Wilhelm Georg Berger. In der Nähe von Brasov (Kronstadt) als Sohn "siebenbürgischer Sachsen" geboren und dort auch ausgebildet zog er 19-jährig nach Bukarest, wo er als Bratschist in der Philharmonie spielte und zu komponieren begann. Er war auch Mitglied im Streichquartett und hat intensiv für dieses Genre komponiert, insgesamt 18 Streichquartette. Zwischen den Anforderungen des sozialistischen Realismus und Avantgardetendenzen sich dahinlavierend hat er u.a. 21 (andere Quellen sagen 25) Symphonien komponiert. Reger, Hindemith und Schönberg waren ebenso Vorbilder wie Webern und Messiaen. Die Musik Bergers erschien bisher vor allem auf dem rumänischen Electrocord Label, diese CD ist mein erster Kontakt mit diesem Komponisten.
Und sicher/hoffentlich nicht mein letzter, denn was ich hier höre, hat mich schwer beeindruckt.
Das lyrische halbstündige Violakonzert von 1959 nimmt schon nach wenigen Takten für sich ein, es erinnert in vielen Aspekten an das geniale 1. Violinkonzert von Sergej Prokofieff. Die vierte Symphonie von 1964 ist da schon etwas spröder, aber ebenfalls noch deutlich tonal. Es ist zweisätzig und dauert 43 min. Was hier an Ideen auftaucht, ist schon eindrucksvoll. Obwohl es bei mir zahlreichen Assoziationen von Mahler über Bartok und Schostakowitsch bis hin zum frühen Lutoslawski, Panufnik ja so gar Petterssen weckt, eine doch eigenständige hochinteressante Musik; die letztgenannten hatten ja wesentliche Teile ihres Oeuvres 1964 auch noch gar nicht komponiert. Wenn die weitere Musik von Berger vergleichbar gut ist, würde ich sagen, hier ist ein Komponist mit einer Relevanz wie z.B. Mieczyslaw Weinberg ans Tageslicht befördert worden. Ich hoffe stark, dass es cpo nicht bei einer CD beläßt.
Das RSO Berlin unter Hora Andreescu läßt keine Wünsche offen und der aufstrebende Bratschist Nils Mönkemeyer spielt betörend.