Lohengrin in der WSO

  • Eine wunderschöne Aufführung - trotz leichter Indisposition von Johan Botha.


    Dirigent: Semyon Bychkov
    Inszenierung: Barrie Kosky


    Heinrich: Kwangchul Youn
    Lohengrin: Johan Botha
    Elsa: Soile Isokoski
    Telramund: Falk Struckmann
    Ortrud: Janina Baechle
    Heerrufer: Adrian Eröd
    Chor und Orchester der Wiener Staatsoper


    Dirigent und Orchester waren einfach perfekt in Stimmung: zügig dirigiert und gespielt, keine langatmigen Zerdehnungen, gefühlvoll dort wo's sein muß - wunderbar.


    Youn: unauffällig gut.


    Botha: leicht indisponiert, er ließ auch vor dem zweiten Akt um Verständnis bitten wegen Erkältung. Dennoch, besser als so manch disponierter Tenor war er immer noch.


    Isokoski: eine sehr berührende Elsa mit passend mädchenhafter Stimme und makelloser Höhe.


    Struckmann: beeindruckend wie immer


    Ortrud: bei ihrem Schlußauftritt ein bißchen schrill, aber sonst OK. Dennoch hätte mich Baltsa als Ortrud interessiert, sie hat ja aus Krankheitsgründen die Rolle abgegeben - was Genaues weiß man nicht....


    Heerrufer: sehr gut.


    Chor: exzellent und präzise.


    Inszenierung: witzig ;-) - die Buhrufe bei der Premiere fand ich jedenfalls nicht angebracht.


    Summa summarum ein wunderbarer, vorweihnachtlicher Abend.


    Austria

    Wir lieben Menschen, die frisch heraus sagen, was sie denken - vorausgesetzt, sie denken dasselbe wie wir (Mark Twain)

  • Nach einer zweiten Aufführungsserie in der Originalbesetzung mit S.Bychkov, J.Botha, F.Struckmann etc. und einer weiteren im September 2006 mit P.Schneider am Pult und P.Seiffert als Lohengrin gibt es jetzt eine Kurzserie der Kosky-Inszenierung zu erleben.


    Dirigent: Stefan Soltesz


    Heinrich der Vogler: Kwangchul Youn
    Lohengrin: Ben Heppner
    Elsa von Brabant: Ricarda Merbeth
    Friedrich v.Telramund: Peter Weber
    Ortrud: Janina Baechle
    Heerrufer: Boaz Daniel


    Über die Inszenierung ist schon viel geschrieben worden: Tatsache ist, daß Koskys Deutung von Lohengrin breite Möglichkeiten zu Diskussionen bietet. Ich persönlich werde mich sicher nie an den Anblick der neonfarbenen Plastikspielsachen wie Riesenhase oder Lastauto gewöhnen, da ich auch keinen unbedingten zusammenhang mit der Geschichte feststellen kann. Auch das Plastikschwert und Horn, welche Lohengrin der entsetzten Elsa für den einst zurückkehrenden Bruder übergibt, entbehren nicht einer gewissen Lächerlichkeit. Aber sei`s drum: für mich zum Beispiel ist eine der schönsten und märchenhaftesten Szenen Elsas Einzug ins Münster; von mancher Seite auch als "Ornithologenkongress" bezeichnet.


    Ben Heppner singt einen beachtlichen Lohengrin. Bei der ersten Aufführung am 20.Juni gab es einige Unsicherheiten, z.B. in der Gralserzählung, aber gestern, am 23.Juni, war er wie ausgewechselt und klang sein Lohengrin dementsprechend schön und sicher.
    Ricarda Merbeth ist für mich eine Entdeckung als Elsa. Ihre klare, warme Stimme klang in allen Höhenlagen sehr sicher und berührend. Vielleicht nicht mehr ganz jungmädchenhaft, aber sehr fraulich und überzeugend in der Verzweiflung. Wunderbar.
    Kwangchul Youn ist ein schon gewohnt solider und schön singender Heinrich, Peter Weber ein tadelloser Telramund.
    Janina Baechle scheint mit der Zeit an Sicherheit zu gewinnen; ihr Ortrud bietet alle Register dieser machtgierigen und intriganten Frau. An manchen hohen Stellen, bei Rachegeschwüren oder Triumphausbrüchen ist eine gewisse Schärfe sogar passend.
    Ein wunderbarer Herrufer ist Boaz Daniel. Seit längerem hat er diesen Part von Adrian Eröd übernommen und man kann einem jeden Opernhaus nur gratulieren, das solche junge Baritonsänger im Ensemble hat.


    Herr Soltesz dirigiert den Abend ziemlich unsensibel. In heutigen Zeiten hören wir auch Wagner etwas differenzeirter als noch vor 30 Jahren, und dass das geht, hat uns S.Bychkov eindrucksvoll bewiesen. Aber speziell im dritten Akt tönen die Blechbläser so überdimensional laut, dass die Sänger einfach nicht zu hören sind und sie damit automatisch zu überforcieren gezwungen werden.


    Nichtsdestotrotz ist die jetzige Serie - dank der ausgezeichneten Sänger - ein wunderbares Erlebnis.
    Letzte Aufführung in dieser Saison: 27.Juni 2006.


    LG Jahnas:hello:

  • Hallo, Siegfried,


    tatsächlich ist die Reihenfolge, so schnell aufgezählt, etwas kompliziert.


    Dezember 2005 - erste Aufführungsserie der Neuinszenierung mit Botha, Struckmann, Isokoski, Baechle, Youn, Dirigent Bychkov.
    März 2006 - zweite Serie mit Premierenbesetzung.
    September 2006 - dritte Serie der Kosky-Inszenierung, mit Peter Seiffert, Kurt Rydl, Petra-Maria Schnitzer, Petra Lang, Dirigent Peter Schneider
    Zur Zeit gibts: Ben Heppner, Youn, Peter Weber, Ricarda Merbeth, Baechle, Dirigent S.Soltesz.


    LG Jahnas