Theater Lübeck, Turandot. Mai 2010

  • Am Freitag vor Pfingsten war Premiere von Turandot im Theater Lübeck. Nach den tollen ersten 3 Teilen des Rings war ich äußerst gespannt, ob Turnadot in gleicher Qualität aufgeführt wird und war ein wenig enttäuscht. Turnadot hat mit Turnadot, Liu, Calaf, Ping, Pang, Pong tolle Rollen, aber der Chor ist von herausragender Wichtigkeit. Leider war der Lübecker Chor nicht so gut, aber dazu später.
    Das Bühnenbild in allen drei Akten ist eine stilisierte Häuserflucht vor einer (Palast?)-Mauer alles im gleißenden weiß, wie man dem Programmheft entnehmen konnte der Trauerfarbe Asiens, Auch alle chinesischen Figuren waren weiß angezogen, jedoch waren einige Accessoires im hellen Rot. im Vordergrund war ein Vorhang gespannt. Ping, Pang, Pong waren als Figuren der Commedia dell’arte gezeichnet und sie bedinten auch den Vorhang und diverse quadratische Kästen die mal als Podest, als Sitzgelegenheit oder auch als Thron für Atoum dienten. Die Auftritte Atoums und Turandots erfolgten über eine wie ein Zugbrücke aus den höheren Spären herabgelassenen Treppe. Calaf, Timur und Liu hatten tartarische Kostüme in Erdfarben an.
    Der erste Akt ist wegen der enormen Bewegung auf der Bühne etwas unübersichtlich. Seltsam ist jedoch, dass Ping, Pang, Pong unmittelbar daneben stehen, wenn Calaf und Timur sich begrüßen. Insgesamt wirkte der erste Akt etwas unstrukturiert und unklar. Die erste Szene des zweiten Aktes war gut gelungen. Ping, Pang, Pong stetzen ihre roten Accesoires gut ein und bewegen sich großartig. Die Commedia dell’arte Figuren sind deutlich herausgearbeitet.
    Gut auch die "Frage-Szene" mit einem gut aufgestellten Chor.
    Am besten gefiel mir jedoch der dritte Akt. Die seltsame Verrohung Ping, Pang, Pongs ist plötzlich verständlich und die Metamorphose Turnadots von der Massenmörderin in das liebende Frauchen wir abgemildert, sie wirkt schon im Auftritt weicher als im zweiten Akt.
    Musikalsich war ich etwas enttäuscht. besonders im ersten Akt konnten sich Chor und Orchester nicht auf ein gemeinsame Tempo einigen, zu forsch war für mich das Orchester unter der leitung von Philippe Bach. Der Chor war verstärkt durch den Extrachor und Mitgliedern des Freien Opernchores Coruso, sowie des Kinder- und Jugendchors Vocalino. Da war wohl nicht ausreichende Probezeit der Chöre. Schade, denn für mich lebt Turandot vom Chor und einer guten Ensemblearbeit.
    Um mich herum war die Begeisterung für Maria Zhang als Calaf groß. Im dritten Akt gefiel er mir auch besser, allerdings fehlte mir Volumen und Ausdruck. Ich fand ihn nicht leidenschaftlich sondern eher hölzern. An der Präzision war allerdings nichts auszusetzen. Wahrscheinlich war ich aber wegen der völlig versauten Tamtam-Schlägen am Ende des ersten Aktes verärgert. Es ist aber auch eine idiotische Idee des Regisseurs (Wolfgang Quetes) den Calaf mit dem Rücken zum Dirigenten aufzustellen und ihn durch Faustschläge an die Mauer des Palastes die Schläge zeigen zu lassen. Solche Schlüsselstellen dürfen einfach nicht in die Hose gehen. Großartig war Anne Ellersiek als Liu, die allerdings ja auch die dankbarste Partie hat. Sie erhielt berechtigt den größten Beifall. Großartig auch Steffan Kubach, Patrick Busert und Daniel Szeli als Ping, Pang und Pong, für mich die Besten des Abends. Kubach und Busert sind Lieblinge des Lübecker Publikums und spielen und singen mit diesem Bewusstsein und erwerben sich bei jedem Auftritt die Zuneigung des Publikums erneut. Andreas Haller als Timur hat ja nicht sonderlich viel zu tun, war aber im ersten At ein Lichtblick. Frieder Stzricker als Atoum war mir schon in Hamburg ein Rätsel. Ist das wirklich Gesang was er da macht?
    Aber wie war nun Elisabeth Whitehouse als Turandot? Einerseits großartig (besonders im dritten Akt) und überzeugend im Spiel. Andererseits hatte ich bei questa reggia das Gefühl, sie habe nicht alles - insbesondere bei den Höhen - gesungen. Zu hause habe ich es mir noch 2-3 mal angehört, war mir aber dann doch nicht sicher. Vielleicht liegt es aber auch am runden und eher warmen timbre, was für mich, nicht so gut zur Prinzessin aus Eis passt.
    Insgesamt war es gut, aber nicht überragend. Man muß sicherlich - im Gegensatz zum großartigen Ring - nicht extra nach Lübeck reisen um diese Turnadot Inszenierung zu sehen, aber man kann es durchaus machen wenn man in der Nähe ist. Oder man sieht es sich in Münster an, wo die gleiche Inszenierung aufgeführt wird.

  • Sie war hier zu sehen (Premiere war 2008 ), allerdings habe ich sie mir geschenkt. Auch die Hauptrollen waren hier gleich besetzt. Quetes war ein guter Intendant (er verlässt das Haus dieses Jahr), aber als Regisseur hat er mich leider nicht überzeugen können.
    Danke für deinen Bericht! :jubel::jubel: