Beiträge von Rheingold1876

    Mit Wolfgang Anheisser starb einer der hoffnungsvollsten deutschen Baritone jener Jahre, der bereits durch viele Schallplatten- und Rundfunkaufnahmen deutschlandweit bekannt geworden war. Seine warme und gleichzeitig klare, jederzeit erkennbare Stimme von großer Flexibilität und seine phänomenale Textverständlichkeit – keine Primärtugend heutiger Sänger mehr! – lassen den Verlust für die Musikwelt schmerzlich sein. Die Erinnerung an ihn wird zwar (durch eine Privatinitiative!) in Köln durch eine Straßenbenennung, eine Plakette an seinem Wohnhaus und nicht zuletzt durch sein Grab auf dem Kölner Melaten-Friedhof (in der Nähe des Grabes von Kurt Moll) wach gehalten, aber den jüngeren Melomanen scheint er kein Begriff mehr zu sein.

    Wolfgang Anheisser war Mitte vierzig, als er den Unfalltod starb. Ich habe mich oft gefragt, was noch hätte folgen sollen - und können. Und bin zu keinem überzeugenden Ergebnis gekommen - lasse mich aber gern eines anderen belehren. Zumindest seinen Aufnahmen nach und wohl auch auf Bühnen war er vornehmlich in deutscher Sprache unterwegs. Für mich ist er insofern ein Glücksfall gewesen, als er die schöne Tradition des lyrischen Baritons, des so genannten Spielbaritons zu beleben und zu pflegen verstand. Mit seiner leichten, virtuosen und noblen Stimme war er dafür bestens geeignet. Das schien mir immer genug und letztlich wichtiger als noch ein Verdi-Interpret, der mit der internationalen Konkurrenz nicht hätte mithalten können. Insofern war er vielleicht auch zu rückwärtsgewandt, zu traditionell und nicht im globalen Trend seiner Zeit. Das mag auch ein Grund sein, warum er heute kaum mehr beachtet wird. Schon gar nicht von jungen Leuten. Von Melomanen will ich nicht erst reden. Wen sollte man mit Opernquerschnitten in deutscher Übersetzung noch begeistern?


    Für mich sind seine Einspielungen von Carl-Loewe-Balladen unerreicht. Sie sind oft gar nicht so heiter, wie das die Herausgeber der einschlägigen Produktion verstanden wissen wollen. Bei "heiter" läuten bei mir ohnehin die Alarmglocken. Dabei muss ich immer auch an unselige Zeiten bei Tamino denken, als wir über selbstverfasste Sprüche in Fröhlichkeit und Heiterkeit ausbrechen sollten, die gottseidank der Vergangenheit angehören.


    Die Ehrungen für Anheisser, die Carlo aufzählt, sind seiner würdig und doch auch nicht zu verachten.

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    Für das Cover wurde nur ein zentraler Ausschnitt des Gemäldes von Giovanni Bellini gewählt. Es zeigt die Madonna mit dem Kind sowie die Heiligen Katharina von Alexandria und Maria Magdalena (rechts). Letztere findet sich in Reproduktionen auch oft allein dargestellt. Für mich ist sie ein vollendeter Ausdruck der Frührenaissance, wenngleich schon gewisse Elemente des Bides wie die Hände auf den Manierismus hinweisen.

    Guten Morgen, Provence. Das ist des Rätsels Lösung. Nun darfst Du uns ein neues stellen. Ich bin schon mal gespannt darauf.


    Ansicht von Luzern (mit der Hofkirche St. Leodegar und der später abgebrochenen Hofbrücke, im Hintergrund die Rigi): Und so sieht das Aquarell von 1874 iin Vollständigkeit aus:


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    Es wird in der Berliner Staatsbibliothek aufbewahrt. Bilder Mendelssohns wurden schon oft für die Covergestaltung von Einspielungen seiner Werke gewählt. Eine gute Wahl, wie ich finde.

    Darf ich mir einen kleinen Einschub gestatten, der sehr wohl mit Burgmüller zu tun hat?

