Beiträge von wok

    Lieber Willi, nur noch ganz kurz zu diesem Thema, das natürlich nicht recht hierher gehört: Sehr interessant, von Dir nochmals genau zusammengefaßt zu bekommen, welche Pianisten nun die Exposition wiederholten und welche nicht. Mich würde wirklich einmal brennend interessieren, wie jene konsequenten "Nichtwiederholer" eine so wichtige Entscheidung begründen. Man hört und liest darüber leider kaum etwas. Besonders nachdenklich stimmte mich immer, daß z. B. im Falle der BEETHOVEN-Sonaten ein so profunder Kenner des BEETHOVEN-Schaffens wie BACKHAUS wohl grundsätzlich die Wiederholung nicht spielte. Die von Dir genannten Großmeister des Klaviers haben diese ja ganz gewiß nicht aus Fahrlässigkeit oder Bequemlichkeit unterlassen, sondern müssen dafür sehr stichhaltige Gründe gehabt. haben.


    Was die SCHUBERT-Sonaten anbetrifft, so war es meines Wissens Friedrich WÜHRER, der den hohen Stellenwert dieser Kompositionen mit als einer der ersten erkannte, und der auch als erster eine Gesamteinspielung vornahm, und die Sonaten auch geschlossen aufführte. GILBERT SCHUCHTER, NOEL LEE und PAUL BADURA-SKODA kamen dann wohl fast gleichzeitig kurze Zeit danach, dann auch WILHELM KEMPFF mit einer meines Wissens nicht ganz vollständigen Einspielung. Deshalb hoffe ich ja immer noch darauf, daß Du auch WÜHRER, wenn auch ganz am Ende des Alphabets, bei Deiner Besprechung der SCHUBERT-Sonaten berücksichtigen wirst. In Deinem Beitrag Nr. 7 vom 14.05.19 hast Du mir jedenfalls darauf etwas Hoffnung gemacht. Ich bin fast sicher, daß WÜHRER bei einem Vergleich nicht viel schlechter wegkommen dürfte als der großartige WILHELM KEMPFF!


    Doch zurück zum eigentlichen Thema MARTIN STADTFELD ! Du hast offenbar so viele Konzertbesuche auf dem Plan, daß Dir dieses Konzert mit STADTFELD gar nicht gleich einfiel! Gerne würde ich dieses Konzert miterleben. Immerhin habe ich ihn mit diesem BEETHOVEN-Klavierkonzert noch nicht gehört!


    Viele Grüße

    wok

    Lieber Willi,


    Danke für Deine Mail.


    Das Glück hatte ich leider noch nicht, Martin Stadtfeld in einem Konzert zu begegnen, da ich schon seit 2001 in Málaga wohne, und hier im Umfeld ist er offenbar noch nicht aufgetreten, falls ich das nicht übersehen habe.

    Mir hatte aber vor etlichen Jahren ein ehemaliger Arbeitskollege in Deutschland von einem Konzert mit MARTIN STADTFELD ganz begeistert berichtet, in dem dieser Werke von BACH spielte, und dieser Kollege schickte mir auch sogleich eine CD mit Aufnahmen von BACH; und später eine weitere mit Mozart-Klavierkonzerten.


    Ich finde es ja schön, daß sich Deine Tochter auch für Klassik interessiert und mit Dir Konzerte besucht oder besuchte. Ich bin auch sehr froh, daß mein Sohn Amadeo nichts anderes hört als Klassik, und wir besuchen ebenfalls immer alle Konzerte gemeinsam, und so kann man sich nach einem Konzert immer wunderbar über das Gehörte austauschen. Ich stelle mir es schlimm vor, wenn in einer Familie der Musikgeschmack völlig auseinandertriftet, und der eine nur Klassik, der andere nur Jazz, und der Dritte nur Discomusik hört, und man sich dann ständig - wenn man noch zusammen wohnt - in die Quere kommt, und mit seiner Musik dem andern auf die Nerven geht. .


    Es ist eigentlich selten, daß ein noch so junger Pianist so hochsenible Musik mit so vielen Stimmungsschwankungen wie das bei SCHUBERT der Fall ist - zumal in seinen Sonaten - so feinfühlig und introvertiert zu spielen imstande ist wie dies bei MARTIN STADTFELD der Fall ist, und wenn jemand wie Du, der sich so intensiv mit Interpretationen und Vergleichen befaßt, schon zu einem Zeitpunkt, als er ja noch einige Jahre jünger war, zu diesem so positiven Urteil kommt, dann freut mich dies auch für den Pianisten, den ich so überaus sympathisch und natürlich finde.

    Zu diesem Ergebnis komme ich auch, wenn ich mir sein 44-minütiges Interview im Alpha Forum anhöre, zu dem ich ja auch einen Link in meinem Bericht Nr 2322 herstellte. Darin erfährt man auch sehr viel über seine Ansichten und Gesinnung. Vielleicht hast Du Dir ja auch dieses angehört. Wenn nicht, so würde ich Dir dies empfehlen.


    Daß er die Exposition im Kopfsatz nicht wiederholt hat, dürfte Dir natürlich nicht gefallen habe. Ich weiß ja, daß Du darauf großen Wert legst. Doch wiederholen bekanntlich viel berühmtere Pianisten und auch Dirigenten die Exposition oft, oder auch generell, nicht, wie z. B. BACKHAUS, BRENDEL, HASKIL, ERDMANN, und von den großen Dirigenten fällt mir im Augenblick OTTO KLEMPERER ein, und vermutlich sind diese sonst doch sehr genauen und verantwortungsbewußten Musiker der Meinung, daß die Wiederholung auch nicht die originäre Intention de Komponisten war, auch wenn dies heute vielleicht in dem einen oder anderen Fall so in der Partitur steht. Partituren wurde ja im Laufe der Jahre nach Entstehen häufig abgeschrieben oder kopiert, und dabei wohl öfters auch manches Detail der Originalhandschrift verändert. Ich gehe einmal schätzungsweise davon aus, daß in vielleicht 30% der Fälle die Exposition nicht wiederholt wird.


    Ich wünsche Dir einen guten Start in die neue Woche!


    Viele Grüße

    wok

    Ich höre mir gerade diese großartige Aufnahme an- toller Klang, könnte fast Stereo sein, auf dem Plattencover steht ja auch "Stereo tanscription", was immer damit gemeint sein mag.


    Liebe Grüße


    Willi:)

    Lieber Willi,


    Da war also meine Werbung um diese tolle Aufnahme nicht ganz umsonst! Ist wirklich eine grandiose Interpretation durch MONIQUE HAAS, und zumal in dieser Einspielung ist diese zu einer meiner Lieblingsklavierkonzerte geworden. Einfach wunderbar romantisch zum Träumen!!


    Man scheint meine alte mono-Aufnahme von ca. 1960 tatsächlich auf Sterio remastered zu haben! Ja, der Klavierklang ist sehr präsent.


    Viele Grüße


    wok

    Wieder einmal haben zwei großartige Pianisten am gleichen Tag Geburtstag! Gestern waren es EMIL GILELS und MARTIN STADTFELD, heute ist es also MONIQUE HAAS und IVO POGORELICH !


    Gerne möchte ich diese Gelegenheit nutzen, nochmals auf die fabelhafte Einspielung von SCHUMANN's Klavierkonzert durch MONIQUE HAAS mit den BERLINER PHILHARMONIKERN unter EUGEN JOCHUM hinweisen. Diese Aufnahme ist zwar noch in mono, doch dies beeinträchtigt nicht dien Hörgenuß des Spiels dieser großartigen Pianistin, deren Interpretationen nicht nur der Werke SCHUMANNs, sondern auch MOZARTs, DEBUSSYs und RAVELs und BARTOKs schon zu ihren Lebzeiten einen hohen Rang einnahmen.


    Derart zupackend und rhythmisch pulsierend, dann wieder verträumt und nachdenklich, mit so klaren Konturen und Spannungsbögen und wunderbar fließenden Klavierläufen habe ich dieses Klavierkonzert bisher nur noch durch LILiI KRAUS mit dem WIENER STAATSOPERNORCHESTER unter VICTOR DESARZENS gehört. Auch das Spiel der BERLINER PHILHARMONIKER ist kongenial. Diese wertvolle Einspielung durch eine große französische Pianistin darf einfach nicht unter so vielen bestehenden Einspielungen untergehen!


    wok


    Lieber wok,


    ich interpretiere diese Deine Aussage so, als ob HIP Musik ohne Gefühl und Sinnlichkeit wäre und wenn man Bach mit Gefühl hören will, man zu Karl Richter greifen müsse.


    Viele Grüße

    Boismortier

    Lieber Boismortier, (ein sehr schöner Name, und ein sehr schönes Bild dieses berühmten Flöten- und Ballett-Komponisten !)


    Nein, soweit würde ich niemals gehen. Jede der beiden Interpretationsoptionen hat sicher seine besondere Ästhetik in den Ohren des Hörers. Ich plädiere ja auch nicht nur für KARL RICHTER, es gibt ja auch noch andere Dirigenten mit einer vergleichbaren Aufführungspraxis, wie z. B. KARL FORSTER oder KURT THOMAS. Ich bin aber schon der Meinung, daß Chorwerken wie den Passionen von BACH etwas mehr Klangopulenz und Sinnlichkeit gut stehen. Prälat und Domkapellmeister KARL FORSTER, Gründer und lange Zeit Leiter des CHORES DER St. HEDWIGSKATHEDRALE, hat sich die meiste Zeit seines Lebens mit Kirchenmusik und deren Aufführung beschäftigt, und auch er huldigte offensichtlich der heute als antiquiert geltenden Aufführungspraxis. Dabei gelten auch seine Aufnahmen von geistlicher Musik bis heute für viele noch immer für unverzichtbar.


    Wenn diese Aufführungen und Aufnahmen über Jahrzehnte hinweg Millionen von Menschen glücklich gemacht haben, und auch heute viele Musikliebhaber sich immer noch an diesen Tondokumenten erfreuen, dann sollte man das verstehen, und diese Sichtweise neben der HIP-Praxis einfach als eine der möglichen Optionen der Aufführungspraxis in der Musikgeschichte akzeptieren, auch wenn HERREWEGHE mit seiner Sichtweise nach heutigem Kenntnisstand BACH's Intentionen am nächsten kommen mag.


