Rudolf Laubenthal - Siegfried und Tamino zugleich


  • Rudolf Laubenthal (1886-1971) war ein deutscher Heldentenor, der wie kaum ein anderer dieses Fach beherrschte und ausfüllte. Seine Stimme klingt hell, strahlend, stählern, etwas kehlig, dabei aber immer der Schönheit verpflichtet. Er verband ein großes, unerschöpfliches Volumen mit Belcanto-Zügen. Selbst die größten Häuser konnte er ausfüllen. Laubenthal studierte zunächst Medizin und ließ sich nebenher von der Sopranistin Lilli Lehmann ausbilden, die selbst eine Weltkarriere hinter sich hatte, Richard Wagner noch persönlich kannte und bei den ersten Bayreuther Festspielen 1876 als Woglinde, Helmwige und Stimme des Waldvogels mitwirkte. Er begann als Konzertsänger. Die dabei erworbene Stimmkultur hat er beibehalten. Laubenthal trat mit Erfolg an führenden Opernhäusern auf, darunter die Dresdener Hofoper und Covent Garden in London. 1923 wurde er an die Metropolitan Opera in New York berufen, was zu damaliger Zeit noch etwas galt und erregte dort mit einem breit gefächerten Repertoire Aufsehen. Neben Tristan, Walther von Stolzing oder Siegfried, wirkte er als Aegisth und als Stewa in den Erstaufführungen von „Elektra“ und „Jenufa“ in New York mit. Auch den Tamino hat er – wie später Wolfgang Windgassen - neben dem schweren Fach immer wieder gesungen. Eben so den Hans in der "Verkauften Braut". Sein einziger Schüler war der 1939 geborene Tenor Hort Neumaier, den er adoptierte und der sich fortan Horst E. Laubenthal nannte. Die Stimme des alten Laubenthal ist beispielsweise auf einer Langspielplatte aus der Reihe „Lebendige Vergangenheit“ des Labels Preiser zu hören. Sie wurde auf CD umgeschnitten. Wer sich dafür interessiert, wie Wagner gesungen werden sollte, ja müsste, wird bei Laubenthal fündig. Leider ist von dieser Stimmkultur wenig in die Gegenwart gerettet worden.



    Wer ihn nicht selbst in seiner Sammlung hat, kann sich hier einen Eindruck verschaffen will, wie er sang: Eine Szene aus dem "Siegfried"-Finale mit Frida Leider als Brünnhilde:


    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Rudolf Laubenthal wurde am 10. März 1886 in Düsseldorf geboren. In dieser Aufnahme des Rings:


    singt er mit.


    Heute ist sein 129. Geburtstag.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Damit keine falschen Begehrlichkeiten nach einer Gesamtaufnahme entstehen: Die hier von Willi eingestellt Box ist eine Teil von vieren. Das Label Gala hatte vor sieben Jahren auf insgesamt sechzehn CDs Szenen aus dem "Ring des Nibelungen" in historischen Aufnahmen zusammengestellt. Es geht hin und her, springt zwischen den einzelnen Teilen. Eine richtige Ordnung will nicht aufkommen, was sich als Manko erweist. Trotz der langen Spieldauer ist daraus natürlich noch keine geschlossene Aufnahme des Werkes geworden. Etliche Szenen sind mehrfach vorhanden und stammen aus mehr oder weniger bekannten Editionen. Es kommt eben kaum mehr etwas hinzu. Einer bedient sich beim Anderen. Laubenthal ist in der Sammlung mit dem Auszug aus dem "Siegfried"-Finale, das ich von Youtube eingestellt hatte, zu hören. Hinzu kommen drei weitere, höchst bedeutsame Szene aus "Siegfried", nämlich Bruchstücke aus den Schmiedeliedern, aus dem Waldweben und "Heiß ward mir...", wie das Waldweben aus dem zweiten Aufzug des "Siegfried". Alle Aufnahmen werden vom Orchester der Berliner Staatsoper begleitet. Dirigent ist Leo Blech, der Nazideutschland verlassen musste, weil er Jude war und dessen Grab auf dem Berliner Waldfriedhof am Olympiastadion auf Anordnung der Behörden erst kürzlich ohne Erbarmen eingegeben worden ist, während in der ganzen Stadt gleichzeitig mit einer groß angelegten Plakat-Aktion an vertrieben und ermordete jüdische Künstler erinnert wurde. Blech war auch darauf zu sehen. Nur privatem Engagement ist es zu verdanken, dass der zunächst wie bei einer Grabschändung umgeworfene Stein, auf einem Wiesenrand in der Nähe der einstigen Grabstätte wieder aufgestellt wurde.


    Die Aufnahmen mit Laubenthal entstanden 1927 und 1928. Für damalige Verhältnisse ist das Klangbild höchst anständig. So hat sich Blech wenigsten auf diese Weise sein eigenes Denkmal gesetzt. Er bedarf nicht der falschen Trauer der Berliner Bürokraten. Ich habe ja sogar Erbarmen mit denen, weil sie nicht wissen, wer Blech gewesen ist.


    Hier nun noch ein Bild, das Laubenthal als Siegfried zeigt.


    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent