bekannten Werke vertreten ist sondern mit einem seiner wenig bekannten Werke (Der Sterngucker). Weiter stehen Der Bettelstudent und Abrahams derzeitige Hype-Operette Märchen im Grand Hotel auf dem Programm.


    Über die Glanzzeiten in Bad Ischl gibt es derzeit ein interessantes Buch. Besonders interessant ist, dass bei den damals in der Regierungszeit des Kaisers Franz Josef aufgeführten Werken die Operette (damals ja noch neu) den Löwenanteil gegenüber Oper, Schauspiel, Possen etc. ausmachte. Dies bringt mich auf einen anderen Gedanken: Ohne Zweifel hat die Operette im letzten Jahrzehnt eine Renaissance erlebt. Dies scheint aber an den Rundfunk- und Fernsehanstalten völlig vorbeigegangen zu sein. In deutschen Rundfunkanstalten gibt es in den "Klassik"-Programmen jede Woche eine Oper... aber Operette? Fehlanzeige!


    Uwe

    Gefährliche Operette

    Kann man schon von der Wiederauferstehung der Operette sprechen? Es gibt schon wieder eine neue Uraufführung. Weitere Informationen gibt es hier:


    Gefährliche Operette


    Ausgerechnet in Stuttgart, wo doch so gut wie nie Operette gespielt wird.


    :) Uwe

    Hörenswertes Gespräch mit dem Komponisten Moritz Eggert zur Uraufführung seiner Operette "Die letzte Verschwörung" in der Voksoper Wien:

    Diese Aussage in dem Gespräch ist mit besonders aufgefallen: "Melodik ist wichtig - Melodik ist schwer, eine konstruierte Musik ist eigentlich leicht". Den Ausschnitt, den ich im Operettenboulevard BR Klassik gehört habe, ging aber nicht so sehr in diese Richtung. Aber man sollte den Tag ja nicht vor dem Abend kritisieren. Warten wir's ab, ob die Musik erfolgversprechend ist.


    :) Uwe

    Und wieder eine neue Operetten-Uraufführung

    Am 25.März 2023 wird an der Volksoper Wien eine neue Operette uraufgeführt,

    Titel: Die letzte Verschwörung

    Komponist und Librettist: Moritz Eggert (noch nie gehört)


    :) Uwe

    Die 1921 uraufgeführte Operette Die Straßensängerin von Leo Fall war nicht erfolgreich ist heutzutage völlig unbekannt. Das Textbuch wurde von einem Lo Portem und August Neidhardt, dem Librettist des Schwarzwaldmädel verfasst und behandelte eine Art Nach- oder Umerzählung der Komödie Pygmalion von Bernhard Shaw, also gewissermaßen eine Vorwegnahme der Fair Lady. Vermutlich war die Umerzählung nötig, um Tantiemen zu sparen oder weil keine Genehmigung zur Vertonung vorlag. Stefan Frey urteilt in seiner Fall-Biographie jedenfalls, die Autoren hätten Shaws unkonventionelle Geschichte in ein stereotypes Operettenschema gezwungen. Aus Eliza wurde Sonja, zwar immer noch ein Blumenmädel, das aber zusätzlich noch schlüpfrige Chansons singt, aus Higgins ein blasierter Lebemann, der immer wieder bahnbrechende, aber nicht näher bezeichnete Erfindungen macht, aus Doolitle ein gewöhnlicher Schieber und aus Oberst Pickering ein Sekretär des Lebemannes. Bei der Wette geht es nicht mehr um die Sprache sondern ledig darum, aus einem gewöhnlichen Mädel eine interessante Frau zu machen. Es ist an dieser Stelle nicht nötig, die an sich uninteressante Handlung weiter zu erzählen. Sie kann in Stefan Freys Biographie „Leo Fall – spöttischer Rebell der Operette“ nachgelesen werden.


    Leo Fall hat die Musik zu dieser Operette in knappen zwei Monaten geschrieben. „Die Musik ist wie aus der Pistole geschossen“ beschrieb sie ein Kritiker. Da die Titelfigur im 3. Akt in den USA als Sängerin Karriere macht, kommt dort eine kleine Jazzband vor, die einen „Shimmy“ intoniert. Damit war Leo Fall, der sich ansonsten um moderne Einflüsse wenig scherte, der erste, der Jazz auf die Operettenbühne brachte.


    Vor allem aufgrund des Textbuches wurde die Operette kein Erfolg. Jetzt hat sie die Musikalische Komödie Leipzig wieder ausgegraben und im Rahmen eines einwöchigen Workshops, bei der drei Dirigenten dieses unbekannte Werk einzustudieren und zu leiten hatten und dabei noch innerhalb drei Tagen ein aufführungsreifes Notenmaterial aufgrund eines Klavierauszuges und einer autographischen Partitur erstellen mussten, konzertant aufgeführt. Die Aufführung wurde am 07.Januar 2023 im Rundfunk übertragen.


    Die sängerischen Darbietungen möchte ich jetzt hier nicht bewerten und die Leistung der Dirigenten kann ich gar nicht beurteilen. Mit geht es hier nur um die Musik. Wenn auch ein Kritiker anmerkte „Die Musik von Fall ist merkliche Schnellarbeit“, so gefällt sie mir streckenweise sehr gut. Die Introduktion, vorwiegend im Walzertakt, bringt gleich ein großes Ensemble, in dem Sonja bereits ein schönes Blumenlied singt. Dieser erste Auftakt klingt ein wenig wie ein später Johann Strauß, nur melodiöser. Dagegen erinnert die zweite Nummer, ein Männerduett, an so manche Buffo-Nummer von Suppé. In der Rundfunksendung wurde in einem Interview, das Stefan Frey mit dem Veranstalter führte, auch das teilweise Opernhafte in Leo Falls Musik betont, welches aber offensichtlich nicht den Publikumsgeschmack traf. Allerdings finde ich es ganz gut. Bereits die vierte Nummer ist ein Terzett, in welchem am Ende die drei Stimmen nicht miteinander sondern gegeneinander, also polyphon singen. Solche polyphonen Strukturen, wie man sie beispielsweise von Rossini, Donizetti, aber auch Verdi kennt, gab es in der sog. Klassischen Operette noch relativ oft; in der nachfolgenden, sog. Silbernen Ära sind sie dann fast völlig verschwunden. Lehár verwendete sie noch im Graf von Luxemburg („Ich bin verliebt bis über beide Ohren“). Das ca. 11-minütige erste Finale erinnert mich mit seinem Mix von Opern- und Operettenhaftem, Rezitativen, Solo- und Chorgesängen und einer oft gegenläufigen Orchesterbegleitung in seiner Struktur an das 2. Finale von Suppés vorletzter Operette Bellman, mit der ich mich gerade ausgiebig beschäftigt hatte. Auch die nachfolgende Eröffnungsnummer des zweiten Aktes ist wieder sehr ambitioniert, mit Solo und teils polyphonem Chorgesang und enthält auch noch eine hübsche, sehr originelle Melodie, die man gerne öfters hören möchte. Das zweite Finale ist dann, typisch für die silberne Operettenära, im Wesentlich eine Abfolge von Reminiszenzen aus den vorangegangenen Akten, was in diesem Falle sogar vorteilhaft ist, weil manche der schönen Nummern zuvor etwas „zu kurz“ gekommen sind. Gleichzeitig ist dieses Finale mit seinen dramatischen Überleitungen und einer ausgefeilten Instrumentation hervorragend gestaltet.


    Aber auch das Leichte kommt in dieser Operette nicht zu kurz. Neben dem bereits erwähnten Männerduett gibt es noch einige ohrwurmverdächtige Nummern, ein ansprechendes Duett und als Gipfel der Originalität im 3. Akt die bereits genannte Jimmy-Nummer.


    Sicher wird dieses Werk, nicht nur aufgrund des Librettos, sondern auch wegen mangelnder Zugnummern, kein großer Operettenhit. Es ist aber diese Bandbreite von ambitionierter Opernhaftigkeit über typischer Operettenmusik, mal karikiert, mal ernst, aber ohne „Operettenseligkeit“ und ganz leichten Schlagern, welche die Operette so interessant macht und, wie im Interview mit Stefan Frey erwähnt, auch die ausführenden Künstler vor große Herausforderungen stellt.


    :) Uwe

    +++ Eilmeldung +++ Eilmeldung +++ Eilmeldung +++ Eilmeldung +++

    Gerade eben erst entdeckt: Deutschlandfunk Kultur überträgt heute abend 20.05 live aus der Komödie Leipzig Leo Falls Operette die Straßensängerin in einer konzertanten Aufführung.