    Viele Grüße

    wok

    MARTIN STADTFELD ist am gleichen Tag geboren wie der Klaviertitan EMIL GILELS ! Da sollte seine Pianistenkarriere eigentlich unter einem guten Stern stehen! Doch ein solcher Vergleich ist naürlich verwegen.


    Nachdem MARTIN STADTFELD zumindest in diesem Forum nicht gerade mit den besten Kritiken bedacht wurde, möge zumindest an seinem 39. Geburtstag an einige große Erfolge in der Karriere dieses so äußerst sympathischen und bodenständigen Pianisten, und einige Kritiken berufener Organe erinnert werden.


    So bezeichnete ihn "Die Zeit" als "ein Talent der Sonderklasse". Immerhin gab STADTFELD bereits mit 9 Jahren sein Konzertdebüt, und schon mit 14 Jahren studierte er bei LEV NATOCHENNY an der MUSIKHOCHSCHULE in FRANKFURT, und besuchte Kurse bei PRESSLER, MARGULIS, FELTSMAN, BRANDIS und anderen. Beim Bundeswettbewerb"JUGEND MUSIZIERT" gewann er den 1. Preis. 1997 gewann der auch den KLAVIERWETTBEWERB NIKOLAI RUBINSTEIN PARIS und ein Stipdendiat des DEUTSCHEN MUSIKWETTBEWERBS. 2001, 1 Jahr nach seinem Abitur, war er Finalist beim CONCORSO BUSONI in BOZEN. Schon 1 Jahr später gewann er als erster bundesdeutscher Pianist den INTERNATIONALEN BACH-WETTBEWERB in LEIPZIG, wodurch ihm bald Zugang zu den wichtigsten Festspielen in ANSBACH, KÖTHEN und STUTTGART verschafft wurde. Konzertreisen innerhalb von Europa, aber auch in die USA und nach Japan folgten. Seine 2003 aufgenommenen "Goldberg-Variationen" trafen auf großes Lob und hervorragende Kritiken, vor allem eroberte er bald den ersten Platz der deutschen Klassik-Charts, und 2004 erhielt er für diese CD den "ECHO KLASSIK-PREIS" als "Nachwuchskünstler des Jahres". Und auch seine zweite Einspielung "Bach Pur" mit den dreistimmigen Inventionen und dem "Italienischen Konzert", wie auch die CD mit den "Transkriptionen" von BUSONIi und SILOTI erreichte die Spitze der deutschen Klassik Charts. 2005 erhielt er dafür den "ECHO KLASSIK-PREIS" als "Solistische Einspielung des Jahres". Über seine Einspielung von BACH's Klavierkonzerten Nr. 1, 2 und 5, sowie der Präludien und Fugen es-moll und b-moll mit den FESTIVAL STRINGS LUZERN unter ACHIM FIEDLER urteilte "Die Zeit": "sein Bach kann prasseln, brausen, funkeln", AUDIO urteilte: "klar, brillant, ausdrucksstark" und "Die Welt": "....verblüffend..."


    So viele internationale Erfolge und Elogen können nicht von ungefähr kommen, und tatsächlich sind seine BACH-Interpretationen überwiegend technisch genial und mitreißend. Und auch seine Einspielung der SCHUBERT-Sonaten D 894 und 960 von 2007 kann sich sehen lassen und braucht keine Vergleiche zu scheuen. Sie erntete auch fast durchweg Lob und Anerkennung von der musikalischen Fachwelt.


    Die bisherige künstlerische Entwicklung und Leistung von MARTIN STADTFELD verdient also durchaus Respekt und eine angemessene Würdigung.


    wok


    Lieber Holger, danke für deine beiden Artikel, die meiner Auffassung ein solides theoretisches Fundament verleihen.

    Dabei ist mir eine Sache aufgefallen. Bei Heinrich Schütz ist ja die Entwicklung rückwärts verlaufen. Anfang des 20. Jahrhunderts war es, etwa in der Singbewegung, die höchste Kunst, Schütz a-cappella zu singen. Das war aber bei Schütz die Ausnahme,

    So ganz die Ausnahme mit dem a-cappella Gesang war das mit SCHÜTZ auch nicht, lieber Herr Dr. Pingel.


    Bei den BACH-Motetten war es nämlich ganz ähnlich. BACH selbst hatte zwar die eine und andere Motette noch mit Orgelstimme oder auch mit wenigen Instrumentalstimmen komponiert, doch schon seine Nachfolger, vermutlich bereits der Thomaskantor JOHANN FRIEDRICH DOLES, praktizierten dann die rein vokale Ausführung von BACH's Motetten, und so nahm auch THOMASKANTOR GÜNTHER RAMIN mit seinem THOMANERCHOR LEIPZIG BACH's Motetten Nr. 1, 2, 3, 4 und 5 in den Jahren 1951, 1954 und 1955 a-cappella auf, und zwar in der Urtextfassung von Franz Wüllner erschienen bei BREITKOPF & HÄRTEL. Lediglich die Motette Nr. 6, BWV 230, spielte man mit einem Violoncello, Kontrabaß und Cembalo. Die meisten anderen Chöre sangen diese Motetten aber dann wohl seit den 50er Jahren nicht mehr a-cappella. Man ging also hier den umgekehrten Weg als bei den Oratorien, wo die Besetzung im Zuge der proklamierten historischen Aufführungspraxis immer mehr verkleinert wurde. Und in diesem Fall muß ich sagen, daß die mir vorliegende a-cappella-Aufnahme durch den Thomanerchor unter GÜNTHER RAMIN viel mehr zusagt als die vielen anderen Aufnahmen mit Instrumentalbesetzung, z. T. wie eine Kantate. Es ist einfach großartig, mit welcher Stimmästhetik und Disziplin z. B. die Motetten "Jesu, meine Freude" für fünfstimmigen Chor, BWV 227, und die Motette "Der Geist hilft unsrer Schwachheit auf" für zwei Chöre zu je vier Stimmen, BWV 226 von den Thomanern damals gesungen wurden, und mir gehen diese a-cappella-Aufnahmen tatsächlich mehr "unter die Haut" als die beste Aufnahme in Instrumentalbesetzung. Wenig erscheint mir hier einfach mehr. Aber auch dies dürfte Ansichtssache und Geschmacksache sein.

    wok



    Lieber Nemorino,


    Vielen Dank für die so schnelle Antwort. Verstanden. Ist tatsächlich sehr einfach!


    Ich wünsche Dir ebenfalls noch einen schönen Abend. In welche Stadt/Ort darf mein Gruß gehen?


    wok

    Viktor Tretjakov,     russischer Geiger und Dirigent * 17. 10. 1946 --- 73. Geburtstag

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    Über den einstigen Wundergeiger VIKTOR TRETJAKOW, der 1966 mit 20 Jahren beim MOSKAUER TSCHAIKOWSKY-WETTBEWERB unter einer Vielzahl von Bewerbern den 1. Preis errang, wurde in diesem Forum schon einiges geschrieben. Inzwischen ist aus diesem Wunderknaben ein hochangesehener Lehrer, und seit 1996 Professor an der MUSiIKHOCHSCHULE in KÖLN geworden. Neben seinen Auftritten als Solist und Kammermusiker wurde er auch als Dirigent aktiv und wurde ab 1983 Chefdirigent des MOSKAUER KAMMERORCHESTERS, mit dem er über 10 Jahre lang zusammenarbeitete. Ab 1986 hatte er auch den Juroren-Vorsitz im INTERNATIONALEN TSCHAIKOWSKY-WETTBEWERB inne, vor deren Urteil er einst bei seiner Teilnahme zittern mußte, und er war auch regelmäßiger Gast als Juror bei zahlreichen anderen internationalen Musikwettbewerben, wie z. B. "QUEEN ELISABETH" BRÜSSEL, "JOACHIM" HANNOVER, "SIBELIUS" HELSINKI, "SENDAI" und "ZAGREB".


    Als Geigensolist spielte er mit fast allen großen Orchestern der Welt und unter Dirigenten von Rang und Namen.


    Eine seiner Glanzleistungen ist wohl seine Einspielung von PAGANINIs Violinkonzert Nr. 1 op. 6, mit dem er damals auch beim TSCHAIKOWSKY-Wettbewerb den Sieg davontrug, das er mit dem SINFONIEORCHESTER DER MOSKAUER STAATLICHEN PHILHARMONIE unter Leitung von NEEME JÄRWI aufnahm. Dieses Konzert hat wohl außer RUGGIERO RICCI kaum jemand jemals wieder mit so mitreißendem Schwung und höchster Musikalität gespielt; und wenn man seinem Vortrag lauscht - im 1. Satz mit wunderbar ausgespielten Kantilenen - dann wird auch die einstige Begeisterung für diese Musik begreiflich Seinem faszinierend elanvollen, technisch überragenden Spiel merkt man an, daß er große Freude an der Musik und echte Begeisterungsfähigkeit besitzt. Nichts ist bei ihm einfach auf Effekt gespielt, er hört hier, wie auch bei all seinen anderen großartigen Interpretationen, seien es nun Konzerte von TSCHAIKOWSKY, SIBELIUS, PROKOFJEW oder SCHOSTAKOWITSCH, offensichtlich in das Werk, das er jeweils spielt, tief hinein und liest zwischen den Noten, so daß eine seltene Nuancierung, Intensität und Anspannung sein stets von äußerster Präzision und Prägnanz gekennzeichnetes Spiel auszeichnen.


    In der Kammermusik stellt er ähnlich hohe Ansprüche an sich und seine Interpretationen, und alle seine Auftritte und Aufnahmen erfolgen mit gut ausgewählten, kongenialen Partnern, so mit dem Pianisten MICHAIL EROCHIM, mit dem er PROKOFJEW's beide Violinsonaten aufgenommen hat, mit dem Bratschisten JURIJ BASCHMER oder den Cellisten ALEKSANDR KNJAZEV und NATAJLJA GUTMAN, mit der er ein hervorragendes QUARTETT gründete. . Er konzertierte auch mit keinen Geringeren als ROSTROPOVITSCH, SVYATOSLAV RICHTER, OLEG KAGAN, DAVID GERINGAS, EVGENY KISSIN, ELISABETH LEONSKAJA und dem BORODIN QUARTETT.


    Für die vielen internationalen Auszeichnungen, die VIKTOR TRETJAKOW erhielt, ist an dieser Stelle kaum Raum.

    Zu erwähnen wären vor allem die wichtige Auszeichnung "VERDIENTER KÜNSTLER DES VOLKES DER UDSSR", den "Triumph Preis für Errungenschaften und Unterstützung in Kunst und Literatur", den "SCHOSTAKOVITSCH PREIS DER BASHMET CHARITY FOUNDATION", den "GLINKA PREIS" und den "VERDIENSTORDEN DES LANDES RUSSLAND".


    VIKTOR TRETJAKOW spielt eine Niccolo Galgiano Geige von 1772.


    wok




    https://www.revolvy.com/page/V…list&sml=qgoevvaDisQ&cr=1


    https://www.revolvy.com/page/V…R4&cr=1&reload=1&_=738265

    Arthur Grumiaux, belgischer Geiger und Dirigent, * 21. 3. 1921 - + 16. 10. 1986 --- 33. Todestag

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    ARTHUR GRUMIAUX galt als Wunderkind, das in einem kleinen beligischen Ort nahe bei Charleroi geboren wurde. Aus dem Wunderkind erwuchs schnell ein legitimer Nachfahre der traditionellen belgischen Geigenschule namens VIEUXTEMPS - YSAYE - THOMSON. Von Kritikern wurde er schon bald als "der beste Geiger seit Ysaye" bezeichnet.


    Schon als Sechsjähriger hatte er das Konservatorium in CHARLROIS besucht. In Brüssel wurde er Schüler von ALFRED DUBOIS, einem Schüler von YSAYE, in Paris Schüler des berühmten GEORGE ENESCU. Bereits in dieser Zeit errang er wichtige Preise, wie den "HENRY-VIEUXTEMPS-PREIS" und den "FRANCOIS-PRUME-PREIS (1939), sowie den "PRIX DE VIRTUOSITÉ" des belgischen Staates (1940). Erst nach dem Krieg setzte er dann seine Solisten-Konzerte fort. Er spielte in LONDON mit ARTUR SCHNABEL und PIERRE FOURNIER und gab 1945 in London sein erstes Solodebüt mit dem BRAHMS Violinkonzert op. 77 mit dem BBC SYMPHONY ORCHESTRA unter SIR ADRIAN BOULT. 1949 wurde GRUMIAUX am BRÜSSELER KONSERVATORIUM Nachfolger seines Lehrers DUBOIS. 1954 führte er das als verschollen gegoltene Violinkonzert Nr. 4 von PAGANINI auf.


    Schon frühzeitig faszinierte ARTHUR GRUMIAUX durch seinen wunderbar großen geigerischen Ton, durch seine enorme Virtuosität und der Integrität seiner Technik. Sein Spiel vermittelte in seltener Symbiose Wärme und Männlichkeit, Noblesse und Eleganz des musikalischen Ausdrucks. Als Professor am BRÜSSELER KONSERVATORIUM und häufiger Festivalgast von AIX-EN-PROVENCE, GLYNDEBOURNE, LUZERN, PRAG und SALZBURG, galt er schon bald als Altmeister der hohen Geigenkunst. Sein Repertoire beinhaltete bei Solokonzerten vor allem Werke von BACH, MOZART, MENDELSSOHN, BRHAMS bis hin zu BARTÓK, STRAWINSKY, PROKOFIEFF. BERG und sogar WALTON. Grundsätzlich war aber avantgardistische Musik seine Sache nicht. . Für Kammermusik standen sehr oft BACH, HÄNDEL, MOZART und BEETHOVEN auf seinem Programm, wobei vor allem seine Auftritte und Einspielungen mit CLARA HASKIL, die er in den 50er Jahren beim CASALS-FESTIVAL in PRADES kennengelernt hatte, einen hohen Stellenwert einnahmen, und deren Aufnahmen der Violinsonaten von MOZART und BEETHOVEN zählten zu den herausragenden Ereiginissen. Als Jury-Mitglied fehlte er bald in keinem internationalen Violinwettbewerb. Er selbst wurde wie kaum ein anderer mit zahlreichen wertvollen Preisen und Auszeichnungen bedacht: den "GRAND PRIX DU DISQUE DE L'ACADÉMIE CHARLES CROS" und den "GRAND PRIX DE L'ACADÉMIE DU DISQUE FRANCAIS" erhielt er gleich mehrmals, ferner den "GRAND PRIX DES DISCOPHILES". Des weiteren wurde ihm der holländische "EDISON-PREIS" verliehen. In Deutschland wurde er u. a. noch mit dem "PREIS DER DEUTSCHEN SCHALLPLATTENKRITIK" ausgezeichnet, und auch in Italien erhielt er verschiedenen Auszeichnungen. Viele Jahre lang war sein Name auch in den Jahreslisten der "Critics Choices" zu finden.


    Kammermusik war für ARTHUR GRUMIAUX ein ganz wichtiges Thema, und er spielte auf diesem Gebiet in verschiedenen z. T berühmt gewordenen Formationen. So bildete er mit GEORGES JANZER und dessen Gattin EVA CZAKO das nach ihm benannte "GRUMIAUX-TRIO", das besonders Kammermusik von MOZART und BEETHOVEN exemplarisch einspielte. Die Aufnahme sämtlicher BEETHOVEN-Streichtrios erwarb dem Ensemble auf Anhieb großes Ansehen. Das GRUMIAUX-TRIO wurde oft zum Quintett erweitert, indem als 2. Violine noch ARPAD GÉRECZ, und als 2. Viola MAX LESUEUR hinzukam. In dieser Formation wurden auch alle MOZART-Streichquintette aufgenommen. Mit INGRID HAEBLER und JACQUES CAZAURAN nahm das GRUMIAUX-TRIO auch SHCUBERT's "Forellenquintett" auf. Einzigartig war, wie schon erwähnt, die Zusammenarbeit von GRUMIAUX mit CLARA HASKIL. Deren Aufnahmen der MOZART- und BEETHOVEN-Sonaten wurden legendär. Berühmt wurde auch die Einspielung vion BACH's 6 Sonaten für Violine und Cembalo BWV 1014 - 1019 zusammen mit EGIDA GIORDANI SARTORI, die mit dem EDISON-PREIS und dem PREIS DER DEUTSCHEN SCHALLPLATTENKRITIK ausgezeichnet wurde. Unter seinen vielen Schallplattenaufnahmen waren vor allem auch die Einspielung von BRAHMS' Violinkonzert op. 77 unter EDUARD VON BEINUM und dem CONCERTGEBOUW ORCHESTRA, sowie die Aufnahme einiger MOZART-Violinkonzerte mit dem LONDON SYMPHONY ORCHESTRA unter SIR COLIN DAVIS bemerkenswert.

    ARTHUR GRUMIAUX spielte meist auf seine Guarneri "del Gesù" aus dem Jahr 1744.

    Übrigens war er auch ein ausgezeichneter Pianist.


    Ich liebe und bewundere in der Tat ganz besonders das Ensemble-Spiel von ARTHUR GRUMIAUX. Die Aufnahme der MOZART-Quintette Nr. 5 KV 593 und Nr. 6 KV 614 mit seinem durch ARPAD GÉRECZ und MAX LESUEUR erweiterten Trios hat für mich absolut Referenzstatus. Das Quintett Nr. 6 habe ich bisher nur noch vom GRILLER STRING QUARTET ähnlich fabelhaft gespielt gehört. Großartig auch die Einspielung der BEETHOVEN-Serenade op. 8 für Violine, Viola und Violoncello durch das GRUMIAUX-TRIO, und der SERENADE op. 25 für Violine, Viola, Violoncello und Flöte, erweitert durch den vorzüglichen Flötisten MAXENCE LARRIEU.


    Da ich eine zeitlang die Schallplatten-Texte auf dem Cover von Philips übersetzte, und ich von jeder übersetzten LP automatisch auch immer ein Beleg-Exemplar zugeschickt bekam, und vieles von GRUMIAUX bei Philips aufgenommen wurde, war ich stets über die laufenden Projekte, wie auch über Details bezüglich Komponisten, Werk und Interpreten sehr gut informiert.


    wok



    Serenades Op 8 & Op 25

    von Maxence Larrieu, Grumiaux Trio, et al.

    Serenades Op 8 & Op 25

    Lieber wok, ich erlaube mir, Deinen Beitrag aus dem Erinnerungsthread hierher zu kopieren. Einverstanden?


    .

    Einverstanden, lieber Rheingold! Ich bin aber erst einmal vor allem froh und glücklich, daß so große Musikkenner und -liebhaber wie Du und Helmut Hofmann nicht auch noch auf KARL RICHTER einschlagen, sondern im Gegenteil wie ich empfinden, daß man auch nicht - oder schon gar nicht - bei der Musik von BACH ganz ohne Gefühl, Sinnlichkeit, Verve und Begeisterungsfähigkeit auskommen kann.


    Viele Grüße

    wok

    Karl Richter,    deutscher Dirigent, Organist, Chorleiter und Cembalist, * 15. 10. 1926 - + 15. 2. 1981 --- 93. Geburtstag

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    Ich erinnere mich noch sehr gut, als im Rundfunk die Todesnachricht von KARL RICHTER gemeldet wurde. Er war in Bayern einer der ganz großen und sehr verehrten Musiker, wo jeder Musikliebhaber seine so erfolgreiche Arbeit mit seinem MÜNCHENER BACH-ORCHESTER und seine unvergeßlichen Konzerte anläßlich der ANSBACHER BACHWOCHEN liebte und bewunderte. Es war damals ein großer Schock, daß ein Vollblut-Musiker wie er, mit soviel Tatendiang und noch so vielen Plänen, in noch so jungen Jahren so jäh aus dem Leben gerissen wurde.