    Dieser Tage ging mir von Freundeshand ein CD des Labels Quertstand zu. Es handelt sich um die vierte Folge einer ganzen Edition:


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    Darauf der Trauermarsch op. 103 von Felix Mendelssohn Bartholdy für Norbert Burgmüller in der Orchesterversion. Beide waren bekanntlich befreundet. Für mich ist diese erhabene und feierliche Musik die beste Würdigung des früh Verstorbenen. Mir geht sie sehr nahe. Hier die bekanntere Bläser-Fassung. Ob jene mit Orchester tatsächlich von Mendelssohn stammt, ist wohl umstritten:


    Diesmal reicht es, wenn der Name des dargestellten Gebäudes und der Ort genannt wird.


    Es handelt sich um das Palais Esterházy in der burgenländischen Landeshauptstadt Eisenstadt. Haydns Leben ist eng mit der Stadt verbunden. Im Schloss erinnert der prachtvolle Haydn-Saal an sein segensreiches Wirken von 1761 bis 1806 als Hofkapellmeister. Das Rätsel war gut und passend gewählt zum derzeitigen geballten Austausch über den Komponisten im Forum.


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    Es war die 63. Vorstellung seit der Premiere am 1. März 1974. Fünfzig Jahre stand die Inszenierung von Filippo Sanjust auf dem Spielplan!

    Ein Mitschnit der Premiere hat sich erhalten und ist bei YouTube zu finden:



    In der Titelrolle war Leonie Rysank zu erleben. Zurecht gilt diese Inszenierung als legendär und Teil der Berliner Operngeschichte. Schade, dass sie angeblich nicht zu retten war. Es hätte dem Haus gut angestanden, einen Kontrast zu gegenwärtigen ästhetischen Konzepotionen zu belassen. Aber das ist wohl nicht erwünscht. Also musste die "Gioconda" weg!

    Ja, die Sachsen-Anhaltiner Bühnen (v.a. Dessau und Halle) können was und sind immer auch für große Opernabende gut.

    Ich bin mir nicht sicher, ob und wie Traditionen weiterleben. Jedenfalls wird sich in Dessau in jüngster Zeit wieder daran erinnert, nach dem Krieg mit eigenen Richard-Wagner-Festspielen ein ostdeutsches Pendant zu Bayreuth zu etablieren. Anlass war die Entdeckung und Veröffentlichung von Tonaufnahmen des Heldentenors Horst Wolf, der in Dessau ein Star gewesen ist.


    Auf der Suche nach Sinfonik aus dem deutschsprachigen Raum zwischen Schumann und Brahms, also etwa die Jahre zwischen 1851 und 1876 betreffend, die sinfonisch bekanntlich heutzutage einen ziemlich weißen Fleck darstellen, stieß ich dieser Tage auch auf den Namen Robert Volkmann, der mir zuvor bewusst noch nie begegnete.

    Ein sehr schöner Zufall wollte es, dass auch ich mich mit Volkmann beschäftige. Mein neuer Vrrsuch, sich diesem Komponisten anzunährern begann mit der Ouvertüre Richard III.



    Das dunkle geheimnisvolle Blech gleich zu Beginn hat auf mich eine starke Sogwirkung. Ich höre viel Eigenständigkeit und fühle mich zumindest bei diesem Werk an kein Vorbild erinnert. Allenfalls meine ich, eine gewisse Nähe zu Dvorak und Smetana zu spüren.


    Mein persönlicher Einwand ist, daß ich mir nach mehrmaligem Hören kein einziges Thema merken konnte - ales war verschwunden

    Dann empfehle ich doch das Cello-Concerto op. 33. Es ist mit gut fünfzehn Minuten kurz genug, um es gleich mehrfach hören zu können. Mir geht es auch oft wie Alfred und ich weiß also, wovon er redet. Bei diesem Werk aber erging es mir so wie bei der Ouvertüre op. posth. Ich konnte alsbald innerlich mitsingen. Die Musik non Volkmann fliegt einem nicht eigentlich zu, aber sie nistet sich ein. Vielleicht bleibt sie dann länger bei einem. Ich bin gespannt.

    Kein Problem, es gibt ja nichts zu gewinnen ;)

    Es gibt durchaus etwas zu gewinnen, nämlich die Ehre, ein neues Rätsel stellen zu dürfen. ;)


    Was Boris widerfuhr, ist mir auch schon geschehen. Nun aber gilt moderato als derjenige, der uns mit der nächsten Aufgabe erfreuen wird, wenngleich auch Boris herausfand, dass es sich um eine Gemälde von Schwind mit dem Titel "Die Rose oder Die Künstlerwanderung" handelt. Es ist in der Alten Nationalgalerie in Berlin zu sehen und hat mit 216 x 134 ein repräsentatives Format.


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    Als Inhaber einer Museumsjahreskarte bin ich sehr oft in den Galerien dieser Stadt unterweg und stehe gern vor dem Gemälde, das ich schon aus Kindertagen kennen. Meist allein. Es illustrierte ein Sagenbuch, in dem ich unentwegt las. Das Bild erzählt viele Geschichten, und man kann sich immer neue dazu ausdenken. Ich liebe es sehr und bin froh, es endlich auch in diesem langlebigen Thread untergebracht haben zu können.

    Den Film habe ich mir angesehen und bin zu ähnlich positiven Eindrücken gelangt wie astewes. Eine seiner Stärken ist der Verzicht auf vordergründige Polemik. Vielmehr spürte ich eine ausgeprägte Neugierde. Dadurch kamen die Macher dem Thema sehr nahe. Sehr gut und angemessen fand ich, dass Leo Borchard als erster Chef der Berliner Philhamoniker nach 1945 eine verdiente Würdigung erfuhr.


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    Dass sein Leben in den Wirren der unmittenbatren Nachriegszeiten fast schon schicksalhaft ein jähes Ende fand, blieb leider unerwähnt. Er wurde von einem amerikanischen Soldaten erschossen. Vermisst habe ich auch die Nennung von Dirigenten wie Böhm oder Rousbaud, die bei der Arbeit zu sehen waren.

    Eislers Hymne, deren Text ich dem doch sehr historisch begrenzten des von Fallersleben vorziehen würde ...

    Es gibt ja gewisse Ähnlichkeiten zwischen den Hymnen beider deutschter Staaten. Hüben wir drüben taten sich Schwierigkeitgen mit den ursprünglichen Texten auf. Die DDR verzichtete schliießlich ganz auf die Verse von Becher, nachdem eine gesamtdeutsche Option aufgegeben worden war. "Einig Vaterland" passte nicht mehr ins politische Kalkül. Und das komplette Deutschlandlied, aus dem die westdeutsche Hymne erwuchs, war historisch auch nicht mehr tragbar. Einzig die dritte Stophe hatte Bestand und wird auch im vereinten Deutschland gesungen. Interessant ist, dass die DDR-Hymne so angelegt wurde, dass auch das Deutschlandlied darauf gesungen werden kann.

    Lieber Tristan, das sieht nicht nur nach Spitzweg aus - das ist Spitzweg. Insofern hast Du das Rätsel gelöst. "Der Abschied" lautet der Titel dieses Bildes, das zum Bestand der Bayerischen Stastsgemäldesammlung gehört. Ich gebe es bewusst groß wider, damit klar wird, wie bescheiden die Verwendung als Cover ausgefallen ist. Passen tut das Gemälde schon für die Volkslieder. Es erzählt auch eine Geschichte. Der Abschied ist ein Topos, dem man in diesem Genre sehr oft begegnet. Erich Kunz erweist sich nach meinem Eindruck als glänzender Interpret. Der konnte singen!


    Nun will ich Dich aber nicht dabei aufhalten, uns mit einer neuen Rätselaufgabe zu überraschen.



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    Bei meiner Beschäftigung mit Joachim Raff und seiner Suite "Aus Thüringen" bin ich auf diese CD mit Volksliedern, die von Erich Kunz gesungen werden, gekommen. Warum? Raff fügte in dieses Werk an vierter Stelle Varationen über ein nicht näher bezeichnetes Volkslied ein. Es handelt sich dabei eindeutig um das Lied "Treue Liebe", das als Thüringisches Volkslied gilt, weil es auch dem Kantor der Uhren-Stadt Ruhla, Georg Heinrich Lux, zugeschrieben wird. Das Sujet des Bildes auf dem CD-Cover passt zum Lied. Wer ist der Maler?

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    In jungen Jahren hat mich das Thema viel mehr beschäftigt als heutzutage. Ich pflegte den Irrtum, dass man sich zwischen beiden entscheiden müsse. Damals las ich den Roman "Verdi" von Franz Werfel, der mich lange Zeit nicht losließ. Er schildert einen Aufenthalt Verdis in Venedig just zur selben Zeit, in der auch Wagner in der Lagunenstadt, wo er auch sterben sollte, weilte. Beide begegnen sich zwar, kommen sich aber nicht nahe. Ja Wagner erkennt seinen italienischen Antipoden nicht einmal, worin ich immer den Kern der fiktiven Geschichte für mich sah. Das Buch liest sich sehr gut – ein echter Werfel. Ich habe es in einer schönen alten Ausgbe und will es schon seit Jahren wieder lesen.

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    Was ich so nicht erwartet hätte, findet sich in einem eigenem kurzen Kapitel im von mir gern benutzen "Brahms Handbuch" (Metzler / Bärenreiter) tabellarisch aufgearbeitet: Musik von Johannes Brahms spielt in 187 Filmen eine Rolle. Ausgeklammert wurden Dokumentationen und Kurzfilme. Wie Autor Harry Joelson-Strohbach herausgefunden hat, führt das "Wiegenlied" die Rangliste an. Es wird in mehr als 60 Filmen zitiert.


    In Wien wurde „Katerina Ismailowa" am 12. Februar 1965 erstmals in deutscher Sprache aufgeführt, das war also eine Erst- und keine Uraufführung!

    Der Mitschnitt hat sich erhalten - und zwar in dieser Besetzung:


    Dmitri Schostakowitsch

    Katerina Ismailowa

    Chor und Orchester der Wiener Staatsoper


    Dirigent Jaroslav Krombholc

    Wien, 12. Februar 1965


    Kateria

    Ludmila Dvorakova

    Boris

    Paul Schöffler

    Sinovij

    Karl Terkal

    Sergej

    Gerhard Stolze

    Axinija

    Ruthild Boesch

    A Farmer

    Peter Klein

    The Priest

    Georg Schnapka

    A Policeman

    Alois Pernerstorfer

    Wo auch immer die Premiere stattfand, sie wurde aufgezeichnet.

    Der Mitschnitt der Premiere als "Das Verhör des Lukullus" im Admiralspalast im Ostteil Berlins gelangte erst mit mehr als fünfzigjähriger Verspätung an die Öffentlichkeit. Er wurde am 1. Mai 2004 von Deutschlandradio Berlin - ergänzt durch eine Gesprächsrunde im Studio - gesendet. Nach meinen Informationen erstmals. Übrigend genau an dem Tag, an dem in Dublin die Erweiterung der EU auf 25 Mitgliedsstaaten feierlich begangen wurde. Es besteht für mich kein Zweifel, dass Cantus Classics bei seiner Veröffentlichung auf diese Rundfunksendung, die in vielen privaten Sammlungen bewahrt wird, zurückgegriffen hat. Warum auf dem Cover und auch in der rückseitigen Besetzungsliste von "Chor und Orchester der Berliner Volksoper" die Rede ist, kann ich mir nicht erklären. :no:

    In meiner bisherigen Wahrnehmung spielt Joseph Joachim seine wichtigste Rolle als Freund von Johannes Brahms sowie Clara und Robert Schumann. Das wird ihm nicht gerecht, wie es der von Joseph II. eröffnete Thread deutlich macht. Er soll endlich bei mir sein Eigenleben führen. Was die Ouvertüren zu "Hamlet" und "Heinrich IV." anbelangt, erkenne auch ich "Züge von Tondichtungen". Sie fliegen einem nicht direkt zu. In der Wiederholung kommt man ihnen aber immer näher.


    In Berlin, wo ich wohne, ist Joachim allgegenwärtig. Er war der Gründungsdirektor der hiesigen Musikhochschule, die inzwischen zur Universität der Künste wurde. Deren Konzertsaal ist nach ihm benannt. Joachim ist in Berlin begraben. Sein Grab befindet sich auf dem Kaiser-Wilhelm-Gedächtnisfriedhof in Westend. Der Joseph-Joachim-Platz ist mehr eine bescheidene Grünfläche.


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