    Bellman - Franz von Suppés kriegerischste Operette

    Franz von Suppés vorletzte (noch selbst vollendete) Operette kam bei der Wiener Presse außergewöhnlich gut an. Ich habe von 10 gefundenen Besprechungen nur eine negative (Wiener Presse) und eine gehässige Kritik (Wiener Zeitung) gefunden. Vor allem die Musik wird, von den zwei genannten Ausnahmen abgesehen, beinahe überschwänglich gefeiert. Da heißt es u.a.


    • Die Musik trägt ein höheres Gepräge als das der Operette, die Behandlung der Stimmen wie die des Orchesters ist überwältigend, schwedische Volkslieder sind sehr glücklich eingefügt…
    • …entfaltete Meister Suppé seine ganze und volle Künstlerschaft, um ein musikalisches Gebäude im Stile von Boccaccio und Fatinitza aufzuführen…
    • Bis auf das Finale des 2. Aktes, welches allzu opernhaft ausgearbeitet ist […] ist die ganze Partitur eine ununterbrochene Reihe charakteristischer und melodiöser Nummern
    • Die Musik zeigt den Altmeister Suppé in seiner vollen Klangschönheit
    • Suppés Musik ist ein kleines Meisterstück…


    Besonders hervorgehoben wurden einzelne Musiktitel wie ein Duett von zwei Pulverfabrikanten, welches einen „Sturm von Heiterkeit entfesselte“, ein Couplet des Heringshändlers mit dem Refrain „Aber in Schweden darf man nicht reden“ - eine „hübsch erfundene Nummer von köstlicher Wirkung“, die als effektvoll bezeichnete Punschszene, das Lappländerlied, in welchem Suppé „ein schwedisches Nationallied verwertete“ und das Schwalbenquartett, „in welchem er eine schwedische Volksmelodie geschickt verwendete“.


    Leider gibt es, außer einem eher belanglosen Marsch, aufgrund dessen man dieser Operette all das hier Gesagte nicht zutrauen würde, keine Aufnahmen von diesem Werk. Auch in keiner Operettenbearbeitung von Suppé wird irgendein Titel von Bellman verwendet. Aufgrund eines computerunterstützten intensiven Studiums der handschriftlichen originalen Partitur, die mir als Kopie zur Verfügung stand, kann ich aber die oben angeführten Bewertungen voll und ganz bestätigen.


    Es stimmt aber auch, was einer der wohlmeinenden Kritiker anmerkte: „Die Ensembles sind den Sologesängen entschieden vorzuziehen, die letzteren leiden viel an melodischer Schwäche…“. Doch gibt es außer den oben genannten noch einige hübsche Einzelnummern, so etwa das Flicka (Mädchen)–Lied, das durchaus auch Gassenhauer-Qualität hat oder das Quintett am Ende der Operette, ebenfalls ohrwurmverdächtig. In der Tat zeigt Suppé aber in den teils polyphonen Ensembles seine wahre Stärke, seine außergewöhnliche kompositorische Kraft.


    Als Beispiel sei die Punschszene im 2. Akt erwähnt. Da wird zunächst der Punsch gebraut, dann das Punschlied gesungen, ein Sturm zieht auf, der durch Rezitative angekündigt und mit einer Sturmmusik untermalt wird. Trotz hörbarem Sturm wird das Punschlied weitergesungen und ein Parlando, bereits melodiös untermalt, leitet dann über zu einem wunderschönen, mehrstimmigen Traumlied, welches wiederum von einem Liebesduett abgelöst wird. Am Ende der eigentlichen Punschszene hängt sich noch nahtlos ein Terzett mit einer sehr originellen Musik an, welches bereits zu einer weiteren Szene gehört, nämlich die Ankunft neuer Gäste mitten im Sturm.


    In den beiden Finales wechseln sich dann Rezitative mit originellen musikalischen Einfällen und großen vielstimmigen Ensembles ab, wobei beim zweiten Finale das Rezitativische etwas überwiegt, was dem Aktschluss den Vorwurf des allzu opernhaften einbrachte.


    Die Musik der Operette hat es meines Erachten auf alle Fälle verdient, wiederbelebt zu werden. Allerdings ist ohne Bearbeitung des Librettos nur eine Gesamtaufnahme auf CD ohne Dialoge denkbar. In der jetzigen Form kann man heutzutage das Werk weder mit Dialogen aufnehmen noch konzertant aufführen oder gar auf die Bühne bringen. Das liegt vor allem am martialischen Schluss der Operette; da wird mit ernsthaftem Hurra-Patriotismus der Krieg gegen Russland erklärt. Dass ausgerechnet Russland der Kriegsgegner sein soll, ist dieser Tage von besonders aktueller Brisanz. Und dies war es schon zu Zeiten der Uraufführung. Damals wurde aus politischen Erwägungen Russland von der Zensur gestrichen und der Krieg musste gegen Dänemark erklärt werden. Dieser Schluss bzw. der ganze, außer einigen unsäglichen Blödeleien in den Dialogen und einem Couplet fast humorfreie 3. Akt ist wohl der Grund, warum viele Rezensenten der Uraufführung das Libretto im Ganzen als zu ernst beschrieben haben.


    Dabei wird in den beiden Akten zuvor durchaus noch um Krieg oder Frieden gerungen, und zwar auch mit viel Humor und politischen Anspielungen. Bellman verhält sich dazu eigentlich ambivalent, ohne aber seine vaterländische Gesinnung zu verbergen. Der Dichter fällt einer Intrige zum Opfer. Nach einer geplatzten Hochzeit im ersten Akt landet er im zweiten Akt mit seiner ehemaligen Angebeteten, der Kriegstreiberin Gräfin Ulla, auf der Flucht vor deren Widersachern direkt im Lager ihrer Feinde, kann aber mit ihr durch allerlei Finten entkommen.


    Soweit ist alles noch spannend und lustig. Der dritte Akt beginnt aber gleich mit einer hochnotpeinlich sentimentalen Arie Bellmans, in welcher dieser seinen Verzicht gegenüber Ulla erklärt, damit sie ihrer Bestimmung folgen kann, als zukünftige Mätresse des Königs diesen zum Krieg zu drängen. Es ist dies die Arie, die einer der genannten Kritiken als „zweiten Aufguss“ des Trompeterliedes (Trompeter von Säckingen) bezeichnete. Dies mag wohl sogar Absicht gewesen sein, denn im Versmaß entspricht diese Arie genau dem Vorbild. Mit der Reminiszenz eines zuvor dargebrachten Quintetts, in welchem Krieg und Frieden nochmals pseudophilosophisch, mit originalen Bellman-Zitaten gespickt, thematisiert wird, endet die Operette unter Hurra-Rufen zur Kriegserklärung.


    Wer sich für eine ausführliche Inhaltsbeschreibung interessiert kann diese hier nachlesen.


    Die zeitgenössische Presse störte sich übrigens überwiegend nicht an diesem Schluss, sprach sogar von „einem äußerst anmutigen, interessanten Textbuch“, oder von einem „recht amüsanten und wirkungsvollen“ Libretto, das „viel Gelegenheit zu Massenwirkungen gibt“. Aber das war eine andere Zeit, in welcher der Krieg noch als Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln galt.


    Zum Glück finden die entscheidenden Weichenstellungen nur im dritten Akt statt, so dass man meines Erachtens die Operette noch retten kann, ohne dabei das Kind mit dem Bade auszuschütten. Ich habe selbst einige Versuche unternommen, die zeigen, dass es mit verhältnismäßig wenigen Änderungen möglich ist, einen Schluss etwa im Geiste Offenbachs zu gestalten.


    Anmerkungen:


    Zwei Prophezeiungen aus der zeitgenössischen Presse haben sich übrigens nicht bewahrheitet: „Es ist kein Zweifel, dass sich die neue Operette lange auf dem Repertoire erhalten wird und dass die vielen melodiösen Nummern bald ‚ins Volksblut übergehen‘ werden.“ (Neuigkeits-Weltblatt) und: „Wenn man die besten Namen von Suppés Werken nennt so wird man in Zukunft auch ‚Bellman‘ nennen.“ Die Operette wurde nach nur 19 Vorstellungen vom Programm abgesetzt. Suppé Biograph H.D. Roser vermutete, dass neben dem in Wien unbekannten Dichter Bellman, dem ungewohnten nordischen Sujet sowie die von Suppé gewählte Bezeichnung „Oper“ auch der kriegstreibende Schluss einer der Gründe gewesen sein könnte.