    KARL RICHTER war schon in früher Jugend von Orgelmusik fasziniert, wenn ihn sein Vater mit in die Kirche des kleinen Städtchens Marienberg im Erzgebirge nahm. Dort wurde er 1926 als Nachfahr einer Familie von Pfarrern und Kantoren geboren. Als Sängerknabe gehörte er dem DRESDNER KREUZCHOR an, sang noch unter seinem Mentor, RUDOLF MAUERSBERGER, und er wurde schließlich der letzte Schüler des großen Orgelvirtuosen KARL STRAUBE in Leipzig. 1947 kam er als Organist an die LEIPZIGER THOMASKIRCHE. Vier Jahre später übernahm er die Professur für Orgelspiel an der AKADEMIE in München, die Organistenstelle an St. MARKUS und die Leitung des BACH-CHORS. Im Alter von 30 Jahren wurde ihm das Amt des Thomaskantors in Leipzig angeboten, doch er lehnte ab und sagte dazu später einmal: "Es wäre die Krönung meiner Karriere gewesen, aber ich habe in München etwas aufgebaut, was ich nicht mehr aufgeben kann."


    KARL RICHTER ist es sicher mit zu verdanken, daß in den 1950er Jahren Schallplatten mit klassischer Musik einem breiteren Publikum zugängig wurden. Als bei der Archiv-Produktion 1958 die Ersteinspielung der Matthäus-Passion unter seiner Leitung auf einer LP-Kassette erschien, wurde diese 50 000 mal verkauft. Auch die Johannes-Passion, die 1964 folgte, und eine weitere Einspielung der Matthäus-Passion, die 1980 folgte, brachten es auf stolze Verkaufszahlen. KARL RICHTER war in der ganzen Welt sehr angesehen, und so war es auch er, der am 22.11.1965 in der PHILHARMONIC HALL IN NEW YORK das offizielle Gedächtnis-Konzert 2 Jahre nach der Ermordung von John F. Kennedy gab, und 1968 leitete er in Moskau und Leningrad Aufführungen der Johannes-Passion und der h-moll-Messe.


    Ich habe KARL RICHTER noch anläßlich der ANSBACHER BACHWOCHEN 1961 erlebt als er BACH's "Hohe Messe" aufführte, und ich war von seiner Ausstrahlung und seiner großartigen Musizierkunfst - sei es nun als Chor- und Orchesterleiter, oder als Organist und Cembalist, wie auch von seiner außerordentlichen Bescheidenheit tief beeindruckt, und für mich war er damals der geniale Interpret von sakraler Musik, vor allem der Werke von BACH, ungeachtet der schon damals aufgekommenen Kritik einiger Widersacher, daß seine Aufführungspraxis und sein Musizierstil nicht mehr aktuell sei, indem auf die neue Spielweise von Leuten wie HARNONCOURT, RiILLING oder WENZINGER hingewiesen wurde. Dennoch wollte der Großteil seiner Anhänger seinen mehr opulenten Musizierstil nicht missen. Man sollte heute nicht so leicht despektierlich über die Art, wie er damals musizierte, urteilen, schließlich galt er damals als fast konkurrenzloser BACH-Interpret, und schließlich machte er damals mit seiner Spielweise jahrzehntelang Millionen von Menschen in der ganzen Welt glücklich, und die Musikwelt lag ihm zu Füßen, selbst in NEW York, Paris, Leningrad und Toko. Seine Musizierfreude und sein Ausdrucksbedürfnis des ästhetischen Klangs waren sehr ausgeprägt. Er war ein Espressivo-Musiker und blieb seinem Stil auch bei zunehmender Konkurrenz und Kritik treu. Auch in München pflegte er mit seinem Chor und Orchester weiter seine mehr romantische, sächsische Bachtradition mit dem etwas wärmeren, sensitiverem Gesangsstil des KREUZCHORS und des THOMANERCHORS. Trotzdem hat sich bei ihm Routine nie eingestellt. Er hat die Texte der Chorwerke immer wieder neu durchdacht, und bei Bedarf auch Änderungen in seinen Konzerten vorgenommen, sei es nun auch was Tempo und Dynamik anbetrifft. So sollte man auch heute seine Sichtweise noch respektieren, auch wenn man die historische Aufführungspraxis präferiert.


    Für die Konzerte in ANSBACH hatte er damals mt Sorgfalt jene Gesangs- und Instrumentalsolisten ausgewählt, die auch in seine Aufführungskonzeption paßten. Dazu gehörten z. B. bei den Gesanssolisten URSULA BUCKEL, Sopran, HERTA TÖPPER (Alt), ERNST HAELIGER Tenor, KIETH ENGEN (Baß), OTTO BÜCHNER(Violine), WILLI BAUER (Trompete), AURELE NICOLET (Flöte), KURT HAUSMANN und EDGAR SHANNS (Oboe), und FRANZ ORTNER (Kontrabaß). Als Cembalistin spielte er gerne mit HEDWIG BILGRAM, falls er nicht selbset am Cembalo saß.



    KARL RICHTER hatte sich nicht ausschließlich J. S. BACH verschrieben, sondern auch HÄNDEL wie auch weniger bekannte Komponisten, überwiegend des Barock, hatte er auf dem Programm. Er war auch einer der wirklich großen Könner als Organist und Cembalist, und seine Einspielung z. B. der Orgelkonzerte von HÄNDEL op. 4 und Nr. 10 mit seinem Kammerorchester, aufgenommen in der Markuskirche in München, hat für mich bis heute unverändert ihren Reiz..

    • Gerne möchte ich auch noch auf einige Aufnahmen mit KARL RICHTER und seinem MÜNCHENER BACHORCHESTER hinweisen, die trotz der zwischenzeitlich zahlreichen Einspielungen dieser Werke für mich immer noch die 1. Wahl sind:


      MOZART: Konzerte für Flöte und Orchester KV 313 und KV 314, sowie
      Konzert für Flöte, Harfe und Orchester KV 299
      Andante für Flöte und Orchester KV 315


      HAYDN: Konzert für Flöte, Streicher und B. c. , D-Dur H 7f


      GLUCK: "Reigen seliger Geister " aus "Orpheus und Euridike"


      Bei diesen Konzerten ist AURÈLE NICOLET der großartige Solist, für das Konzert für Flöte, Harfe u. Orchester KV 299 ist die Harfenistin die exzellente ROSE STEIN.


      J. S. BACH: Brandenburgische Konzerte Nr. 2, 4 und 5


      Die bewährten KARL RICHTER- Solisten dieser Konzerte sind beim Konzert Nr. 2 PIERRE THIBAUD, Trompete,HANS-MARTIN LINDE Blockflöte, MANFRED CLEMENT Oboe, HANSHEINZ SCHNEEBERGER Violine und die von KARL RICHTER zurecht besonders geschätzte HEDWIG BILGRAM.


      Im Konzert Nr. 4 kommt zu HANSHEINZ SCHNEEBERGER, HANS-MARTIN LINDE und HEDWIG BILGRAM noch GÜNTHER HÖLLER als 2. Blockflöte hinzu.


      Das Konzert Nr. 5 gestalten AURÈLE NICOLET, HANSHEINZ SCHNEEBERGER und KARL RICHTER am Cembalo.

    • Unverzichtbar auch seine Einspielung der Matthäus-Passion mit IRMGARD SEEFRIED, HERTHA TÖPPER, ERNST HAEFLIGER, KIETH ENGEN, DIETRICH FISCHER-DIEKAU, und der Johannes-Passion mit den Gesangssolisten EVELYN LEAR, HERTHA TÖPPER, ENRST HAEFLIGER; und KIETH ENGEN, in beiden Fällen mit hervorragenden Instruental-Solisten, die Besten, die es damals in Deutschland für Geistliche Musik gab.


    • Abgesehen von diesen persönlichen Präferenzen wären noch weitere sehr gute Aufnahmen mit KARL RICHTER zu nennen, wie


    • HÄNDEL's Oratorium "Samson" und "Der Messias"

    • BACH's Triosonate Nr. 2 BWV 526 mit KARL RICHTER an der Orgel

    • BACH's "Musikalisches Opfer" mit KARL RICHTER und HEDWIG BILGRAM, Cembalo

    • BACH''s Konzert für 2 Cembali, Streicher und Continuo Nr. 1 BWV 1060, wieder mit RICHTER und BILGRAM.

    • BACH'S Ouvertüre Nr. 2 h-mol BWV 1067 mit AURÈLE NICOLET

    • BACH's Weihnachtsoratorium mit FRANZ CRASS und GUNDULA JANOWITZ

    • BACH's Messe in h-moll

    wok


    Mit dem Namen GÜNTHER RAMIN verbinde ich für lange Zeit mustergültige Aufnahmen der beiden BACH-Passionen (Matthäus-Passion 1941) und Johannes-Passion 1954), dazu zahlreiche weitere Aufnahmen von BACH-Werken, insbesondere Kantaten, Messen und Motetten.. RAMIN war von 1940 bis zu seinem frühen Tod 1956 infolge eines Hirnschlags (er starb plötzlich bei den Aufnahmearbeiten der Matthäus-Passion) THOMASKANTOR zu LEIPZIG. Unter ihm gelangte der altehrwürdige THOMANERCHOR nach dem Krieg schnell wieder zu hohem Ansehen im In- und Ausland. Der Entwicklungsgang der Chorpflege wird lebendig in den Aufnahmen, die uns die Interpretationen von GÜNTHER RAMIN aufbewahrt haben. Bedeutung erhält seine Aufnahme der Johannes-Passion auch heute noch wegen der durch ihn vertretenen Leipziger BACH-Tradition, die er Thomas-Organist seit 1918, und als Thomas-Kantor seit 1940 vertrat.


