REZENSION OPER DVD
OFFENBACH: Hoffmanns Erzählungen (französisch)
Libretto von Jules Barbier und Michel Carre nach Erzählungen von E-T- A. Hoffmann
Aufzeichnun 1981 Covent Garden
Inszenierung und Ausstattung: Traditionell konventionell, jedoch mit zahlreichen skurillen Details versehen
Generelle Beurteilung : SEHR GUT
Dauer 131 Minuten
Hoffmann: --- Placido DOMINGO
Olympia: --- Luciana SERRA
Antonia: --- Ileana COTRUBAS
Giulietta:--- Agnes BALTSA
Coppelius: --- Geraint EVANS
Doktor Mirakel: --- Nicola GHIUSELEV
Dapertutto: --- Siefried NIMSGERN
Andreas,Cochenille: --- Paul CROOK
Franz: --- Bernard DICKINSON
Spalanzani: --- Robert TEARS
Pittichinaccio: --- Francis EGERTON
Geist von Antonias Mutter: --- Phyllis CANNAN
Crespel: --- Gwynne HOWELL
Schlehmihl: --- Philip GELLING
Nikolaus/Muse:--- claire POWELL
Natnanael:--- Robin LEGGATE
Lutter: --- Eric GARETT
Chor und Orchester Royal Opernhaus Covent Garden
Dirigent:--- Georges PRETRE
Wie schon bei der Zauberflöte habe ich auch diesmal 3 Inszenierungen, welche auf DVD verewigt wurden gekauft, um sie anzusehen und zu besprechen
Ich habe inzwischen alle drei gesehen und kann Zwischenvergleiche ziehen
Die Londoner Aufführung aus Covent Garden ist in französischer Sprache und wird mit den von fremder Hand komponierten Rezitativen gegeben.
Die französische Sprache verleiht dem Werk eine gewisse Eleganz, die im Deutschen fehlt, jedoch die Szenen in Lutters Keller wirken dadurch nicht so „deutsch“ obwohl man viel aufgeboten hat um diesen Eindruck zu erzielen
Optimal gelungen wiederum die Szene in Spalanzanis Physikkabinett einer Mischung aus wisenschaftlichem Labor und elegantem Salon, übereall sind Modelle oder Modellzeichnungen zu finden., wenngleich völlig anders als in Felsensteins Fassung. War dort Spalanzani als böhmakelndes komplexbehaftetes und schüchternes Nervenbündel dargestellt präsentiert sich Robert TEARS in dieser Rolle als selbstsichere elegante Erscheinung, wenngleich er sich des Funktionierens seiner „Tochter“ Oympia nicht immer ganz sicher ist. Cochenille ist hier als lebenswürdig lächelnder Homunkulus dargestellt, offenbar auch ein Produkt Spalanzanis, die Nähte am Schädel sind unübersehbar. Dass Placido Domingo - zu diesem Zeitpunkt auf dem Höhepunkt seiner Karriere – ein stimmlich souveräner und eleganter Hoffmann ist muss wohl nicht extra erwähnt werden.
Ich habe in der habe Rudolf Asmus in der Felsenstein Inszenierung als vorzüglich bezeichnet – und hier hat er einen würdigen Nachfolger, wenn er nicht sogar nach übertroffen wird, aber dieses kleine Plus verdankt Robert Tears der französischen Sprache, die noch dazu einen Akzent aufweist, und dadurch wirkt die Figur noch skurriler. Sie wirkt zu Beginn ihres Auftritts keineswegs bedrohlich, sondern eher wie ein selbstgefälliger Zauberkünstler der um Beifall buhlt. Jede Bewegung, jeder Schritt, jeder Ausdruck seines Gesichts, signalisiert, welch großartiger Künstler er doch ist, der Vater der Herr Barometermacher….
Als er seinen Mantel öffnet wie ein Exhibitionist und stolz sein Repertoire an Augen und Brillen, welches in den Mantelinnentaschen untergebracht ist, vorzeigt, da kann das englische Publikum ein Auflachen nur mühsam unterdrücken.
Ein interessanter Regieeinfall ist, dass wenn Hoffmann erstmals die die Brille aufsetzt deren Wirkung dem Publikum vor Augen geführt wird. Die Umgebung um Olympia wird rosa angestrhlt, die Puppe als Mensch gesehen. Ansonst sieht das Publikum Olympia, als das was sie ist: als Puppe. Luciana Serra ist eine Luxuspuppe, das vornehme Gesicht ist aus Porzellan, auch sonst alles vom Feinsten, Die Stimme hervorragend – und dennoch puppenhaft.
Und das ausdruckslose Gesicht – eine Meisterleistung,
Die Gesellschaft ist wiederum als Karikatur gezeichnet. Die Hässlichkeit der Roben übertrifft sogar jene , die man gelegentlich am Wiener Opernball sieht.. Gier, Neugier, und Arroganz ist in die Gesichter der Damen gemalt, Stumpfsinn und Ignoranz in jene der Herren
Spalanzani spielt den souveränen Gastgeber und Zeremonienmeister, aber wenn die Puppe kritische Momente hat.
Dann weicht sein selbstgefälliges Grinsen dem Ausdruck konzentrierter Aufmerksamkeit.
Elegant tanzt er mit der Puppe, dann muß sie ihre Aria vortragen, begleitet von einer Harfe deren mechanisch Hände volautomatisch das Instrument bedienen, nachdem das Federwerk aufgezogen wurde.
Immer wieder – die Puppe ist offensichtlich batteriebetrieben – muss der Akku aufgeladen werden .Als sie letztlich ausrastet versucht Spalanzani dies zu kaschieren indem er das absenkbare Zelt über sie stülpt und wahrhaft an allen Hebeln zieht.
In diesem Moment stürzt Coppelius ins Zelt und kommt nach wenigen Sekunden mit der zertrümmerten Puppe heraus, deren Augen an zwei federn befestigt aus dem zertrümmerten Kopf ragen. Coppelius legt die Puppenleiche dem völlig
Zerstörten Hoffman in den Arm und überstreut das „Paar“ mit Konfetti. Unter höhnischem Gelächter der Gesellschaft endet der erste Akt.
Der Zwischenapplaus nach diesem Akt muß als frenetisch bezeichnet werden – und das zu recht.
In dieser Inzenierung wird der Venedig-Akt vor jenem in Crepels Haus gespielt, eine Entscheidung, die meiner Meinung nach richtig ist.
Diese Inszenierung setzt in jedem Akt andere Sänger für die Rollen der Geliebten Hoffmanns ein, aber auch die Bösewichte und gestörten Kreaturen sind jeweils individuell besetzt.
Man vergibt dadurch zwar die Andeutung, dass sich bei Hoffmann das Unglück immer wieder durch die gleichen bösen Mächte einstellt, erreicht aber eine bessere Anpassung der Sänger an die jeweiligen – sehr unterschiedlichen stimmlichen Anforderungen.
Dennoch – bei aller Liebe zu ihrer Stimme – Agnes Baltsa ist für mich als Kurtisane nur schwer vorstellbar….
Einsrucksvoll wenn Dapertutto in einer Trauergondel ankommt. Ich hatte oft den Eindruck dass diese Figur für den Tod steht – aber der Textdichter hat ihr einen Namen mit Bedeutung gegeben: „Dappertutto“, was im italienischen „überall“ bedeutet, in unserem Sinne „allgegenwärtig“ - und auch ein Synonym für den Teufel ist.
Wie auch in der Felsenstein-Inszenierung wird hier die Diamanten –Arie gesungen (in manchen Inszenierungen „Spiegel Arie), obwohl die Urheberschaft Offenbachs gelegentlich angezweifelt wird. Besonders hervorheben möchte ich die hervorragend gesungegnen Ensemble-Szenen, die in unheimlichem Kontrast zur düsteren Handlung stehen….
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Der Antonia Akt ist hier aks dritter Akt eingeteilt, er beeindruckt mich auch in dieser Inszenierung mehr, als jener swe in Venedig spielt.
Crespels düstere Wohnung , hier in braun-beige gestaltet und dunkel ausgeleuchtet, ist fürwahr eine gespenstische Kulisse, Ileana Cotrubas ist die ideale Antonia und Ghiuselew der ideale Doktor Mirakel, dessen Ausstrahlung auch mir als Zuschauer einen kalten Schauer über den Rücken jagt.. Aber da ist noch ein Element, das diese Szene so süster unheuimlich und dennoch spannend macht. Es ist das superbe Dirigat von Pretre, der ein Meister der Einfangens bzw Erzeugens von Stimmungen ist.
Aber auch die schauspielerischen Leistungen sind überragend, der angsteinflössende Dokter Mirakel und die zwischen Euphorie, fanatischem Bedürfnis zu Singen, und Angst schwankende Antonia… besser geht’s nicht.
Gespenstischer Höhepunkt: Wenn sich die tür des Kachelofens öffnet, daraus Feuer und Rauch quillt und Mirakel durch diese Tür den Raum verlässt – dann ist kein Zweifel an der Identität Mirakles mehr möglich…..
Den Epilog habe ich immer für den schwächsten Teil des Werkes gehalten, und daran har sich auch nichts geändert. In dieser Inszenierung ist er erfreulich kurz gehalten.
Resume:
Eine glänzende Inszenierung, wunderbar ausgestattet, gespielt und gesungen.
Nahezu ein Idealfall…….
c 2010 by Alfred Schmidt
für Tamino Klassikforum Wien
exklusiv