    Historisch gab es die zwei streitenden Parteien in Schweden wirklich, jedoch handelte es sich dabei um den Adel und die nichtadeligen Stände im Ständereichstag. König Gustav III hat 1788 tatsächlich gegen Russland Krieg geführt (allerdings ohne Erklärung) - und ihn verloren.


    PS:


    Kurz nach Fertigstellung dieses Artikels habe ich erfahren, dass die Operette Bellman von der schwedischen Gesellschaft Par Pricole bereits am 28. und 29. Januar 2023 im Stockholmer Södra Theater zur Aufführung gebracht wird. Par Pricole konzentriert sich auf kulturelle Veranstaltungen und pflegt alte Traditionen mit vielen Orchestern, Chören, Sängern, Schauspielern, Musikern usw. Der erster Dichter der bereits 1779 gegründeten Gesellschaft war Carl Michael Bellman selbst. Seine musikalischen, theatralischen und poetischen Werke werden ständig bei jeder Versammlung aufgeführt.


    Ob die Produzenten am Libretto außer der Übersetzung ins Schwedische etwas geändert haben, weiß ich leider nicht. Ich hatte vor längerer Zeit mal einen Kontakt zu Par Pricole; dieser ist aber aus unerfindlichen Gründen abgebrochen.


    Uwe

    Die Fledermaus am Silvesterabend auf BR Klassik

    BR Klassik wird seinem Namen gerecht und bringt ganz "klassisch" die unvermeidliche Fledermaus an Silvester. Weiß der Geier, warum es immer die Fledermaus sein muss, nur weil im 2. Akt ein bisschen viel Champagner getrunken wird?


    Klassisch auch die Aufnahme von 1975, mit


    Gabriel von Eisenstein - Hermann Prey
    Rosalinde - Julia Varady
    Frank - Benno Kusche
    Prinz Orlofsky - Iwan Rebroff
    Alfred - René Kollo
    Dr. Falke - Bernd Weikl
    Dr. Blind - Ferry Gruber
    Adele - Lucia Popp
    Frosch - Franz Muxeneder
    Chor der Bayerischen Staatsoper
    Orchester der Bayerischen Staatsoper
    Leitung: Carlos Kleiber


    Uwe

    Die Czárdásfürstin am Silvesterabend auf WDR 3

    Heute am 31.12.2022 mal nicht die Fledermaus, sondern auf WDR 3 "Die Czárdásfürstin" ab 20:03 bis 22:00.


    :) Uwe

    "Hopfen und Malz" kurz vor der Uraufführung

    Die im Beitrag #450 bereits angekündigte neue Operette von Daniel Behle steht kurz vor der Uraufführung:


    Der als Mozart-, Strauss- und Wagner-Interpret bekannte Startenor Daniel Behle hat während der Pandemie eine Operette übers Bierbrauen geschrieben. Das Eduard-von-Winterstein-Theater in Annaberg-Buchholz (Deutschland) hat sich die Uraufführung für das spektakulär-unterhaltsame Werk gesichert und am 21. Jänner 2023 wird hier die zweiaktige Operette "Hopfen und Malz" von Daniel Behle uraufgeführt.

    winterstein-theater.de/315-Hopfen-und-Malz

    :thumbup:Uwe

    Lange habe ich darauf gewartet, dass die Operette endlich mal irgendwo nachgespielt wird. Jetzt endlich habe ich was davon gelesen. Das Gelsenkirchener Musiktheater am Revier hat das Stück in einer eigenen Inszenierung auf die Bühne gebracht. Premiere war bereits am 22. September 2022.


    Eine Kritik der Inszenierung gibt es hier.


    Ich bin allerdings nicht der Meinung, dass das Stück nicht die gleichen Ohrwurmqualiäten wie Abrahams „Märchen im Grand-Hotel“ hat.

    Die schöne Galathée in konzertanter Aufführung durch das Münchner Rundfunkorchester

    Das Münchner Rundfunkorchester präsentiert Suppé Kleinod in einer konzertanten Aufführung am 16. Oktober 2022, 19.00 Uhr im Prinzregententheater. Die Aufführung wird live im Rundfunk BR Klassik übertragen. Mehr dazu siehe hier.

    Prominente Stars aus Film und Fernsehen machen Operette

    So lebendig ist die Operette in den letzten Jahren, dass sogar die Prominenz aus Film und Fernsehen schon seit geraumer Zeit sich in der Operette austobt. Allen voran Dagmar Manzel, u. a. auch bekannt als Nürnberger Tatortkommisarin, wurde an der Komischen Oper Berlin zum Star, z. B. mit der "Perle der Cleopatra" und "Eine Frau, die weiß was sie will", beide von Oscar Straus. Stefan Kurt, u.a. bekannt als korrupter Polizist in Babylon Berlin wirkte u. a. in Weinbergers "Frühlingsstürme" und Dostals "Clivia mit" - er hat auch schon den Frosch in der "Fledermaus" gespielt. Max Hopp, u. a. bekannt als Staatsanwalt im "Usedom Krimi" hat den Sprecher in Abrahams "Märchen im Grandhotel" gegeben und nebenher eine Nebenrolle übernommen. Für die kommenden Saison inszeniert er an der Komischen Oper Berlin zwei Einakter von Offenbach, Oyayaye und Fortunios Lied. Das ist nur ein kleiner Ausschnitt, der mir im Augenglick geläufig ist.


    Uwe

    Sonntag, 20.03.2022, 21.05 auf BR Klassik

    (nach langer Pause wieder mal)* Operettenboulevard


    Zitat

    Themen am 20.03.:

    • Louis Treumann zum 150. Geburtstag (am 03.03.) - er war der erste Danilo in der "Lustigen Witwe"
    • Neue CD "Gemischter Satz" - Günther Groissböck, Karl-Michael Ebner und Christoph Wagner-Trenkwitz
    • "Eine Frau, die weiß, was sie will!", Werksviertel München, Werk7 Theater (am 01.04. und 02.04.)
    • "Der reichste Mann der Welt", Erzgebirgisches Theater in Annaberg-Buchholz (13./19.03. und 18.04.)

    Mit Amelie Pauli und Stefan Frey

    * immer wenn "gehobene" Musk Vorrang hat muss der Operettenboulevard weichen.


    :) Uwe

    Sonntag, 27.02.2022, 21.05 auf BR Klassik

    Moto: Girls, Girls, Girls


    Zitat

    Themen am 27.02.:

    • "Me and My Girl" in Passau
    • "Vom Shop Girl bis zum Girl from Utah" - englische Musical Comedy von 1894 bis 1937
    • "Hallo, Dolly!" in Baden
    • "Orpheus in der Unterwelt" in Düsseldorf
    • "Im Weißen Rössl" in Sirnach/Schweiz

    Operettenboulevard goes Musical!


    :/ Uwe

    Sonntag, 20.02.2022, 21.05 auf BR Klassik

    Moto: BUNTES FASCHINGSTREIBEN

    Zitat
    • "Die Faschingsfee"- Wiederaufnahme am Gärtnerplatztheater - Operettenführer
    • Buch-Tipp "Die Perlen der Cleopatra - Notentitelblätter als Spiegel der Gesellschaft" von Evelin Förster
    • "Ball im Savoy" - Wiederaufnahme an der Komischen Oper Berlin
    • Faschingskonzert am 27.02., 15:00 Uhr im Parktheater Göggingen / Interview Salon-Orchester Frank Lippe - dazu eine Kartenverlosung

    Mit Franziska Stürz und Stefan Frey

    :) Uwe

    Sonntag, 06.02.2022, 21.05 auf BR Klassik

    Operettenboulevard

    Motto: Historisch informiert


    Zitat

    Themen am 06.02.:

    • "Die lustige Witwe" - in der Revue-Fassung von 1928 - an der Oper Dortmund, Regie: Thomas Enzinger (am 29.01.)
    • Symposium zur historisch informierten Aufführungspraxis in der Jazz-Operette an der Oper Dortmund (am 29.01.) - mit BR-Operettenforscher Stefan Frey - Näheres erfahren Sie hier
    • "Frau Luna" am Hoftheater Bergkirchen/Landkreis Dachau (ab 29.01.)
    • "Der Vetter aus Dingsda" an der Staatsoperette Dresden (am 29.01.)

    Mit Amelie Pauli und Stefan Frey