    GÜNTHER RAMIN hatte die THOMASSCHULE in LEIPZIG besucht und studierte dort ab 1914 am KONSERVATORIUM Orgel bei KARL STRAUBE, und Klavier bei TEICHMÜLLER, sowie Komposition bei KREHL. Ab 1920 war er am LEIPZIGER KONSERVATORIUM Lehrer für Orgelspiel, und ab 1932 Professor für Orgelspiel an der BERLINER MUSIKHOCHSCHULE. Von 1929 - 32 leitete er Leipziger Sinfoniekonzerte, sowie von 1935 - 43 den PHILHARMONISCHEN CHOR BERLIN, ab 1940 den THOMANERSCHOR als Nachfolger von KARL STRAUBE, sowie 1933 - 34 und 1945 - 51 den GEWANDHAUSCHOR, und von 1935 - 43 den BERLINER PHILHARMONISCHEN CHOR. 1939 hatte KARL STRAUBE sein Amt als Thomaskantor aus Protest gegen dias Naziregime niedergelegt. 1940 akzeptierte RAMIN, dessen Nachfolger zu werden, was zu einem Zerwürfnis mit STRAUBE führte.


    Als hervorragender Cembalist und Kammermusiker gründet GÜNTHER RAMIN 1932 mit P. GRÜMMER und R. WOLF eine TRIO FÜR ALTE MUSIK Er war der Schöpfer eines neuen BACH-Verständnisses, das für BACH's Werke eine etwas dramatischere Aufführungspraxis vorsah Dieses neue Verständnis gab er auch an seinen wichtigsten Schüler, KARL RICHTER, weiter. Er war aber auch ein bedeutender Interpret der Orgelmusik von BACH und REGER.


    Nach Gründung der DDR war seine Hauptsorge, den internationalen Ruf des THOMANERCHORS, der sich fast ausschließlich dem Werk BACH's gewidmet hatte, zu wahren. Er unternahm mit dem Chor zahlreiche Tourneen, in die Sowjetunion 1953 und nach Südamerika 1955. 1950, 53 und 55 leitete er die BACH-FESTE IN LEIPZIG.


    GÜNTHER RAMIN komponierte vor allem Orgelmusik, Kammermusik und Lieder. Auch gab er eine Sammlung von Orgelliteratur neu heraus, und veröffentlichte Essays über das Orgelspiel und über BACH.


    Eine meiner liebsten und wertvollsten Aufnahmen von RAMIN als Dirigent, sind die bei der Archiv-Produktion der DGG am 05.11.1951 aufgenommenen Motetten für fünfstimmigen Chor, BWV 227 "Jesu, meine Freude", wohl 1723 entstanden, und die Motette für zwei Chöre zu je vier Stimmen, BWV 226 "Der Geist hilft unserer Schwachheit auf", 1729 komponiert, beide anläßlich einer Trauerfeier. Damals wurden die Motetten bei der Aufführung noch von einzelnen Instrumenten verstärkt. Die rein a-capella Ausführung setzte sich erst in der Nachfolge BACHs durch und wird bis heute auch meist so praktiziert. Diese beiden Motetten habe ich nie mehr so beeindruckend gesungen gehört wie diese unter GÜNTHER RAMIN. Daß es sich hier noch um eine Mono-Aufnahme handelt, mindert nicht den tollen Höreindruck. Der THOMANERCHOR singt hier noch in Bestform, und GÜNTHER RAMIN hat diesen in jeder SEKUNDE voll unter Kontrolle.


    wok


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    Elisabeth Speiser,     Schweizer Sopranistin, * 15. Oktober 1940 --- 79. Geburtstag

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    Von ELISABETH SPEISER werden unterschiedliche Geburtsdaten angegeben. Als Geburtstag wurde in anderen Quellen auch der 16.10.1940, und auch der 01. 10.1940 genannt. Gehen wir einmal davon aus, daß der 15.10.1940 richtig ist und übermitteln ELISABETH SPEISER unsere ganz herzlichen Glückwünsche zum 79. Geburtstag, in der Hoffnung, daß sie weiter bei guter Gesundheit ist.

    ELISABETH SPEISER sang ähnlich wie AGNES GIEBEL überwiegend in Messen und Kantaten, auch Lieder, doch obwohl sie über eine wunderbar hell timbrierte, natürliche Sopranstimme verfügt und ihre Diktion vorbildlich ist, konnte sie wohl nicht ganz die gleiche Berühmtheit erlangen wie diese. Ihre Ausbildung erhielt sie bei SYLVIA GÄHWILLER in Zürich. Mit 25 Jahren debütierte sie in einem Konzert in Zürich mit Liedern von OTHMAR SCHOECK. Mit diesem Konzert gelang ihr der Durchbruch als Konzert- und Oratoriensängerin, und sie machte auch außerhalb der Schweiz in Europa auf sich aufmerksam. Sie fand Zugang zu wichtigen Musikzentren, sang bei den FESTSPIELEN von LUZERN, MÜNCHEN, MONTREUX und ATHEN, wie auch beim ENGLISH BACH-FESTIVAL Sie zeigte nicht nur besonderes Interesse für die Musik BACHs, sondern wirkte auch in Konzerten zeitgenössischer Werke, und auch bei einigen Uraufführungen mit, so z. B. bei der von FRANK MARTIN's Requiem, 1973 beim FESTIVAL DE LAUSANNE, wo sie das Sopransolo sang. Sie war auch erfolgreich mit einer Gastspielreise in den USA, wo sie in NEW YORK, WASHINGTON, BOSTON und RIO DE JANEIRO auftrat. Als Opernsängerin ist sie nur selten in Erscheinung getreten. Erstmals stand sie 1971 in Bern auf der Bühne in der Rolle der "Pamina". Mit dieser Rolle hatte sie durchaus sehr guten Erfolg, und in dieser sang sie auch an den OPERNHÄUSERN in FRANKFURT, sowie bei den LUDWIGSBURGER FESTSPIELEN 1972, schließlich auch an der BERLINER STAATSOPER und 1973 bei den FESTSPIELEN von GLYNEBOURNE.  Dort sang sie 1982 sie auch die "Eurydice" im "Orpheus". Dennoch blieb der Schwerpunkt ihres Wirkens der Konzertsaal.


    Sie machte aber auch einige interessante Liedaufnahmen mit IRWIN GAGE und JOHN BUTTRICK. Mit beiden nahm sie Lieder von SCHUMANN ("Liederkreis"), SCHUBERT (Ganymed!), BRAHMS, HUGO WOLF, zu dem sie eine besondere Affinität verspürte, ANTON WEBERN, CLAUDE DEBUSSY, SCHÖNBERG, SCHREKER und BERG auf. Die meisten dieser Aufnahmen entstanden 1975 live in Zürich. Sie nahm auch Messen von HAYDN und HUMMEL auf, Kantaten und Oratorien von TELEMANN, BACH und CARISSIMI auf, die "Theresienmesse" von HAYDN, "Orpheus" von GLUCK als Partnerin von JANET BAKER.

    Sie sang oft unter HELMUTH RILLING und RUDOLF EWERHART.


    Meine Lieblingsaufnahme mit ELISABETH SPEISER ist ihre Aufnahme von J. HAYDN's Messe in F-Dur ("Missa Brevis"), des "Salve Regina" in Es-Dur, und des Offertoriums "Non nobis Domine" in Dur, beides für Chor, Streicher und Orgel mit dem Ensemble "DIE KAMMERMUSIKER" und dem SINGKREIS ZÜRICH unter der Leitung von WILLI GOHL, auch hinsichtlich der Orchester- und Chorleistung eine fabelhafte Einspielung.


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    J.Haydn - Missa brevis alla capella [Vinyl LP]

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    Emil Gilels,   russischer Pianist, * 19. 10. 1916 - + 14. 10. 1985 --- 34. Todestag

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    Für mich ist es kaum zu glauben, daß sich der Todestag von EMIL GILELS nun schon zum 34. mal jährt, noch zu präsent ist die Erinnerung an seine fulminanten Auftritte. Und das Sympathische an diesem Titan des Klaviers war, daß er sich selbst so unwichtig nahm, daß er sich von dem frenetischen Beifall, der nach jedem Konzert über ihn hereinbrach, und den überschwänglichen Lobeshymnen, die jedes Mal in der Presse über ihn ergingen - immerhin war da auch von einem "göttlichen GILELS" die Rede - und selbst die seriöse Süddeutsche Zeitung schrieb nach einem Konzert: "Den Klavierabend von EMIL GILELS kann man nur als den Auftritt eines pianistischen Wunders bezeichnen... GILELS besitzt eine pianistische Kraft, die an Hexerei grenzt..." - nicht dazu verleiten ließ, Starallüren anzunehmen. Als ARTUR RUBINSTEIN den fünfzehnjährigen GILELS 1931 in Odessa spielen hörte, äußerte er: "wenn der nach Amerika kommt, dann kann ich meine Sachen packen und gehen!" Als dann GILELS erstmals nach dem Krieg in der westlichen Welt auftrat, fand man RUBINSTEIN's Prophezeiung bestätigt. Trotzdem sagte GILELS wiederholt über seinen Kollegen, den anderen russischen Klavier-Titan SWJATOSLAW RICHTER, daß dieser besser spiele als er.


    Wie RICHTER, OISTRACH, MILSTEIN stammte EMIL GILELS aus Odessa, der Wiege vieler russischer Virtuosen großen Formats, und wie RICHTER studierte er 1935 - 37 in Moskau bei dem berühmten HEINRICH NEUHAUS, und bereits mit 15 Jahren gewann er den nationalen Wettbewerb der Ukraine, 1933 den russischen ALLUNIONSWETTBEWERB, und schon 1 Jahr später den anspruchsvollsten aller Preise, den CONCOURS REINE ELIZABETH" in Brüssel. Nach dem Krieg durfte er als einer der ganz wenigen russischen Pianisten wieder im Westen konzertieren. Konzertreisen führten ihn nach Skandinavien, in die Schweiz, nach Belgien, 1953 nach London, 1954 nach Paris, dann nach Holland, Belgien und nach Deutschland. Überall erhielt er enthusiastischen Beifall und überschwängliche Kritiken. Seine einzigartige Technik und pianistische Kraft erlaubte es ihm bei seinem ersten Konzert in Hamburg, an einem Abend BEETHOVEN's Es-Dur Konzert und TSCHAIKOWSKYs b-moll Konzert zu spielen. 1955 feierte er einen großen Erfolg in den USA mit diesem TSCHAIKOWSKY Klavierkonzert. Ab 1968 war er den größten Teil des Jahres mit Konzertreisen in der ganzen Welt unterwegs.

