Ib Nörholm - dänischer Modernist (1931-)

  • Der 83-jährige dänische Komponist Ib Nörholm gilt zusammen mit Per Nörgard als Begründer der avantgardistischen dänischen Musik. Sein 1959 komponiertes Klaviertrio gilt als erste serielle Komposition Dänemarks. Die auf dieser CD versammelten Streichquartette stammen aus den 60er und 80er Jahren. Das Streichquartett Nr. 3 "Aus meinem grünen Herbarium" ist aus recht disparaten Teilen zusammengesetzt, so finden sich dodekaphone und aleatorische Sequenzen neben ziemlich tonalen und kurz gerät die Musik auch mal ins geräuschhafte. Das alles ist schlau komponiert und nicht unattraktiv, und das Danish String Quartett ist hörbar mit Lust dabei. Nörholm hat auch 10 Symphonien komponiert, von denen 9 eingespielt wurden. Also durchaus noch ein potentielles Betätigungsfeld. Ich kenne bisher keine davon.


  • Ib Norholm beging kürzlich seinen 85. Geburtstag. Sein Violinkonzert von 1974/75 ist eine lyrisch geprägtes Werk, dass es irgendwie schafft die Dodekaphonie mit der Tonalität zu versöhnen. So sind zwar viele melodischen Linien eindeutig zwölftönig, werden aber eingebettet in ein tonal grundiertes Grundgerüst. Das macht sein Violinkonzert leichter zugänglich als z.B. die von Berg oder Widmann. Das Werk ist streckenweise sehr apart und originell instrumentiert. Sehr interessant und hörenswert.
    Auf der vorliegenden Aufnahme spielt der Auftraggeber und Widmungsträger Leo Hansen, Konzertmeister des Dänischen RSO, dirigieren tut der damals noch junge Altmeister Herbert Blomstedt. Die frühe BIS-Aufnahme hat nicht ganz die Klangqualität, die wir von diesem Label gewohnt sind. Das Werk ist gekoppelt mit dem Cellokonzert von Herman Koppel, über das noch zu berichten ist.

  • Dank an Lutgra! Ich habe mir die CD soeben portofrei bestellt.


    Bei den Skandinaviern gibt es offenbar noch mehr zu entdecken als auf der Insel im Westen daneben. Schade, dass der Tag kaum sechsunddreißig Stunden hat ...


    :hello: Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Ib Norholm schreibt Musik am Rande der Atonalität, die aber oft genügend "spätromantische und impressionistische" Passagen enthält, die die Musik für mich hörenswert machen. Das gilt allerdings nicht für alle seine Stücke. So ist mir die 7. Symphonie von 1982 "Ecliptic Instincts" dann über weitere Strecke doch etwas zu dröge geraten.
    Im Gegensatz dazu ist die 8 Jahre später entstandene 9. Symphonie ein wunderbares Werk, dass genau das bringt, was der poetische Titel suggeriert: The sun garden in three shades of light". Das ist delikat instrumentierte, vom Impressionismus geprägte Klangmalerei, die an einigen Passagen fast an die wunderbare Orchestermusik von Leos Janacek erinnert. Die drei Sätze des 25-minütigen Werkes lauten: 1. Warm, bright 2. Dark, icy und 3. Joking. Singing.
    Dieses Werk ist den Kauf der CD mehr als wert.