Liebe
Verehrer des Tenors Josef Traxel!
Zuerst
möchte ich 'hart' ganz allgemein für seinen Thread „Der Musiker
Gräber“ und besonders für seinen sehr informativen – und, wie
immer, hervorragend recherchierten – dort geposteten Beitrag Nr. 313
zu Josef Traxel danken, den ich leider erst jetzt gelesen habe.
(Ebenso interessant ist in diesem Thread 'Stimmenliebhabers'
Aufstellung von Traxels Vorstellungen an der Berliner Staatsoper –
Beitrag Nr. 316.)
Ich habe
mir den Josef-Traxel-Thread noch einmal durchgesehen und
festgestellt, dass sehr viele Tondokumente dieses Sängers nicht -
oder nur mit dem Werktitel ohne weitere Einzelheiten bzw. lediglich
mit dem Abbilden des CD-Covers - genannt wurden. Zusätzlich zu diesen
Beiträgen habe ich bzw. weiß ich noch die folgenden Aufnahmen, die
z. T. vom 'Hamburger Archiv für Gesangskunst' entweder als
Gesamtaufnahme oder in Ausschnitten veröffentlicht wurden. (Dort
wurde auch die von Joachim Leufgen und Klaus Ulrich Spiegel
verantwortete „Josef-Traxel-Edition“ aus dem Jahre 2008 von ursprünglich
10 CDs kürzlich auf vier Boxen mit je 3 CDs und einer zusätzlichen
CD „Raritäten und Funde“ erweitert, mit einer klanglichen
Verbesserung der früher veröffentlichten Aufnahmen.)
„Bühnenwerke“
(1. Teil)
„Leonore“
(Beethoven): Leonore – Anna Green / Marzelline – Ilse Hollweg /
Florestan – Josef Traxel / Pizarro – Dan Richardson / Rocco –
Karl Ridderbusch / Jaquino – Wilfried Jochims / Don Fernando –
Gotthard Kronstein / Zwei Gefangene – Wolf Appel und Heinz Feldhoff
/ Der Chor der Städtischen Bühnen Essen / Chorltg.: Josef Krepela /
Der Gesangs-Verein Essen / Das Städtische Orchester Essen /
Dirigent: Gustav König (Essen, Saalbau, 21. 5. 1965) Der Mitschnitt
dieser konzertanten Aufführung der Erstfassung von Beethovens
„Fidelio“ wurde vom WDR Köln am 16. 6. 1965 gesendet; als
'Leonore' war ursprünglich Anja Silja angekündigt.
„Die
Trojaner“ ('Les Troyens') (Berlioz): Kassandra, Tochter des Priamus
– Hilde Rössel-Majdan / Priamus, König von Troja – August
Messthaler / Hekuba, seine Gemahlin – Erika Winkler / Aeneas, Prinz
von Troja – Josef Traxel / Askanius, sein Sohn – Katharina Selge
/ Hektors Geist – Otto von Rohr / Dido, Königin von Karthago –
Hanni Mack-Cosack / Anna, ihre Schwester – Erika Winkler / Narbal,
Didos Minister – Peter Schlender / Der Südfunk-Chor Stuttgart /
Chorltg.: Hermann Josef Dahmen / Das Sinfonie-Orchester des
Süddeutschen Rundfunks / Dirigent: Hans Müller-Kray (Stuttgart,
Liederhalle, 12. 12. 1961). Das in der vollständigen Fassung
viereinhalbstündige, in zwei Teile gegliederte Werk (Erster Teil :
„Die Eroberung Trojas“ / Zweiter Teil: „Die Trojaner in
Karthago“) wurde für die Rundfunksendung auf je 47 Minuten
zusammengestrichen; ein Eindruck von der 'Grandeur' der Komposition
lässt sich so leider nur erahnen. Allerdings ist bemerkenswert, dass
hier zum ersten Mal eine Aufnahme dieses epochalen Werks in deutscher
Sprache entstand.
„Die
Flut“ (Blacher): Das junge Mädchen - Erna Spoorenberg / Der junge
Mann - Josef Traxel / Der Fischer - Dietrich Fischer-Dieskau / Der
alte Bankier - Georg Stern / Der Chor und das Sinfonie-Orchester des
Hessischen Rundfunks / Chorltg.: Edmund von Michnay / Dirigent: Otto
Matzerath (Frankfurt, Funkhaus, 3. 2. 1956). Diese halbstündige
'Kammeroper in einem Akt' von Boris Blacher mit dem Libretto von
Heinz von Cramer nach einer Erzählung von Guy de Maupassant wurde am
4. 3. 1947 in Dresden mit Elfride Trötschel, Karl-Heinz Thomann,
Hans Löbel und Heinrich Pflanzl uraufgeführt. Die Liebhaberrolle in
diesem Bühnenwerk ist unüblicherweise dem Bariton zugewiesen,
während der 'junge Mann' am Schluss der Oper aus Habgier zum Mörder wird!