    In seiner Pianisten-Karriere wurden ihm höchste Auszeichnungen zuteil. So erheilt er bereits 1946 in Rußland den STALIN-PREIS. 1966 wurde ihm der "LENIN-ORDEN" verliehen. In Frankreich erhielt er den Orden "COMMANDEUR MÉRITE CULTUREL ET ARTISTIQUE", und 1 Jahr später in Belgien den "Leopoldsorden".

    Neben seiner Pianisten-Tätigkeit unterrichtete er ab 1947 am MOSKAUER KONSERVATORIUM. Ab 1955 war er auch Präsident des MOSKAUER TSCHAIKOWSKY-WETTBEWERBS".


    Das Repertoire von EMIL GILELS war sehr weit gefächert und reichte von Musik des 18. Jahrhunderts (SCARLATTI) bis hin zu zeitgenössischen Werken. Zum Beispiel widmete ihm PROKOFJEW seine Klaviersonate Nr. 8, die von ihm 1944 uraufgeführt wurde.

    Sein anfangs sehr virtuos angelegtes Spiel wurde im Laufe der Jahre noch nuancierter, so daß ihm romantische Werke von GRIEG, SCHUMANN oder BRAHMS dann vergleichsweise sogar poetisch gerieten. Grundsätzlich wollte er trotz aller überbordenden Technik und Virtuosität niemals bewußt glänzen, sondern er hielt sich sogar sehr genau an die Notenvorgabe. Und trotz all seiner virtuosen Möglichkeiten war sein Spiel wohl expressiver als das von RICHTER. Sein grundsätzlich schlanker und dennoch maskuliner Klavierton und sein Anschlag konnten außerordentlich differenziert sein und reichten von einem Pianissimo abgestuft zu einem explodierenden Forte. In den Übergängen war er auch zu höchst kantablem Spiel in der Lage. Immer wieder bewundernswert seine gestochenen Laufpassagen der rechten Hand!


    Alle diese wundervollen Attribute kommen ganz besonders in seinen Aufnahmen von BEETHOVEN's Klavierkonzerten Nr. 4 und Nr. 5 zum Ausdruck, und zwar nach meinem Geschmack am besten in seiner Aufnahme von 1957 in London mit dem PHILHARMONIA ORCHESTRA unter Leitung von LEOPOLD LUDWIG, zumal auch die LONDONER PHILHARMONIKER meiner Meinung nach etwas "wärmer" klingen als das CLEVELAND ORCHESTRA unter SZELL und die LENINGRADER unter SANDELING bei den anderen beiden Aufnahmen. So sind diese beiden BEETHOVEN-Konzerte in dieser Besetzung auch meine Referenzaufnahmen.



    wok

    Ich bin zwar kein ausgesprochener Bewunderer der Stimme von TERESA STICH-RANDALL - keinne auch nur einen kleineren Teil ihrer Aufnahmen - doch einige dieser Aufnahmen finde ich durchaus von respektabler Leistung. Dazu gehört gewiß auch die schon erwähnte MOZART-Motette "Exsultate, Jubilate" KV 165, stimmtechnisch absolut perfekt, auch KARL RISTENPART mit seinem Orchester begleitet sehr gut, doch präferiere ich dennoch dieses gelungene Frühwerk MOZARTs mit den mehr legato angelegten Stimmen von ELLY AMELING mit dem ENGLISH CHAMBER ORCHESTRA unter RAYMOND LEPPARD, wie auch mit der ausgezeichneten JUDITH RASKIN mit MITGLIEDERN DES CLEVELAND ORCHESTRAs unter GEORGE SZELL. Auch finde ich ihre gesangliche Leistung in BEETHVOEN's Neunter, für die sie mehrfach als Solistin auserkoren wurde, absolut überzeugend, zumal in der Einspielung von 1957 durch KARL BÖHM mit den WIENER SYMPHONIKERN und den weiteren Solisten HILDEGARD RÖSSEL-MAJDAN, ANTON DERMOTA und PAUL SCHÖFFLER. Auch in der früheren Aufnahme von 1954 griff BÖHM mit dem SYMPHONIE-ORCHESTER DES HESSISCHEN RUNDFUNKS auf TERESA STICH-RANDALL zurück, neben GERTRUDE PITZINGER, KARL FRIEDRICH und GOTTLOB FRICK, und schließlich wollte offenbar auch GÜNTER WAND bei seiner Einspielung der Neunten mit dem KÖLNER GÜRZENICH ORCHESTER nicht auf sie verzichten.


    Im allgemeinen bewunderte man die instrumentale Sicherheit der Tongebung ihres Gesangs, die ja auch hier nicht bestritten wird, aber z. T. eher als nachteilig empfunden wird, die tonliche Reinheit des Gesangs und die Ausgewogenheit ihres Vortrags. Die meiste Anerkennung fand sie wohl als MOZART-Sängerin, und tatsächlich wurde auch die Rosenkavalier-Aufnahme unter KARAJAN mit SCHWARZKOPF, WEBER, GEDDA und eben auch STICH-RANDALL von der Gesangsexpertin HERTA PIPER-ZIETHEN im Musik-Report 1971 hoch gelobt und als "lyrisches Stimmfest mit der besten aller Besetzungen" bezeichnet. Ich selbst möchte mir da kein Urteil erlauben, da ich von dieser Oper nicht zu viele Vergleichsmöglichkeiten habe. Sehr gut fand ich einen Ausschnitt der Aufnahme dieser Oper durch ROBERT HEGER mit den WIENER PHILHARMONIKERN mit LOTTE LEHMANN, allerdings als "Marschallin".


    So unterschiedlich können Meinungen über Stimme und Gesang eben sein. Während die einen sich an ihrem instrumentalen, fast vibratolosen Singen stören, bezeichnete TOSCANINI 1947 TERESA STICH-RANDALL als "the find of the century" als er sie in VIRGIL THOMSON's "The mother of us all" hörte und er engagierte sie sofort für die Partie der "Priesterin" in "Aida" und für "Nannetta" in "Falstaff". Auf seinen Rat hin schlug sie damals sogar ein Angebot der MET aus. Sie ging dann nach Europa und gewann prompt 1951 den Wettbewerb von Lausanne. Sie sang in Florenz,, Basel, Salzburg, Wien. In den 50erJahren sang sie in Wien abgesehen von MOZART-Partien die Marzelline, Gilda Micaela, Antonia, Mimi, Liù, Sophie und Ariadne. Sie sang 19 Partien in 355 Aufführungen, davon allein 57 mal die Figaro-Gräfin. 1962 erhielt sie als erste Amerikanerin den "Kammersängerin"-Titel. 1961 sang sic dann doch an der MET mit GEORGE LONON, GIORGIO TOZZI und CESARE SIEPI.


    An TERESA STICH-RANALL's Stimme scheiden sich wohl die Geister. In ihrer Glanzzeit rühmten viele die überirdische Schönheit und Reinheit ihrer Stimme - trotz Vibrato-Abstinenz, das sie nur gezielt bei affektiven Steigerungen einsetzte - und ihre Kolleginnen waren immer wieder sprachlos über ihre Atemreserven. .

    Als unbestritten wertvoll gelten einige Aufnahmen von MOZART-Opern, vor allem "Cosi fan tutte" ihre "Priestrin" in "Aida", "Falstaff", und viele rühmen eben doch ihre "Sophie" im Rosenkavalier unter KARAJAN.


    wok



    ANDRÉ NAVARRA war Sohn eines Kontrabassisten italienischer Abstammung und studierte bereits mit 9 Jahren am KONSERVATORIUM von TOULOUSE. Mit 11 Jahren gab er bereits sein erstes Konzert und errang mit 13 Jahren einen 1. Preis Er ging dann nach Paris und studierte dort bei JULES LOEB und CHARLES TOURNEMIRE. Er gewann dort mit 15 Jahren abermals einen 1. Preis. In der Folge mußte er sich den Lebensunterhalt als Caféhausspieler und auch in Stummfilmen verdienen. Er wurde 1928 als Nachfolger von PIERRE FOURNIER Mitglied des KRETTLY-QUARTETTS, dem er bis 1935 angehörte. In dieser Zeit beschäftigte er sich intensiv mit Kammermusik. 1931 debütierte er als Solist mit den CONCERTS COLONNE mit LALOs Cellokonzert. 1937 gewann der den WIENER WETTBEWERB, was eine internationale Karriere generierte, und er sich zu einem der größten französischen Cellisten entwickelte. Zunächst mußte er aber die Kriegszeit überstehen, in der er als Solocellist der PARISER OPÉRA -COMIQUE engagiert war.1 Jahr lang mußte er auch Militärdienst leisten. Aber 1945 konnte er dann richtig durchstarten. Er war bereits so bekannt, daß ANDRÉ JOLIVET für ihn sein erstes Cellokonzert komponierte, ein schwieriges Stück, sowohl zum Spielen als auch für die Zuhörer. 1964 nahm NAVARRA dieses Konzert mit dem ORCHESTRE LAMOUREUX unter Leitung des Komponisten auf. Schon mit 38 Jahren wurde er nach FOURNIER's Abgang am PARISER KONSERVATORIUM zum Professor ernannt und unterrichtete dort bis 1979. Schon ab 1953 hatte er bis 1979 auch an der ACADEMIA MUSICAL CHIGIANA in SIENA unterrichtet, wie auch an der WIENER HOCHSCHULE FÜR MUSIK. Auch an der NORDWESDEUTSCHEN MUSIKAKADEMIE DETMOLD wurde er schon 1958 zum Professor ernannt, eine Stellung, die er bis 1986 einnahm. Bis zu seinem Tod 1988 gab er in SIENA Meisterkurse. Viele französische Komponisten, mit denen er befreundet war, widmeten ihm Werke, und er realisierte verschiedene Uraufführungen, so auch das Cello-Konzert von HENRI TOMASI 1970.


    ANDRÉ NAVARRA hatte ein ganz eigene Bogentechnik entwickelt, die er sich von dem Geiger CARL FLESCH abgeschaut hatte, wodurch sein Ton sowohl in der Höhe als auch in der Tiefe immer etwas belegt, z. T. auch etwas rauh klingt, was der Interpretaton mancher Werke durchaus zugute kommt, wie z. B. LALOs d-moll Cellokonzert, das er mit dem COLONNE-ORCHESTER unter JEAN FOURNET 1948 aufnahm. Das Spiel von NAVARRA ist stets voller Energie, vorwärtsdrängend und sehr maskulin. Auch seine Kammermusik-Einspielungen sind immer noch hörenswert, so z. B. die Cello-Sonaten von SAINT-SAENS mit der Pianistin ANNIE D'ARCO. Sehr gut aufgenommen wurde auch seine Einspielung von ELGAR's Cello-Konzert unter BARBIROLLI.


    Schüler von NAVARRA waren z. B. HEINRICH SCHIFF und ALEXANDER BAILLIE.


    Für mich ist ANDRÉ NAVARRA die erste Wahl für HAYDN's Cellokonzert Nr. 2 in einer exzellenten Aufnahme mit der CAMERATA ACADEMICA DES SALZBURGER MOZARTEUMS unter BERNHARD PAUMGARTNER. Das Spiel NAVARRAS ist direkt, sonor, männlich und alles andere als wie man sich früher einmal Musik des "Papa HAYDN" vorstellte..BERNHARD PAUMGARTNER und sein Orchester passen sich diesem Spiel an, und so ensteht ein wunderbar geschlossenes Ganzes.


    wok


    (das Foto mit dem Haydn-Konzert ist aber Emmanuel Feuermann - nicht André Navarra!

    Josef Krips,    österreichischer Dirigent, * 8. 4. 1902 - + 13. 10. 1974 --- 45. Todestag

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    JOSEF KRIPS kommt meines Erachtens immer etwas zu kurz, wenn heute von großen Dirigenten die Rede ist. Schließlich zählte er neben KARAJAN, KRAUSS und BÖHM mit zu den bedeutendsten Dirigenten Österreichs des letzten Jahrhunderts.

    Dabei war er nicht nur ein begnadeter MOZART-Interpret, sondern beim Anhören seiner Einspielungen einiger HAYDN Sinfonien bekommt man sofort den Eindruck, daß das jeweilige Werk so und nicht anders gespielt werden muß. Er war ein Musiker des Herzens und der Gefühle, dabei aber durchaus kraftvoll, klar, natürlich und wohltuend unprätentiös, und stets kam ihm bei der Interpretation von MOZART und HAYDN sein klassizistisch kontrolliertes Temperament zugute. Expression und Form verschmelzen bei Ihm zu einer wunderbaren selbstverständlichen Einheit. Dabei fand er bei aller Akribie, die ihn stets auszeichnete, stets die angemessene musikalische Gewichtung, ob er nun in seinen Einspielungen die WIENER PHILHARMONIKER oder die LONDONER SYMPHONIKER leitete.

    Bei den Proben erwies er sich stets als sehr genau und gewissenhaft und zeigte dabei große Geduld und Ausdauer. Dies traf auch zu für seine Zusammenarbeit mit Sängerinnen und Sängern und Solisten im allgemeinen. ELISABETH SCHWARZKOPF erzählte von unendlich langen Klavierproben, die einem Konzert vorausgingen.


    JOSEF KRIPS ist vor allem der Aufbau des berühmten WIENER MOZART-ENSEMBLES zu verdanken. Schon in den 1930er Jahren hatte er als Erster Kapellmeister an der WIENER STAATSOPER entscheidenden Anteil an der Organisation des Musiklebens in Wien und Salzburg. Nach Entlassung durch die Nationalsozialisten setzte er diese Arbeit konsequent nach dem Krieg fort. 1946 dirigierte er zur Wiedereröffnung der Festspiele den "Don Giovanni".


    JOSEF KRIPS hatte noch bei FELIX VON WEINGARTNER studiert, war zunächst von 1918 - 21 als Violinist im ORCHESTER DER VOLKSOPER in Wien tätig; und wurde dann dort Assistent WEINGARTNERs und Chorleiter. Dann ging er nach Dortmund und Aussig, wurde 1926 Generalmusikdirektor in Karlsruhe, mußte diese Stellung aber aus politischen Gründen aufgeben. Er ging dann als Erster Kapellmeister an die STAATSOPER WIEN, mußte dann aber bei Ausbruch des Krieges nach Belgrad fliehen leitete dort die BELGRADER PHILHARMONIKER und die dortige OPER. Bald stand er aber auch dort im Fadenkreuz der Nationalsozialisten. Er erhielt Auftrittsverbot und mußte im Kriegseinsatz als Büroangestellter sein Brot verdienen. Nach dem Zusammenbruch kehrte er nach Wien zurück und leitete am 1.Mai 1945 "Figaros Hochzeit" in der WIENER VOLKSOPER. Schon wenig später dirigierte er das erste Konzert der WIENER PHILHARMONIKER und kehrte dann auch zu diesen zurück. Zahlreiche Gastspielreisen begannen, und er dirigierte in Warschau; Moskau, London und in den USA, später auch in Israel und schließlich in Bayreuth. Ab 1950 konzertierte er regelmäßig in London wo er von 1950 - 54 das LONDON SYMPHONY ORCHESTRA leitete. Er ging dann nach Buffalo, wo er von 1954 - 63 das SYMPHONIE-ORCHESTER VON BUFFALO leitete. Parallel leitete er von 1954 - 60 das CINCINNATI MAY FESTIVAL. 1962 hatte er in BAYREUTH mit den "Meistersingern" einen sehr großen Erfolg. In der Folge wurde er zum Künstlerischen Leiter des SYMPHONIE-ORCHESTERS VON SAN FRANCISCO ernannt (1963 - 70). Ab 1968 dirigierte er wieder regelmäßig an der WIENER OPER. 1970 - 73 war er als Nachfolger von WOLFGANG SAWALLISCH als Leiter der WIENER SYMPHONIKER tätig.

    Vor allem aber MOZART-Dirigent wurde JOSEF KRIPS auch international hoch geschätzt.


    Eine absolute Referenzstellung der Einspielungen durch JOSEF KRIPS nehmen für mich seine Aufnahmen der HAYDN-Sinfonie Nr. 92 ("Oxforder") mit den LONDONER SYMPHONIKERN, und Nr. 94 (mit dem Paukenshlag) und Nr. 99 mit den WIENER PHILHARMONIKERN ein. Das ist purer HAYDN, so wie man sich ihn vorstellt!


    wok


    Symphonie Nr. 92 In G-dur („Oxford-Symphonie


    Haydn*, Londoner Symphonie Orchester* · Josef Krips ‎– Symphonie Nr. 92 In G-dur („Oxford-Symphonie")

    Label:
    Decca ‎– LW 5293

    Danke, Carlo, für die Aufklärung. "nur" gesammelt!! Da gehört gewiß eine riesige Portion an Musikliebe und Interesse an Interpreten dazu! Und natürlich viel Zeit! Kompliment! Ich habe auch einmal jahrelang alle diese Unterlagen - u. a. auch aus Rundfunkzeitungen (Hörzu) - auch mit Fotos - etc. gesammelt und wollte eigentlich einmal vor vielen Jahren ein Interpretenlexikon herausgeben, da ich mich immer ärgerte, wenn ich keine Informationen in Lexika über nicht so bekannte und natürlich jüngere Interpreten, die mich immer sehr interessierten, fand. Doch dann mußte ich dieses Vorhaben nach einigen Jahren aufgeben, da mein Beruf, der ncihts mit Musik zu tun hatte, und der mich voll in Anspruch nahm, mir nur noch wenig Zeit für mein großes Hobby "Musik" und "Interpreten" ließ. Ich übersetzte lediglich einmal eine Zeitlang für Philips die englischen Plattencover-Texte. Aber auch dafür blieb mir dann keine Zeit mehr.


    Viele Grüße aus dem heute wieder heißen Málaga, wo ich seit 2001 wohne. !


    wok


    PS Auch daß Adenauer HAYDN liebte, vermutlich "Die Schöpfung", ist auch so eine außergewöhnliche Insider-Information! Fehlt nur noch seine Lieblngsbesetzung!! :)

    Lieber Nemorino,


    BACH's Weihnachtsoratorium mit TRAXEL besitze ich natürlich auch, und es gehörte zu einer meiner ersten Schallplatten-Anschaffungen überhaupt, und es hat für mich den gleich hohen Stellenwert wie die Messias-Aufnahme von Händel, ungeachtet der früheren Aufführungspraxis. Gleich alle vier Gesangssolisten dieser Aufnahme zählen zu meinen Lieblingssängern! AGNES GIEBEL, MARGA HÖFFGEN ( beide natürlich für den Bereich "Geistliche Musik"), FISCHER-DIESKAU auf fast allen Gebieten, so wie TRAXEL. Also eine Besetzung wie ich mir diese für dieses Werke nicht besser wünschen könnte, und so finde ich auch das Ergebnis, auch was die Leistung des GEWANDHAUSORCHESTERS unter KURT THOMAS anbetrifft, als großartig, und gerade der imposante Beginn dieses Werkes leitet für mich immer das eigentliche Weihnachtsfest ein!


    Die bei Colosseum erschienenen LOEWE-Balladen mit TRAXEL und ERICH APPEL am Klavier sind mir natürlich bestens bekannt und galten lange als mein Geheimtipp, zumal diese LP dann schon bald nicht mehr lieferbar war, und diese deshalb auch wenigen TRAXEL-Freunden bekannt sein dürfte.. Auch diese Balladen liebe ich in dieser Einspielung, auch wenn diese in der Regel von einem Bariton gesungen werden. HERMANN PREY war so ein Spezialist für LOEWE.

    Einige dieser Balladen singt TRAXEL großartig, z. B. "Fridericus Rex" hervorragend artikulierend, "Süßes Begräbnis" und "Das Erkennen" wunderbar verinnerlicht, oder z. B. "Der Nöck" mit unendlichem Atem bei der Koloratur.

    Und ERICH APPEL begleitet hier auch kongenial. Die Beiden kannten sich gut von TRAXEL's Nürnberger Zeit. Professor APPEL, auch ein gesuchter Klavierpädagoge - auch einstiger Lehrer einer Bekannten von mir - wohnt jetzt noch in Nürnberg. Ich lernte ihn 1961 in einem Sinfoniekonzert mit dem FRÄNKISCHEN LANDESORCHESTER in Nürnberg mit dem SCHUMANN-Klavierkonzert kennen. TRAXEL und APPEL harmonieren wunderbar auf der COLOSSEUM-Einspielung. Übrigens war es ERICH APPEL, der nach der Restaurierung von BEETHOVEN's letztem Klavier, nach ELLY NEY als einer der ganz wenigen auf diesem spielen durfte, und zwar mit einer Einspielung von dessen Bagatellen op. 33; und dessen 1. Klavierkonzerts op. 15, zusammen mit den NÜRNBERGER SYMPHONIKERN unter Leitung von ROBERT SEILER, ebenfalls auf Colosseium.


    Viele Grüße

    wok

    Hallo Nemorino,


    Welch ein Zufall! Die Geschichte von dem Adenauer-Versteck im Kloster Maria Laach wurde gerade heute in einem Film über Adenauer im TV erwähnt, und so mußte ich gleich an Dich denken! ! Das war mir bis dato noch nicht bekannt.

    Solche Persönlichkeiten wie Adenauer, mit klaren Vorstellungen und Durchsetzungsvermögen, könnte man auch heute wieder in der deutschen Politik brauchen. Und in der Musik gibt es zwar auch zahlreiche große Talente und Könner ihres Fachs, doch vermiißt man auch auf diesem Gebiet oft unverwechselbare Persönlichkeiten mit Ausstrahlung und überzeugenden Interpretationsaussagen, und so greift man deshalb beim Anhören wichtiger Musikwerke dann doch oft wieder auf ältere Aufnahmen des vorigen Jahrhunderts zurück, zumindest geht es mir oft so.


    Viele Grüße

    wok

    Hallo Carlo,


    Ich frage mich, wo Du nur diese ganzen Detail-Informationen her hast, vor allem mit so präzisen Aufnahmedaten! Darf ich fragen, ob Du nur über JOSEF TRAXEL so gut informiert bist oder über alle Sänger und Musiker im allgemeinen? Vermutlich haben wir es hier mit einem "hochrangiigen" Musiker oder Musikexperten zu tun!!


    Gruß

    wok

    Nur ein kleiner Hinweis zu diesem wunderbaren Lied:

    Wer Josef Traxel als Liedsänger hören möchte, ist mit der im Bild eingestellten CD gut beraten; da sind neben Schubert, Brahms und Strauss auch sechs Beethoven-Lieder drauf:

    Mailied / Zärtliche Liebe / Resignation / Adelaide / Andenken /Abendlied unter dem gestirnten Himmel.


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    Hallo lieber hart,


    Vielen Dank für diese Hinweis! Das ist sehr aufmerksam. Ich persönlich besitze diese CD vom Hamburger Archiv für Gesangskunst bereits, aber sicher ist nicht jedem geläufig, daß JOSEF TRAXEL auch Lieder gesungen und aufgenommen hat. Ich wollte mit dem "Abendlied unter dem gestirnten Himmel" nur daran erinnern und ein Beispiel geben, zumal ich dieses BEETHOVEN-Lied und dessen Interpretation einfach großartig finde.


    Gruß

    wok

    Als Schubert-Verehrer finde ich, ist dieser von Wiliam B. A. inizierte Thread, der einem einzelnen Werk, der B-Dur Klavier-Sonate D. 960, gewidmet ist, in seiner hohen Qualität der Besprechungen eine Perle des Forums.


    Franz Schubert, Klaviersonate Nr. 21 B-dur D.960, CD (DVD)-Rezensionen und Vergleiche (2017)


    .

    Dem kann ich mir nur voll und ganz anschließen! Das sind Besprechungen auf höchstem Niveau, und diese Interpretationsvergleiche sind auch noch spannend wie eine Krimi! Es bleibt das Geheimnis von William B. A., wie man eine so aufwändige Arbeit noch zeitlich bewältigen kann neben den zahlreichen täglichen Erinnerungsbeiträgen über Verstorbene, und Geburtstags-Glückwünsche an lebende Musiker!


    wok

    Lieber Carlo,


    Das ist ja großartig und unglaublich, was Du das alles über JOSEF TRAXEL weißt! So viele Infos über ihn habe ich bisher noch nie auf so kleinem Raum und in so kurzer Zeit erfahren! Als ganz großer TRAXEL-Verehrer danke ich Dir vielmals für diesen Beitrag, der mich dem Menschen JOSEF TRAXEL nun NOCH näher bringt!! Wer so viel Schlimmes in seinen jungen Jahren erleben mußte wie JOSEF TRAXEL, und trotzdem die Musik zu seinem Lebensinhalt auserkor, bei dem muß sich all das Erlebte wohl auch unbewußt in seiner Stimme und seinem Vortrag niederschlagen. Und tatsächlich höre ich in all seinem Gesang immer eine gewisse Melancholie, Tiefe und Menschlichkeit heraus, die berührt und für sich einnimmt, ein gewinnendes Attribut, das ich bei so manchem sogenannten STAR-Tenor eben mitunter vermisse!.


    Vor allem: schön zu wissen, daß es in unserem Forum mit Dir einen weiteren großen TRAXEL-Verehrer und vor allem -Kenner gibt!


    Viele Grüße

    wok

    Lieber Nemorino,


    Danke für Deine Mail. Ja, eine solche Ausstellung, zumal wenn sie das letzte Mal gezeigt wird, sollte man auch nicht verpassen.

    Adele Stolte,    deutsche Sopranistin, * 12. 10. 1932 --- 87. Geburtstag

    Stolte-Adele-03.jpg

    ADELE STOLTE - am gleichen Tag wie LUCIANO PAVAROTTI geboren! - leider hat sie nie annähernd dessen Berühmtheit erlangt!

    Ich freue mich sehr darüber, daß es sie noch gibt und hoffe sehr, daß sie sich noch bei guter Gesundheit befindet. Ich übermittle ihr an diesem denkwürdigen Tag meine allerherzlichsten Glückwünsche.


    Seit meiner frühen Jugend fand sie, und vor allem ihr Gesang, mein besonderes Interesse. Mit ihrem so natürlichen, frischen, unmaniriertem, glockenreinen - manche bezeichnen diesen auch als engelhaften - Gesang verbreitet sie auch stets ein aufhellende Stimmung. Nicht umsonst machte auch KURT MASUR über sie den schon berühmt gewordenen Ausspruch: Wenn sie erschien, ging die Sonne auf", und diesen Ausspruch wählte ich ja auch als Titel für meinen Thread vom 19.06.2012 über ADELE STOLTE in diesem Forum.


    ADELE STOLTE stand wohl nur selten auf der Bühne, sie war umso mehr eine bedeutende, hochqualifizierte Oratorien- und Konzertsängerin mit dem Schwerpunkt auf Barockmusik. Besonderes Ansehen genoß sie als BACH- und HÄNDEL-Interpretin, und in ihren Koloratur-Arien bestach sie auch mit ihrer so hellen, verinnerlichten Stimme.


    Neben GERTRAUD PRENZLOW, GÜNTER NEUMANN und SIEGRIED VOGEL gehörte sie auch zum Solisten-Quartett der ersten deutschen Live-Fernsehübertragung von BEETHOVEN's 9. Sinfonie mit der STAATSKAPELLE DRESDEN unter KURT MASUR 1970 aus der DEUTSCHEN STAATSOPER BERLIN, eine Einspielung, in der ihr so frischer, eindringlicher Sopran alles überstrahlte. Sie sang also nicht nur Barockmusik, sondern 1966 nahm sie z. B. auch mit dem GEWANDHAUSORCHESTER unter VACLAV NEUMANN GRIEG's "Peer Gynt" Suite auf.


    Die meisten ihrer Einspielungen erschienen auf ETERNA" und DGG. Auf "ETERNA" erschien auch eine Aufnahme von BACH's Matthäuspassion mit dem GEWANDHAUSORCHESTER unter ERHARD MAUERSBERGER, dem THOMANERCHOR und dem DRESDNER KREUZCHOR, sowie den weiteren Gesangssolisten BURMEISTER, SCHREIER, ROTZSCH und ADAM.


    Leider schränkte die deutsche Teilung die Bewegungsfreiheit von ADELE STOLTE zeitweise erheblich ein, so daß sie in der BRD erst ziemlich spät die längst verdiente Aufmerksamkeit fand.


    Wenigstens zeichnete 2007 MATTHIAS PLATZEK die Sängerin mit dem "VERDIENSTKREUZ AM BANDE" des Verdienstordens der BRD aus. Ihr künstlerisches Lebenswerk verdient aber auch unsere größte Hochachtung und unser weiteres Interesse an ihrer sängerischen Hinterlassenschaft.




    wok


    Lieber Carlo,


    Wer hätte das gedacht, daß es in diesem Forum noch jemanden gibt, dem ADELE STOLTE nicht nur ein Begriff ist, sondern der auch so viele Aufnahmen von ihr besitzt! Ich freue mich darüber, denn ich interessiere mich für diese Sängerin schon seit Beginn der 60er Jahre. Die meisten der von Dir genannten Aufnahmen besitze auch ich, und wohl noch einige mehr. Sie hat ja auch eine ganze Reihe von Liedern aufgenommen, vor allem mit WALTER OLBERTZ und auch ihrem EHEMANN WOLFRAM IWER. Besonders interessant ist ja auch Ihre Mitwirkung in BEETHOVEN'is Neunter mit der STAATSKAPELLE DRESDEN unter KURT MASUR in der denkwürdigen ersten deutschen Live-Fernsehübertragung der 9. Sinfonie 1970 aus der DEUTSCHEN STAATSOPER BERLIN. Leider gibt es da ja nicht allzu viel zu singen, doch wie sie sang, geschah in beeindruckender Bravour.


    Gerade heute feiert sie ihren 87. Geburtstag. Möge sie unsere Beiträge über sie lesen und sich an unserem anhaltenden Interesse an ihrem Wirken erfreuen.


    Viele grüße

    wok