La Traviata - Volksoper 1.10.2016

  • Wieder einmal eine Repertoire -Traviata in ausgezeichneter Besetzung!


    Das Dirigat von Alfred Eschwe war angenehm und sehr Sängerfreundlich. Das Orchester hatte einen guten Tag - also waren die Voraussetzungen für die 'Sänger ausgezeichnet. Die Titelpartie wurde von Rebecca Nelsen hervorragend verkörpert, sie war zart und zerbrechlich und eine Ohrenweide! Alfredo wurde von JunHo You gesungen, ein Tenor, der eine glänzend geführte Stimme in allen Registern besitzt, gut aussieht aber in puncto Stimmgröße Defizite hat. Leider durfte er die bekannte Cabaletta nicht singen. Als Vater war der alte Haudegen Sebastian Holecek zu hören, der trotz kleineren Heiserkeiten stimmlich auftrumpfte. Die Nebenrollen waren ausgezeichnet besetzt. Also eine fast reine Freude.


    Die Inszenierung von Hans Gratzer war stimmig, wenn man sich mit dem Konzept des Regisseurs beschäftigt. Violetta lag bereits während der Ouvertüre auf ihrem Sterbebett und erlebte die Handlung bis zum Tod nach. Daher war die Drehbühne gefordert und alles andere wurde durch durchsichtige Vorhänge zu- und aufgedeckt. Ein Regietheater im besten Sinn des Wortes.


    Daher ein gelungener Abend ohne Reue.


    Erich

  • Lieber Erich,


    während du am 1.10. eine gute Repertoire-Traviata in der Wiener Volksoper erlebt hast, saß ich "dienstlich" (für den Wiener Merker!) in Saarbrücken, also am andern Ende der deutschsprachigen Opernwelt, in einer vom Broadway überwachten West Side Story, mit der das hiesige Staatstheater (halt dich fest!) die neue Opernsaison eröffnete! Da würde mich doch interessieren, ob sowas in Wien auch möglich ist. Dabei hat die Neuproduktion durchaus professionelles Niveau, wenn auch in einem anderen Sinn als in der Volksoper, nämlich vom Broadway, der alle Rechte hat, gesteuert. In Amerika gelten eben die Gesetze des Marktes, und da gleichen sich die Aufführungen wie die Eier auf dem Wochenmarkt - zumindest die Musicals. Da reicht der lange Arm Amerikas bis nach Europa. Immerhin gibt es dabei keine Verstümmelungen, stattdessen industrielle Perfektion...


    Du findest meinen Bericht im Merker-Heft 11. Zuvor im Heft 10 hatte ich Gelegenheit, mich in einem Leitartikel darüber auszulassen, was passiert, wenn die Oper die Luft anhält. (Ich nehme an, dass du als Wiener den Merker liest.)


    Mit herzlichen Grüßen vom anderen Ende deutscher Zunge


    Sixtus (inzwischen mit Wiener Logo!)