Fono Forum August & September 2011 oder gefangen im Netrebkowahn

  • Das sich Frauenjournale wie Brigitte oder Freundin erblöden bei jeder Sängerin die in der Lage ist drei Töne richtig zu treffen und zudem noch das Glück hat eingiermaßen sexy auszusehen, hier gleich von einer neuen Netebko zu sprechen ist verständlich, zumal man dort ja auch keinen musikalischen Fachverstand vorraussetzt.
    Bei einem Blatt allerdings, das sich Klassik Magzin nennen möchte, darf dann aber doch etwas mehr erwartet werden.
    Wobei man allerdings jenen umjubelten Netrebkos zu gute halten muß, das sie anders als noch vor 15 Jahren heute das Glück haben nur noch als Netebkoklon und nicht mehr als neue Callas ausgerufen zu werden.


    Im August war man sich nicht zu schade daraufhinzuweisen das Nino Machaidze jetzt wohl der neue Netrebkoklon sein, nur weil sie für die Dame 2008 in Salzburg einsprang, während man im September dieses wohl schon wieder vedrängt hatte, denn jetzt heißt der neue Klon plötzlich Olga Peretyatko auf stimmliche Unterschiede wird dann nur noch rein proforma eingegangen, man wollte sich wohl doch nicht gänzlich blamieren, der Hinweis allein war ja schließlich auch schon peinlich um nicht zu sagen unwürdig genug.
    Wir dürfen jetzt gespannt sein wer vom Fono Forum als nächste Netrebko ausgerufen, hier schon einmal vorab einige Kandidatinnen: Eglise Guttierez ( La Sonnambula, Lucia di Lammermoor ), Elena Mosuc ( I Puritani, La Sonnambula, Lucia di Lammermoor, La Traviata ), Darina Takova ( Lucia di Lammermoor, La Triaviata ), Fiorella. Burato ( La Traviata ) und zu guter letzt Norah Amsellem ( I Puritani, La Boheme, La Traviata )*



    * Ich mich bei der Rollenauswahl auf die mir vorliegen CD aufnahmen berufen und diese natürlich dann auf die Rollen die auch Anna Netebko shcon gesungen hat eingegrenzt, das Repertoire der Damen ist natürlich umfangreicher.

  • Lieber Sven,


    mit Deinem Beitrag "Netrebko-Klons" liegst Du sicherlich richtig. Nur liege ich richtig, dass das "FonoForum" so etwas wie ein rotes Tuch oder die Inkarnation dessen ist, was eine Fachzeitung nicht machen sollte? Ich lese die "Opernwelt", "Opernglas" und den "Neuen Merker". "FonoForum", das ich ebenfalls abonniert habe, hat häufig sehr ernstzunehmende Artikel, bietet mir eine gute Übersicht, berichtet aus der Szene und mir gefällt gerade auch der lockere nicht zu akademische Stil.
    Mein Gott lieber Sven, wie oft wären wir beide verheiratet, wenn alle den gleichen Geschmack hätten.
    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Lieber Sven,


    ich freue mich über die Werbung, die Du hier für FonoForum machst. In unserer Zeit ist ein derart wütender Beitrag wie der Deinige wohl ungleich geeigneter, jemand neugierig zu machen, als Lobeshymnen.


    Vielleicht animieren Deine Zeilen ja jemanden, der auf einen verspäteten Zug wartet, sich in der Bahnhofsbuchhandlung noch schnell das aktuelle FonoForum zu holen, um sich selbst ein Bild zu machen. Wer weiß.


    Zu Deinem einleitenden Statement:


    Das sich Frauenjournale wie Brigitte oder Freundin erblöden bei jeder Sängerin die in der Lage ist drei Töne richtig zu treffen und zudem noch das Glück hat eingiermaßen sexy auszusehen, hier gleich von einer neuen Netebko zu sprechen ist verständlich, zumal man dort ja auch keinen musikalischen Fachverstand vorraussetzt.
    Bei einem Blatt allerdings, das sich Klassik Magzin nennen möchte, darf dann aber doch etwas mehr erwartet werden.


    FonoForum spricht nicht von einer neuen Netrebko, wie Du es behauptest. Im Gegenteil. Wohl wird erwähnt, dass es solche Meinungen schon zu hören gab. Aber nur, um gleich darauf einen wesentlichen Unterschied beider Sängerinnen herauszuarbeiten: das Stimmfach. Gefolgt von einer Beschreibung der Stimme der Peretyatko, die nun wirklich anders klingen muss, wenn diese Beschreibung nur halbwegs zutrifft. Deine Behauptung, hier würde eine Netrebko-Nachfolgerin ausgerufen, kann ich nicht nachvollziehen.


    Was folgt, ist ein biografischer Abriss. Was ich danach gelesen habe, hat mich sehr gefreut: Dass Frau Peretyatko ihre Karriere langsam angeht. Die Traumrolle der Violetta wurde ihr mehrfach angeboten - sie hat abgelehnt. Bisher gab es Blumenmädchen im Parsifal, Waldvogel im Siegfried, den Hirten im Tannhäuser, die Zerbinetta, die Titelpartie in der "Rossignol" Stravinskys. In Wien wird man sie mit der Gilda und in New York mit der Fiakermilli (Arabella) hören - im Jahr 2013.


    Auf mich wirkt diese Darstellung in FonoForum seriöser als das, was Du darüber schreibst. Habe ich Dich wirklich richtig verstanden?


    Ansonsten gibt es:


    - selbstverständlich - die Bestenliste des Preises der Deutschen Schallplattenkritik 3/2011,
    - einen Bericht von einem Gespräch mit Jordi Savall zu dessen 70. Geburtstag,
    - einen sehr interessanten Artikel über Opernregie in Deutschland, den ich allen Regietheatergegnern und -befürwortern gerne empfehle,
    - dazu passend ein Interview mit Hans Neuenfels,
    - einen kenntnisreichen Artikel über Julia Varady zu deren 70. Geburtstag,
    - im "Klassik-Kanon" werden dieses Mal Aufnahmen der "Alpensinfonie" von Richard Strauss besprochen (für mich eine überraschende Wahl)
    - einen Bericht über das Minguet-Quartett
    - einen Artikel über das Filmklischee vom klassikliebenden psychopathischen Serienmörder,
    - Tipps zur Boxenaufstellung


    Ferner hochkarätigste Buchempfehlungen:


    - Udo Bermbach: "Richard Wagner in Deutschland" - der dritte und letzte Teil seiner Wagner-Trilogie, wohl die herausragende Wagner-Veröffentlichung der letzten zwanzig Jahre auf dem Buchmarkt
    - Johannes Forner: "Ludwig van Beethoven - Die Klaviersonaten" - man wird auf 180 Seiten nicht allzu Tiefes über 32 (+ 3 frühe) Sonaten erwarten dürfen, aber als erster Schritt empfehlenswert
    - Meinrad Walter: "Johann Sebastian Bach, Johannes-Passion. Eine musikalisch-theologische Einführung"
    - Marie-Agnes Dittrich: "Musikalische Formen" (aus der Reihe "Bärenreiter Basiswissen")


    ... und wie immer zahlreiche CD- und DVD-Kritiken mit Blicken auf historische Aufnahmen wie auf Allerneuestes.


    Ich habe mal wieder mit viel Genuss gelesen.