GLUCK, Christoph Willibald: IPHIGÉNIE EN TAURIDE

  • Christoph Willibald GLUCK
    IPHIGÉNIE EN TAURIDE

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    Oper in 4 Akten


    Libretto von Nicolas-François Guillard und F.G.-L. du Roullet (nach Claude Guimond de La Touche (nach Euripides))


    Uraufführungen am 18.05.1779 Paris
    23.10.1781 Wien (deutsche Fassung; Text: von Alxinger und Gluck; Orest: Tenor)
    1892 Weimar (deutsch) Bearbeitung von Richard Strauss


    Personen:
    Iphigenie, Oberpriesterin der Diane (Sopran)
    Orest, Bruder der Iphigenie (Bariton)
    Pylades, griechischer Prinz, Freund des Orest (Tenor)
    Thoas, König von Tauris (Bariton)
    Diana (Sopran)
    Ein Aufseher des Thoas (Bass)
    Ein Scythe (Bass)
    Eine Griechin (Sopran)
    Priesterinnen, Scythen, Leibwache des Thoas, Eumeniden und Dämonen, Griechen im Gefolge des Pylades


    Orchester:
    Flauto piccolo, 2 Flauti, 2 Oboi, 2 Clarinetti, 2 Fagotti;
    2 Corni, 2 Trombe;
    Timpani; Violini I e II, Viole, Violoncelli, Contrabbassi


    Ort der Handlung: Tauris
    Zeit der Handlung: Einige Jahre nach Beendigung des Trojanischen Krieg


    Am Anfang der Oper steht eine Introduktion, die in die erste Szene einmündet. Gluck hat die Ouvertüre von "L'Isle de Merlin" zugrunde gelegt, sie aber umgestellt. Hier beginnt die Introduktion mit dem 2. Teil, einem Gracioso, un poco lento, einer sehr harmonischen, idyllischen Musik. In sie hinein bricht ein ungeheuerer Sturm. Er findet nicht nur in der Natur statt, sondern auch in den auftretenden Menschen.


    1. Akt: Hain vor dem Tempel der Diane


    1. Szene (Iphigenie, Priesterinnen) Der tobende Sturm bringt Iphigenie und die Priesterinnen vor den Tempel. Iphigenie bittet die Götter um Schonung der Unschuld ("Grand Dieux! soyez-nous secourables"). Der Chor der Priesterinnen stimmt ein, der Sturm beruhigt sich. In einem großen Accompagnato erzählt Iphigenie ihren nächtlichen Traum ("Le calme reparaît"), der vom Untergang Agamemnons und Klytemnestra kündet. Da erscheint ihr Orest, doch eine höhere Macht zwingt sie ihn zu töten. Die Priesterinnen, selbst Griechinnen in Gefangenschaft, stimmen einen Trauerchor an ("O songe affreux") und bitten die Götter um Erbarmen. Iphigenie singt von Orest. Er ist die einzige Hoffnung. Wenn er tot ist, dann bleibt nur ihr eigener Tod. Eine der großen Arien, an denen die Oper so reich ist, folgt, Iphigenies "O toi qui prolongeas mes jours" (Moderato, con espressione). Ein ruhiger, flehender Gesang, den Bruder zu schicken oder ihr das Leben zu nehmen. Der Chor singt bedrückt "Quand verrons-nous tarir nos pleurs?".


    2. Szene (Iphigenie, Priesterinnen, Thoas, Wache) Nun bricht Thoas in die Szene, von Aberglauben und Angst gejagt ("Des noirs pressentiments mon âme intimidée"). Er fürchtet die Qualen der Hölle als Lohn für seine Untaten. Eine Prophezeiung weissagte ihm den Tod durch einen Fremden. Seitdem werden alle Fremden dem (geraubten) Bild der Diane geopfert.


    3. Szene (Iphigenie, Priesterinnen, Thoas, Wache, Skythen) Wilde Chöre der Skythen feiern neue Opfer, griechische Schiffsbrüchige.


    4. Szene (Thoas, Skythen, Wachen) Nach einem weiteren Chor ("Il nous fallait du sang") feiern die Skythen mit Tänzen die menschlichen Opfertiere, die ihnen die Götter gesandt haben.


    5. Szene (Thoas, Skythen, Wachen, Orest, Pylades) Orest und Pylades werden gefesselt hereingeschleppt. Sie sind zum Oper bestimmt. Der Chor der Skythen wird wiederholt.


    2. Akt: Ein Innenraum des Tempels, für die Opfer bestimmt. Auf der einen Seite ein Altar.


    1. Szene (Orest, Pylades) Orest und Pylades sind alleingelassen worden. Orest beklagt sein Verbrechen des Muttermordes. Nun hat er auch seinen Freund in Gefahr gebracht und fühlt sich als Mörder des Pylades. Orests Arie "Dieux! qui me poursuivez!" malt das Aufbäumen eines Verzweifelten. Pylades versucht ihn zu beruhigen, er ist bereit, mit ihm zu sterben, "Unis dès la plus tendre enfance", vereint mit ihm seit frühester Jugend teilt er jedes Schicksal mit dem Freund.


    2. Szene (Orest, Pylades, Aufseher des Tempels, Tempelwache) Ein Aufseher schleppt Pylades in einen anderen Raum. Kurz und ergreifend der Abschied der beiden Freunde.


    3. Szene (Orest) Es entwickelt sich nun eine Reihe von Szenen und Musikstücken, die zu dem Gewaltigsten der Musikliteratur zählen. Allein gelassen und verzweifelt glaubt Orest eine plötzliche Ruhe zu spüren ("Le calme rentre dans mon coeur"). Das Orchester straft die Worte orests Lügen.


    4. Szene (Orest, Euminiden und Dämonen) Albdruckartig tauchen die Eumeniden und ihr Chor auf ("Vengeons et la nature"). Immer wieder erneuern sie ihre Anklage. Dazwischen hört man die Seufzer und Aufschreie des gequälten Schlafenden. Als er im Aufwachen die eintretende Iphigenie erblickt, glaubt er im ersten Moment die Mutter in ihr wiederzuerkennen.


    5. Szene (Orest, Iphigenie, Priesterinnen) Der entsetzten Iphigenie und den Griechinnen erzählt nun Orest vom Tode des Vaters, dem Mord an seiner Mutter, auch Orest gibt er als tot aus.


    6. Szene (Iphigenie, Priesterinnen) Alle Hoffnung Iphigenies und ihrer Begleiterinnen scheint zerschlagen. Sie bereiten eine Totenfeier für Agamemnon vor. Daraus erwächst der ergreifende Gesang der Iphigenie ("O malheureuse Iphigénie"), eine Chorarie, die auch Schubert zutiefst beeindruckte. Der Akt klingt mit dem Chor der Priesterinnen aus ("Contemplez ces tristes apprêts").


    3. Akt: Das Gemach der Iphigenie


    1. Szene (Iphigenie, Priesterinnen) Iphigenie ist entschlossen, ihre Schwester Elektra zu unterrichten. Einem Opfer will sie zur Flucht verhelfen, damit die Botschaft nach Mykene gelangt. Iphigenie trauert um den Bruder ("D'une image, hélas, trop chérie").


    2. Szene (Iphigenie, Priesterinnen, Orest, Pylades) Orest und Pylades werden in ihr Gemach geführt.


    3. Szene (Iphigenie, Orest, Pylades) Iphigenie teilt den beiden Freunden mit, dass sie einen von ihnen retten will, um ihn als Boten nach Griechenland zu senden ("Je pourrais du tyran tromper"). Sie wählt Orest.


    4. Szene (Orest, Pylades) Orest bedrängt Pylades, dass er geht. Er will auf jeden Fall sterben und nicht am Tod des Freundes schuld sein ("Et tu prétends encore que tu m'aimes"). Im Duett streiten sie sich, wer sterben soll ("Ah mon ami").


    5. Szene (Iphigenie, Orest, Pylades) Als Iphigenie zurückkehrt, droht Orest sich lieber umzubringen, als gerettet zu werden. Die Freunde verabschieden sich voneinander.


    6. Szene (Iphigenie, Pylades) Iphigenie übergibt Pylades das Schreiben und entlässt ihn.


    7. Szene (Pylades) Pylades ist entschlossen, den Freund zu retten ("Divinité des grandes âmes").


    4. Akt: Das Innere des Tempels der Diana


    1. Szene (Iphigenie) Iphigenie bereitet das Opfer vor. Sie bittet Diane um Beistand ("Je t'implore et je tremble").


    2. Szene (Iphigenie, Priesterinnen, Orest) Die Priesterinnen führen Orest zum Opfer. Orest ist zum Tode bereit, doch ergreift ihn das Mitleid, das er bei Iphigenie verspürt. Die Hymne der Priesterinnen ("Chaste fille de Latone") begleitet die Zeremonie. Als Iphigenie widerwillig Orest töten will, erinnert sich Orest an das Opfer in Aulis. "So starbest du in Aulis". Nun erkennen sich die Geschwister - der Fluch ist gebrochen.


    3. Szene (Iphigenie, Priesterinnen, Orest, eine Griechin) Eine Griechin eilt herbei. Thoas hat die Flucht des Pylades entdeckt. Er ist auf dem Weg zu Iphigenie.


    4. Szene (Iphigenie, Priesterinnen, Orest, Thoas, Wachmannschaft) Wutschnaubend will Thoas das Opfer erzwingen und Iphigenie bestrafen ("De tes forfaits"). Als Iphigenie für ihren Bruder bittet, fordert er die Wachen auf, beide zu töten.


    5. Szene (Iphigenie, Priesterinnen, Orest, Thoas, Wachmannschaft,Pylades, Griechen) Nun stürzt Pylades mit einer Schar Griechen herein und tötet Thoas. Ein Kampf zwischen Griechen und Skythen entwickelt sich.


    6. Szene (Iphigenie, Priesterinnen, Orest, Wachmannschaft,Pylades, Griechen, Diana) Nun greift Diana ein. Sie fordert die Skythen auf, einzuhalten und die Griechen freizulassen. Das Bild der Göttin soll nach Griechenland zurückkehren. orest ist entsühnt.


    7. Szene (Iphigenie, Priesterinnen, Orest, Wachmannschaft,Pylades, Griechen) In einem kurzen a-moll/G-dur-Andante klingt noch einmal die Erregung nach. ein strahlender Chor beschließt das Werk.


    Die deutsche Fassung hat Gluck selbst bearbeitet. Er hat Rezitative neu komponiert, die nun der deutschen Sprachmelodie folgen. Die eingreifendste Änderung ist, dass er hier Orest als Tenor geschrieben hat.

  • Szenenfolge


    Personen:
    Iphigenie-Sopran
    Oreste-Bariton
    Pylade-Tenor
    Thoas-Bass
    Diane-Sopran
    Ein Skythe-Bariton


    1.Akt, 1.-6.Szene: Vor dem Eingang des Dianatempels
    1.Szene: Iphigenie, Priesterinnen
    2.Szene: Thoas, Iphigenie, Wachen, Priesterinnen
    3.Szene: Iphignie, Thoas, Skythe, Wachen, Priesterinnen, Volk
    4.Szene: Thoas, Wachen, Volk
    5.Szene: Pylade, Thoas, [Volk, Wachen]
    6.Szene: Thoas, Volk, Wachen, allgemeiner Chor


    2.Akt, 1.-6.Szene: Raum im Inneren des Tempels
    1.Szene: Oreste, Pylade
    2.Szene: Oreste, ein Oberpriester, Pylade, Tempelwachen
    3.Szene: Oreste
    4.Szene: Oreste, Eumeniden
    5.Szene: Oreste, Iphigenie, Priesterinnen
    6.Szene: Iphigenie, Priesterinnen


    3.Akt, 1.-7.Szene: Zimmer der Iphigenie
    1.Szene: Iphigenie, Priesterinnen
    2.Szene: Oreste, Pylade, Iphigenie, Priesterinnen
    3.Szene: Iphigenie, Oreste, Pylade
    4.Szene: Oreste, Pylade
    5.Szene: Oreste, Pylade, Iphigenie, Priesterinnen
    6.Szene: Iphigenie, Pylade
    7.Szene: Pylade


    4.Akt, 1.-7.Szene: Das Tempelinnere
    1.Szene: Iphigenie
    2.Szene: Iphigenie, Oreste, Priesterinnen
    3.Szene: Iphigenie, eine Griechin, Priesterinnen,[Oreste]
    4.Szene: Thoas, Iphigenie, Oreste, Priesterinnen, [Wachen]
    5.Szene: Pylade, Oreste, Iphigenie, Wachen, allgem.Chor,[Thoas, Priesterinnen]
    6.Szene: Diane, [alle oben genannten Schweigen]
    7.Szene: Alle+Chor