„Maria
Stuarda“ (Donizetti): Maria, regina di Scozia – Irene Jordan /
Elisabetta, regina d' Inghilterra – Grace Hoffman / Roberto, conte
di Leicester - Josef Traxel / Lord Guglielmo Cecil, gran tesoriere –
William Metcalf / Giorgio Talbot, conte di Shrewsbury – Raymond
Michalski / Anna, nutrice di Maria – Jimmilee Farmer / Chorus and
Orchestra of the New York Concert Opera Association / Chorltg.:
William Jonson / Dirigent: Thomas Scherman (New York, Philharmonic
Hall, 16. 11. 1964). Einen zwanzigminütigen Ausschitt (1. Akt, 3.
bis 5. Szene) aus diesem – klanglich sehr schlechten – Mitschnitt
kann man auf YouTube hören. Der hierzulande kaum bekannte Dirigent
Thomas Scherman war – zunächst mit seiner 'Little Orchestra
Society' und später mit der 'Concert Opera Association' - eine feste
Größe des New Yorker Musiklebens und hat viele, meist seltene
Opern in der Carnegie Hall bzw. der Philharmonic Hall teilweise
semi-konzertant aufgeführt. Dabei päsentierte er oft Sänger, die
zwar bekannt, aber von der Metropolitan Opera 'links liegen gelassen'
wurden. So sorgte er beispielsweise für das New Yorker Debüt von
Leonie Rysanek als 'Lady Macbeth', bevor diese dann als Ersatz für
Maria Callas in der gleichen Rolle von der 'Met' engagiert wurde.
Die
deutsche Erstaufführung 1963 von Gaetano Donizettis Schiller-Oper stand
unter einem ähnlichen Unstern wie die Generalprobe 1834 in Neapel
und die Uraufführung 1835 an der Mailänder Scala. (Über die
verwickelte Genese dieser Oper gibt ein langer Aufsatz von Patric
Schmid - von 'Opera Rara' - in der Dezember-Ausgabe 1973 im
englischen Magazin 'Opera' Auskunft.) Die Stuttgarter Premiere am 8.
3. 1963 wurde nach einer halben Stunde wegen Josef Traxels schwerer
(angesagter) Indisposition abgebrochen. Die für den 20. 3. 1963
angekündigte nächste Vorstellung fand wegen einer Erkrankung Grace
Hoffmans erst gar nicht statt. Schließlich kam es dann am 8. 5. 1963
zur umjubelten 1. Aufführung dieser Oper in Deutschland. Der
Regisseur Ernst Poettgen hatte die Oper nah an Schillers Drama
inszeniert und die Rollennnamen des Schauspiels beibehalten, sowie
drei kleine Nebenrollen eingefügt und die Partie des 'Talbot'
zweigeteilt; das Sextett ('È sempre la stessa') im zweiten Akt wurde
zum Septett erweitert. Es sangen: Maria Kouba (Maria Stuart), Grace Hoffman
(Elisabeth I.), Josef Traxel (Graf Leicester), Marcel Cordes (Lord
Burleigh = Cecil, mit einer eingeschobenen Arie aus Donizettis
„Poliuto“), Gustav Grefe (Graf Shrewsbury = Talbot), Stefan Kosso
(Marias Beichtvater = Talbot), Liselotte Becker-Egner (Anna Kennedy),
Alexander Malta (Französischer Gesandter) und Frithjof Sentpaul
(Elisabeths Sekretär Davison); der Dirigent war Josef Dünnwald. Eine
Tonaufnahme von dieser damals viel beachteten Produktion ist mir
nicht bekannt. Zweifellos verdankten Grace Hoffman und Josef Traxel
ihre New Yorker Verpflichtung den Stuttgarter Aufführungen, da die
Oper nach ihrer 'Wiederentdeckung' (Bergamo 1958) erst mit Leyla
Gencer und Shirley Verrett 1967 in Florenz ihren Platz im
internationalen Repertoire einnehmen konnte.
Apropos
Donizetti: Am 13. 3. 1956 nahm Josef Traxel die Arie des 'Fernando' aus
Donizettis „La Favorita“ für die 'Electrola' auf,
bemerkenswerterweise in italienischer Sprache ('Spirto gentil ne'
sogni miei'); Hans Löwlein dirigierte die Berliner Symphoniker. Die
Aufnahme – die damals nicht veröffentlicht wurde - ist auch auf
dem Josef Traxel gewidmeten Album 'Dacapo' 1 C 147-30 774/75 (2 LPs,
1978) und der 'EMI'-CD von 1988 in der Reihe „Portrait“ (CDM 7
69681 2) enthalten. (Mit Josef Traxel gibt es auch Schallplatten-Aufnahmen von
Ausschnitten aus „Lucia di Lammermoor“ und „Don Pasquale“ - dazu
später mehr unter „Recitals“.)
Viele Grüße!
Carlo