Juan Luria (1862-1943)


  • Das Gedenken an die Novemberpogrome der Nationalsozialisten gegen die jüdischen Mitbürger möchte ich zum Anlass nehmen, auch an den Bariton Juan Luria zu erinnern, der 1943 im Vernichtungslager Sobibor ermordet wurde. Für mich gehört er zu den begabtesten Vertretern seines Fachs. Luria, 1862 in Warschau als Johannes Lorie geboren, debütierte 1884 an der Wiener Hofoper und war von 1885 an am Hoftheater Stuttgart engagiert, wo er mit dem Titel "Königlich Württembergischer Hofopernsänger" geehrt wurde. 1890 folgte der dem Ruf für eine Saison an die Metropolitan Opera New York. Mit Beginn des Jahres 1891 lebte er in Italien, wo er unter dem Namen Giovanni Luria an der Mailänder Scala engagiert wurde. 1893 kreiert er an diesem Haus den Wotan in der italienischen Erstaufführung der „Walküre'' - in italienischer Sprache. Nach Deutschland zurückgekehrt nahm er in Berlin seinen Wohnsitz und gastierte weiterhin an zahlreichen Opernhäusern. Nach 1908 widmete er sich fast ausschließlich seiner pädagogischen Tätigkeit. 1937 musste er als Jude Deutschland verlassen, und floh nach Holland, wo er zuerst in Amsterdam, später in Den Haag weiter unterrichtete. Nach der Besetzung Hollands wurde er verhaftet und in das Vernichtungslager Sobibor deportiert. *


    Die in Berlin ansässige Frida-Leider-Gesellschaft hat jetzt eine CD herausgegeben, die 24 Titel mit Luria versammelt. Es handelt sich um Übersielungen von Schelllacks, ganz vorzüglich restauriert. Das Programm reicht von Rigoletto über Tannhäuser, Carmen bis hin zu Serse, Paulus und - last but not least - La Paloma. Besonders eindrucksvolle Dokumente stellen die religiösen hebräischen Gesänge dar, die gemeinsam mit dem Chor der Neuen Synagoge Berlin aufgenommen wurden.


    Shop der Frida-Leider-Gesellschaft


    Luria verfügte über eine Eindringlichkeit der Darstellung und Dichte des Tons, wie sie selten zu finden sind.


    * Die Informationen entnahm ich dem Booklet der CD.


    Gruß Rheingold
    am 9. November 2013

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent